Lamia1 #1
Sollte dieses partiell als überholt geltende Hemisphärenkonzept zutreffen, könnte man spekulieren, ob der Ursprung paranormaler Fähigkeiten (Telepathie, Teleempathie, Präkognition usw.) nicht ebenfalls in der rechten Hirnhemisphäre lokalisiert sein könnte. Denn diese paranormalen Phänomene weisen in ihrem Wesen zweifelsohne Parallelen zur Intuition, zur Raumzeitlosigkeit und zur Empathie auf. Oftmals entziehen sich spirituelle Erscheinungen zudem der Logik. Die Dominanz der linken Großhirnhälfte könnte dazu führen, dass paranormale Potenziale im Menschen unterdrückt werden und daher von vielen nicht mehr angewandt werden können.
Mit Hemisphärendominaz ist die funktionelle und (zum Großteil) anatomische Verbundenheit von Sprache und Händigkeit gemeint. Die linke Hemisphäre unterdrückt die rechte Hemisphäre nicht. Auch für die Sprachverarbeitung ist die rechte (bzw. nicht-dominante) Hemisphäre wichtig. Je nach Lokalisation können rechtshirnige Läsionen ganz markante Sprachprobleme verursachen.
Die absolute Zuordnung von Händigkeit und Hemisphärendominanz ist schon seit vielen Jahren obsolet (bei ca. 90% der Rechtshänder und fast 70% der Linkshänder liegt die Sprachdominanz in der linken Hemisphäre; ca. 15 % der Linkshänder sind rechtsdominant, weitere ca. 15% sind bilateral angelegt). Sprachdominanz bedeutet hier nicht, dass die Sprachverarbeitung ausschließlich in der dominanten Seite stattfindet, sondern dass einige Verarbeitungsschwerpunkte in der dominanten Seite liegen.
Neben dem Corpus Callosum verbinden auch noch die vordere Kommissur und die hippocampale Kommissur die beiden Gehirnhälften des Großhirns.
Auch die subkortikalen Strukturen haben dank zahlreicher Untersuchungen in den letzten Jahren für die Verarbeitung höherer kognitiver Prozesse an Bedeutung gewonnen. Die Rolle z.B. der Basalganglien, des Hippocampus oder des Cerebellums wird nicht mehr nur motorisch-koordinativ oder für das Gedächtnis zuständig gesehen. Heute weiß man, dass sie an zahlreichen mentalen Operationen wesentlich beteiligt sind (z.T. links, recht, oder bilateral) z.B. Navigation im realen oder vorgestellten Raum, Objektkonstruktion
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Lamia1 #4
Ich sehe wie Du, dass Logik, Vernunft und Verstandeskräfte in der Welt des Menschen dominieren. Dass der linken Hemisphäre die Dominanz zufällt, erscheint mir aus evolutionärer Sicht vorteilhaft. Denn Rationalität, Sprache und Mathematik haben der Menschheit geholfen, sich zu Kulturen zu organisieren und gemeinschaftlich zu überleben. Gleichzeitig wurde jedoch die rechte Gehirnhälfte unterworfen.
Nochmals,
Hemisphärendominaz bedeutet die schwerpunktmäßige, aber eben nicht ausschließliche Sprachverarbeitung (gilt für Links-wie Rechtshänder).
Für funktionierende Leistung müssen beide Hemisphären zusammenarbeiten was sie, sofern die Kommissurenfasern nicht unterbrochen sind auch immer tun. Auch die rechte Hemisphäre ist immer aktiv (wäre sie das nicht, so hätten wir ernstzunehmende Probleme) und es braucht auch keinen edu-kinestetischen Nonsens, um sie zu aktivieren oder die Zusammenarbeit zu verbessern!
Dass Sprache, logisches Denken und ähnliche (analytische) Fähigkeiten uns Menschen bei der technischen und organisatorischen Entwicklung unseres Zusammenlebens helfen ist unbestritten.
Aber die wesentlichste Leistung für das soziale Zusammenleben in Familien, Gruppen und, wie ich persönlich Meine, auch in einem Staatswesen, ist die Fähigkeit zur sozialen Interaktion und Repräsentation mentaler und emotionaler Zustände unserer Mitmenschen (incl. der Unterscheidung selbst / andere).
Damit meine ich das Wahrnehmen, Erkennen, Einschätzen und auch das Einstellen oder Reagieren auf die möglichen mentalen Zustände, Emotionen, Bedürfnisse und mögliche Absichten meiner Mitmenschen, das Erkennen von und Einstellen auf neue Situationen
dazu zählt z.B. die Theorie of Mind und Empathie, einige Exekutivfunktionen...
Die Interaktions- u. Repräsentationsfähigkeiten ermöglichen es uns erst, in Gruppen strukturiert zusammen zu arbeiten. Diese anspruchsvolle Leistung hat aber auch ihren Preis sie braucht relativ viel unserer Kapazität! Wie Leistungsfähig ein Gehirn in einzelnen Bereichen sein kann, wenn es nicht mit dieser ressourcenraubenden Aufgabe beschäftigt ist, zeigt sich z.B. bei den Idiot Savants (Autisten mit besonderen Inselbegabungen).
Paranormale (z.B. außerkörperliche) und spirituelle Wahrnehmungen lassen sich z.B. durch transcranielle Magnetstimulation erzeugen.
Michael Persinger (Laurentian University) arbeitete mit TMS (transcranieller Magnetstimulation) z.B. an den Temporallappen.
Vier von fünf Probanden beschrieben die durch diese Stimulation ausgelösten Empfindungen als übernatürlich oder spirituell: die Gegenwart eines höheren Wesens, eine Berührung Gottes, der Eindruck, den Körper zu verlassen.
Diese, durch die TMS hervorgerufenen Entladungsstürme (temporal lobe transients - TLT, sozusagen eine Miniaturversion der Temporallappenepilepsie) , vermitteln das für die Momente des spirituellen Erwachens charakteristische Gefühl der Existenz einer übernatürlichen Macht.
A. Newberg arbeitete mit meditierenden Buddhisten und betenden Franziskanerinnen.
Im Moment des Verschmelzens mit Gott, des Auflösens in etwas Größerem, des Schwebens im lichten Kosmos uäm., zeigten die SPECT-Untersuchungen ein extrem ähnliches zentralnervöses Deaktivierungsmuster.
Zwar zeigte der Beginn bei den Franziskanerinnen deutliche Unterschiede zur buddhistischen Gruppe die Nonnen begannen die christliche Versenkung durch stetes Wiederholen von Gebeten und Versen, was zu einem vorwiegend linkstemporalen Aktivitätsanstieg führte bei Erreichen der Versenkung und der Wahrnehmung der Gegenwart Gottes zeigte sich jedoch auch bei ihnen eine Deaktivierung im rechten OAA (Orientierungs-Assoziations-Areal).
Die Forschungen von Newberg und Persinger können dabei die Existenz eines Gottes, einer kosmischen Macht oä. weder bestätigen noch widerlegen.
Sie zeigen allerdings die neurobiologischen Grundlagen und Abläufe spiritueller oder übersinnlicher Wahrnehmung und wie diese mittels Stimulation künstlich erzeugt werden können.
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