Zuerst einmal freue ich mich, dass es deinem Vater derzeit den Umständen entsprechend gut geht.
Wie sich Krebs entwickelt, ist jedoch nicht von der Frage abhängig, ob man hungert oder völlert, sondern primär, ob man eine aggressive Form erwischt hat, die entsprechend rasch streut oder einen Tumor, der langsam wächst und mitunter jahrelang gar nicht streut, denn erst mit den sich ausbreitenden Metastasen kommt oft der rasante Verfall.
Zum Beispiel: ich kenne zwei Frauen im etwa selben Alter mit derselben Diagnose (Lungenkrebs), jedoch mit zwei unterschiedlichen Tumorarten, bei der einen ging es binnen weniger Monate radikal abwärts, sie war voller Metastasen, u..a auch im Kopf und inzwischen ist sie verstorben.

Bei der anderen stellte sich nach einer anfangs schlechten Phase dann nach Monaten überraschend Besserung ein und ihr Tumor hat sich verkapselt und stagniert damit, breitet sich nicht aus und sie seit ca. einem Jahr stabil und es geht ihr gut, sie geht zwar noch zu Kontrollen, aber macht sonst nichts.
Behandelt wurden beide gleich (zuerst Chemo, dann Bestrahlung), die Verlaufsform war jedoch so unterschiedlich wie Tag und Nacht und dies einfach, weil die eine einen sehr aggressiven Tumor hatte und die andere nicht.
Ebenso kenne ich einen Mann Mitte 70 mit Blasenkrebs, der sich wie dein Vater gegen die medizinische Standardbehandlung entschieden hat, weil er meinte, er hätte ein erfülltes Leben gehabt und wolle nicht mit allen Mitteln versuchen es zu verlängern, das war vor vier Jahren und er lebt immer noch, weil er einen sogenannten Alterskrebs hat, der sehr langsam (aber doch) fortschreitet.
Und dieser Mann hungert weder, noch macht er sonst etwas, er führt einfach sein Leben weiter wie vorher und hat entgegen seiner eigenen Annahme noch einige Jahre geschenkt bekommen, obwohl er schon bereit war zu sterben. Aber natürlich bemerkt man bei ihm schon starken Abbau und die Beeinträchtigungen, doch eben aufgrund des Tumors alles wirklich sehr langsam.
Fahrlässige Ableitungen für die Allgemeinheit als Empfehlung kann man aus Einzelbeispielen nicht geben, das ist absolut unverantwortlich. Du wirst eines bemerken, wenn du dich ein bißchen mit der Materie beschäftigt hast: jede Krebserkrankung ist einzigartig, ebenso jeder Verlauf. Freue dich an der Gegenwart, den Tag, den du mit deinem Vater hast und erleben darfst, wie es morgen oder in einem Jahr sein wird, ist ungewiß.