Letztes Ziel und wahrer Hintergrund dieses ewigen Strebens und Suchens nach Einheit in der Sexualität ist nicht die körperliche Vereinigung von Mann und Frau, sondern die Vereinigung des negativ weiblichen Poles der Seele mit ihrem göttlichen Gemahl, dem aktiv-positiven Pol des Geistes. Die Inder nennen die beiden Pole - sowohl im Menschen als auch im Universum - das statische und das dynamische Prinzip, die sie in den Gestalten des Gottes Shiva und seiner Gemahlin Shakti verkörpert sehen. Die ganze Schöpfung ist danach nichts anderes als Hervorbringung und Ausdruck des Liebesspiels dieses göttlichen Paares. Dementsprechend finden wir eine Menge indischer Tempel gespickt mit Darstellungen der Vereinigung dieser beiden göttlichen LIEBENDEN, deren geometrisches Symbol wiederum das Hexagramm ist, Urform der komplizierten Yantras.
Das Hexagramm - Symbol der geistigen Bedeutung der Vereinigung der Geschlechter überhaupt - ist aber in Israel und im Judentum gleichermaßen bekannt wie in Indien. Und das Hohelied Salomos ist nichts anderes als ein ekstatischer Ausdruck der Kenntnis und der Verherrlichung dieses schöpferischen geistigen Prinzips. Dort Shiva und Shakti, sind es in der Kabbala Salomon und Shulamit, JHWH und Israel, Keter und Malkhut oder Christus und die Ecclesia, das Lamm und seine Braut.
Die Chymische Hochzeit oder die Unio Mystica sind die Formen der ekstatischen Erfahrung dieser EINHEIT in der Seele. Wie wir die sexuelle Kraft werten, hängt davon ab. wie wir sie leiten. Lenken wir sie nach außen, um uns Sinneslust und Vergnügen zu schaffen, so zieht sie uns hinunter, schwächt unser geistiges Potential und macht uns zum Sklaven. Gelingt es uns, sie zu wandeln, ihr ungeheures schöpferisches Potential als Triebkraft unserer inneren Entwicklung zu benutzen, so wird sie uns zum unversiegbaren Quell innerer Kraft, Inspiration und Freude. Ja sie ist die Wurzel der geistigen Erneuerung des Menschen. Sie bewirkt ein Überfließen aus einer Überfülle von sublimiertem Eros und innerer Ekstase. Das ist es, was Jesus meint, wenn er sagt: 'Ich will euch die Fülle des Lebens geben.'
Aus meiner Sicht der Dinge ist dieser Text voller Mißverständnisse:
Wenn davon gesprochen wird, dass sich der negative Pol der Seele mit dem positiven Pol des Geistes verbindet, was macht während der Zeit der negative Pol des Geistes und der positive Pol der Seele? Die Seele hat ein göttliches Gemahl? Und was ist mit der göttlichen Gemahlin? Ist das die Seele? Oder hat die Seele eine andere Seele zum Partner/zur Partnerin? Und wenn ja, warum verschiedene Worte? Klarheit über verschiedene Ebenen? Sehe ich nicht.
Das ist für mich abgeschriebenes Halbwissen, von einem Halbwissenden zusammengewürfelt.
In meinem Verständnis ist Statik nicht die Eigenschaft des negativen Poles, sondern Empfänglichkeit, Rezeptivität, das Paar also
rezeptiv <> dynamisch.
Bei dem Begriff "sublimierter Eros" werde ich immer sehr hellhörig, ich glaube nicht, dass verstanden ist, um was es geht. Daher gefallen mir die Begriffe Eros - Philia - Agapi für unterschiedliche Eigenschaften von Liebe besser.
Eros wird immer die Muskelbude, die schweißtreibende Freude und Arbeit bleiben, auch wenn Frau oder Mann nicht schwitzt, es ist körperlich und polar.
Und für mich zeigt sich die Größe der Schöpfung nicht in der Vereinigung des Geistes, denn das konnte der Geist schon, bevor wir physische Körper erschufen - ein Blitz[chen]. Für mich zeigt sich die Größe der Schöpfung darin, dass wir physische Körper erschufen, die die Vereinigung des Geistes durch alle Körper hindurch, bis hinunter zum physischen Körper zu einer unglaublich vielfältigen Einheit macht: meine Körper, Geist und Seele vereinen sich mit den vereinten Körpern, Geist und Seele eines zweiten Menschen und u.U. die Seele und der Geist eines dritten Menschen sind anwesend um diesem ein Körperkleid zu erschaffen und es sind noch viele andere [gute] Entitäten [=Geister] da, wie "die Liebe", "das Leben" etc.
Das Wort "Ekstase" wird von niemandem wirklich verstanden und sein Gebrauch fördert den Frust [des Nicht-Verstehens] und die Sucht [das Suchen nach etwas, was ich nicht verstehe, erkenne, fühlen kann].
Die erste Vereinigung der Unio Mystica ist die
Vereinigung meiner Selbst, die Einheit von Körpern-Seele-Seelenfamilie-Geist.
Die erste EHE ist die EHE mit mir selbst. Da sind wir alle noch gar nicht, oder nur für Sekunden [und nennen es Ekstase z.B.]. Aber ohne unsere eigene Einheit leben zu können, wäre es günstig, sich nicht auch noch mit anderen uneinheitlichen Köprer-Seele-Geist-Gemischen zu mischen, das wird nur eine seltsame "Suppe", die mir bis dato keine Freude bereitet hat.
etc.
Meiner Erfahrung nach nützt es nichts Vergleiche zu ziehen. Ich sehe die Lage so vertrackt wie bei den Metaanalysen: ohne die Wirklichkeit zu kennen, versucht man sich am Vergleich von niedergeschriebenen Ergebnissen anderer und meint etwas zu wissen, wenn man ANALYSIEREN kann. Ein tragischer Irrtum, den ich von mir sehr gut kenne.
Aber Sexualität ist nicht ANALYSE sondern bestenfalls
eine SYNTHESE, das Verschmelzen von zwei widersprüchlichen Einheiten zu einer neuen [dritten!] Einheit.
Ich kann aus Texten nicht er-lesen, wie Sexualität geht, so wenig, wie ich Autofahren aus Texten lesen kann, ich muß es tun. Wir sind alle Meister, die üben. Auch wenn wir, wie ich meine, bei 5% der gelebten Weisheit dessen sind, was wir Sexualität nennen.
Selbsterkenntnis ist nur möglich, wenn wir alle Erfahrungen zulassen, also auch die, dass Reden über Sexualität keine Sexualität ist. Reden über Sexualität ist wie eine Gummipuppe: steril, saft- und kraftlos.
Auch beim Sex gilt, dass es nur mit Geist und Seele etwas wird, was uns bereichert, aber Geist und Seele wissen, dass es dazu unabdingbar dieses unendlich kostbare "Fahrzeug" braucht, das wir den biologisch-physischen Körper nennen: das Tier [weil ein Säugetierkörper].
Sex ohne Seele und Geist ist ein mechanischer Akt, eine Art Sport, Körperübungen, aber selbst die fortschrittlichste, größte und reinste Seele, der lebendigste Geist können das nicht leben und erfahren, was eine
Einheit von Körper-Seele-Geist erfahren kann, weswegen eben diese Ebene, diese Erde so beliebt ist, es viel mehr Seelen gibt, die inkarnieren wöllten, wenn sie denn nur könnten ...
Ja, es ist ein "Spiel", das Geist sich selbst erschuf.
Aber selbst Geist kann es nur hier und nur nackt mit dem ganzen Körper erleben.
Im Geist geht gar nichts.
