Heimliche Aufwartung - Mutterkorn (Claviceps purpurea)
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Vor Tagen fand ich das Mutterkorn im "Giftpflanzen" Garten. Wo sonst...
Das Bild spricht für sich
Ich denke, Mutterkorn dürfte jedem ein Begriff sein. Hierbei handelt es sich um keine Pflanze, sondern um einen pathogenen Pilz. Lange war unklar was für ein Zweck dieser erfüllt. Inzwischen geht man davon aus, dass er Gräser befällt ( um die 400 Arten an Gräser) um den Schaden durch Tiere an den Pflanzen zu reduzieren.
Das dieser Pilz hochgiftig ist, ist auch kein Geheimnis. Er enthält eine große Palette von Alkaloide. Aber kein LSD!!
Im Mittelalter hat dieser Pilz Epidemien ausgelöst, die weit über den Wahn hinausgingen. Man nannte das "Antonius Feuer". Denn das Mutterkorn verengt derart die Blutgefäße, das den Menschen die Hände und Füße abstarben. Was durch ein sehr starkes brennen in den Gliedmaßen gekennzeichnet war.
Im Gegensatz dazu, wurde der Pilz aber auch zur Blutstillung verwendet, beispielsweise in der Gynäkologie.
Heute dürfe eine Vergiftung damit ausgeschlossen sein. Im Getreide kommt Mutterkorn nur noch selten vor.
In der Natur habe ich diesen Pilz noch nie gesehen, oder nicht wahrgenommen. Umso erstaunlicher ist es, diesen Pilz an Gräsern im Schattengarten zu entdecken. Denn auch da habe ich die Wiese bis in den Juli stehen gelassen. Die Kröten und den Fuchs hat das gefreut.
An manchen Stellen waren sehr viele Käfer auf den Gräsern. Was mich wunderte, aber jetzt logisch ist. Denn das Myzel vom Mutterkorn sondert eine honigartige Substanz ab, Insekten fressen das und tragen so zur Verbreitung bei. Alles ist eben miteinander verbunden....
Wie oft habe ich dem Wind zugesehen wie er durch die Felder geht und rauschend im Schattengarten mit den Gräsern spielt. Vermutlich wird das jeder kennen, aber im Volksglauben sah man darin die Vegetationsdämonin, eine sogenannte Kornmutter. Ihr gehört das Mutterkorn. Daher auch der Name. Und es ist nicht mal weit hergeholt. Denn der Wind verbreitet die Sporen. Die sich bilden wenn das Korn auf den Boden fällt. Purpur schöne Fruchtkörper...
In längst vergangenen Tagen, war dieser Vegetationsdämon ( der Begriff wurde durch den Volkskundler Johann Wilhelm Emanuel Mannhardt, geprägt) nicht wirklich "böse". Er war auch weder männlich noch weiblich und schütze die Felder. Er hatte viele Formen und Namen. In manchen Bräuchen hinterließ man ihm die letzte Ähre, begoss ihn mit Wasser für Regen und fütterte ihn. Erst später mit dem Christentum wurde er zu etwas schlechtem gemacht. Der mit Vorliebe Kinder frisst....
Mir jedenfalls ist sie Willkommen in der Zuflucht, wo auch sonst.