Gutes für sich und andere zu tun ohne sich selbst aufzuopfern ist der richtige Weg (meiner bescheidenen Meinung nach).
Dem widerspreche ich, da ich den Weg Christi für richtig halte. Und dieser Weg kennt keine solchen Allgemeinplätzchen.
Selbstaufopferung ist weder grundsätzlich angebracht noch abzulehnen, es kann passende Augenblicke für sie geben, so wie es auch unpassende geben kann. Die Wahrheit und das Reich Gottes aber stehen in jedem Fall über dem eigenen Ich und wenn es im Extremfall um die Frage geht, ob ich eher mich für die Wahrheit oder die Wahrheit für mich opfern würde, so weiß ich, wofür ich mich entscheiden würde - weil diese Entscheidung mit der Verpflichtung zur Wahrheit längst gefallen ist, so wie auch das Ego ohne seine Verpflichtung zur Wahrheit seine Entscheidung längst gefällt hat.
Es ist absolut vorhersehbar, dass ein Ego sich niemals aufopfern wird, weil es sich selbst als das Heiligste betrachtet.
Eine Balance zwischen Selbstliebe und Nächstenliebe ist wichtig, nicht umsonst heißt es man soll seinen Nächsten wie sich selbst lieben.
Das sind Ratschläge, die das Ego braucht, um sich nicht übermäßig hervorzutun.
Ein Mensch, der sich vom Ego gelöst hat, benötigt diese Ratschläge nicht, weil dessen Liebe nicht mehr auf das Objekt fixiert ist. Er würde die Liebe zu sich selbst und anderen nicht mehr vergleichen, weil diese Abmessungen nur für das Ego wichtig sind. Es geht dabei um die Balance des Egos, und wer sich von ihm gelöst hat, dem droht kein Ungleichgewicht.
Ich will unter anderem mich von meinem Ego lösen, weil ich mich selbst nicht lieben müssen will, um mich zu akzeptieren, wie ich bin. Ich will meine Liebe von allen Hemmungen, die der Suche nach Balance geschuldet sind, befreien.
Wenn du dich selbst liebst, gibt du auch indirekt in dir anderen die Erlaubnis auch sich selbst lieben zu dürfen.
So wie ich das sehe, habe ich gar nicht das Recht, anderen diese Erlaubnis zu erteilen oder zu verwehren!
Es mag nichtig wirken, aber bereits in solchem Gedankengut überschreitet das Ego gewisse Grenzen.
Wenn man sich selbst liebt, so ist man mehr in der Liebe und daher liebevoller.
Für mich steht der Zweck nicht über der Liebe, sondern die Liebe über dem Zweck.
Damit sich Liebe entfalten kann, braucht sie ein gewisses Maß an Raum, aber auch ein gewisses Maß an Grenzen. Sowohl der Raum als auch seine Grenzen dürfen aber nicht von vornherein zu einem starren Konstrukt festgesteckt werden, sonst verliert sich die Freiheit, die die Liebe benötigt.
Wir können die Liebe nicht festhalten, sie rinnt uns durch die Finger; wir können sie nicht bauen, sie zerbröselt uns nur; und wir können sie nicht wie ein Werkzeug benutzen, denn sie ist kein Werkzeug und wenn wir sie nur ausnutzen, lieben wir nicht wahrhaftig.
Worauf ich hinauswill: Wir können die Liebe nicht herbeischaffen, wir können nur dafür sorgen, dass sie von selbst erscheint und bleibt. Sie ist nichts, was wir kontrollieren könnten. Und deshalb sind Ratschläge wie "Liebe dich selbst" einfach nur Humbug, weil wir das nicht kontrollieren können. Wir können die Liebe nur im Vertrauen einladen, ihr Raum schaffen oder nötigenfalls Grenzen stecken, die wir nach und nach ausweiten, falls sie kommt.
Mit übertriebenen Altruismuss habe ich schlechte Erfahrungen gemacht, mehrere Jahre geistige Hölle war die Folge.
Alles, was übertrieben ist, ist übertrieben.
Das sagt nichts über Selbstlosigkeit in seiner gemäßigten Form aus.
Ich kann dir nicht ganz folgen, was so am Selbstbild falsch sein soll.
Das kann ich nicht ändern, denn das muss jeder selbst erkennen. Es ist sowas wie die letzte Stufe der Selbsterkenntnis, bevor das Loslassen beginnt.
Wer es nicht erkennt, versucht auch nicht, es aufzulösen. Und das ist natürlich richtig so.
Aber wer es erkannt hat, versucht, es aufzulösen. Auch das ist richtig so.
Wenn wir intelligent sind (und allein das definiert Intelligenz im großen und ganzen), folgen wir dem, was wir erkannt haben, und nur dem.
Ein angenehmes Leben zu führen und in der Wahrheit zu sein ist für mich kein Widerspruch
Mag sein, dass es ideologisch kein Widerspruch ist, aber in der realen Welt ist es sehr oft ein Widerspruch.
Wenn ich sage, was ich denke, ecke ich zwangsläufig immer wieder an.
Und wenn ich dann auch noch tue, was ich in mir als Wahrheit fühle, komme ich nicht drumherum, mich vielen Arten von äußeren Konflikten stellen zu müssen.
Denn wenn dort keine Konflikte wären, dann wären ich und die Welt bereits perfekt - und das wäre die Mutter aller Lügen.
Klar gibt es Wahrheiten die schwer zu ertragen sind, aber es gibt auch Wahrheiten die sehr angenehm sind (z.B. die Göttliche Liebe).
Wahrheiten sind nicht die Wahrheit. Die Wahrheit ist singular, und genauso ist sie ein inneres Wissen, welches nur im singularen, absoluten Jetzt-Moment gefühlt werden kann.
Wahrheit ist das Wissen um das, was jetzt gerade ist - und nichts sonst. Wenn ich jetzt gerade keine göttliche Liebe erlebe, ist sie auch nicht wahr. Wenn ich sie nur manchmal erlebe, ist sie nicht wahr. Wenn ich sie oft erlebe, ist sie nicht wahr. Ich müsste sie SEIN, sie müsste mein ewiger Seinszustand sein, um wahr zu sein.
Das, was wir SIND, erleben wir aber nur, wenn wir das Selbstbild der Wahrheit unterordnen, und das Ego tut dies nicht freiwillig, weil es als Selbstbild selbst die Wahrheit sein will.