Selbst-Missbrauch

Hallo fckw,


Original geschrieben von fckw
Stimmt. Richtig. Absolut einverstanden. Ein Zustand, den man, weil man es nicht KANN, auch nicht zu ändern VERSUCHEN sollte. Das heisst nicht, dass das immer so bleiben wird, aber es gibt keine Möglichkeit, diesen Vorgang zu steuern, also ist jede Aktivität überflüssig.

Was ist dann Deiner Meinung nach der "Sinn" von Meditationstechniken die, bis zu dem Zeitpunkt an dem Du in Meditation bist und auch die Meditationstechnik loslässt, eine Aktivität ist?

Original geschrieben von fckw
Wie soll das gehen? Wenn ich schon bewusst bin, dann benötige ich kein Aufwachen. Wenn ich nicht bewusst bin, dann benötige ich zwar ein Aufwachen, aber weil ich nicht bewusst bin, kann ich es gar nicht merken. Unlösbar...

Ja, aber wir sind - wie einige Menschen hier - dazwischen.

Wir sind schon einmal oder ein paar mal aufgewacht und kennen den Unterschied zwischen dem schlafähnlichen "Alltagsbewusstsein" und Bewusstsein. Wir sind aber noch nicht zu 100 % bewusst (also, ich zumindest nicht).

Es gibt einige Momente der Meditation, des Bewusstseins und nachwievor viele Momente von unbewussten Gedanken, gewohnheitsmässigem Verhalten, ..... Da wir bereits Bewusstsein erfahren haben, können wir diese unbewussten Momente erkennen und bemerken. Und dieses Erkennen der eigenen Unbewusstheit, dieses Aufwachen ist schon wieder der erste Schritt zum Bewusstseins. Es ist ein ständiger Wechsel zwischen Bewusstheit und Unbewusstheit.


Sag mal, was willst' denn jetzt ganz konkret "tun"?


Alles Liebe Dir
sam
 
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Hallo FCKW!

Betrügen und täuschen wir uns wirklich alle selbst? Sind Esoterik und Religion nur Trostmittel und Ablenkung von einem grundsätzlich sinnlosen Dasein?

Die eigentliche Selbst-Täuschung ist das „Ich“. Dein „Ich“ ist vergänglich und irgendwann wird es aufhören zu existieren. Du kannst Erinnerungen hinterlassen, aber auch diese verblassen. Der „Schlüssel“ zum Glück und zur Überwindung von Todesängsten: Du bist mehr als Dein Bewußtsein! Das hat Sam auch schon angesprochen. Da ich auch wie Du wohl jemand bin, der eine logische Erklärung benötigt, weil ich mich auf meine Intuition (noch) nicht so ganz verlassen kann und will, hier mein Tip: lies C.G.Jung!!! (Einstiegslektüre: das Buch von seiner Assistentin Jolanda Jacobi) Die Theorien von Jung sehen das persönliche Bewußtsein als winzigen Punkt, der unbedeutend gegenüber dem persönlichen Unterbewußten und dem „kollektiven UNBEWUSSTEN“ ist. Letzteres nährt uns und ich sehe darin „GOTT“... also weder Anfang noch Ende, weder Raum noch Zeit. Die einzige „denkbare“ Ewigkeit!

Für mich ist diese Erkenntnis, daß „ich“ so wenig bedeute (und keine Anstrengungen unternehmen muß, um etwas zu bedeuten) ein großer Trost! Mein Bewußtsein andererseits betrachte ich als ein großes „Geschenk“. Ich kann BEWUSST einen Apfel schmecken und Schmerzen empfinden. Ich kann auch fremdgesteuert leben, mich mit Drogen und Über-Aktivität betäuben. Das tun wir alle mehr oder wenig freiwillig durch die Routine, denn sonst wären Arbeit und Beziehungen nicht zu ertragen! Ein totaler Verzicht auf Beziehungen hieße aber, sich der Erfahrungen und Glücksmomente (d.h. bei Überwindung der engen Grenzen, die uns in diesem Körper mit dieser persönlichen Biografie gegeben sind!) berauben. Ich verzichte zur Zeit auf eine Liebesbeziehung, aber nicht auf Freundschaften. Meine Freunde haben mir mehr weiterhelfen können als jedes Buch oder unverbindliche Forum.

Daran schließen sich Gedanken über Wiedergeburt an. Ich glaube nicht daran, aber halte es für möglich. Meine Einsichten ergeben für mich Sinn, auch ohne „Beweis“. Die unglaubliche Energie, die alles Leben... alle Schöpfung speist, ist Ermutigung und Gewissheit genug! Durch Meditation kann ich dies spüren. Behaupte ich, obwohl ich erst am Anfang stehe.

Das hier auszuführen, ginge aber hier zu weit. Ich hoffe, Dir auch ein bißchen damit weiterhelfen zu können bei Deiner Suche...?

Rud(h)i
 
Hallo Fckw,

es bleibt weiterhin interesant. Ich stimme dir weiterhin zu, was bleibt sind ein paar Wahrnehmungsunterschiede.

1. Innere und äußere Wahrnehmung

Unsere Wahrnehmung ist eigentlich immer dieselbe, würd ich meinen (vielleicht ausser wenn wir betrunken oder bekifft sind).

Bei mir gibt es zwei grundsätzlich differenzierte Wahrnehmungen:
1. Ich sehe etwas durch meine Augen, was in meinem Gehirn verarbeitet wird.
2. Ich sehe die Dinge mit geschlossenen Augen in der Meditation, was mehr eine Erfahrung als ein sehen ist.

Für den ersten Fall erlebe ich das gleich wie du es beschrieben hast. Deine Erkenntnis ist die, dass all dies Illusion ist, schön sehe ich auch so.
Wenn ich mich, mein Umfeld mit der zweiten Wahrnehmung sehen trifft dies nicht mehr zu.
Es lässt sich schwer beschreiben, aber die Illusion der Trennung hebt sich auf, obwohl der einzelne immer noch der einzelne bleibt.

Die 2. Wahrnehmung konnte ich durch Meditation entwickeln.



Ich bin ein Mensch, wenn ich Ärger hab, wenn ich mich verliebe, wenn ich sterbe, wenn ich nichts tu ausser dazuliegen - selbst wenn ich nicht glaube, dass ich ein Mensch bin, bin ich ein Mensch.


Stimmt. Es stimmt Ich bin und nichts wird dies ändern.
Was willst du mit dieser Erkenntnis anfangen ? Was willst du jetzt tun ?
Ich könnte auch Fragen:
Wozu lebst du ? Warum stehst du morgends auf?

Meine Antwort:
Ich meine zu leben um Erfahrungen zu machen und an diesen Erfahrungen zu wachsen.

Das Ich, Ich bin schliest eine Veränderung von mir selbst nicht aus.
Für mich ist diese Entwicklung das was zählt. Die Meditation ist mir dabei ein Werkzeug welches mir dabei hilft.

Irgendwann bei 100% Bewusstheit ist dies sicherlich nicht mehr erforderlich......




Alles Gute


Alex

:winken5:
 
Original geschrieben von Rudi
Du bist mehr als Dein Bewußtsein! Das hat Sam auch schon angesprochen.
Hallo Rudi,

nene, dass habe ich nicht gesagt.
Bewusstsein ist für mich Göttlichkeit, Seele, Sein, Liebe, ...


Alles Liebe Dir
sam
 
@Rudi
Betrügen und täuschen wir uns wirklich alle selbst? Sind Esoterik und Religion nur Trostmittel und Ablenkung von einem grundsätzlich sinnlosen Dasein?
Ich habe nicht behauptet, unser Dasein sei sinnlos. Wenn aber von Esoterik (von welcher ich ehrlich gesagt nie sehr viel gehalten habe, aber das sei jedem selbst überlassen) oder von Religion erwartet wird, dass sie wirklich sinnstiftend sei oder sein könne, dann ist das ein Irrtum. Selbstverständlich müsste man sich jetzt noch zu einer klareren Definition von Esoterik und Religion durchwinden.

Da ich auch wie Du wohl jemand bin, der eine logische Erklärung benötigt, weil ich mich auf meine Intuition (noch) nicht so ganz verlassen kann und will
Wie mehrmals zuvor gesagt, den Anspruch auf eine logische Erklärung habe ich schon vor längerer Zeit abgelegt. Den Anspruch auf eine Erklärung habe ich erst vor wenigen paar Tagen abgelegt. Und wenn sich dieser Zustand nicht mehr grundsätzlich ändert, was ich vermute, dann kann ich mich nur auf meine Intuition verlassen, und zwar jetzt mehr denn je zuvor. Es ist das Denken, auf welches ich mich nicht verlassen kann.

Für mich ist diese Erkenntnis, daß „ich“ so wenig bedeute [...] ein großer Trost
Kenn ich. Ging mir genau gleich. Bis vor kurzem.
Es ist nicht so, dass ich wenig bedeuten würde - wäre dem so, dann gäbe es etwas neben mir, was viel bedeuten würde. Es ist so, dass diese Aussage nicht den geringsten Sinn macht, ungefähr soviel wie "Gelb Apfel beisst milchiges Autorennen." "Viel", "wenig", alles nur Einbildung.

Ein totaler Verzicht auf Beziehungen hieße aber, sich der Erfahrungen und Glücksmomente (d.h. bei Überwindung der engen Grenzen, die uns in diesem Körper mit dieser persönlichen Biografie gegeben sind!) berauben
Mit "Beziehung" meinte ich keineswegs zwischenmenschliche Beziehungen. Die sollte man eher nicht aufgeben (auch wenn das ein paar Sektenheinis uns so einreden wollen). Mit Beziehung meinte ich den Akt des "sich zu etwas in Beziehung setzen". Wir tun das ständig, weil wir nur dann glauben, dass wir existieren, wenn wir von etwas Bestätigung erhalten, wovon wir glauben können, dass es ausserhalb unseres scheinbar subjektiven Ichs ist.

Im übrigen stellt sich die Frage, wozu oder wofür du dir Glücksmomente im Leben wünschst.

Daran schließen sich Gedanken über Wiedergeburt an. Ich glaube nicht daran
Wiedergeburt ist ein reichlich unklarer Begriff. Die meisten Menschen verstehen darunter das Wiederaurerstehen ihres Egos. Daran glaube ich auch nicht. Hoffentlich wird mein grosses Ego bei meinem Tod vollkommen tot sein. Anders aufgefasst ist Wiedergeburt keine Glaubensfrage, sondern schlichte Tatsache: Unser Körper besteht aus Stoffen, welche danach wieder in den Kreislauf der Elemente einfliessen und irgendwann entsteht aus ein paar Teilchen wieder ein neues Lebewesen. Bin das "ich"?

@Sam
Ich glaube, ich sollte wohl eher schweigen. Was die Menschen im Leben zu tiefst im Innern wollen, das wird ihnen auch wiederfahren. Das hat nicht das geringste mit höhern Mächten oder Schicksal zu tun. Es ist eher so, dass wer von der Welt erwartet nicht aufgeweckt zu werden, alles daran setzen wird, jeden Aufweckversuch komplett zu ignorieren. Folglich wird er auch nicht aufwachen. Aus dieser Perspektive ist es zu verstehen, wenn ich sage, dass man nichts ändern kann. Wer wirklich, und ich meine wirklich, das heisst zu tiefst innerlich an einem Ort, welcher nicht von unserm Denken berührt werden kann, sich danach sehnt, aufzuwachen, der wird früher oder später, irgendwann einmal, aufwachen. Es gibt sehr viele Menschen, die sich mehr oder weniger sehnen, aber nur ein paar wenige, bei welchen der Wunsch stark genug ist, als dass er reicht, den Wusch an "Schlafmitteln", welche uns täglich verabreicht werden, zu überwinden. Unsere (soziale) Umwelt setzt buchstäblich alles daran, uns wieder einzuschläfern, wenn wir auch bloss ein bisschen mal ein Auge halb öffnen möchten. Dadurch sichern sich die Schlafenden vor unangenehmen Überraschungen ab.

Wer nun glaubt, dass er diesen Zustand des Schlafens überwinden könne, gehört immer noch zu den Schlafenden, denn er denkt wie die Schlafenden. Er glaubt daran, dass der Zustand überwindbar wäre - ein raffinierter Trick, um uns mit andern Dingen als mit dem Aufwachen zu beschäftigen. Denn die Idee, dass etwas erreichbar sei, ist die Idee der Schlafenden. Wenn es erreichbar ist, dann ist es irgendwo weit weg von Hier und Jetzt und somit kann ich hier und jetzt beruhigt weiterschlafen.


@Alex
Deine Erkenntnis ist die, dass all dies Illusion ist, schön sehe ich auch so.
Nein, das ist nicht meine Erkenntnis. "Alles ist Illusion" heisst, dass es eine Wahrheit gibt, welche eben nicht Illusion sei. Illusion und Wahrheit treten immer nur als Paar auf. Ich aber behaupte, dass es diese Wahrheit nicht gibt. Damit gibt es auch keine Illusion.

Es lässt sich schwer beschreiben, aber die Illusion der Trennung hebt sich auf, obwohl der einzelne immer noch der einzelne bleibt.
Das ist richtig. All diejenigen sind zu bedauern, welche diese Erfahrung nie gemacht haben. Ich glaube, Meditation kann hierin Unterstützung bieten.

Was willst du mit dieser Erkenntnis anfangen ? Was willst du jetzt tun ?
Ich könnte auch Fragen:
Wozu lebst du ? Warum stehst du morgends auf?
Nichts. Ich will nichts tun. Es gibt nichts zu tun. Ich lebe nicht für etwas, weil es nichts anderes gibt als Dies im Hier und Jetzt. Ich bin Dies. Weil es nichts anderes gibt als Dies, kann ich nicht für etwas anderes leben.
Hàtte das jemand anderer vor einiger Zeit behauptet, ich hätte es ihm nicht geglaubt. Ich hätte nicht geglaubt, dass jemand einfach leben kann, ohne sich die Wozu-Frage zu stellen. Ich stellte mir sie lange Zeit sehr dringlich. Immer wieder. Die Frage ist zum Verzweifeln. Dann entdeckte ich die etwas abgeänderte, nichtsdestotrotz jedoch zielgleiche, Variante von Max Frisch: "Was trennt sie vom Glück?" Ich zwang mich, immer und immer wieder darüber nachzudenken und konnte erleben, wie keine mögliche Antwort befriedigend war.
Bis ich dahinterkam, dass mein Problem nicht die Antworten sind. Antworten habe ich genug, eine ganze Menge. Das Problem ist, dass ich den Wunsch habe, die Frage zu stellen.

Übrigens habe ich den Wunsch noch immer, da hat sich nichts geändert. Aber jetzt kann ich herzlich darüber lachen und mich den wirklich zentralen Dingen im Leben zuwenden. Zum Beispiel dem Text, den ich gerade schreibe.

Meine Antwort:
Ich meine zu leben um Erfahrungen zu machen und an diesen Erfahrungen zu wachsen.
Es bleibt jedem frei zu wählen, womit er sein Leben zubringen möchte. Ich möchte nicht mehr länger wachsen, weil ich beim besten Willen nicht sagen könnte, wozu oder wohin, in welche Richtung. Angenommen ich würde innerlich wachsen, ich weiss ehrlich gesagt nicht, was ich damit anfangen sollte.
Aber eben: Deine Wahl ist nicht "schlecht" oder "falsch", das sind dumme Kategorien des Denkens. Es ist einfach so, dass deine Wahl nicht mit der meinen übereinstimmt.

Das Ich, Ich bin schliest eine Veränderung von mir selbst nicht aus.
Für mich ist diese Entwicklung das was zählt. Die Meditation ist mir dabei ein Werkzeug welches mir dabei hilft.
Ok, Wachstum. Du wächst also innerlich (Wie lange habe ich daran geglaubt? Viel zu lange!). Darf ich dich fragen: Wohin? Und wenn du es erreicht hast, was immer es auch sei, was du damit anfangen wirst?

Irgendwann bei 100% Bewusstheit ist dies sicherlich nicht mehr erforderlich
Glaubst du mir, wenn ich dir versichere, dass es jetzt bereits nicht wirklich erforderlich ist? Aber ich will dich nicht beeinflussen, unbedingt weitermeditieren, wenn du möchtest, mach ich ja auch. Meditation ist sowas von cool, das sollte einfach jeder mal versucht haben!
 
Vor der Erleuchtung war der Wasserträger ein Wasserträger.
Nach der Erleuchtung war der Wasserträger ein Wasserträger - Punkt.

Lieber fckw - LEBE!
Caitlinn
 
Also grad erleuchtet fühl ich mich ja nicht :D Wasserträger bin ich auch nicht. Und momentan ist mein Leben so leicht und irgendwie "schön" wie noch nie.
 
Hallo fckw,

deine Sichtweise beschäftigt mich. Es gibt da irgendwo eine Resonanz...


Ich versuchs noch mal:
Es gibt nur das hier und jetzt (okay?). Wir versuchen uns darüber zu definieren, dass wir uns mit etwas in Beziehung setzten (okay?).
Durch das in Beziehung setzen werden wir unfrei. Durch die Lösung des in Beziehung setzen entsteht Freiheit (oder Wirklichkeit?).

Doch wieviel Freiheit kann man Selbst aushalten? Ist es nicht so dass sich die meisten Menschen in Beziehung setzen um sich damit Selbst zu definieren um sich Sinn und Zweck zu geben?

Für mich existieren mehrere Wahrheiten (Sichtweisen). Die Wahrheit ändert sich mit der Sicht darauf.
Erfasse ich die Dinge über den Verstand (eine Sicht), über das Herz (eine andere) über die Freude (sieht nochmal anders aus) und in der anderen Meditation sieht es wieder anders aus.
Selbst in der inneren Schau ändert sich das Bild wenn ich über das Stirnchakra oder das Herzchakra schau.
Eingentlich unglaublich wie kann das gleiche immer anders aussehen?

Ich versuche dann (meistens) die unterschiedlichen Sichtweisen zusammen zu bekommen so das ein Bild enstehen kann.
Das Bild scheint groß und mehrdimensional zu werden ;).

Das was ich von deiner Sichtweise aufnehmen kann passt auch irgendwo hinein, nur habe ich nocht nicht herausgefunden wo.

Vielleicht ist es ja der Rahmen dazu :)


Ok, Wachstum. Du wächst also innerlich (Wie lange habe ich daran geglaubt? Viel zu lange!). Darf ich dich fragen: Wohin? Und wenn du es erreicht hast, was immer es auch sei, was du damit anfangen wirst?

Wohin ich wachse kann ich dir (im Endergebnis nicht sagen), aber ich hab ein Zwischenziel:

Innere (bedingungslose) Freude.
Die Freude am Sein.

Was ich damit anfangen werde?
Nichts. Es ist Evolution. Der Weg ist das Ziel.



Alles Gute


Alex:winken5:
 
Original geschrieben von Alex
Es gibt nur das hier und jetzt (okay?).
Okay!
Wir versuchen uns darüber zu definieren, dass wir uns mit etwas in Beziehung setzten (okay?).
Okay!
Durch das in Beziehung setzen werden wir unfrei.
Sagen wir mal: "Durch das in Bezieuhung setzen machen wir uns unfrei." Das ist aber ein Detail.
Durch die Lösung des in Beziehung setzen entsteht Freiheit (oder Wirklichkeit?).
Grmpf, das hätte ich anders formuliert, ich denk aber, du meinst dasselbe wie ich. "Lösung des in Beziehung setzen", das klingt schwer danach, als gäbe es da eine etwas Lösbares, eine Lösung, die es zu finden gäbe. Ich hätte es vielleicht so gesagtg: "Wenn wir erkennen, dass jedes In-Beziehung-Setzen immer bloss ein Versuch unseres Denkens ist, ja dass jedes Denken sogar ein Versuch des In-Beziehung-setzens ist, um uns zu versichern, dass wir sind, dann verstehen wir, dass die Freiheit nur darin liegen kann, nicht mehr zu glauben, was uns das Denken einflüstern will." Denn das Denken aufgeben, das können wir nicht (höchstens vielleicht, wenn wir 180 Jahe lang ohne Unterbruch Zen praktizieren).

Ist es nicht so dass sich die meisten Menschen in Beziehung setzen um sich damit Selbst zu definieren um sich Sinn und Zweck zu geben?
Absolut richtig! Die Menschen wollen sich unbedingt einen Sinn und Zweck geben! Deshalb setzen sie sich andauernd in Beziehung, deshalb denken sie überhaupt! Das ist überhaupt etwas vom allerschwierigsten, dass man einsieht, wie grundsätzlich dämlich der ständige und immerdauernde Versuch unserer Selbst ist, einen uns einen Sinn und Zweck zu finden!

Für mich existieren mehrere Wahrheiten (Sichtweisen). [...]
Ich versuche dann (meistens) die unterschiedlichen Sichtweisen zusammen zu bekommen so das ein Bild enstehen kann.
Mehrere Wahrheiten, eine Wahrheit - alles nur semantische Unterschiede.

Das was ich von deiner Sichtweise aufnehmen kann passt auch irgendwo hinein, nur habe ich nocht nicht herausgefunden wo.
Mein Tipp: Glaub mir am besten gar nix, denn was ich hier sage, ist mein Denken. Damit setze ich mich in diesem Moment zu dir in Beziehung, weil ich mir gerne einen Zweck geben möchte. In mir drin ist ein Teil meines Egos, welches es sehr cool fände, wenn ich dich zur Erleuchtung bringen könnte. Da könnt ich dann wirklich stolz auf mich sein, und mir auf die Schultern klopfen: "Hast du wiiiiiirklich gut gemacht, fckw!" :) Also wirklich, diesem eingebildeten Fritzen solltest du auch nicht die Sekunde einen Gedanken schenken...

aber ich hab ein Zwischenziel:

Innere (bedingungslose) Freude.
Die Freude am Sein.
Zwischenziele sind super geeignet, um weiterzuschlafen.
 
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Ich habe mal kurz über Zwischenziele nachgedacht (gilt aber generell für alle Ziele). Dabei ist folgendes herausgekommen.

Wozu setzt man sich Zwischenziele? Ich würd sagen, normalerweise macht man das um eine Entwicklung oder sagen wir mal einen "Fortschritt" zu überprüfen. Wenn irgendwas einer Entwicklung folgt und ich zuvor Zwischenziele/Meilensteine eingeführt habe, dann erlaubt das mir ab und zu eine Ist-Soll-Kontrolle durchzuführen, ein Delta (also "Lücke") zu errechnen und dann die Basisinformation zu besitzen, wo das Projekt sich gerade findet. Das ist etwas ganz grundlegendes von jeglichem Projektmanagement oder Arbeitskontrolle. Mittels dieser Information kann ich dann ableiten, ob alles in Ordnung ist und ich einfach den weiteren Verlauf der Entwicklung ohne einzugreifen gehen lassen kann oder ob ich Massnahmen ergreifen muss.

Einverstanden bis hierher? Dann weiter.

Was ich also damit tu, steht auf folgenden Grundannahmen:

1. Das Projekt folgt überhaupt einer Entwicklung und ist nicht statisch, ist also nicht einfach immer gleichbleibend dasselbe. Ausserdem hat das Projekt ein zu erreichendes Ziel, welches jetzt noch nicht erreicht ist. "Der Mensch bewegt sich auf die Erleuchtung zu, die Erleuchtung ist im Moment noch nicht da aber sie ist in der Zukunft liegend und angestrebt."
Ich glaube an eine dynamische Welt.

[Sehr formal mathematisch heisst das: P(t) < P(t+1), wobei P(t): Projektstand zum Zeitpunkt t und "<" heisst, dass von t nach t+1 das Projekt fortgeschritten im Sinne eines noch zu definierenden Fortschrittes ist.]

2. Die Entwicklung verläuft inkrementell, also ansteigend und nicht etwa abfallend. "Es ist nicht so, dass ich bereits einmal erleuchtet war und ich jetzt langsam aber sicher mich davon wegbewege, sondern ich bewege mich darauf zu."
Ich glaube an den Fortschritt.

3. Ich glaube daran, dass ich das Projektziel erreichen möchte, dass es also grundsätzlich wünschenswert sei, das Ziel zu erreichen. "Ich glaube, dass es gut wäre, wenn ich erleuchtet wäre."
Ich glaube an das Ziel.

4. Ich glaube daran, dass ein eingeführtes Zwischenziel mir erlaubt, die Entwicklung zu überwachen. Damit glaube ich, dass die Entwicklung nicht völlig chaotisch und von mir unbeeinflussbar ist, sondern dass ich von der Vergangenheit in die Zukunft beeinflussen kann, dass es also in der Zukunft ungefähr so weitergehen wird wie in der Vergangenheit. "Ich glaube daran, dass wenn ich heute meditiere, dass ich meine Erfahrung hierin immer weiter vertiefen kann, immer mehr hinzulernen kann und dass das dann irgendwann mal im Endpunkt kulminiert."
Ich glaube an eine geordnete Welt.

5. Ich glaube daran, dass wenn ich eine Abweichung feststelle ich die Macht/Möglichkeit habe, Massnahmen zu treffen, um das Ziel doch noch zu erreichen. "Ich glaube, dass ich durch Meditation meine spirituelle Entwicklung vorantreiben kann."
Ich glaube an meine persönliche Macht/das Machbare.

Und so weiter (ich könnte hier ein Buch schreiben).

Uiuiui, jetzt sieht's gar nicht mehr so gut aus mit meinem eingeführten Zwischenziel. Bloss indem ich ein solches Ziel eingeführt habe, habe ich micht entlarvt: Ich glaube stillschweigend, dass eine ganze Menge an Dingen einfach gegeben ist, ohne dass ich jemals diese Annahmen überprüft hätte. Was mache ich, wenn ich z.B. keinerlei Einfluss auf die Welt hätte (Annahme 5)? Dann wäre mein Ziel völlig wertlos geworden, weil ich ja willentlich nicht das geringste tun kann, um es mir näher zu bringen!
Was wäre, wenn meine Entwicklung gar nicht geordnet, sondern komplett chaotisch wäre (Annahme 4)? Dann wären alle meine möglichen Massnahmen und Taten völlig wertlos, weil sie zwar einen Einfluss auf die Welt hätten, aber dieser Einfluss sofort wieder zunichte gemacht wäre durch das in der Welt herrschende Chaos!

Es wird aber noch schlimmer:
6. Indem ich mir ein Zwischenziel setze, stelle ich etwas auf, was ich meine erreichen zu können/müssen.
Ich zwinge mich zu etwas!!! Wie soll ich jemals frei sein, wenn ich mich zwinge? Wie soll ich z.B. jemals frei sein, wenn ich mich zur Freiheit zwingen muss, wenn also für mich ein zu erreichendes Ziel darstellt?

(Was hier so abstrakt klingt, kann an einem einfachen Beispiel dargestellt werden. Die meisten Menschen empfinden Befehle von andern als Freiheitsverlust und als etwas negatives - mich eingeschlossen. Indem ich daran glaube, frei sein zu wollen, gerate ich in einen Konflikt mit dem Befehl des andern. Ich kann ihn nicht mehr ausführen ohne gleichzeitig Widerstreben zu empfinden dagegen, weil es mich - eingebildeterweise - meiner Freiheit beraubt! Damit besitze ich tatsächlich keine Freiheit mehr. Hätte ich den Befehl einfach ausgeführt, ohne zu zu glauben, dass er meine Freiheit einschränkte, so wäre ich frei geblieben, weil ich den Befehl überhaupt nicht unter Zwang ausgeführt hätte, sondern übereinstimmend mit meinem eigenen Denken.)

Warum sollte irgendjemand auf der Welt sowas tun? Jaaaaa, das ist die schwierige Frage. Die Antwort ist ernüchternd: Weil die Menschen es wollen. Die Menschen wollen ihren Glauben an die oben genannten Grundsätze (1 bis 6) nicht aufgeben. Wie schrecklich wäre eine Welt für sie, in welcher sie nicht annehmen könnten, dass Ordnung darin herrscht! Dann könnte ja jede Minute jemand in ihr Haus einbrechen und sie schnurstracks umbringen, einfach so, einfach grundlos. Dann wären sie der Welt komplett hilflos ausgeliefert! Dann wären alle ihre privaten Ziele völlig wertlos! Neinein, das darf nicht sein, der Gedanke daran wäre einfach zu erschreckend... Wir wären buchstäblich taub, blind und stumm in der Wüste und um uns herum schleichen die Banditen und Kojoten, welche uns die Kehle durchschneiden, sobald es Nacht wird.
Da ist es viel bequemer, einfach zu schlafen und möglichst nichts je in Frage zu stellen.

Darum glauben wir also an all die oben genannten Dinge. Und darum können wir dann schöne Zwischen und Endziele einführen, welche wir möglichst nie erreichen sollten, weil wir uns dann unseres Ziels berauben und das Finden eines neuen Ziels ist sehr mühsam für die Menschen!

Aber immerhin wenn wir so ein Zwischenziel erreichen, dann können wir uns erstmal auf die Schultern klopfen und sagen: "Gut gemacht. Siehst du? Ich hab's ja gesagt, wenn ich genug fest probier, dann kann ich doch was erreichen."
Und damit sehen sie alle ihre Annahmen bestätigt. Und daher glauben sie ein bisschen fester daran, dass all die Annahmen stimmen. Ihr Glaube an die Annahmen werden immer fester und fester und fester und irgendwann sind die Annahmen so unglaublich fest in ihnen festgesessen, dass man die Menschen töten kann, bloss indem man ihre Annahmen erschüttert. Dann ist ihr Zustand buchstäblich todernst. Es ist kein Spiel mehr, sondern geht auf Leben und Tod.

Wer ein Ziel erreichen möchte, glaubt immer daran, dass er ein Ziel erreichen könne. Er verstrickt sich in eine Unzahl von willkürlichen Annahmen und bindet sich so geistig selbst die Hände. Er bindet und bindet und bindet sich dabei die Blutzufuhr ab. Irgendwann sterben ihm die Hände ab, wenn er sie zu lange gebunden hat. Und dann ist nichts mehr zu machen, die Hände sind unumkehrbar verloren.

So unglaublich es klingt: Es scheint auf der ganzen Welt keine einzige Gemeinschaft zu geben, welche hiervon ausgenommen ist. Sämtliche Gesellschaften der Welt sind vom Virus befallen und merken's nicht. Buchstäblich alle Menschen (mit gaaaaanz wenigen Ausnahmen) glauben an die oben genannten Annahmen. Wenn man's mal sieht, dann glaubt man's gar nicht, so absurd ist das ganze. Und wenn man zu sehr aufmuckt, wenn man die Annahmen öffentlich in Frage stellt, dann halten die andern einen im besten Falle für verrückt, im schlimmsten Falle müssen sie dich beseitigen, weil du ein störendes Element bist.
Wo kämen wir hin, wenn die Leute nicht mehr an etwas elementares wie die Gesetzgebung glauben würden?
 
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