Selbst-Missbrauch

fckw

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Es ist merkwürdig, irgendwie ist mir erst vor ganz wenigen Tagen so richtig klargeworden, wie sehr ich mich selbst mit der ganzen Meditation missbraucht habe. Und wenn ich jetzt diese Forumseinträge hier lese, dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Kaum jemand hier drin, welcher nicht ganz genau denselben Selbst-Missbrauch betreibt, wie ich.

Ohne es zugeben zu wollen, die Wahrheit wäre wohl viel zu unangenehm gewesen, habe ich mir mit der Meditation immer vorgemacht, ich könnte damit irgendwas erreichen. Es gäbe etwas, was ich ändern könnte, etwas, was ich erreichen müsste. Beispielsweise mehr Bewusstheit. Die traurige Wahrheit ist: Ich bin zumindest diesem Ziel keinen Schritt näher gekommen. Noch immer sind die Phasen, in welchen ich mir bewusst bin, dass ich im Hier, im Jetzt lebe, denke, fühle, ein Bruchteil der Zeit, in welcher sich mein Denken selbstständig im Kreise dreht und ich ihm völlig verloren und ausgeliefert bin.

Die Vorstellung, das liesse sich ändern, entstammt einem Irrglauben, dem Irrglauben nämlich, dass sich da etwas erreichen liesse, wenn ich nur oft genug wiederholen würde, genug meditieren würde. Damit verschob ich "die Erleuchtung" ins Jenseits, also weg von mir, ausserhalb von Hier und Jetzt, irgendwo in die ferne Zukunft, wo ich bewusster, besser, "tiefer" leben würde. Dies erleichtert es mir, mich NICHT mit demjenigen wenigen zu beschäftigen und auseinandersetzen zu müssen, was jetzt hier mein Ich ist. Was in der Zukunft liegt, liegt (noch) nicht hier.

Aber das ist ganz falsch! Dieses Denken entspringt einzig und allein dem Zweck, dass ich mich nicht mit meiner Person, wie sie jetzt und hier existiert auseinanderzusetzen - und zu arrangieren - brauche. Ich kann dann sagen: "Ok, JETZT bin ich vielleicht noch unzulänglich, aber DANN werde ich es nicht mehr sein." Es hält mich davon ferne, meine Fehler im Hier und Jetzt einzusehen, indem es meine Aufmerksamkeit auf eine unbestimmte ferne Zukunft richtet, statt dass ich versuche, diese Fehler eingehender zu betrachten. Nicht dass ich sie jemals loswerden könnte - das wäre exakt dieselbe Selbstlüge, wie sie mit der Erleuchtung getrieben wird.

"Der ganze WEG besteht darin, ertragen zu lernen, sich selbst zu sehen, ohne sich etwas vorzumachen, weil das, was wir über uns selbst herausfinden, so unerträglich beschämend ist." G.L.Reschke

Ist es nicht unsäglich beschämend einzusehen, dass ich mich, als erwachsene Person, schlicht und ergreifend davor fürchte, wenn sich eine attraktive Frau neben mich in den Zug setzt? Ist es nicht beschämend einzusehen, dass ich trotz Fitness und Hanteltraining langsam und unaufhaltsam einen Bierbauch kriege? Ist es nicht beschämend einzusehen, dass ich mich vor mir selbst schäme?

Und ist es auf der andern Seite nicht unsäglich befreiend, sich einzugestehen, dass dies alles Teil meiner Selbst ist, von MIR und dass jeder Versuch, mich selbst zu verändern im Grunde genommen völlig sinnlos ist, weil ich, wenn es wirklich willentlich möglich wäre sich zu verändern, es ja schon längst getan hätte?

Es geht darum, die Ursachen zu erkennen, welche uns davon abhalten, dass wir zu innerer Ruhe finden. Diese Ursachen sind beinahe alle im Denken angesiedelt. Bloss: Selbst wenn wir die Ursachen erkannt haben, dann ist das Problem nicht gelöst. Die Wahrheit ist, wir können das Problem nicht lösen, weil jede Willensanstrengung Teil des Problems ist. Und das ist das Paradoxon, welches wir nicht zu lösen vermögen, nie und nimmer! Es gibt in diesem Sinne keine Erleuchtung, keinen Fortschritt, kein "schneller, höher, bewusster, weiter". Es ist unsäglich, wie sehr mein ganzes Ich sich dagegen sträubt, dies hinzunehmen und zu akzeptieren. Und das ist gut so, das ist richtig so. Ich werde herausfinden, warum ich so grosse Mühe habe, das zu akzeptieren.

Ich hoffe schwer, diese simple Tatsache niemals mehr zu vergessen. Aber wahrscheinlich ist auch das bloss ein Wunschtraum und in drei Jahren wache ich erneut auf und kratze mich ratlos am Kopf und frage mich: Wie um alles in der Welt habe ich das bloss vergessen können?

Ich danke Herrn Reschke, dass er mir diesen unendlich wertvollen Hinweis gegeben hat.
Seine Website:
www.reines-sein.de
 
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Hallo fckw,


was du über Selbst-Missbrauch schreibst findet meine volle Zustimmung.
Das du den Selbstmissbrauch auf die Tätigkeit der Meditation zurückführst nicht.
Es ist unsere Entscheidung ob wir uns von uns entfernen oder uns zuwenden.
Meditation ist kein Übel welches die Entfremung von der eigenen Realität bewirkt, es ist ein Mittel das wir so einsetzen können wie wir wollen.
Natürlich sehe ich auch wie man das gesamte Spektrum der Spirtualität missbrauchen kann um sich was in die Tasche zu lügen.
Doch liegt das immer am einzelnen selbst und nicht an dem Mittel das man verwendet.

Ich habe selbst mal auf der angegebenen Homepage nachgesehen und kam auf folgendes Zitat:

Aber es gibt eine innere Beobachtung, die nicht nur die nach innen gerichtete äußere Beobachtung ist. Das Gehirn und das Auge, die nur partiell sehen, erfassen nicht das gesamte Sehen. Sie müssen lebendig sein, aber völlig still; sie müssen aufhören zu wählen und zu beurteilen, zugleich aber passiv gewahr sein. Dann ist das innere Sehen ohne die Begrenzung von Raum und Zeit. In diesem Blitz wird eine neue Wahrnehmung geboren.

unter Jiddu Krishnamurti über den "Prozeß"

Die innere Beobachtung, inneres Bewusstsein zu erfahren, von außen nach innen zu blicken um sein wahres Selbst zu verstehen, dass ist für mich Meditation.

Vielleicht ist eine Möglichkeit nicht die Meditation mit Stumpf und Stiel auszureisen sondern die Form zu ändern. Vielleicht kannst du dieses neue Hinschauen einfach in deine Meditation übernehmen ?

Alles Gute

Alex:winken5:
 
@fckw

Auch Selbst-missbrauch ist ein Weg, den man gehen kann, wobei ich es nicht als "Missbrauch" bezeichnen wuerde. Jeder geht den Weg, den er zu gehen hat. Jeder hat sich selbst dazu entschieden.

Der Erleuchtung muss man nicht nachrennen, sie ist immer da. Im Hier und im Jetzt. Und jeder ist auf seine Weise erleuchtet, ob er es merkt oder nicht ;) Wer Erleuchtung als Fernziel betrachtet, rennt eigentlich vor ihr weg, denn sie ist ja schon da ;)

Aufgrund des Hier und Jetzt habe ich fuer mich entschieden, das alles, was ich tue, Meditation ist.....die Meditation des Augenblicks.

Was die eigene Person angeht, ist es wichtig, sich zu nehmen, wie man ist, sich annehmen und dafuer zu lieben. Auch seine Macken lieben. Wenn ich mal Mist mache, liebe ich mich genau dafuer. Liebe ist der einzige Weg zur Transformation der Schatten, weil Liebe eint und nicht trennt.


lg
Chris
 
Hallo fckw,

ja, ich weiss was Du meinst. Ich habe das auch lange nicht verstanden, aber dann hat's irgendwann einmal "Klick" gemacht.

Und ich kann mich Euch nur anschliessen:

Es gibt nur Meditation IM Augenblick.

Du kannst Meditation nicht für die Zukunft planen und es ist sinnlos, sich um die vergangenen Augenblicke zu grämen.

Du entscheidest Dich jeden Moment neu, ob Du Dir das was gerade ist (Scham, Freude, Furcht, etc.), bewusst anschaust - oder nicht.

Ich habe das hier auch versucht zu beschreiben:
https://www.esoterikforum.at/forum/showthread.php?postid=23023&highlight=Lady+Nada#post23023



Alles, was im Leben Bedeutung hat, ist absurd, paradox - weil es einfach über den Verstand hinausgeht.


Alles Liebe Dir
sam
 
Sam, du schreibst (unter dem entsprechenden Link):
Und dazu ist eben etwas Anstrengung [...] notwendig.
Es ist nun wirklich schwierig, sich hierueber sprachlich zu unterhalten, aber ich habe eingesehen, dass Anstrengung das Unnötigste in der Welt ist. Entweder die Meditation geschieht gerade, oder sie geschieht nicht. Egal was ist, ich brauche es nicht zu ändern, also auch dann nicht, wenn meine Gedanken wirr in der Luft herumschwirren.

Warum? Weil Anstrengung immer mit einem zu erreichenden Ziel verbunden ist. Es gibt keine Anstrengung, wenn ich nicht gleichzeitig an ein Ziel glaube. Damit kann ich sicher sein, dass immer wenn ich glaube, mich anstrengen zu muessen, ich auch gleichzeitig eine Zielvorstellung mit mir herumschleppe. Bloss: Was um Himmels Willen soll denn in der Meditation schon erzielt/erreicht werden? Doch wohl eben nicht das geringste! Meditation soll doch eben die Antithese zu jedem Zielvorhaben sein (was aber aus sprachlicher Sicht auch schon wieder eine Zielvorgabe darstellt, aber lassen wir das mal).

Das heisst nun: Ich brauche nicht bewusster zu werden, nicht im geringsten. Wenns passiert - umso besser, wenn nicht, völlig egal. Das Problem ist wirklich mein Denken: So lange ich denke "bewusster", dann denke ich auch "jetzt ist zu wenig bewusst", und schwupps, mache ich schon wieder den Fehler, dass ich mich an etwas festhalte, mich mit etwas beluege, was ausserhalb von mir selbst existieren soll, was ich zu "erzielen" habe und mein Frieden ist dahin.

Es ist wahrlich ein Paradoxon, aus welchem ich mich mit dem Willen nicht befreien kann, es geht einfach nicht, und es ist komplett egal, was ich tue. Denn das Problem ist mein Glaube, dass ich mich zu befreien hätte. Wozu, bitteschön? Was hätte ich denn danach "mehr" als ich es jetzt schon habe?

Bei besagtem Herrn Reschke habe ich auch (so ungefähr) folgenden Satz gefunden, welcher die Sache ganz schön veranschaulicht. "Wir befinden uns eigentlich schon immer im Mittelpunkt, also in einem Punkt, und alles, was wir die ganze Zeit versuchen ist Linien von hier nach irgendwo anders zu ziehen." Aber hey, ein Punkt hat keine Ausdehnung, er ist quasi "nulldimensional". Und ein anderer Punkt als derjenige, an dem ich mich befinde ist reine Illusion/dumme Einbildung, basierend auf einem komplett falschen Weltbild. Wie soll es mir da jemals gelingen, eine Linie zu ziehen? Das geht einfach nicht, keine Chance. Und sobald ich versuche, mit dem Linienziehen aufzuhören, bin ich in die Falle geraten, dass ich schon wieder versuche, von meinem Mittelpunkt zu einem andern imaginären Punkt (den ich "Aufhören mit Linien ziehen" betitle) eine neue Linie zu ziehen versuche. Das Versuchen ist das Problem, das staendige Herumprobieren, ob ich nicht DOCH eine Linie von hier nach dort ziehen koennte, einfach nur darum, weil ich so unheimlich, so unglaublich fest darauf versessen bin, dass es unbedingt gehen MUSS, dass es da einen andern Punkt geben MUSS, durch welchen ich folglich auch eine Linie ziehen kann! Ich WILL, mit allen meinen Kraeften, dass es da draussen einen zweiten Punkt gibt, dass es einen Möglichkeit gibt, eine Linie zu ziehen und ich WILL NICHT mir eingestehen, dass es doch so einfach, befreiend ist, mit dem Linienziehen aufzuhören. Ich war ständig darauf fixiert Linien zu ziehen, anders kann ich das nicht ausdruecken.

Irgendwie habe ich das Gefuehl, das koenne man ueberhaupt einfach nur selbst begreifen und erfahren und niemandem verstaendlich machen oder erklaeren. Es ist lächerlich einfach, ja wirklich simpel. Aber nicht lösbar. Weil man eine Gleichung der Art "x = x + 1" zu lösen versucht. Was muss fuer x eingesetzt werden, um ein Resultat zu erhalten? Die Antwort ist nicht "nichts", sie ist: "Hier gibt es kein Resultat". Und das war die Antwort.

Vielleicht meinen wir beide aber auch dasselbe und druecken es nur anders aus.
 
Original geschrieben von fckw
Das heisst nun: Ich brauche nicht bewusster zu werden, nicht im geringsten. Wenns passiert - umso besser, wenn nicht, völlig egal. Das Problem ist wirklich mein Denken: So lange ich denke "bewusster", dann denke ich auch "jetzt ist zu wenig bewusst", und schwupps, mache ich schon wieder den Fehler, dass ich mich an etwas festhalte, mich mit etwas beluege, was ausserhalb von mir selbst existieren soll, was ich zu "erzielen" habe und mein Frieden ist dahin.

Hallo fckw,


Ja, Du kannst nicht bewusster werden. Aber Du kannst in einem Augenblick bewusst sein oder nicht bewusst sein.

Und das meine ich mit "Anstrengung"; dieses "sich erinnern an Bewusstsein", sich in diesem Moment zu erinnern, dass Du der Punkt bist.

Wir sind alle Bewusstsein, erleuchtete Wesen; aber dieses "Wissen" ist nicht automatisch in jedem Moment präsent.
Wir leben grösstenteils ein Leben, das von Routinen, automatischen Verhaltensweisen, Reaktionen auf bestimmte Auslöser, etc. geprägt ist. Wir essen beispielsweise einen Apfel, ohne es wirklich mitzubekommen. Meist schmecken wir den Apfel nicht wirklich, wir wissen nicht wie er riecht, wir kauen automatisch, schlucken den so halb zermahlenen Apfel runter, ... während wir im Gedanken beim Wetterbericht für das kommende Wochenende sind, überlegen ob wir uns ein Auto mieten sollen, ......... : und plötzlich ist der Apfel weg und wir wissen eigentlich gar nicht, wie das passiert ist. Kurz: wir sind uns zumeist, während unseres normalen, gewohnten Tagesablaufs, nicht dieses Punktes bewusst. Wir müssen kurz stoppen - aufwachen - um uns an unser Selbst zu erinnern. Und das ist zu Beginn eine bewusste "Anstrengung".


Ich glaube, dass wir in vielen Dingen dasselbe meinen, aber jetzt bin ich nicht so sicher.

Ich habe den Eindruck, dass Du momentan versuchst, das alles verstandsmäßig zu verstehen. Das wird nicht funktionieren. Denn ich könnte Dir noch weiteres "Futter" für Deinen Verstand geben. Beispielweise, dass Du unendlich viele Linien vom Punkt weg ziehen kannst, weil Du zu Allem was ist eine Beziehung - darstellbar in einer Linie - hast. Mit diesem Aspekt beginnt Dein Gehirn vielleicht wieder von vorne zu arbeiten, zu analysieren, .... da ist kein Ende in Sicht ... Der Verstand kann Meditation nicht wirklich begreifen - weil es eben paradox und absurd ist - man kann Meditation nur erfahren. Vergiss das jetzt nicht.

Das bedeutet auch nicht, dass Dein Verstand etwas Schlechtes ist. Geniesse ihn und bleibe Dir des Punktes bewusst.


Jetzt werde ich mir den Reschke-link - vielen Dank dafür - anschauen. Ich höre in letzter Zeit immer öfter von ihm ...


Alles Liebe Dir
sam
 
Hallo fckw,

ich finde dein zweites Statment einfach nur gut :D .

Diese Dimensionslosigkeit in der außerhalb von uns nichts existiert, könnte man das auch mit Ewigkeit und Allsein beschreiben ?

Der göttliche Funken in uns kennt keine Begrenzungen, er ist ein Teil des ewigen Bewussteins und der Einheit der Schöpfung.
Da wir jedoch mit Ego, Verstand, Emotionen usw. ausgerüstet sind ist unsere Wahrnehmung oft eine andere.
Wenn wir aus uns rausblicken in die Welt ist da doch ein dimensionaler Raum (welcher eigentlich keiner ist).

Das interesante dabei ist wie man diese zwei Sichtweisen zusammenbekommt. Diese zwei erfahrbaren Realitäten machen für mich das von dir beschriebene Paradoxum aus.

Es ist eine Aufgabe welche sicherlich nicht über den Verstand zu lösen ist.
Eins wird es wenn sich der göttliche Funke in uns, durch uns zum Ausdruck bringt.

So verstehe jedenfalls ich das.


Alles Gute


:winken5:
 
@Sam:
Original geschrieben von sam°
aber dieses "Wissen" ist nicht automatisch in jedem Moment präsent.
Das habe ich eben auch gemeint. Jetzt bin ich mir da überhaupt nicht mehr sicher.

Wir leben grösstenteils ein Leben, das von Routinen, automatischen Verhaltensweisen, Reaktionen auf bestimmte Auslöser, etc. geprägt ist. Wir essen beispielsweise einen Apfel, ohne es wirklich mitzubekommen. Meist schmecken wir den Apfel nicht wirklich, wir wissen nicht wie er riecht, wir kauen automatisch, schlucken den so halb zermahlenen Apfel runter, ... während wir im Gedanken beim Wetterbericht für das kommende Wochenende sind, überlegen ob wir uns ein Auto mieten sollen, ......... : und plötzlich ist der Apfel weg und wir wissen eigentlich gar nicht, wie das passiert ist. Kurz: wir sind uns zumeist, während unseres normalen, gewohnten Tagesablaufs, nicht dieses Punktes bewusst.
Stimmt. Richtig. Absolut einverstanden. Ein Zustand, den man, weil man es nicht KANN, auch nicht zu ändern VERSUCHEN sollte. Das heisst nicht, dass das immer so bleiben wird, aber es gibt keine Möglichkeit, diesen Vorgang zu steuern, also ist jede Aktivität überflüssig.

Wir müssen kurz stoppen - aufwachen - um uns an unser Selbst zu erinnern. Und das ist zu Beginn eine bewusste "Anstrengung".
Wie soll das gehen? Wenn ich schon bewusst bin, dann benötige ich kein Aufwachen. Wenn ich nicht bewusst bin, dann benötige ich zwar ein Aufwachen, aber weil ich nicht bewusst bin, kann ich es gar nicht merken. Unlösbar...

Ich glaube, dass wir in vielen Dingen dasselbe meinen, aber jetzt bin ich nicht so sicher.
Das geht mir genau gleich :)

Übrigens ist natürlich Reschke nicht die letzte-Weisheit-und-danach-nichts. Aber 'n paar gute Gedanken hat der Typ schon.

@Alex
Diese Dimensionslosigkeit in der außerhalb von uns nichts existiert, könnte man das auch mit Ewigkeit und Allsein beschreiben ?

Der göttliche Funken in uns kennt keine Begrenzungen, er ist ein Teil des ewigen Bewussteins und der Einheit der Schöpfung.
Bis vor kurzem hätte ich dir dabei zugestimmt. Jetzt nicht mehr (vielleicht kommt irgendwann mal eine erneute Einsicht, welche wieder alles über den Haufen wirft, mal schauen).
Was hat sich also bei mir geändert?
Erstens: Die Idee eines göttlichen Funken und einer entsprechenden Kraft ist verschwunden. Es gibt keinen göttlichen Funken. Der Funke ist ein blosses Wunschdenken unserer Selbst. Durch den Funken erschaffe ich ein gedankliches Objekt, und damit setze ich mich gleichzeitig in eine Beziehung und kann mich dann als Subjekt definieren. Verstanden? Ich denke mir bloss deshalb den Funken, damit ich mich selbst über ihn wahrnehmen kann. Das gleiche gilt für eine "göttliche Kraft".

Zweitens: Die Schöpfung ist keine Schöpfung, und sie ist keine Einheit, weil es weder Einheit noch Zweiheit gibt. Sieh dir einen Baum an, wo ist da Einheit/Zweiheit/Dreiheit/Vielheit? Nirgendwo! Der Baum hat Blätter, einen Stamm und Wurzeln. DAS ist die einzige Realität.

Da wir jedoch mit Ego, Verstand, Emotionen usw. ausgerüstet sind ist unsere Wahrnehmung oft eine andere.
Wenn wir aus uns rausblicken in die Welt ist da doch ein dimensionaler Raum (welcher eigentlich keiner ist).
Unsere Wahrnehmung ist eigentlich immer dieselbe, würd ich meinen (vielleicht ausser wenn wir betrunken oder bekifft sind). Bloss: Sobald ich etwas wahrgenommen habe, kommt es in meinen Kopf und, uiuiui, da geschieht eine gewaltige Umwälzung. Was ich eigentlich sehe: "Mann mit rotem Fahrrad", nichts weiter. Was in meinem Verstand passiert: "DORT IST ein Mann mit rotem Fahrrad." Das "dort ist" wird hinzugefügt. In Wahrheit habe ich kein "dort ist" gesehen. Das habe ich mir aber im Nachhinein eingeredet. Unmittelbar nach der Wahrnehmung wird in meinem Kopf ein "dort ist" angefügt, automatisch, ohne mein Zutun. Und sofort, weil ich unglaublich darauf konditioniert bin, GLAUBE ich, dass was mein Verstand sagt, auch richtig sei. Ich GLAUBE tatsächlich, dass ich "DORT einen Mann mit rotem Fahrrad gesehen habe". Aber ursprünglich habe ich den Mann nicht "dort" gesehen.

Der Prozess des Denkens macht immer folgendes: Indem irgendein Gedanke gefasst wird, und es kann wirklich irgendeiner sein, es ist egal was, entsteht eine Subjekt-Objekt-Beziehung, mit dem Gedanken als Objekt und mir selbst als Subjekt, der Gedankeninhalt ist egal. Und diese Beziehung dient mir dann als Basis dafür, zu definieren, wer denn eigentlich ICH sei in der Welt. Immer wenn ich ein Objekt sehe, in unserm Falle einen Gedanken, dann kann ich gleich darauf glauben, ein Subjekt zu sein und aber auch NUR dann und sonst nicht. Ich will einfach nicht glauben, dass ich durchaus ein Subjekt (oder vielleicht besser hier "ein ganzer Mensch") sein kann, wenn ich mal KEINE Objekte in gedanklicher Reichweite habe. Oder, dass selbst wenn ich solche Objekte habe, doch es wohl nicht das Objekt ist, das mich zum Menschen macht!
Das Objekt (und mit ihm das Subjekt und die Beziehung zwischen beiden) kann anwesen oder abwesend sein, das spielt überhaupt keine Rolle. Ich bin trotzdem immer da.

Mit andern Worten: Wenn ich denke, bin ich ein Mensch. Wenn ich nicht denke, bin ich ein Mensch.
Wenn ich bewusst bin, bin ich ein Mensch. Wenn ich nicht bewusst bin, bin ich ein Mensch.
Wenn ich meditiere, bin ich ein Mensch. Wenn ich nicht meditiere, bin ich ein Mensch.
Wenn ich mich anstrenge, bin ich ein Mensch. Wenn ich mich nicht anstrenge, bin ich ein Mensch.
Ich bin ein Mensch, wenn ich Ärger hab, wenn ich mich verliebe, wenn ich sterbe, wenn ich nichts tu ausser dazuliegen - selbst wenn ich nicht glaube, dass ich ein Mensch bin, bin ich ein Mensch.
Es gibt nichts, wir tun, nichts was wir denken können, um nicht Mensch zu sein. (Man kann auch statt "Mensch sein" sagen "in Meditation sein" oder "bewusst sein" oder "ein Ausdruck Gottes zu sein" oder man kann auch einfach gar nichts sagen).
Und das ist ebenfalls bloss eine Lüge: Auch wenn ich sage, "Es gibt nichts, was ich tun könnte, um nicht Mensch zu sein", dann stelle ich soeben eine Definition auf, welche mir erlaubt, mich zu ihr in Beziehung zu setzen und sie anzunehmen, abzulehnen, mich auseinanderzusetzen und abzuwägen um danach zum Schluss zu kommen, jaaaaa, da könnte was dran sein.
Und natürlich, man ahnt es schon, war auch das schon wieder ein plumper Versuch, mich meiner eigenen Existenz zu versichern. Und gleich noch einer.

Es ist quasi das Postulat nach radikaler Beziehungslosigkeit. Klingt furchtbar schrecklich, nicht? Naja, es kann beliebig umformuliert werden. Die eine Formulierung ist so nichtssagend wie die andere.

Ach und übrigens: Ich habe immer noch Angst vor dem Zahnarzt, ich habe immer noch Schmerzen, wenn ich mir das Bein breche und ich werde wohl auch Angst vor dem Tod haben, wenn ich denn mal kurz davor stehe. Ausserdem besitze ich kein bisschen mehr Wissen oder Weisheit oder Gelassenheit oder sonst irgendeine lustige Eigenschaft als vorher. Ja, es ist noch nicht einmal so, dass ich nicht mehr daran glauben würde, dass Meditation einen weiterbringen kann. Und das ist richtig so und alles andere ist Unsinn.
 
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genau an diesem Punkt stehen wir wohl alle irgendwann...........

es gibt eine Zeit zu reden und es gibt eine Zeit zu schweigen.... und es gibt Erkenntnisse, die man nur erfahren aber nicht in Worten ausdrücken kann.......

Deine Worte sind mir sehr nahe
Caitlinn
 
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