Sieben-Jahres-Rhythmus in der Psychotherapie
Nun zur Medizin. Wer etwas über Jahrsiebte in der Klinik wissen will, kann zum Beispiel in Lahnstein in Rheinland-Pfalz anrufen. Dort ist Henning Elsner Chefarzt im psychosomatischen Krankenhaus Lahnhöhe. Elsner hat lange als Internist gearbeitet. Er hatte aber, so erzählt er das, schon immer das Gefühl, dass körperliche Leiden stark mit seelischen zusammenhängen.
Heute arbeitet Elsner vor allem psychotherapeutisch, und er sagt, dass er in vielen Biographien seiner Patienten einen Sieben-Jahres-Rhythmus erkenne. „Bestimmte Lebensthemen fallen einem in bestimmten Lebensphasen einfach mehr auf die Füße“, sagt er. Wenn also um den 21. Geburtstag herum etwas ganz anderes passiere, als da vorgesehen sei, eine Abtreibung zum Beispiel, dann sei das manchmal ein Grund für spätere Depressionen oder Angststörungen. „Oft stelle ich mit den Patienten fest, wenn sie dann Jahre später zu mir kommen, dass es damals schon die ersten depressiven Phasen gegeben hat“, sagt Elsner.
Gesetzmäßigkeiten können entlastend wirken
Elsner arbeitet ganz konkret mit den Jahrsiebten. Er lässt seine Patienten Fragen zu den einzelnen Lebensabschnitten beantworten. Was war da los in den ersten sieben Jahren? Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Sinneseindruck? Den ersten Teddy? Elsner nennt das eine heilsame Wiederaneignung der eigenen Lebensgeschichte.
Menschlicher Körper verändert sich
Nun beruht die Anthroposophie auf Annahmen und Beobachtungen und versteht sich vorsichtshalber nur als Anregung, selbst über das Leben nachzudenken. Mindestens als Geisteswissenschaft ist sie also immun gegen die Frage, ob es für die Erkenntnisse nun einen medizinischen Beweis gibt oder nicht. Steiner, der Erfinder des anthroposophischen Weltbildes, hat sich trotzdem weiter in die Wissenschaft vorgewagt: „Der Mensch“, schrieb er, „stößt im Laufe von sieben bis acht Jahren seine sämtliche physische Materie ab und erneuert sie.“
Zeit, sich mit der Arbeit des Zellbiologen Jonas Frisen zu beschäftigen. Frisen arbeitet am Karolinska-Institut in Stockholm, eine der angesehensten medizinischen Universitäten in Europa. Er hat, so sagt er das, ein bisschen „Amateur-Forschung“ zu dem Sieben-Jahre-Mythos betrieben – will aber das, was er herausgefunden hat, nicht als Beweis dafür verstanden haben. Dennoch besagen seinen Forschungen: Der Mensch hat tatsächlich alle sieben bis zehn Jahre einen völlig neuen Körper – die Veränderungen finden nur unterschiedlich schnell statt.