Selbstwert

schon erstaunlich, wie man mit ALLER Gewalt missverstehen kann. Wo stand etwas von der Haltung eines Kleinkindes
Da stand es:
Gawyrd schrieb:
da passt der uralte Satz sehr gut "Wenn Ihr nicht werdet wie die Kinder ... ." Ein Kleinkind fragt sich ja auch nicht "Nehme ich mich an ?" "Sehe ich mich als wertvoll." Es ist, es lebt.
Und Staunen erlaube ich mir auch - Du sprichst schon von Gewalt und missverstehen, bevor ich überhaupt ein Sterbenswörtchen darüber verloren habe, wie ich's verstehe!?
Vermutlich ist in dem jesuanischen Zitat vom "Wenn Ihr nicht werdet wie die Kinder ... " etwas anderes gemeint als die Rückkehr zum Schnuller, oder - was meinst Du ?
Ich meine das auch. Und es fällt mir auch nicht weiter schwer, das als schönes Bild der Geborgenheit in der Liebe (bei Jesus: des Vaters, sonst wohl der Eltern) zu schätzen. Was mir eher Fragen aufwirft, war Folgendes:
Gawyrd schrieb:
In diesen Sätzen ist eine grundlegende innere Spaltung vorausgesetzt - eine innere Zwiespältigkeit. Wer nimmt denn eigentlich wen an, wenn "ich" "mich" annehme ? Solange man so denkt, ist man nicht aus einem Guss - nicht ein homogenes Ganzes. Innere Brüche kann man nicht durch Standardsätze heilen - die die innere Widersprüchlichkeit in sich voraussetzen und zementieren.
Wie zwingend ist es, von der menschlichen Fähigkeit zur Selbstreflexion und zum Umgang mit sich selbst (ich denke über mich nach, ich nehme Teile von mir/meines Verhaltens an oder lehne sie ab ... modelliert nach Belieben, nach den El-Er-K der TPA oder freudianisch oder systemisch) auf grundlegende innere Spaltung zu schließen? Und mit welcher Wucht an Forderung befrachte ich jemand, wenn ich ihm sage: Lass Deine fragwürdigen Sätze, werde erst einmal aus einem Guss! (Hast Du so nicht gesagt, ich weiß, ist bei mir so angekommen...). Vielleicht geht es um Wege und Ziele ... ich vermag das homogene Ganze - bis hin zum Traum einer unio mystica - durchaus als Ziel zu sehen, nicht meins, aber warum sollte jemand das nicht als Ziel verfolgen? Mir ist aber auch am Weg gelegen, am nächsten Schritt des Weges. Wo also ein Unvollkommener mit unvollkommenen Landkarten versucht, aus möglichen Kreisläufen heraus zu navigieren und ein Stückchen in Richtung "schon etwas weniger unvollkommen" weiter zu gehen. Wenn ich dem nun sage: "Das war auch nur ein Schritt innerhalb Deiner Zerrissenheit ... was zählt, ist die Erfüllung Deiner Ganzheit!" ... ermutige ich den dann eher zum Weitergehen oder entmutige ich ihn?
Gawyrd schrieb:
Es geht eben gerade nicht darum, sich selbst (wie einen anderen Menschen) quasi als Objekt zu behandeln und "sich anzunehmen" und sich irgendwie zu sehen.
Es geht nicht darum, sich irgendwie zu sehen? Das verstehe ich nicht. Was mich betrifft, so kann ich gar nicht anders als mich irgendwie - oft kontextabhängig, in Summe vielschichtig, aber menschenunmöglich in meiner Ganzheit - zu sehen. Nicht wie ein Objekt, aber davon war vor Deinem Einwand ja auch nicht die Rede. Ich präzisiere das aber gerne: Es geht mir tatsächlich nicht darum, mich anzunehmen... es geht darum, mich liebevoll wahrzunehmen. Das ist ein Unterschied, der einen Unterschied macht - danke für den Impuls!

Und ich bin dankbar für den Reifungsprozess, der mich zu solchen Selbstreflexionen geführt hat ... heraus aus der realen Abhängigkeit des Kleinkindes (wie viele Kinder erleben denn tatsächlich diese unbedingte liebende Geborgenheit? Sind alle Theorien über frühkindliche Prägungen abwegig? Wie mag jemand mit schwer belasteter Kindheit das "Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder..." hören, ohne dass er dieses Bild und seinen eigenen Bezug dazu reflektieren könnte? ) und - wie ich meine - auf einen Weg, der mich einem Urvertrauen ins Leben näherbringt, ausgedrückt vielleicht auch durch das Bild des fraglosen kindlichen Urvertrauens ins Sein. Die Dialektik des Lebens - über das Fragende zum Fraglosen, wenn schon "schöne Sätze" gefragt sind :).
Gawyrd schrieb:
Ich weiß jetzt nicht, von wem das überliefert ist : "Wenn ich esse, esse ich. Wenn ich gehe, gehe ich. Wenn ich rede, rede ich."
Ich kenne es als Text eines Chansons, aber die Autoren haben es wohl auch nur irgendwo aufgegriffen - und manchmal gelingen ja sogar Hollywood-Autoren weise Formulierungen. Ich mag diese Passage sehr - auch weil sie mir erlaubt zu sagen: Wenn ich denke, dann denke ich. Und das ohne jegliche Konkurrenz zu anderen Formen, mich dem Leben zuzuwenden.

Alles Liebe,
Jake
 
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Das ist das Paradoxe (und der Grund, warum diese Standardsätze in der Praxis kaum funktionieren) :

"Ich nehme mich an."
"Ich sehe mich als wertvoll."

In diesen Sätzen ist eine grundlegende innere Spaltung vorausgesetzt.
Es geht darum, durch und durch eins zu werden - da passt der uralte Satz sehr gut "Wenn Ihr nicht werdet wie die Kinder ... ." Ein Kleinkind fragt sich ja auch nicht "Nehme ich mich an ?" "Sehe ich mich als wertvoll." Es ist, es lebt.

Wenn man durch und durch der wird, der man ist - dann lösen sich diese Fragen auf, und sind kein Thema mehr.

Ich meinte mit "ich nehme mich an", das Annehmen aller Teile in mir. Jeder hat so seine Schattenseiten derer er sich verschliesst und nicht so gern hat. Ich würde dann treffender sagen "ich nehme alle Aspekte meiner selbst an". Klar ist da auch wieder eine Trennung. Eins zu sein und die Vorstellung vom ich aufzulösen sehe ich auch als Weg und da stimme ich deiner Aussage zu Gawyrd. Aber soweit sind wohl die Wenigsten um diese Aussage nicht nur vom intellektuellen verstehen her, sondern vom Erkennen her bestätigen zu können.

In diesem Sinne Allen gutes Gelingen :flower2:

Alles Liebe Ganlog
 
Wenn... jemand etwas in sich vollkommenes Ganzes sagt, ist es gut, in sich still zu werden und dem nachzuspüren. Sofort Wortgestrüpp dazwischenzupflanzen ist dem Nachspüren hinderlich. Allein das Wort "akzeptieren" ist hinderliches Gestrüpp.
Das geht schonmal nicht in Worten (von jemand) als GANZES auszudrücken (das ist auch schon Wortgestrüpp - mit oder ohne akzeptieren) und läßt sich auch nicht nach-spüren (dabei rennt man immer nur hinterher), das läßt sich nur direkt erleben (und dann ist es auch kein Werden mehr).
Das Wesen des Seins, lehrt uns der Buddha, ist ewiges Werden. Das ist keine Frage des Könnens, sondern des Erkennens und Lebens.
Da fehlt dann aber noch was (als Lehre)... ist ewiges Werden und Vergehen indem sich das Wesen des Seins zum Ausdruck bringt.
Es geht darum, durch und durch eins zu werden.
"Eins" werden kann man dann aber so damit nicht - auch nicht durch und durch, weil es dann (im zweiten durch) auch wieder vergeht. Eins werden ist daher immer nur scheinbar.
EIN-SEIN IST, permanent und ewig - dort kann nichts werden und vergehen, weil es immer ist.
 
Es geht mir tatsächlich nicht darum, mich anzunehmen... es geht darum, mich liebevoll wahrzunehmen.

Unglaublich wie manchmal nur ein Satz von tiefstem Herzen berühren kann!! Danke Jake für diesen wunderbaren Satz, welcher mir das Thema mit dem Selbstwert aus einer neuen Perspektive zeigt. :danke:

Alles Liebe Ganlog
 
... oder einfach nur auf das konzentrieren, was man gerade macht ...
Liebe Eberesche,

Das ist anscheinend schwer in Worten zu vermitteln - aber es ist etwas anderes. Sich auf etwas konzentrieren - oder es zu sein.

Manche dürfen es zB. im Orgasmus erleben - oder in der Freude der Mutter am Kind. Ganz zu sein und ganz zu erleben. Nicht mehr in innerer Distanz zu sich zu leben, nicht mehr sich zu kommentieren und zu bewerten.

In diesen Höhepunkten des Seins ist (fehlender) Selbstwert schlicht kein Thema mehr. Einheit von Körper und Seele, Leben in Fülle - das sind für mich die schönsten Wege, die Selbstwertproblematik aufzulösen.

Gawyrd
 
Es ist ein Teil einer Geschichte der Begegnung eines Meisters mit einem Schüler. Ich weiß nur nicht mehr, welcher Meister da zitiert wurde.
Um den Meister geht es da auch nicht.

Im Konsenz der Geschichte selbst ging es darum:
Wenn zwei das gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe.

Das gilt eben auch für das (vollkommen) gesagte.
 
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Gawyrd
nicht mehr sich zu kommentieren und zu bewerten.

Das klingt sehr ... friedvoll.

Aber ich empfinde es als etwas realitätsfremd. Wo bleibt der Raum für die Selbstkritik, die im Alltag so oft nötig ist, um unser Verhalten zu adjustieren?

LG
Lucille
 
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