Sex ist keine Pflicht III
Das Zölibat befreit sowohl den Mann als auch die Frau von ihrer Abhängigkeit und ihrem Misstrauen aufeineinander und ermöglicht es ihnen, Freunde und nicht Feinde zu sein. Der irische Dramatiker, Satiriker und Literatur-Nobelpreisträger George Bernard Shaw sagte vor fast einhundert Jahren, dass das größte Hindernis für die weibliche Emanzipation die Sinneslust ist. Wir aber haben seine Empfehlung nicht beachtet und viele Feministinnen glauben weiterhin, dass mehr und besserer Sex der Weg zur Befreiung ist.
Viele Menschen sind ängstlich, über das Zölibat nachzudenken, weil sie denken, dass solch eine Lebensweise nicht möglich ist. Allerdings sagen die meisten Menschen, die das Zölibat als Teil ihrer religiösen Berufung befolgen, dass das Zölibat die leichteste ihrer Disziplinen ist und die "säkularen Zölibatäre" (säkular = weltlich, also die Menschen, die zölibatär leben, aber keiner Religion angehören) sagen, sie hätten kein Problem damit, auf Sex zu verzichten.* Leider betrachten wir den wilden, häufigen Sex als die Norm, dabei ist es das Zölibat, das den Körper und Geist befreit.
*Anmerkung Zölibat: Ich habe das Gefühl, dass das Zölibat hier ein wenig verniedlicht wird. Für die meisten Menschen stellt das Zölibat durchaus eine schwere Prüfung dar, der viele Menschen nicht gewachsen sind. Ende Anmerkung.
Sie können sich fragen, was würde aus der Menschheit werden, wenn die ganze Welt enthaltsam leben würde? Meine Antwort darauf ist, dass die Menschheit niemals vollkommen zölibatär leben wird. Darum ist diese Frage eine hypothetische Frage und hat wenig Bedeutung. Würde die Menschheit allerdings für ein Jahr enthaltsam leben, dann wäre das Problem der Überbevölkerung vielleicht gelöst. In derselben Zeit würde die Häufigkeit des Auftretens von Aids, Herpes, Gebärmutterhalskrebs und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten sofort sinken.
Wenn ich von einem positiven Zölibat spreche, dann meine ich nicht, dass die sexuellen Wünsche rigoros unterdrückt und sublimiert werden sollen oder dass es notwendig ist, Zuflucht zu kalten Bädern oder puritanischen Gewohnheiten zu nehmen. Denkt man die ganze Zeit in dieser Weise über den Sex und verleugnet sich selbst, dann hat das Zölibat keinen Sinn. Man kann nur einen Vorteil aus dem Zölibat ziehen, wenn keine sexuellen Wünsche mehr vorhanden sind. Der Wunsch nach Sex verringert sich, wenn man versteht, wie der sexuelle Trieb, die sexuelle Frustration (Enttäuschung) und die sexuelle Erfüllung entstehen. Ich werde versuchen, dieses in den
folgenden Kapiteln zu erklären. Wir haben Angst, den Sex loszulassen, weil wir nicht wirklich verstehen, was der Sex ist. Wenn wir dies verstehen, kann der Einfluss von Sex auf unser Leben reduziert werden.
Der vorherrschende Mythos ist, dass die einzig richtige Art zu leben, durch ein aktives und abwechslungsreiches Sexualleben gekennzeichnet ist. Wir haben nicht verstanden, dass die Alternative, ein zölibatäres Leben, sehr zu empfehlen ist. Aber das Zölibat kann nicht als positiv empfunden werden, wenn man denkt, dass man etwas aufgibt. Es wird sich nur ein Erfolg beim Zölibat einstellen, wenn man erkennt, dass man sich von der sexuellen Verhaftung lösen kann. Ich bin mir sicher, dass das Zölibat, nicht unbedingt als eine lebenslange Verflichtung, sondern als eine Option für eine bestimmte Zeit, weit mehr Vorteile hat, als die verzweifelte Suche nach immer größeren und besseren Orgasmen.
Sex ist keine Pflicht I
Sex ist keine Pflicht II
Quelle:
Sex is not compulsory