mRNA-Technologie

Worum es geht:

HIV-Infektionen rückgängig machen​

Fehse, Leiter der Forschungsabteilung Zell- und Gentherapie am UKE, strebt nichts weniger an als einen wissenschaftlichen Durchbruch: Nämlich die Immunzellen der Patienten dauerhaft vor dem HI-Virus zu schützen. Bisher können HIV-Infektionen mit Medikamenten zwar in Schach gehalten werden, so dass die Krankheit AIDS nicht ausbricht, aber das Virus kann, im Gegensatz zu anderen Viren, vom Organismus nicht vollständig eliminiert werden, sodass Betroffene lebenslang auf Medikamente angewiesen sind. Gelänge es, die Immunzellen dauerhaft zu schützen, könnte in Zukunft eine einmalige Therapie ausreichen.
 
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mRNA als Medikament - wie soll das gehen?​

Vor wenigen Jahrzehnten reifte unter Wissenschaftlern die Idee, dass mRNA ein Schlüssel in der Therapie vieler Erkrankungen sein könnte: Was, wenn mRNA eine Medikament wäre? Bekommt man eine Zelle dazu, ein bestimmtes Protein herzustellen, indem man künstlich hergestellte Moleküle in die Zellen schleust? Würden die Ribosomen die mRNA ablesen und das Protein herstellen, das man mit der mRNA gerade "in Auftrag gegeben" hat?

Brossart, damals noch an der Uni Tübingen, startete bereits vor 20 Jahren eine erste Studie, bei der er Patientinnen und Patienten mit Nierenkrebs mit RNA impfte, die zuvor in spezielle Abwehrzellen des Immunsystems eingebracht worden waren. "Die Idee funktionierte, aber das Ganze war sehr aufwendig," so Brossart.

 

Mit RNA alle Krankheiten behandeln​

Wie der Octavian-Analyst Michael Nawrath ergänzt, kann man mit RNA im Grunde alle Krankheiten behandeln. «Bei RNA verabreicht man dem jeweiligen Patienten individuell quasi den Bauplan für das entsprechende Effektorprotein - noch personalisierter als diese Technologie geht es nicht.»

«Dabei ging es in der RNA-Forschung an sich nie um Corona-Impfungen, sondern um den Einsatz dieser Technologie etwa in der Krebsforschung», hebt Nawrath hervor. Tatsächlich werden bis auf die beiden Corona-Impfstoffe die übrigen bereits zugelassenen RNA-Therapien für Augenkrankheiten, zur Behandlung von Leber- und Nierenerkrankungen, als Cholesterinsenker und zur Behandlung erblich bedingter Muskelerkrankungen eingesetzt.

Klar ist im dritten Jahr der Corona-Pandemie, dass sich die RNA-Entwicklung dank der nun verfügbaren Datenmengen und der Milliarden an Forschungsgeldern um mindestens fünf bis zehn Jahre beschleunigt hat. «RNA war ein fremdes Konzept - heute geht es jedem wie selbstverständlich über die Lippen», fasst es die Forschungschefin eines US-Biotechs zusammen.

 
Die Werbeversprechen der Pharmakonzerne sind das eine, die Realität der allmächtigen mRNA-Technologie sieht anders aus. Die Tierversuche zeigen, dass der auf die neue Variante angepasste mRNA-Impfstoff ebenso wenig wirkt, wie der alte.

“What we’re seeing coming out of these preclinical studies in animal models is that a boost with a variant vaccine doesn’t really do any better than a boost with the current vaccine,” says David Montefiori, director of the Laboratory for AIDS Vaccine Research and Development at Duke University Medical Center in Durham, North Carolina, who has been studying COVID-19 vaccines."

 

Ist schon sehr umfangreich - Inhaltsverzeichnis:​


Inhalt des Dossiers​

RNA-Wirkstoffe: Mehr als nur Corona
Mit RNA gegen Krebs, Erbkrankheiten und Infektionen
Software des Lebens
Warum die RNA so wichtig und vielversprechend ist
Die Tücke liegt im Detail
Die drei großen Hürden auf dem Weg zur RNA-Therapie
Von Muskoviszidose bis Herzinfarkt
RNA-Therapien gegen Krankheiten
Gegen Covid, Influenza und Co
mRNA als Impfstoff gegen Infektionen
Mit mRNA gegen Krebs
Wie eine Impfung Tumore bekämpfen kann

 

mRNA-Impfstoff gegen Zeckenbisse​

Gegen die Infektion: Forscher haben einen mRNA-Impfstoff entwickelt, der Zecken beim Blutsaugen stört und so die Übertragung der Lyme-Borreliose verhindert. Das Vakzin enthält 19 Proteine aus dem Zeckenspeichel und löst beim Biss eine starke Immunreaktion aus. Als Folge beenden die Zecken ihre Blutmahlzeit vorzeitig. In ersten Tests mit Meerschweinchen blieben dadurch alle Testtiere infektionsfrei, von den Kontrolltieren erkrankte gut die Hälfte, wie das Team im Fachmagazin „Nature“ berichtet.

 
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