Meditation und Sex

Lieber Topper,

wunderschöner authentischer Beitrag - vielen Dank.

Meine Erfahrung ist, dass das recht unterschiedlich bei den Menschen ist. Bei mir ist diese Anziehung des Geschlechts schon seit vielen Jahren nahezu erloschen, obwohl ich noch 10 Jahre zuvor - mit 20-25 - von derartigen Impulsen und Gefühlen vor allem im Sommer durchströmt wurde.
Dennoch fühle ich aber immer noch eine Sehnsucht und ist es in einem allgemeinen Sinne auch bei mir so, wie du es beschreibst: da ist eine Sehnsucht nach Vereinigung. Dadurch, dass das andere Geschlecht bzw. eine Beziehung als Sehnsuchtserfüller nicht mehr in Frage kommt, ist die Orientierungssituation nicht unbedingt leichter geworden ^^
Das gleiche fühle ich auch für den Beruf. Früher hatte ich hier noch ganz große Ziele - heute kann ich mir nur noch vorstellen, dass mich einzig eine praktisch helfende Berufstätigkeit erfüllen könnte. Eine Professur, eine philosophische Arbeit, ... ...das alles wirkt auf mich wie "Schein" - Kompensation.
Ich sehe aber auch, dass das bei anderen anders ist. Ich bin eher jemand, der vielleicht von den oberen Chakren aus auf die Welt zugeht - und das bringt auch Probleme mit sich, weil die Erdung und bestimmte Motivationen hin und wieder fehlen. Andere intergrieren auf ihrem spirituellen Weg die angesprochenen Punkte mit in den Pfad: Familie, Gemeinschaft, Gesellschaft und Beruf - und sie empfinden diese als Bereicherung.

Mir scheint also, dass das wirklich eine Typenfrage ist: der eine kann (beinahe) gar nicht verstehen, warum die Menschen in der Gesellschaft irgend ein Glück suchen und für ihn ist ein Kloster vielleicht das reine Paradies; der andere kann gar nicht verstehen, warum Menschen in einer Kloster gehen, weil doch spirituelle Herausforderungen und Bereicherungen auch gerade in der Gesellschaft auf einen Menschen warten. Die Kunst ist es dann wohl, den eigenen Weg zu gehen und liebevoll zu fühlen, was für einen selbst das Richtige ist.

Liebe Grüße,
Energeia
 
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Meine Erfahrung ist, dass das recht unterschiedlich bei den Menschen ist. Bei mir ist diese Anziehung des Geschlechts schon seit vielen Jahren nahezu erloschen, obwohl ich noch 10 Jahre zuvor - mit 20-25 - von derartigen Impulsen und Gefühlen vor allem im Sommer durchströmt wurde.
Das hört sich wirklich gut an. Fühlst du dich dadurch irgendwie freier, autonomer? Erloschen ist die Anziehung von Frauen bei mir nicht wirklich, aber ich erkenne deutliche Fortschritte im Denken, welches nun weniger von Frauen handelt. Die Lust der Augen ist nach wie vor relativ ausgeprägt, aber immerhin ist ein erweiterter Blick dazugekommen, der über das Oberflächliche hinausgeht. Manchmal gelingt es mir nur den Menschen selbst zu sehen, ohne besonderes Augenmerk auf das Geschlecht zu legen ... und ich meine, dass da so etwas vorhanden ist wie Anziehung/Attraktivität/Zuneigung ... kann sogar bei Männern sein. Ich weiß jetzt gar nicht, ob das noch was mit Sexualität zu tun hat. Womöglich schon. Vieles vermischt sich. Je attraktiver aber eine Frau ist, desto stärker mischt sich das Körperlich-sexuelle mit hinein.

Dadurch, dass das andere Geschlecht bzw. eine Beziehung als Sehnsuchtserfüller nicht mehr in Frage kommt, ist die Orientierungssituation nicht unbedingt leichter geworden ^^

Da kann ich nur grinsen *g* ... tja, das ist schon ein großes Geschenk jemanden mit der gleichen Lebensausrichtung zu finden. Eine Partnerschaft hätte ja eigentlich das Ziel sich gegenseitig am spirituellen Weg weiterzuhelfen - ein wirklich hohes Ideal. Ich weiß nicht, ob sich mein Wunsch hier jemals erfüllt. Meist wollen die Damen auch ihrem angeborenen Wunsch nach Kindern Ausdruck verleihen. Obwohl das dem spirituellen Weg nicht wirklich im Wege steht, mag es ihn dennoch erheblich erschweren.

Das gleiche fühle ich auch für den Beruf. Früher hatte ich hier noch ganz große Ziele - heute kann ich mir nur noch vorstellen, dass mich einzig eine praktisch helfende Berufstätigkeit erfüllen könnte. Eine Professur, eine philosophische Arbeit, ... ...das alles wirkt auf mich wie "Schein" - Kompensation.
Ich sehe aber auch, dass das bei anderen anders ist. Ich bin eher jemand, der vielleicht von den oberen Chakren aus auf die Welt zugeht - und das bringt auch Probleme mit sich, weil die Erdung und bestimmte Motivationen hin und wieder fehlen. Andere intergrieren auf ihrem spirituellen Weg die angesprochenen Punkte mit in den Pfad: Familie, Gemeinschaft, Gesellschaft und Beruf - und sie empfinden diese als Bereicherung.

Mir scheint also, dass das wirklich eine Typenfrage ist: der eine kann (beinahe) gar nicht verstehen, warum die Menschen in der Gesellschaft irgend ein Glück suchen und für ihn ist ein Kloster vielleicht das reine Paradies; der andere kann gar nicht verstehen, warum Menschen in einer Kloster gehen, weil doch spirituelle Herausforderungen und Bereicherungen auch gerade in der Gesellschaft auf einen Menschen warten. Die Kunst ist es dann wohl, den eigenen Weg zu gehen und liebevoll zu fühlen, was für einen selbst das Richtige ist.

Liebe Grüße,
Energeia

Ja, das sehe ich auch so. Mein Lehrer sagt halt, dass es gut ist spirituell voranzuschreiten und sich explizit nicht aus der Gesellschaft zurückzuziehen. Viele Menschen rund um diese Person profitieren davon. Man stelle sich nur mal vor was sich in einer Familie abspielt, wo Menschen den Pfad der Selbsterkenntnis beschreiten. Das ermöglichst es wunderbaren Seelen in einem gesunden Umfeld aufzuwachsen. Das ist alles eine Revolution die schon langsam beginnt. Der spirituelle Fortschritt des Individuums überträgt sich auf alle anderen Bereiche und verändert das Leben grundlegend. Das ist ziemlich faszinierend. Wenn ein Kind schon unter solchen Bedingungen aufwächst wird es wiederum andere Kinder stark beeinflussen ... ich kenne da ein Beispiel, wo z.B. andere Kinder auch kein Fleisch essen wollen, weil die Kleine den anderen erklärt hat, dass das den Tieren weh tut :-) Die Kleine hat echt was drauf und das ist jetzt nicht die einzige Sache. Sie bringt auch Erwachsene zum Staunen, sodass sogar die Eltern der anderen Kinder bei den Eltern dieses speziellen Kindes anrufen usw. *g*

Ja, wie du sagst ... jeder hat so seinen eigenen Seelenplan. Es ist gut wenn man es schafft in sich selbst zu hören/spüren, was gut für einen ist.

Ganz liebe Grüße :)

Topper
 
Lieber Topper,

also ich finde das immer schön beim Lesen deiner Beiträgen, dass ich das Gefühl habe, dass du mit beiden Beinen auf dem Boden stehst und dein Gefühl und deine Wahrnehmung, dein Sein dennoch in die spirituellen Sphären führt.

Fühlst du dich dadurch irgendwie freier, autonomer?
Ja, ich fühle mich dadurch viel freier. Aber es macht das Leben - für mich zumindest, wie gesagt - (noch) nicht leichter. Vielleicht auch deshalb, weil ich mir früher - wie du es auch andeutest - wirklich auch Sinnerfüllung durch eine spirituelle Ehe mit Kindern "gewünscht" habe. Wenn aber für einen selbst diese Sinnhorizonte Frau, Ehe, Kinder, Wissenschaft (als Beruf) wegfallen und diese einen erheblichen Teil der alten Identität ausgemacht haben, die sich langsam auflöst, dann entsteht zwar unendlich viel Freiheit, aber zugleich rückt dann - so meine Wahrnehmung - immer mehr ein Weg in den Vordergrund, der jedoch sehr viel Mut sowie Gleichmut bedarf: das gesamte Leben kann dann als Gratwanderung erscheinen, zwisch permanenter Krise, in der sich alles, wirklich alles auflöst, ohne Halt, und Befreiung von der Konsum- und Verstandes-Matrix sowie den Intuitionen der inneren Stimme, die als Kompaß durch all das hindurchführt, die glaubt und fühlt, dass dies der richtige Weg ist.

Ja, diese spirituelle (Re)Evolution nehme ich auch wahr. Ich bin gespannt darauf, wie weit wir in 30-40 Jahren sind. Meditieren/Meditationsräume im Kindergarten, der Schule, Universität und Abeitsplatz? Anerkennung der Würde der anderen Lebewesen? Spiritueller, sozialer Liberalismus? ... :banane: - wir werden sehen.

Liebe Grüße :)
Energeia
 
Lieber Topper,

also ich finde das immer schön beim Lesen deiner Beiträgen, dass ich das Gefühl habe, dass du mit beiden Beinen auf dem Boden stehst und dein Gefühl und deine Wahrnehmung, dein Sein dennoch in die spirituellen Sphären führt.


Ja, ich fühle mich dadurch viel freier. Aber es macht das Leben - für mich zumindest, wie gesagt - (noch) nicht leichter. Vielleicht auch deshalb, weil ich mir früher - wie du es auch andeutest - wirklich auch Sinnerfüllung durch eine spirituelle Ehe mit Kindern "gewünscht" habe. Wenn aber für einen selbst diese Sinnhorizonte Frau, Ehe, Kinder, Wissenschaft (als Beruf) wegfallen und diese einen erheblichen Teil der alten Identität ausgemacht haben, die sich langsam auflöst, dann entsteht zwar unendlich viel Freiheit, aber zugleich rückt dann - so meine Wahrnehmung - immer mehr ein Weg in den Vordergrund, der jedoch sehr viel Mut sowie Gleichmut bedarf: das gesamte Leben kann dann als Gratwanderung erscheinen, zwisch permanenter Krise, in der sich alles, wirklich alles auflöst, ohne Halt, und Befreiung von der Konsum- und Verstandes-Matrix sowie den Intuitionen der inneren Stimme, die als Kompaß durch all das hindurchführt, die glaubt und fühlt, dass dies der richtige Weg ist.

Ja, diese spirituelle (Re)Evolution nehme ich auch wahr. Ich bin gespannt darauf, wie weit wir in 30-40 Jahren sind. Meditieren/Meditationsräume im Kindergarten, der Schule, Universität und Abeitsplatz? Anerkennung der Würde der anderen Lebewesen? Spiritueller, sozialer Liberalismus? ... :banane: - wir werden sehen.

Liebe Grüße :)
Energeia

Hey Energeia,

ja meine Bodenständigkeit ist gerade dabei sich zu verbessern ... meine Ex würde dir vielleicht anderes erzählen. Hab mich da auch ein wenig treiben lassen die letzten Jahre und ihr war das zu wenig "Stabilität" ... hat ihr ganz schön Probleme bereitet ... auch mir selber gelegentlich. Konnte es aber einfach nicht verändern. In solchen Zeiten nimmt man gerne Zuflucht zum spirituellen Bereich. Hab es aber nie wirklich übertrieben, glaub ich :)

Mittlerweile öffnen sich aber ganz tolle Wege im pädagogischen Bereich, wodurch ich wohl diese "Stabilität" erreiche, wie sie üblicherweise angestrebt wird. Und plötzlich ging/geht alles wie von selbst. Da ist auf einmal Unterstützung. Natürlich muss man sich auch anstrengen, aber die Dinge stimmen zusammen. Das wird dem Wurzelchakra, dem Selbstwertgefühl, der männlichen Seite gut tun :D

Wegen der Erdung ... da hat z.B. Rudolf Steiner den Konsum von Milchprodukten (in Maßen) empfohlen ... oder für den Erwachsenen noch besser: Honig. Im Gegensatz zu Fleisch verbauen die beiden den Weg nach oben nicht.

Dieser ganze Auflösungsprozess ist schon heftig ... und wie das Ego fighted und sich an allem festklammert. Die Hermetiker haben es sehr treffend formuliert, dass man gegen das eigene Ich (= die 'negativen' Kräfte) in den Krieg ziehen muss. Ich glaube diese Schlacht steht einem physischen Gemetzel um nichts nach. Über Meditation verstärken wir die Durchschlagskraft der Seele.

Schönen Abend!

Topper
 
die meditation steigert das kribbeln -dass ich mir wie ein spätpupertierender vorkomme..ist schon spannend-nur das leiden: kommt sibille heute oder nicht -das ist nicht mehr -das macht es spannend und erholsam zugleich.
alhw
 
Was mir gerade untergekommen ist ... und habe ja schon über "Gedankenhygiene" im Zusammenhang mit Sexualität geschrieben ...

S.D.S. über Jesus schrieb:
... Und wenn er (Anm.: Jesus) Keuschheit und Reinheit forderte, beschränkte er sich nicht auf Taten, er ging so weit, auch Keuschheit und Reinheit der Gedanken zu fordern. Er sagte: "Ihr habt gehört, dass die Alten sagten: "Du sollst nicht ehebrechen.' Ich aber sage euch, wer eine Frau ansieht und sie begehrt, hat bereits in seinem Herzen die Ehe gebrochen (Matth. 5, 27 - 28)

... dadurch beziehen sich die meisten ethischen Vorschriften nur auf das äußere Verhalten. Die großen Heiligen beachten jedoch das Innere ebenso wie das Äußere. Wer nach dem Reich Gottes trachtet, das im Innern liegt, kann nicht hoffen, es betreten zu dürfen, solange seine Gedanken nicht rein sind. Ihr mögt die Welt täuschen, ihr mögt sogar euch selbst täuschen, aber Gott könnt ihr nicht täuschen ...

:)

lg
Topper
 
Ich hab auch den Eindruck, dass da neben dem Körper ein anderer gewichtiger Faktor im Selbst vorhanden ist, der fortwährend nach Vereinigung strebt. Irgendwie bin ich nur der männliche Ausdruck des Einen und aus diesem Grund existiert eine gewisse Unvollständigkeit und ein Mangel. Diesen Mangel bin ich selber nicht imstande auszugleichen und deswegen übt alles Weibliche eine starke Anziehungskraft auf mich aus. Es ist ein Verlangen nach Vollständigkeit, nach Ergänzung und Heimkehr.

Ich vermute, dass die Natur ein heimtückisches Spiel aufgezogen hat und uns ein bißchen austrickst. Das Spiel des äußeren Lebens kann ja nur aufrecht erhalten werden, wenn für Nachkommenschaft gesorgt ist. Und so hat uns die Natur eine ständige Suche nach der anderen Hälfte in den Schoß gelegt. Die Vereinigung mit dem anderen Geschlecht ist aber immer nur mit einer sehr kurzfristigen Extase verbunden, und sie kann unser tiefes Verlangen nach Vollständigkeit und Heimkehr nur oberflächlich befriedigen. Die Suche nach einem Partner (Fortpflanzung) überlagert die Suche nach dem Göttlichen ... ersetzt diese in vielen Fällen komplett!!

Habe mich hier nur in die letzten Seiten lesend eingeklinkt und was ich schreibe ist wahrscheinlich schon da und dort mal gesagt worden.

Die Anziehung der Geschlechter und die Neigung, sich zu Paaren zusammenzutun halte ich nicht für heimtückisch. Und sie ist auch nicht einfach nur eine Einrichtung der Natur, die Arterhaltung zu gewährleisten.
Ich halte die Anziehung der Geschlechter für einen Ausdruck der Dualität und auch der Polarität, der wir im Leben ohnehin ausgesetzt sind und die uns alle Erscheinungen sichtbar macht und Motor unsrer Handlungen ist.
In der Paarbeziehung gibt es die vorrübergehende körperlich-spirituelle Vereinigung, die der Mystiker in Meditation auf andre Art als All-Ein-Sein erleben kann. Aber die kurzfristige körperliche Vereinigung in der Paarbeziehung wirkt nach, da ist ein Band fühlbar, im besten Fall Ergänzung auch in andren Lebensbereichen. Und eine Verbindlichkeit, die einander ein Zu-Hause-Empfinden gibt. Auch das kann der Mystiker im All-Ein-Zustand erreichen. Verbundenheit mit allem was ist und zu-Hause-Sein in Gott, im Urvertrauen, im Sein. Andererseits ist die Paarbindung ein unerschöpfliches Übungsfeld im Spiegeln. Sehr wertvoll, da man in keinen Macken länger unerkannt hängen bleiben kann. Und schließlich, das Elterndasein: Eine unvergleichliche Übung in Hingabe, Verantwortung und schließlich Loslassen. Ich kann also an der Paarbeziehung als Alternative zum enthaltsamen Mystikerleben nichts finden, was heimtückisch wäre.
 
Ja, ich fühle mich dadurch viel freier. Aber es macht das Leben - für mich zumindest, wie gesagt - (noch) nicht leichter. Vielleicht auch deshalb, weil ich mir früher - wie du es auch andeutest - wirklich auch Sinnerfüllung durch eine spirituelle Ehe mit Kindern "gewünscht" habe. Wenn aber für einen selbst diese Sinnhorizonte Frau, Ehe, Kinder, Wissenschaft (als Beruf) wegfallen und diese einen erheblichen Teil der alten Identität ausgemacht haben, die sich langsam auflöst, dann entsteht zwar unendlich viel Freiheit, aber zugleich rückt dann - so meine Wahrnehmung - immer mehr ein Weg in den Vordergrund, der jedoch sehr viel Mut sowie Gleichmut bedarf: das gesamte Leben kann dann als Gratwanderung erscheinen, zwisch permanenter Krise, in der sich alles, wirklich alles auflöst, ohne Halt, und Befreiung von der Konsum- und Verstandes-Matrix sowie den Intuitionen der inneren Stimme, die als Kompaß durch all das hindurchführt, die glaubt und fühlt, dass dies der richtige Weg ist.

Liebe Grüße :)
Energeia

Lieber Energeia,

ich klinke mich hier mal ungefragt ein, weil mich dein Gespräch mit Topper angesprochen hat:

Mir drängt sich der Eindruck auf, dass du (oder ihr beide) zu streng mit euch seid.

Freiheit heißt mMn, nicht abhängig zu sein von Menschen und Dingen. Das ist aber sicherlich für die meisten von uns ein Soll- und kein Ist-Zustand. Und wenn ich darauf verzichte, dann ist es ja immer noch eine Abhängigkeit, nur halt nach Verzicht. Das ist ja auch keine Freiheit.

Ich denke, es ist schon okay sich einzugestehen, dass man (manchmal) abhängig ist davon, Urvertrauen von außen zu erhalten. Und wenn nicht, darf man es trotzdem genießen.

Du schreibst, dass
das gesamte Leben kann dann als Gratwanderung erscheinen, zwisch permanenter Krise
und Topper schreibt
Die Suche nach einem Partner (Fortpflanzung) überlagert die Suche nach dem Göttlichen ... ersetzt diese in vielen Fällen komplett!!
Hört sich für mich nach Idealen an, die das Leben schwermachen...

Falls dich und Topper das nicht anspricht, Schwamm drüber, war meine Projektion.

Herzlich grüßt der Zugvogel
 
Liebe Saraswati,

ich halte die Anziehung der Geschlechter ebenfalls für einen Ausdruck der Dualität und Polarität. Und dies nicht nur im biologischen Sinne, sondern auch im sozialen und potentiell auch im spirituellen. Die Beziehung, die Familie, auch Freundschaften, all diese Beziehungen bieten Chancen der Entwicklung, wenn man diese "bewusst" lebt. Ich glaube, dass wir das ganz ähnlich sehen.
Mir scheint nur, dass diese Polarität eben auch über diese sozialen Beziehungen hinaus eben auch bis ins Sein/Transzendente hineingeht. Da ist ein Individuum und das ist ein Ganzes - und dieses Ganze kann eine liebevoll-erotische Beziehung, eine Familie, die Gesellschaft oder das Transzendente sein.
Ich sehe jetzt aber hinsichtlich z.B. der erotischen Beziehung idealtypisch drei Möglichkeiten, diese zu leben. Zunächst unbewusst, abhängig, als Flucht, als Elternersatz; als bewusste Sphäre der spirituellen Entwicklung; und als Sphäre, die überstiegen werden möchte, zugunsten des Transzendenten.
Damit will ich nicht sagen, dass sich die zweite und dritte Möglichkeit ausschließen, aber im lebendigen Leben, in der Erfahrung können sie sich ausschließen, scheint es mir. Es gibt den Fall, dass für einen Menschen die Dualität der Beziehung im Vergleich zur Dualität der Transzendenz unendlich klein geworden ist. Ich glaube auch weniger, dass dies unbedingt mit einer spezifischen Entwicklung zu tun haben muss, sondern es ist sicherlich auch eine Typenfrage. Es gibt Menschen, die finden sogar über die erotische Beziehung zur spirituellen Transzendenz und es gibt Menschen, die legen die erotische Beziehunge gleich ab, und öffnen sich mehr und mehr für die spirituelle Transzendenz jenseits der erotischen Beziehung. Ich möchte beides nicht irgendwie beurteilen, beides ist einfach menschlich, lebendig, lebensmöglich - je nach Mensch.

Ich habe Topper nun nicht so verstanden, dass er der Paarbeziehung schlechthin das Prädikat "heimtückisch" verleihen wollte. Ich habe ihn hier eher "symbolisch" verstanden und zwar in Hinsicht auf den ersten - den unbewussten Fall - und den dritten Fall. Es ist eben möglich, dass ein Mensch, zumal in jungen Jahren, nachdem er sich von seiner Familie zumindest örtlich gelöst hat, in einer Paarbeziehung sein Glück finden möchte; aber nicht in einem spirituellen Sinne, sondern eben als eine Art Flucht vor dem Erwachsenwerden, Beziehung als Konsumgut, als Familienersatz, unbewusst und instrumentell, als substanlose Idee. Das meine ich ganz beschreibend; derartige Phasen durchlaufen die Menschen in unserer Gesellschaft immer wieder, scheint es mir. Und diese Art von Beziehung kann dann auch den Weg zur Spiritualität vollkommen versperren; die Freundin ist z.B. eifersüchtig, wenn er zum Meditationskurs gehen möchte, oder sie lehnt das alles ab. Oder er ist eifersüchtig und will, dass sie "rational" ist, usw. . Die Co-Abhängigkeit in der Beziehung kann dann über die anderen Wege diktieren.
Das ist nicht der zweite Weg der bewussten psychologischen und spirituellen Beziehung, wie du sie beschreibst, in der die Aufgaben und KRisen zum Wachsen und Lernen führen.

Liebe Grüße,
Energeia
 
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Lieber Zugvogel,

ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich deinen Beitrag richtig verstanden habe, da ich ihn so lese, dass er zwar inhaltlich an manchen Punkten in mir ein "Ja" erweckt, in mir aber insgesamt nicht an meinen Beitrag - und an den Beitrag Toppers, den du, glaube ich, falsch verstanden hast - anschließt. (Mein Eindruck ist, dass Topper eigentlich genau das zum Ausdruck bringen wollte, wie du seinen Beitrag kommentierst, dass dies Ideale sind, die das Leben schwer machen können.)

Ich kann dir zusimmten, dass es wichtig ist, sich Bedürfnisse nach Abhängigkeit und sonstige Bedürfnisse einzugestehen. Ich finde es auch sehr schade, wenn ein Mensch sich nicht liebt, sondern sich mit Idealen in einer strengen, harten Weise - durch Verzicht, etc. - missbraucht.
Darum ging es mir jedoch nicht. Es ging mir gerade darum, das Bedürfnis nach der Transzendenz - die ja ebenfalls Geborgenheit schenkt - auszudrücken. Und es ging mir nicht darum, frei sein zu müssen, sondern in bestimmten Bereichen des Lebens, um den Ist-Zustand, um das tatsächliche Gefühl, frei von Abhängigkeit zu sein. Für mich ist aber ein "frei sein von" nur eine "negative" (nicht im Sinne von "schlecht) Freiheit. Eine positive Freiheit scheint mir erst dann vorzuliegen, wenn ein Mensch auch frei ist, sich für den stimmigen Weg zu entscheiden, sofern dieser denn vorliegt.
Und manchmal kann es eben sein, dass man zwar "frei von" ist, aber noch nicht "frei für", dass man also spürt, was - im Vergleich zu früher - nicht mehr eine große Anziehung ausübt, dass man aber noch nicht klar spürt und sieht, wohin es gerade weiter geht. Für einen "Erlösten" ist das sicherlich kein Problem, weil er einfach gegenwartig und mit diesem Problem nicht belastet ist. Im praktischen Leben können derartige Lebensphasen jedoch als Krisen erfahren werden - scheint es mir.

Liebe Grüße,
Energeia
 
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