Hallo PsiSnake,
ich hatte raterZ nicht so verstanden, dass er irgend welche Probleme mit Sexualität hat und deshalb enthaltsam leben möchte. Mir scheint auch, dass es nur sehr wenige in diesem Thread gab, die der Meinung waren, dass Sexualität an sich Probleme mit sich führt.
Es ging vor allem - so scheint es mir - darum, ob und inwiefern Spiritualität anhand von Enthaltsamkeit bereichert werden kann. Wenn ich es richtig sehe, dann gab es hierzu (idealtypisch) zwei Meinungen:
1. dass sich - häufig - im Laufe der spirituellen Entwicklung ganz organisch und harmonisch eine Enthaltsamkeitspraxis einstellen kann, 2. dass diese spirituelle Entwicklung auch durch die "Praxis der Enthaltsamkeit", auch wenn sie sich noch nicht unmittelbar spontan einstellt, gefördert werden kann, so lange sie in eine spirituelle Praxis eingebettet ist.
Dass ganzheitliche, liebevolle, erotische Sexualität aber auch Teil der Spiritualität sein kann, das haben - so weit ich das sehe - ebenfalls nur wenige bestritten.
Liebe Grüße,
Energeia
Hey Energeia,
ich schätze deinen guten Durchblick. Punkt 1 und 2 scheinen wirklich so zu sein wie du schreibst. Hast du vielleicht noch ein paar Tipps für 'Notleidende'?
Was ich mittlerweile bemerkt habe ist, dass alles mit Gedankenhygiene beginnt. Wenn ich es nicht schaffe hier für die nötige "Ruhe" zu sorgen, dann äußert sich das auch im Physischen. Das Denken spielt hier eine Rolle.
Ansonsten sagst du ja, dass der Sexualtrieb an und für sich nicht so stark ist. Ich hab auch den Eindruck, dass da neben dem Körper ein anderer gewichtiger Faktor im Selbst vorhanden ist, der fortwährend nach Vereinigung strebt. Irgendwie bin ich nur der männliche Ausdruck des Einen und aus diesem Grund existiert eine gewisse Unvollständigkeit und ein Mangel. Diesen Mangel bin ich selber nicht imstande auszugleichen und deswegen übt alles Weibliche eine starke Anziehungskraft auf mich aus. Es ist ein Verlangen nach Vollständigkeit, nach Ergänzung und Heimkehr.
Ich vermute, dass die Natur ein heimtückisches Spiel aufgezogen hat und uns ein bißchen austrickst. Das Spiel des äußeren Lebens kann ja nur aufrecht erhalten werden, wenn für Nachkommenschaft gesorgt ist. Und so hat uns die Natur eine ständige Suche nach der anderen Hälfte in den Schoß gelegt. Die Vereinigung mit dem anderen Geschlecht ist aber immer nur mit einer sehr kurzfristigen Extase verbunden, und sie kann unser tiefes Verlangen nach Vollständigkeit und Heimkehr nur oberflächlich befriedigen. Die Suche nach einem Partner (Fortpflanzung) überlagert die Suche nach dem Göttlichen ... ersetzt diese in vielen Fällen komplett!!
Ich merke bei mir, dass ich mit meiner Sexualität immer etwas zu kompensieren suche. Es ist vielleicht wie ein Trost ... ein Schluchzen, nur für einen kurzen Augenblick die 'ewige' Glückseligkeit erleben zu können, weil ich ansonsten so weit davon entfernt bin sie zu erreichen.
Mein Lehrer sagt auch, dass sich diese Sache über Meditation von selbst löst. Irgendwie geht es mir aber zu langsam. Manchmal frag ich mich, ob ich nicht mehr Disziplin an den Tag legen müsste? Geht das denn? Oder ist das schon Unterdrückung und kontraproduktiv?
Vielleicht müsste ich mich fragen, warum ich überhaupt von der Sexualität loskommen möchte

Vielleicht möchte ich einfach mehr ins Dauerhafte reinkommen ... und da müsste ich wahrscheinlich der Meditation mehr Zeit widmen ... wenn das nur einfach wär ...
lg
Topper