Forscher interviewten eine Vielzahl von Patienten, die einen Herzstillstand erlitten hatten, aber wiederbelebt werden konnten. Ein Herzstillstand wird allgemein als der Zustand angesehen, der uns am dichtesten an den wirklichen Tod bringt. Von besonderem Interesse für den Zusammenhang zwischen Gehirn und Bewusstsein ist dabei die Tatsache, dass etwa 10 20 Sekunden nach Aussetzen des Herzens keine messbare Hirnaktivität mehr feststellbar ist.
Obwohl dem so ist, erinnerten sich etwa zehn Prozent der Befragten Patienten an Erlebnisse aus der Zeit während des Herzstillstands. Die meisten dieser Erinnerungen fallen dabei in den Bereich der schon katalogisierten sogenannten Nahtoderfahrungen, wie dem Sehen eines Tunnels, eines hellen Lichts, verstorbener Verwandter oder mystischer Wesen, sowie auch dem Erlebnis außerhalb des eigenen Körpers zu sein und alles von oben zu sehen. Das Auftreten klarer, wohlstrukturierter Gedankenprozesse zusammen mit Aufmerksamkeits- und Gedächtnisprozessen zu einem Zeitpunkt, zu dem es keine messbare Gehirnaktivität mehr gibt, lässt sich mit den allgemein üblichen Deutungen von Nahtoderfahrungen nur schwer erklären. Halluzinationen beispielsweise, die durch verschiedene Substanzen ausgelöst sein können, treten üblicherweise nur in einem funktionierenden Gehirn auf. Außerdem weiß man, dass Gedankenprozesse an die Interaktion mehrerer Hirnareale gebunden ist, die sicherlich in diesem Zustand nicht mehr möglich sind. Weiterhin wird in der Medizin das Erinnerungsvermögen als ein sehr genauer Indikator für die Schwere einer Hirnschädigung angesehen, wobei normalerweise keine Erinnerungen für Ereignisse kurz vor und nach der Schädigung vorhanden sind. Von diesem Gedächtnisverlust sollten daher auch die Erinnerungen während des Herzstillstands betroffen sein. Diese und weitere Argumente lassen sich gegen die üblichen Erklärungen von Nahtoderfahrungen anbringen, wobei jedoch nicht völlig ausgeschlossen werden kann, dass es sich bei den berichteten Erinnerungen um nachträgliche (wenn auch unbewusste) Rekonstruktionen handelt. Nicht anfechtbar und äußerst überzeugend ist meiner Meinung nach jedoch das Argument, dass sich einige Patienten daran erinnern konnten, was während der Zeit des Herzstillstands und der Wiederbelebungsversuche um sie herum passierte; Erinnerungen, die vom anwesenden Krankenhauspersonal als zutreffend bestätigt wurden. Hier waren also Patienten in der Lage zu berichten, was um sie herum vor sich ging, selbst während ihr Gehirn all die Funktionen, die angeblich für Bewusstseinsprozesse verantwortlich sind, mit Sicherheit nicht ausführen konnte. Wäre das Gehirn die Ursache für Bewusstsein, wären solche Erinnerungen nicht möglich.