Durch die Jahrhunderte war das Gelübde auf sexuelle Enthaltsamkeit in jeder Religion die schwerste Prüfung. In der volkstümlichen Folklore setze sich die Idee durch, das Hellsehen und andere übernatürliche Fähigkeiten, ausschließlich das Privileg von sexuell enthaltsam lebenden Menschen ist. Edvard Alexander Westermack (1862-1939), ein finnischer, Anthropologe (Völkerkundler), Philosoph und Soziologe, bevorzugt die Erklärung, dass Pollutionen (unbeabsichtigte nächtliche Samenergüsse im Schlaf) die Heiligkeit zerstören. Ein Stamm auf dem Rio Negro (Nebenfluss des Amazonas) erlegte ihren Schamanen (Medizinmännern) das Zölibat auf, weil sie glaubten, dass die Medizin wirkungslos sein würde, wenn sie durch einen verheirateten Mann verabreicht wird.
Lambichus (ich konnte leider nicht herausfinden, wer das ist, scheint ein Neu-Platoniker zu sein) gibt an, daß die Götter es nicht hören können, wenn sie von jemanden angerufen werden, der durch sexuelle Kontakte verunreinigt ist. Im Islam wird strenges Zölibat auf der Pilgerfahrt nach Mekka gefordert. Das Zölibat ist ebenso für die hebräische (jüdische) Versammlung während der göttlichen Erscheinung im Sinai (ägyptische Halbinsel) erforderlich und bevor der Tempel betreten wird. Das antike Indien, Ägypten und Griechenland stellten die Regel auf, dass Kirchgänger sich vor und während der Heiligen Messe sich jeglicher sinnlicher Gedanken enthalten sollten. Im Christentum wurde das Zölibat als Vorbereitung auf die Taufe und das Abendmahl gefordert.
Die höchste Form des Christentums findet sich im Zölibat. Christliche Lehrer priesen immer schon das Zölibat. In ihren Augen ist die Ehe nur ein untergeordnetes Gut, die für die bestimmt ist, die nicht imstande sind, im Zölibat zu leben. Die Bischöfe der griechischen Kirche lebten immer zölibatär und wurden aus dem Kreis der Mönche gewählt.
Ein Mönch, der mit sinnlichen Gedanken eine Frau berührt, der ihre Hand umklammert, ihr Haar oder einen anderen Teil ihres Körpers in sinnlicher Absicht berührt, bringt Schande und Erniedrigung auf den Orden. Bei der gegenwärtigen Priesterweihe schwört der Priester (Mönch), sich lebenslang von jeglichem sexuellen Verkehr zu enthalten.
Die Jains, eine in Indien beheimatete Religionsgemeinschaft, fordert von ihrem Munis (Sadhu, Asket, Mönch, Einsiedler), sich aller sexuellen Beziehungen zu enthalten; nicht über Frauen zu besprechen, und sich keine Gedanken über die Schönheit der Frauen zu machen. Sinneslust wird folglich verurteilt: „Von allen Lastern, ist Sinneslust die schlechteste.“ Es gibt andere Regeln, die das Zölibat unterstützen. Sie sollen vor allem jene Redensarten unterbinden, die zu einem Verstoß der Keuschheit führen könnten.
Ein Mönch sollte nicht mit einer Frau zusammen in einem Raum schlafen oder ihr allein in ausführlicher Form die Worte der heiligen Schrift übermitteln. Er sollte auch nicht zu den Nonnen sprechen, es sei denn, er ist dazu besonders delegiert. Ebenso sollte er nicht allein mit einer Frau verreisen. Auf seinem Bettelgang für Almosen, sollte er vorschriftsmäßig gekleidet sein und mit gesenkten Augen gehen. Er sollte nur unter ganz speziellen Bedingungen eine Robe von einer fremden Frau annehmen. Er sollte nicht an einem abgeschiedenen Platz mit einer Frau sitzen, sie in unreiner Absicht berühren oder mit ihr sprechen.
Der buddhistische „Orden der Bettelmönche“ wurde durch 227 Regeln für die Mönche geregelt. Von diesen waren die ersten vier von besonderer Bedeutung. Ein Bruch einer der vier Regeln hatte den Auschluss vom Orden zur Folge; und sie wurden folglich als die Regeln über Vergehen, die jegliches Erlösungsstreben vereiteln, bezeichnet.
Die erste Regel für die Mönche lautet:
1. Jeder Mönch, der die Übung und die Lebensweise der Mönche auf sich genommen hat und der sich von dieser Übung nicht zurückgezogen und sein Unvermögen kundgetan hat, obwohl er sich dem Geschlechtsverkehr, auch mit einem Tier hingibt, dessen Erlösungsstreben ist vereitelt; er ist aus dem Orden ausgestoßen.
Dazu sollte vielleicht erwähnt werden, dass alle Mönche an allen Vollmond- und Neumondtagen, den sogenannten Uposatha-Tagen, zusammentreten, um ihre Verfehlungen vor der versammelten Mönchsgemeinde kund zu tun. Verschweigt ein Mönch dort seine Verfehlungen, dann kann das Folgen für ihn haben. An diesen Tagen fasten die Bhikkhus (Mönche) und halten die Patimokkha-Feier ab, d. h. sie rezitieren die 227 Mönchs-Regeln, wie Buddha sie festgelegt hat.
Die Laien beachten an den Uposatha-Tagen die fünf Silas (sittliche Übungsregeln) und die acht Tugendregeln. Wenn möglich, nutzen die Laien diese Tage, um ihr örtliches Kloster zu besuchen, dort Dhamma-Vorträgen der Mönche zuzuhören und mit Gleichgesinnten bis spät in die Nacht hinein zu meditieren.
Die 5 Silas
1. Nichtverletzen
2. Nichtstehlen
3. Nichtlügen
4. Brahmacharya
5. keine berauschenden Mittel
Die acht Tugendregeln (Atthangasila) für den Uposatha-Feiertag ergänzen die fünf Silas um folgende 3 Vorschriften:
6. Nach 12 Uhr nichts mehr essen (bis Sonnenaufgang ca. 5 Uhr)
7. Keine Tanz-, Musik-, Gesangs-, und Theateraufführungen besuchen, keine Blumen, keine Duftstoffe, keine Kosmetika, kein Schmuck und andere Verschönerungsmittel benutzen
8. Nicht auf hohen und üppigen weichen Betten schlafen
König Numa Pompilius gründete im antiken Rom, den "Orden der vestalischen Jungfrauen". Die Priester(innen)schaft der Vestalinnen bestand aus sechs jungfräulichen Priesterinnen, die im Alter von sechs bis zehn Jahren für eine 30-jährige Dienstzeit berufen wurden. Ihre Hauptaufgabe war das Hüten des Herdfeuers im Tempel der Vesta, der Göttin des Herdes, das niemals erlöschen durfte, sowie das Wasserholen von der heiligen Quelle der Nymphe Egeria, das zur Reinigung des Tempels verwendet wurde. Daneben stellten sie die mola salsa (eine Mischung aus Salzwasser und Getreideschrot) sowie das suffimen (Asche ungeborener Kälber) her, die bei bestimmten Kulthandlungen benötigt wurden.
Während ihrer Dienstzeit waren die Vestalinnen zu absoluter Keuschheit verpflichtet. Der Verlust der Jungfräulichkeit einer Vestalin galt als schweres Unheil für das römische Gemeinwesen. Eine unkeusche Vestalin wurde aus der Priesterschaft entfernt und lebendig begraben.
Gelegentlich wurde in der Forschung angenommen, dass die Vestalinnen ursprünglich für Menschenopfer bereitgehaltene Jungfrauen waren oder dass sie in republikanischer Zeit die kultischen Pflichten übernahmen, die zuvor die Töchter des Königs ausgeübt hatten. Diese Hypothesen werden heute jedoch als überholte Spekulation angesehen.
Bereits vor der Gründung Roms existierten Vestalinnen in verschiedenen Gemeinwesen, zum Beispiel in Alba Longa (etwa 20 Kilometer süd-östlich von Rom), und auch für die historische Zeit liegen schriftliche Belege für ihre Existenz außerhalb Roms, zum Beispiel in Tibur (ungefähr 20 km östlich vom Stadtrand Roms), vor. Da keine Parallelen in nicht-italieschen Kulturen nachgewiesen werden konnten, war die Priesterschaft der Vestalinnen vermutlich eine in Italien, wahrscheinlich in Latium, eine Region in Mittelitalien, wichtigste Stadt in Latium ist die italienische Hauptstadt Rom, entstandene Institution.
In Darjeeling, im Vorder-Himalaya (Westbengalen), leben einige Hundert Ex-Lamas, die als Kulis (Lastenträger) ihre Arbeit verrichten. Ein Lama ist ein spirituellen Lehrer, ein Mönch, aus dem tibetischen Buddhismus. Die Lamas sind entweder allein, oder zusammen mit ihrer Geliebten aus Tibet geflohen, um den strengen Strafen zu entgehen, die der Bruch des Zölibats mit sich bringt. Wird der Mönch bei einer sexuellen Verfehlung erwischt oder wird er von anderen angezeigt, so fällt er in Ungnade, erfährt öffentlich körperliche Züchtigung, wird zusätzlich mit einer schweren (Geld-)Strafe bestraft und aus dem Orden entfernt.
Die peruanischen "Jungfrauen der Sonne“, eine Art von Priesterinnen, wurden mit lebender Beerdigung bestraft, wenn sie beim sexuellen Fehltritt entdeckt wurden.
Practice of Brahmacharya