Über das Zustandekommen von Erfahrbarkeit
Jeder, der schon mal geträumt hat und sich an das Traumgeschehen erinnern kann, wird bestätigen können, dass die sinnliche Erfahrbarkeit des Traumgeschehens absolut identisch ist mit der sinnlichen Erfahrbarkeit des sogenannten Wachgeschehens. Das heißt: Wenn ich in einem Traum über eine frisch gemähte Wiese gehe, dann spüre ich die Festigkeit der Wiese, den blauen Himmel über mir und den herrlichen Duft von frisch gemähtem Gras exakt so, wie wenn ich im Wachgeschehen über eine frisch gemähte Wiese gehe. Da gibt es nicht den geringsten Unterschied. Doch es gibt einen sehr gravierenden Unterschied hinsichtlich des Zustandekommens dieser beiden Erfahrbarkeiten.
Unsere Wissenschaftler erklären uns, dass es unsere 5 Sinne sind, also Sehen, Hören, Schmecken, Riechen und Tasten, die in Kombination die Erfahrung der physikalischen Welt ermöglichen. Das heißt: Die Sinnesorgane wandeln die auf sie wirkenden Reize ist elektrische Signale um und senden diese in die entsprechenden Gehirnzentren zur Weiterverarbeitung.
Aber wie kann es sein, dass bei geschlossenen Augen während des Schlafens eine Aussicht auf eine Geschehen entsteht, ohne das etwas Schwingendes auf die Augen fällt, ohne das eine Luftschwingung auf die Ohren trifft, ohne dass Geruchsmoleküle in die Nase dringen, ohne dass meine Augen einen Himmel über mir sehen, ohne dass meine Füße die Festigkeit der Wiese und ohne dass meine Nase den Duft von frisch gemähten Gras bemerken kann? Beim Träumen werden keine solchen Impulse von den Sinnesorganen ins Gehirn geleitet? Wie können wir mit geschlossenen Augen trotzdem Licht und Helligkeit sehen, so wie es zum Beispiel beim Träumen der Fall ist?
Es trifft keinesfalls zu, dass wir als Erklärung sagen könnten, dass alle Träume nur Erinnerungsträume sind und es sich um ähnliche Ereignisse handelt, die in einer gewissen Abwandlung auftreten, und die sinnliche Erfahrbarkeit deswegen erklärbar wird. Wir können genauso Ereignisse träumen, die wir garantiert noch nicht im Wachgeschehen erlebt haben und die keinesfalls eine Erklärung für solche Träume als Wiederholung von Geschehnissen im Wachzustand herhalten können.
Dennoch ist die Qualität der sinnlichen Erfahrbarkeit von Träumen mit der sinnlichen Erfahrbarkeit von Wachzuständen absolut identisch, ja, oftmals ist sie in Träumen sogar noch ausgeprägter und intensiver als im Wachgeschehen.
Es kann nicht nur, sondern es muss eine Gemeinsamkeit geben, die dieser absolut gleichen Qualität von sinnlicher Erfahrbarkeit in Träumen wie auch im Wachgeschehen zugrunde liegt und die sie ermöglicht. Das heißt: Wenn das Gehirn während des Träumens keine Reize von den Sinnesorganen erhält, dann muss es Informationen erhalten, die gleichbedeutend mit den sinnlichen Reizen des Wachgeschehens sind, weil sonst kein Traumgeschehen zustande käme.
Diese Erkenntnis ist für mich ein unwiderlegbarer Beweis dafür, dass es für Erfahrbarkeit keine tatsächlichen sinnlichen Organe benötigt. Es benötigt stattdessen Information, deren Umsetzung dieselbe sinnliche Erfahrbarkeit ermöglicht, wie tatsächliche Reize von den Sinnesorganen.
Wir haben es also nicht allein mit der Verarbeitung von Sinnesreizen zu tun, sondern viel grundlegender mit der Verarbeitung von Information, deren Umsetzung zu einer Erfahrbarkeit führt, ganz gleich, ob wir träumen oder wach sind. Die Erfahrbarkeit ist dieselbe. Nur die Kontinuität ist unterschiedlich. Wir haben den Eindruck, dass ein Wachgeschehen als Fortsetzung immer währt, ein Traum jedoch nicht. Wäre es umgekehrt, sprich, würden wir jede Nacht denselben Traum als Fortsetzung erfahren, könnten wir nicht mehr unterscheiden, was wir als Traumgeschehen und was wir als Wachgeschehen bezeichnen sollten.
Diese Tatsache sollte uns Anlass geben, zu überdenken, warum es eine solche Übereinstimmung von sinnlicher Erfahrbarkeit eines Traumes mit der des Wachgeschehens gibt.
Die Antwort kann nur lauten:
Wir benutzen Information, manchmal zugeführt über die Sinnesorgane und manchmal direkt zugeführt ins Gehirn, die uns die sinnliche Erfahrbarkeit einer physikalischen Welt ermöglichen.
Die erlebbaren Szenarien mögen unterschiedlich sein. Doch das Zustandekommen von Erfahrbarkeit ist dasselbe.
Es ist dieses Zustandekommen von Erfahrbarkeit einer physikalischen Welt, bei der es sich tatsächlich um die Umwandlung von benutzten Informationen handelt, und nicht, dass wir sie irgendwie erschaffen. Wir sind vielmehr Konsumenten von Information, die als Produkt eine Welt, ja, ein ganzes Universum erzeugen und die dabei eine so unglaublich realistische Erfahrbarkeit erzeugen, dass wir überzeugt sind, dass das alles echt ist.