Ich bin nach wie vor über diesen Thread verblüfft. Geht es im Titel noch um die Ereignisse in Köln in der Silvesternacht, gerät er in den Kommentaren mehr und mehr zu einem „Flüchtlingswahnsinn“ Thread, einer Aneinanderreihung von persönlichen Meinungen über „kulturelle Inkompatibilität“ (denen es auch nicht an Gehässigkeit mangelt) und einer „Charakterdebatte“ über muslimische Männer, die nun wirklich kein Klischee auslässt.
Dass Polizei und Politiker zurückhaltend bzgl. des möglichen Herkunfts-Hintergrundes der Täter waren ist zwar kontraproduktiv, angesichts der (selbst in einem Eso-Forum) aufwallenden und in keinem Bezug zum eigentlichen Ereignis stehenden Pogrom-Stimmung, aber ein Stück nachvollziehbar.
Männer rotteten sich zusammen, bedrängten, nötigten Frauen, belästigten sie sexuell, raubten sie aus und offenbar kam es auch zu Vergewaltigung.
Das sind, völlig unbeachtet der Herkunft der Täter, eindeutig und z.T. schwere Straftatbestände.
Es gilt die Tatverdächtigen zu ermitteln und Täter dingfest zu machen (was bei Großveranstaltungen ohnehin schon schwierig genug ist). Und die Schuldlast liegt bei den Tätern, nicht bei den Opfern.
In meinen Augen ist es für die Opfer erstmal egal, ob es sich dabei um Männer aus Marokko, Algerien, Syrien oder um Deutsche handelt, ob es Flüchtlinge, Migranten, Männer mit Migrationshintergrund oder Einheimische sind.
Eingekreist und bedrängt zu werden ist ein entsetzliches Erlebnis und die Angst die dabei entsteht, kann bei einigen Opfern sicher lange nachwirken.
Es ist in meinen Augen für die Opfer der Silvesternacht (gab ja auch in anderen Städten Übergriffe auf Frauen) auch müßig und entbehrlich, dieses Ereignis für eine „Kultur- u. Charakterdebatte“ über vermeintlich generell sexuell enthemmte, frauenverachtende Muslime im Allgemeinen und Flüchtlinge im Besonderen zu verwenden. Auch die Aufzählung von Gewalt gegen Frauen von deutschen Männern ist in diesem Zusammenhang nicht hilfreich, genauso wie eine etwaig vorrangige Suche nach der Ursache und nicht nach Tätern.
Den Betroffenen hilft m.E., wenn überhaupt, nur eine umfassende Ermittlung und die Verurteilung möglichst vieler der zahlreichen Täter.
Die Frage nach den Ursachen für diese Art der Zusammenrottung und Nötigung von Frauen, ist, zumindest in meinen Augen, erst im nächsten Schritt sinnvoll, vor Allem wenn davon ausgegangen wird, dass dies kein Einzelereignis bleiben könnte. Als Grundlage für Prävention, Verbesserungen uäm.
Und erst hier macht es m.E. Sinn (außer natürlich im Rahmen der Fahndung), gezielt nach spezifischen Gemeinsamkeiten und Motiven der Täter zu suchen (Herkunft, Alter, soziale Zugehörigkeit, Bildungsstand....; Bereicherung, Ausüben sexueller aber möglicherweise auch "politischer" Macht...), zu schauen, ob diese für die Tat eine Rolle gespielt haben und wenn ja, welche.
Hier keine Klischees und tief verwurzelten Vorurteile abzuarbeiten ist sicher immens schwer (das zeigt schon dieser kleine Thread, in dem z.B.:
@Gabi0405 meint, dass ein "Mob mit speziellen kulturellen Angewohnheiten" diese hier auslebt...).
Das Thema Sexualität wird insgesamt wichtig zu betrachten. Trotz stark sexualisierter Gesellschaft ist die Betrachtung sexueller Gefühle in unseren Breiten in Bezug auf einige Personenkreise ein Tabuthema – das betrifft nicht nur geistig u./od. körperlich behinderte Menschen, auch Alte und Kranke; und eben auch Flüchtlinge und Migranten.
Ich weiß zwar nicht in wie weit sexueller Frust oder individuelle Frauenbilder bei den Übergriffen in Köln eine Rolle gespielt haben, aber gerade bei der Freizeitgestaltung für junge Flüchtlinge sollte das Thema VOR einem Schwimmbadbesuch besprochen werden...