Joey
Sehr aktives Mitglied
stimmt schon. Andererseits finde ich es auch etwas seltsam, eine Beziehung gleich aufzugeben, wenn nicht immer und zwangsläufig alle sexuellen Bedürfnisse abgedeckt werden können oder wollen.
Darum rede ich ja immer davon, dass es auch sowas wie Freundschaft zwischen Männern und Frauen gibt. Wenn sich eine dauerhafte Diskrepanz zwischen den sexuallen Bedürfnissen ergibt, dann trennt man sich halt... allerdings nur sexuel. Es spricht ja rein gar nicht dagegen, dass man weiter miteinander redet.
Dem Trieb alle Ehre - er ist dennoch nicht alles, was eine Beziehung ausmacht. Und sollte es Phasen geben, wo einer nicht so will, wie der andere, dann kann man ja erstmal versuchen, es anders zu klären, statt sich gegenseitig gleich - wegen dieser einen Sache - in den Wind zu stoßen.
Wenn es sich um Phasen handelt, hast Du vollkommen Recht. Es wird keine sexuelle Beziehung geben, in der sich beide ständig einig sind. Aber bei einer dauerhaften Diskrepanz... wenn einer der beiden sagt: "Ich will nie wieder Sex haben." Es ist sein/ihr gutes Recht. Es ist aber auch das gute Recht des anderen sich Sex zu wünschen. Und, die einzige Möglichkeit beiden Gerecht zu werden ist eine Trennung... wenn auch nur eine sexuelle. Wie gesagt, das muss nicht heißen, dass sie sich gegenseitig in den Wind stoßen.
Klar, letztendlich ist es wohl so, daß man sich so entscheidet, wie es einem am wichtigsten erscheint. Wenn die eine Person den Schwerpunkt auf das Sexuelle legt, legt eine andere den Schwerpunkt vielleicht auf andere gemeinsame Dinge. Mir selbst wäre in einer Beziehung z.B. wichtiger, daß ich mich mit dem anderen austauschen kann, mit ihm wachsen kann (also geistige gegenseitige Anregung). Sex würde wohl auch einen Punkt einnehmen, aber vermutlich keinen so großen Stellenwert - zumindest nicht auf diese Weise, was unter Sex allgemein verstanden wird.
Da spricht auch rein gar nichts dagegen. Das bedeutet, dass Du nie mit jemandem eine Liebesbeziehung eingehen solltest, der den Schwerpunkt auf der Sexualität liegen hat. Aber eine Freundschaft ist doch möglich. Du kannst mit so jemandem reden, und ihr beide könnt auch an diesen Gesprächen wachsen.
Und dann kann der Partner sich nun überlegen, ob er z.B. einer Frau (oder auch Mann) den Rücken kehrt, die in vielen Dingen praktisch/handwerklich/kreativ veranlagt ist, intelligent
, spirituell
, sich mit den Fragen des Universums auseinandersetzt
, ähnliche Übungssysteme ausführt
- aber eben nicht jeden zweiten Tag Sex will, sondern seltener (dafür dann aber vielleicht um so intensiver, eben grad weil nicht so oft).
Er soll ihr ja nicht komplett den Rücken kehren. Ich schreibe ja gerade gegen diese ganz-oder-garnicht-Mentalität. Die beiden können ja auch sagen: "Ok, wir haben unterschiedliche Wünsche was Sexualität angeht, ansonsten verstehen wir uns aber prächtig. Also lassen wir uns "sexuel frei"; der Partner, der mehr Sexualität will, kann sie sich holen. Das heißt aber nicht, dass es keine weiteren gemeinsame Unternehmungen/Gespräche geben wird.
Oder er kann sich auch für eine Frau entscheiden, die das anhängliche Hündchen spielt und ihm all seine Phantasien erfüllt. Und für geistreiche Gespräche geht er dann zwei mal die Woche in seinen philosophischen Männerclub, renovieren muß er auch alleine und da seine Frau sich langweilt, muß er ihr genügend Taschengeld geben, damit sie den ganzen tag über einkaufen gehen kann.
Abgesehen davon, dass ich nicht glaube, dass alle Frauen, die sich häufigen Sex wünschen, gleichzeitig diesem Klische entsprechen, würden in dieser Beziehung andere Punkte wohl arg benachteiligt werden, wie Du ansprichst. Auch nicht gut. Da würde auch keiner der beteiligten glücklich mit werden.
- Zugegeben, daß ist jetzt sehr überspitzt dargestellt. Aber es geht doch hier nicht zwingend darum, daß der eine nur will, der andere gar nicht. Es muß doch möglich sein, daß zwei Menschen sich in der Mitte treffen, wenn sie sich wirklich lieben. Oder auch mal eine Weile verzichten können. Oder dem Partner auf andere Weise Abhilfe schaffen, wenn man selbst nicht will.
Ja, natürlich ist das möglich. Darum spreche ich ja hier gegen die ganz-oder-garnicht-Mentalität. Wichtig ist, dass keines der Bedürfnisse verurteilt wird; weder der Wunsch nach wenig/kein Sex noch der Wunsch nach mehr/viel Sex. Und darauf aufbauend können die beiden dann reden und erarbeiten, wie sie die Diskrepanz lösen... wo sie sich in der Mitte treffen, wo sie sich Zugeständnisse machen... etc. Die sexuelle Trennung ist dabei nur einer der vielen möglichen Wege, wenn die Diskrepanz wirklich zu groß ist (d.h. wenn einer der Partner vollkommen enthaltsam leben will).
Warum sollte man eine Beziehung immer gleich wegwerfen, nur weil der Trieb einen in der Gewalt hat und man dann auf die Illusion rein fällt, mit jemand anderem wäre es besser? Wie lange will der Mensch denn suchen, nach dem perfekten Partner, mit dem alles stimmt?
Man soll die Beziehung ja nicht wegwerfen. Ich schreibe hier ja gegen diese ganz-oder-garnicht-Mentalität.
Klar, ist es zu verschieden, geht es gar nicht und hat man alles versucht, um die Probleme aus der Welt zu schaffen - dann ist eine Trennung sicher von Vorteil. Vor allem wenn, der eine wirklich enthaltsam leben möchte, der andere aber nicht.
Wie ich schon schrieb: Es muss keine komplette Trennung sein. Es besteht immer die Möglichkeit für Freundschaft, wenn die Unterschiede nur im Sexuellen liegen.
Im Prinzip sind wir glaube ich sehr ähnlicher Ansicht.
Viele Grüße
Joey