Leben nach dem Tod? Unsinn!

@Sanhei: "Irgendwann begann ich zu glauben, ich sei tot und jetzt im Hölle/Fegefeuer-Bereich gelandet."


Ging mir genauso. Dann hab ich sie sitzenlassen und bin ausgezogen. :D
 
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Original geschrieben von Kvatar
@Sanhei: "Irgendwann begann ich zu glauben, ich sei tot und jetzt im Hölle/Fegefeuer-Bereich gelandet."


Ging mir genauso. Dann hab ich sie sitzenlassen und bin ausgezogen. :D

Immer noch nicht richtig!
Dann habe ich mich ausgezogen und ihn sitzenlassen.
 
Kaum jemand stirbt einen bewussten Tod; weil er vorher - aus Angst - in Unbewusstheit fällt.


Hallo joscha(mädchen), erleuchtetes Wesen,

sei mir nicht böse, wenn ich Dir hier widerspreche. Zwar entzieht sich meiner Kenntnis, ob und wieviele Sterbende Du in Deinem Leben schon begleitet hast und wie sich diese Erlebnisse in Deinem Modell der Welt auf Dich ausgewirkt haben, aber Deine Behauptung, es stürbe niemand bewusst, ist so unrichtig.

Ich hatte... das Privileg? das Schicksal? die Ehre?... mich intensiv mit sterbenden Personen auseinander setzen zu können. Nicht nur beruflich, auch privat, u.a. bei meiner eigenen Tochter, die im Alter von viereinhalb Jahren an den Folgen eines Geburtsfehlers verstarb.

Als Nachtwache hatte ich bei meiner Arbeit sehr viel mehr Freiraum, d.h. ich war nicht in den normalen Tagesablauf eingebunden und konnte mir meine Zeit selber einteilen. Mit vielen Patienten habe ich gesprochen, nachts, in der Küche, bei einer Zigarette und einer Tasse Kaffe. Wovor sie sich ängstigen, woran sie denken, was sie befürchten, wie sie fühlen. Später dann im Präfinalstadium und auch unmittelbar nach Eintritt des physischen Todes, ich habe meine Patienten dann meistens noch für die Angehörigen zurecht gemacht und mindestens 3 Stunden nach Todeseintritt bei mir auf der Station behalten. Ich bin nicht so vermessen, mich als "Kübler Ross für Arme" profilieren zu wollen, aber meine Erfahrung hat mich vieles, was ich bisher über den Tod glaubte oder gewusst zu haben meinte, revidieren lassen müssen.

Zitat einer meiner Patientinnen, einer etwas älteren Dame, nachdem ich ihr etwas Wasser gereicht hatte: "Ach, Schwester - Sterben ist so ein verdammt hartes Stück Arbeit!" - Das hört sich für mich ganz und gar nicht nach passivem Geschehenlassen an.

Ich denke auch nicht, dass Intelligenz (sofern das im Sinne von intellektueller Auseinandersetzung mit dem Thema gemeint ist) etwas damit zu tun hat. Hast Du schon mal zugesehen, wie ein ganz kleines Kind das Sterben bewältigt?! Eine ganz besondere, bewegende Erfahrung, ich war hinterher noch völlig hin und weg, wusste nicht, ob ich lachen, heulen oder irgend etwas kurz und klein schlagen wollte. Ich fühlte mich so hilflos, und auf der anderen Seite auch beschämt, dumm wie ein Stein, ohnmächtig und sooooo klein, aber - ja, leider fällt mir kein anderes Wort ein - auch irgendwie ehrfürchtig. So wie ein gläubiger Katholik nach einem besonders feierlichen Hochamt in der Christnacht fühlen mag, wenn der Papst persönlich anwesend war. Irgendwie "geweiht" - ach, ich weiß auch nicht. Das kann man nicht beschreiben, das muss man mitgemacht haben, so einen Gefühlssalat. Die kleinen Mäuse philosophieren nicht, sie ringen nicht mit Ängsten, bringen das auf eine Weise hinter sich, wo jeder - selbst der weiseste Erleuchtete - respektvoll den Hut ziehen sollte und sich mit all dem, was er zu wissen glaubt, dahinter verstecken kann. Am Bett eines sterbenden Kindes bekommt das Wort "Würde" eine völlig neue Bedeutung.

Wenn ich das nicht selber mitgemacht hätte, wenn ich meine Überlegungen nur rein rationell, emotional, philosophisch oder durch das Nachvollziehen von Bücherwissen hätte, wäre ich vielleicht auch zu demselben Schluss gekommen wie Du. Ich theoretisiere aber nicht, sondern habe erlebt. Und das führt mich leider zu einem ganz gegenteiligen Schluss. Ich wage sogar zu behaupten: Wenn man nicht gerade "high" ist im Moment des Sterbens, wird JEDER Tod bewusst durchlebt. Ich habe Menschen gesehen, die sich in ruhiger Würde von ihrem Körper getrennt haben. Ich habe Menschen gesehen, die vor Wut schäumten und und Gott und die gesamte Welt verfluchten und über die Bettgitter gingen. Ich habe Menschen gesehen, die einfach sterben wollten und völlig ohne medizinischen Grund auch tatsächlich starben, die sich einfach (so blöd es klingen mag) "zu Tode wünschten". Ich habe Menschen gesehen, deren Präfinalstadium kein Ende nahm, die nach aller medizinischen Einschätzung schon längst hätten tot sein müssen, sich aber ans Leben klammerten, weil noch irgend etwas unerledigt war (einmal mussten wir die Taufe eines kurz zuvor geborenen Kindes im Krankenzimmer vollziehen. Die Mutter überlebte den Ritus dann nur noch ganze 6 Stunden). Immer aber, IMMER ! war es ein bewusster Prozess, wie diese Menschen ihrem Tod begegneten, sie haben sich jeweils selber ganz bewusst für die Art und Weise ihrer Sterbens entschieden!

Sodele. Nix für ungut, schönen Tag auch noch!
Nix für ungut.
 
An Sanhei
Sehr interessante Beiträge, die voll mit meinen Überzeugungen übereinstimmen. Ich war dabei, als meine Frau starb und es war ein faszinierendes Erlebnis,zuzusehen, wie sie sich von einer Fratze des Entsetzens und der Angst immer mehr umwandelte in einen total entspannten und beinahe schön zu nennenden Körper. Dadurch hat der Tod für mich sehr viel an Schrecken verloren. Es grüßt herzlichst. Frido
 
Original geschrieben von frido
An Sanhei
Sehr interessante Beiträge, die voll mit meinen Überzeugungen übereinstimmen. Ich war dabei, als meine Frau starb und es war ein faszinierendes Erlebnis,zuzusehen, wie sie sich von einer Fratze des Entsetzens und der Angst immer mehr umwandelte in einen total entspannten und beinahe schön zu nennenden Körper. Dadurch hat der Tod für mich sehr viel an Schrecken verloren. Es grüßt herzlichst. Frido


Hi frido,

vielen lieben Dank für das Lob. *rotwerd*. Da Du das ja schon mitgemacht hast und auch gefühlsmäßig involviert warst, kennst Du ja den Unterschied zwischen Angst vor dem Tod und Angst vor dem Sterben. Die Angst vor dem Sterben kann man mE tatsächlich nur überwinden, wenn man die Chance hat, seinem Tod bei vollem Bewusstsein, be-wusst, ins Gesicht zu sehen.

Grüße in die Steiermark
sanhei
 
Ich schliesse mich Fridos Lob an, und es sollte mehr solche
Selbsterlebte und selbstformulierte Beiträge wie die
Deinen geben. Damit möchte ich auch die gut 200
angemeldeten Teilnehmer ansprechen, die hier noch
keinen Beitrag abgeliefert haben, denn ich bin überzeugt,
dass einige davon ebenso Wichtiges mitteilen könnten.
Herzlichen Dank von Alwin
 
(sonst ist er unbewusst durchlitten)

Und er entzieht sich jeder Deutung von außen.


Jeder der Krankenhäuser kennt, weiß, dass dort kein Verstehen herrscht.

Die denkerische und deutende Auseinandersetzung mit dem Tod ist DAS Unverständnis des Todes (und des Lebens).

Menschen, die in Krankenhäusern arbeiten, haben das selbe Recht, sich positiv wahrnehmen zu können; sie leben ihre Träume.
 
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