Psychiatrie

in der psychiatrie?

  • Ich wahr drin!

    Stimmen: 28 24,1%
  • Ich wahr nicht drin!

    Stimmen: 77 66,4%
  • Ich will mal rein!

    Stimmen: 11 9,5%

  • Umfrageteilnehmer
    116
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Hallo Regina, :)
was ist das für ein Buch:
Andere Gespräche mit Gott Teil 2
Kannst du dazu noch was Näheres sagen? Ich würde es gerne kaufen und lesen.
Im Prinzip stecke ich mit meinem Neffen (20) und Wohnungsmitbewohner genau in dem in diesem Thread beschriebenen Dilemma.
Er hat jetzt nach simplem Cannabiskonsum zum zweiten Mal eine schizophrene Psychose. Er war bei der ersten - Anfang des Jahres - bereits vier Wochen in der Klinik, die zweite ist jetzt hier bei mir ausgebrochen.
Ich habe ihn 9 Tage lang Tag und Nacht betreut, weil ich es unter seiner Würde fand, ihn mit Gewalt einweisen zu lassen, wie mir seine Eltern aus dem Ausland rieten.
Ich dachte, ich könnte ihn auch noch dahingehend beeinflussen, dass er von selber ginge, und das ist mir auch "gelungen".
Als seine Eltern aus dem Urlaub kamen, brauchten sie ihn nur samt fertig gepackter Tasche abzuholen, und er ging freiwillig mit.
Er ist jetzt seit sechs Wochen in der Geschlossenen, die zweiten sechs Wochen sind per Zwangsentschluss genehmigt.

In diesen Tagen zu Hause ist zwischen ihm und mir ein unendlich tiefes Vertrauen gewachsen, in denen er mich mitnahm in die Bilder seiner Seele.
Das Geniale bei so einer Erkrankung ist, dass der Mensch Dinge äussert und empfindet, die von einem herkömmlich Gesunden an Sensiblität und Tiefe kaum zu überbieten sind. Ich habe da nur staunend liebevoll vorgestanden.
Auf der anderen Seite war es extrem anstrengend und eine Kathastrope:
Wieviel Angst hatte ich, als er anfing Türen zu zerschlagen, weil er mich nicht zum Einkaufen aus dem Haus lassen wollte.
Wie schwer fiel es mir, ihn, der viel größer und doppelt so schwer ist wie ich, per Überredung von der befahrenen Strasse wieder ins Haus zu kriegen, auf der er nackt spazierenging, nachdem ich ihn überzeugen konnte, dass KEINE Bombe hochgeht, wenn er das Haus verlässt.
So. Nun landete der gezwungenermaßen in der Psychiatrie, und ist wirklich NUR vollgedröhnt von Medikamenten - was mir schier das Herz bricht.
Er kann sich mir unter den Medikamenten immer noch mitteilen und MIR sagen, wie es ihm mit dem einzelnen Mittel geht.
Er kann sagen:"Dieses Mittel ist, als würde es mir meine Seele wegnehmen. - Ich spüre GAR NICHTS mehr. - Das ist furchtbar."
Aber ER hat als Patient keine Lobby dort, was seine SEELE betrifft. Die Ärzte schauen nach anderen Kriterien - zum Beispiel, ob er wieder Halluzinationen hat und sich fürchtet. Dann werden die Medis verdoppelt.
ER sagt mir jetzt: Du und ich, wir hätten das auch ohne Klinik hingekriegt.
Du hast mir geholfen und es ging mir schon besser. - Jetzt habe ich diese Scheisse mit dem Eingesperrtsein am Ar***.

Für mich ist das echt eine harte Gewissensache: Hätte ich ihn tatsächlich langfristig auffangen könne? Auch gegen der Willen der Eltern? Gegen die äußerliche Zivilisation, der es sicher irgendwann mal aufgefallen wäre, dass da sich einer verquer benimmt?
WIE KANN ICH als Gast dieser Zeit, denn anders handeln, als ihn in die Institutionen zu bringen, die diese Zeit für ihn vorsieht?
Aus meiner direkten Realität gesprochen, empfinde ich da massives Zerissensein.
Solange ich mit ihm zu Hause war, war mir oft begreiflich, warum "Verrückte" von früheren Kultueren als WEISE angesehen wurden.
Und jetzt ist der da in der Klinik eine bescheuerte Haldol-, Atosil -, Diazepam -,Seroquel-, Valoquid- und Zyprexaleiche.
Durch die nur ganz selten etwas durchschimmert.

*sehr traurig bin*

Geli
 
DNEB schrieb:
Hallo
Ich wollte nur mal fragen wer von euch (wie oft?, wie lang?,...) schon in der psychiatrie war oder ist.
Also ich war 2 mal drin, das erste mal 3,5 wochen, das zweite mal 3 Wochen.

Freu mich auf antworten

DNEB
ich war nur mal kurz in einer psychiatrie drinne, weil ich jemand abholen musste,
der kurz dort eingeliefert wurde, wegen versuchten selbstmord...

eine frau tat mir dort besonders leid... die schon total alt war, im rollstuhl
saß und und tag für tag, den ganzen tag scheinbar im gang sitzt und wartet
bis ihre mutti sie abholen kommt.. die auf grund ihres alters ja schon tot sein müsste.:rolleyes:
 
Olga schrieb:
Das ist ja wirklich schlimm. Du armes Mädchen.:trost:
Scheinst Dich aber nachher gut entwickelt zu haben. :)

LG

Olga
Weisst du, was ich glaube? Die "dort oben" wollten micht deshalb nicht, weil ich mich zur Strafe für euch unten entwickeln sollte... :lachen:

Ne, kein Grund fürs Bedauern. Es war ein wohlüberlegter Wunsch und konsequent ausgeführt, nur haben mich 30 Tabletten nun mal nicht getötet. Ich habe nur das Eine bereut: Dass es nicht geklappt hat.
Aber das habe ich als Zeichen angenommen, dass ich durch muss. ;)
 
Habe den Thread erst jetzt entdeckt. Ich vermisse jedoch die Antwortmöglichkeit "War da mal beschäftigt/Habe da mal gearbeitet".:buch:
 
HerrHundi schrieb:
Weisst du, was ich glaube? Die "dort oben" wollten micht deshalb nicht, weil ich mich zur Strafe für euch unten entwickeln sollte... :lachen:

Ne, kein Grund fürs Bedauern. Es war ein wohlüberlegter Wunsch und konsequent ausgeführt, nur haben mich 30 Tabletten nun mal nicht getötet. Ich habe nur das Eine bereut: Dass es nicht geklappt hat.
Aber das habe ich als Zeichen angenommen, dass ich durch muss. ;)

Ich bin entsetzt über Deine Lieblosigkeit dem Leben gegenüber.
Was wartest Du überhaupt auf den Tod.
So wie sich das liest, bist Du schon tot.

LG

Olga

PS: Habe als 12 Jährige ebenfalls einen Selbstmordversuch gemacht.
 
Hi AM,

Es ist sicher nicht leicht, mit einer Person umzugehen, die einen massiven "psychotischen" Schub hat.

Du darfst aber nicht vergessen, dass in deiner Situation mindestens 5 (!) verschiedene Parteien beteiligt waren:
1. Du selbst,
2. Dein Mitbewohner,
3. Die Ärzte,
4. Die Angehörigen deines Mitbewohners,
5. Die Öffentlichkeit/der Rest der Welt.

Eine Psychose (ich mag den Ausdruck ganz und gar nicht, aber immerhin ist damit einigermassen klar, was ich meine) betrifft also immer nicht NUR den Betroffenen selbst, sondern immer auch andere Personen. Und es sollte nicht vergessen sein, dass alle anderen Personen auch ein Recht darauf haben, weiterhin ein integres Leben führen zu können, also beispielsweise du selbst.

Das führt im Falle einer Psychose nicht selten zu einer Trade-Off-Situation: Der Psychotiker stellt eine potentielle Gefahr für die Umwelt dar - zumindest in den Augen der Umwelt... - daher will sie sich vor ihm schützen. Dieses Anliegen scheint mir berechtigt zu sein, wenn auch die Einschätzung der Situation womöglich völlig falsch ist. Die Mittel die dazu angewendet werden sind klassisch: Einlieferung, Abschottung, mit Medis volldröhnen. Eine psychisch erkrankte Person besitzt in unseren Breitengrade so gut wie keinerlei Rechte mehr. Dies sind die Wertvorstellungen, die wir hier und heute uns selbst ausgesucht haben, das darf nicht vergessen werden.

Dem Psychotiker aber geschieht nicht in wenigen Fällen massives Leid. Er erfährt Gewalt auf allen möglichen Ebenen, und sehr viele Patienten berichten davon, dass die Medikamente ihre Seele auffressen würden oder sie von Gott abtrennen würden. Die Öffentlichkeit ist da keineswegs unschuldig: Welche Gefahr geht effektiv von einem Nackten auf der Strasse aus? Eigentlich keine. Hat der Nackte aber ein Messer in der Hand oder eine Waffe, dann ist die Situation eine andere. Der Psychotiker, der im Moment nichts anderes dringender braucht, als die liebevolle Zuwendung anderer und der selbst massiv in innerlicher Aufruhr ist (man stelle sich nur mal vor, mit welch extremen Umwälzungsvorgängen er in seinem Innern konfrontiert ist!), dieser Psychotiker wird also exakt andersrum behandelt, als es zu wünschen wäre: Man begegnet ihm mit Misstrauen, Gewalt, Medikamenten, Entmündigung.

Es gibt erst langsam einige aufgeschlossene Psychiater, die das Thema ganz anders angehen. Ein Pionier auf dem Gebiet ist beispielsweise Stanislav Grof (vgl. sein Buch "Spirituelle Krisen" oder "Die stürmische Suche nach dem Selbst"). Psychosen werden häufig als Regression der Psyche auf ein niedrigeres Niveau verstanden, also als Krankheit. Ich sage nicht, dass es das nicht auch gibt, aber in meinen Augen wird hier zu viel in einen Topf geworfen. Viele Menschen erleben im Angesicht spiritueller Wachstumssituationen ein Aufbrechen des Unbewussten, und werden völlig überwältigt von all den Dingen, die dort herausbrechen. Da die Aufmerksamkeit dadurch total ins Innenleben absorbiert wird, wirken sie gegen aussen unansprechbar, apathisch, verwirrt. Es mag sein, dass sie Stimmen hören, Energien fühlen, Engel wahrnehmen, mit Gott in Kontakt stehen uva Dinge mehr. Der langfristige Effekt ist aber fast immer eine psychische Gesundung, also ein langfristiger Trend hin zu MEHR (und nicht weniger) geistiger Gesundheit, Stabilität, Gelassenheit. Die Person in einer spirituellen Wachstumskrise versucht also mit allen Kräften ein ausser Kontrolle geratenes inneres Gleichgewicht wieder herzustellen, und da ist dann eine Zwangseinweisung und alles, was dazugehört, ziemlich unangemessen - aber die übliche Vorgehensweise.

Gleichzeitig aber sind die Angehörigen oft mit der Situation überfordert, nicht zuletzt, da sie auch ein Eigenleben haben, das ihre Aufmerksamkeit ebenso verlangt. Wünschenswert wären aufgeschlossene Psychiater, die eine eingewiesene Person nicht sofort medikamentös behandeln, sondern sie in einen, von mir aus geschlossenen, Bereich, wenn wir so viel Angst vor ihnen haben, stecken, wo die Person in aller Ruhe und unter kundiger Aufsicht wieder zu sich selbst finden kann.

Viele Grüsse
fckw
 
Olga schrieb:
Ich bin entsetzt über Deine Lieblosigkeit dem Leben gegenüber.
Was wartest Du überhaupt auf den Tod.
So wie sich das liest, bist Du schon tot.
:lachen: Wie kommst du darauf?
Ich werde mit Sicherheit sterben. Wo ist der Unterschied zwischen dem einen und dem anderen Zeitpunkt? In der Illusion dazwischen? :D
 
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