Bin auf diesen Satz auf Deiner Homepage gestossen. Der wiederspricht das erwaehnte "Nichts" von Dir, wieso Wurzeln, Du entdeckts das Nichts und die haben aber die Lebenswurzel?
*ächz* (Schwierige, aber äusserst berechtigte Frage) Hmmmm, die nicht ganz zufriedenstellende Antwort ist "jein". Denn:
Ja, da ist ein Widerspruch in meiner Argumentation. Wenn "die Leere" oder "das Nichts" die einzige der Realität angemessene Beschreibung ist [1], dann ist jegwelche Herumdenkerei bezüglich solcher Dinge wie "die eigene Identität oder Kultur, die eigenen Wurzeln" per definitionem völlig fehlgeschlagen.
Ich schlage vor, dies "die absolute Perspektive" zu nennen, weil aus dem Gesichtspunkt der Absolutheit (= "der Leere") JEDES Wort, einschliesslich dem ganzen Blabla, das ich soeben hier von mir gebe, einfach nur eins ist: Nichtssagend bis ungenügend.
Und auch diese Sichtweise dekonstruiert sich auch sofort wieder selbst.
Wir geraten so in das Dilemma, dass wir nichts mehr sagen können. Da ich aber auf deine Frage Antwort geben möchte, muss ich mich "ein Level hinunterbegeben", also weg vom Absoluten zu dem, was ich "das Relative" nennen will. Und dort, und NUR dort, machen meine Worte erst Sinn. Und so kommen wir zum zweiten Punkt:
Nein, da ist kein Widerspruch in meiner Argumentation. Begeben wir uns erst einmal auf ein relatives Niveau, dann werden meine Aussagen ganz schnell überprüfbar, sinnvoll, "gehaltvoll". "Relativ" nenne ich das deshalb, weil hier jede Aussage oder Wahrheit auf einer andern Aussage/Wahrheit aufbaut, also jede von jeder andern abhängig ist. Stimmt A nicht mehr, dann stimmt B auch nicht mehr. Stimmt B nicht mehr, dann stimmt C auch nicht mehr. Und so weiter. Jede Aussage ist abhängig von mindestens einer andern.
ABER: Man könnte jetzt argumentieren, dass ja A eine unabhängige Aussage wäre, weil sie in obigem Beispiel von keiner andern Aussage abhängt!
Das philosophische Problem mit Axiomen und dergleichem haben andere vor mir behandelt. Vereinfacht gesagt: In unserer Welt gibt es KEINE einzige Aussage/Wahrheit, welche nicht von einer andern abhängt. Damit sind sie alle jede für sich relativ sinnvoll, nämlich immer in Bezug auf eine andere. Als ganzes sind sie hingegen sinnlos, weil das ganze System ja auf sich selbst ruht, also "am Ende sich die Aussagen in den Schwanz beissen". Diese Erkenntnis ist so mehr oder weniger das, wenn ich sage: Die einzige angemessene Beschreibung der Welt ist "die Leere", weil NUR dieses nicht quantifizierbare "Nicht-Ding" genannt "Leere" die Einsicht repräsentiert, dass JEDE Wahrheit nur eine relative ist.
Ich führe hier künstlich einen Dualismus ein, wo in Wahrheit keiner ist, bloss um unserm Denken etwas klarzumachen. Unser Denken kann nämlich nicht ausserhalb von Dualismen begreifen. Und DARUM kann man "die Leere" nicht verstehen. Man kann hier auf der absoluten Ebene überhaupt nichts begreifen. Es ist keine Einsicht, sondern das AUFHÖREN mit allem Denken.
Hmmm, ist das jetzt klarer? (Ich befinde mich andauernd in einer saublöden Situation, anders kann ich das gar nicht ausdrücken. Es ist etwa so, wie wenn ich die universelle physikalische Formel gefunden hätte, die das ganze Universum beschreibt, bloss bräuchte ich in die Mathematik - welche bis ahnin nur aus den Zahlen 1 bis 9 bestünde - die Zahl 0 einzuführen. Und ich könnte niemandem klarmachen, was diese neue Zahl eigentlich sein soll. Null? Das ist ja nichts! Warum möchten sie eine derart unsinnige Sache in der wunderschönen Wissenschaft der Mathematik einführen?)
Solange der Mensch nicht feststellt wo seine Wurzeln liegen, solange wird er Umherziehen, Innerlich wie Aeusserlich. Ich persoehnlich weiss nicht was Lebens/Heimatwurzeln sind?
Aus der absoluten Perspektive der Leerheit aller Dinge gibt es sowas wie eine Heimatwurzel nicht.
Aus der relativen Perspektive gibt es sie natürlich. Darum kann ich auch problemlos Heimweh haben.
Aber eben: Über diese Fragen streiten sich die Buddhisten und die Hinduisten und beide miteinander schon seit Tausend mal Tausend Jahren. Und sie sind bisher noch zu keiner Lösung gekommen. Und sie werden auch nie zu einer Lösung kommen. Ausser der Mensch lernt irgendwann mal ohne Gedanken zu denken.
[1] Anmerkung: Auch "die Leere"/"nichts" scheint mir inzwischen nicht mehr ganz eine angemessene Beschreibung der Realität zu sein, beziehungsweise muss ich hier präzisieren. Dem Verständnis für "die Leere" folgt unmittelbar das Verständnis der "So-heit der Dinge". Die Dinge sind, wie ich inzwischen erkannt habe, bloss "leer" bezüglich unserer Gedanken/Wünsche, wie ich im letzten Post beschrieben habe. Noch genauer beschrieben sind die Dinge aber einfach so, wie sie sind.
Sprachlich gesehen könnte man Leere/So-heit aber auch als Dualismus auffassen und argumentieren, dass beide Begriffe am Wesenskern vorbeigehen.
Aber das soll mal vorerst ein Detail bleiben.