Kann Kritik auch Liebe sein?

Das in der Natur nicht irgendwie Liebe waltend ist, die nicht nur Fortpflanzung ist, kann ich mir gar nicht vorstellen. Ein Stein gehört ja auch zur Natur, pflanzt sich aber nicht fort. .

Natürlich gibt es in der Natur etwas wie "Liebe", es sichert ja das überleben. Hormone spielen da eine wesentliche Rolle!

Wird die Natur aber aus einer anderen Perspektive betrachtet, wie den Aufbau allein eines Blatts, dann steckt in dem Aufbau etwas Künstlerisches und Weisheitsvolles und damit auch Liebe.
Kritik daran ist der Mensch, denn er ist es nicht, der dies in die Natur hineinlegen kann.

Es ist Neugierde, Faszination und Wissbegierde , man muss wirklich nicht alles über "Liebe" definieren. Es werden so oft Wörter benutzt, bis sie irgendwann nichts mehr bedeuten, das ist schade.
Für mich ist es ein großer Unterschied, ob ich von Liebe zu einem Menschen rede, sprich Anziehung, oder von der "Liebe" zu einem bestimmten Fachgebiet.
 
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Ich kann nur von mir persönlich sprechen und ich empfinde Kritik durchaus auch als Liebe.
Die Motivation ist jedoch sehr entscheidend.
Beispiel: wenn mir jemand am Herzen liegt und ich sehe wie sehr er/sie sich selbst Schaden zufügt (wodurch auch immer), dann kritisiere ich das aus Liebe und nicht weil ich ihn oder sie verändern möchte, sondern ganz im Gegenteil, weil ich mein Gegenüber liebe, was einschließt, dass es ihm gut gehen soll. Vorausgesetzt er/sie möchte das.
Und auch ich selbst nehme gerne Kritik von meinen Liebsten an, weil ich weiß das sie mich lieben und es gut mit mir meinen.
Deshalb ist Kritik für mich nicht ausschließlich negativ behaftet, sondern kann auch aus Liebe entstehen.
Wer lässt denn einen sich nahe stehenden Menschen ins Unglück laufen?
Wo wäre denn da die Liebe?
Ich weiß, was Du ausdrücken willst und kann es auch nachvollziehen.

Aber wer legt denn fest, wie ein anderer leben muss, damit es ihm gut geht oder was für ihn ein Unglück ist? Ist derjenige (Erwachsene) ein unmündiger Bürger, dass man ihn bevormunden muss?
Zeugt es nicht eher von Liebe, den anderen sein selbstbestimmtes Leben führen zu lassen und ihn anzunehmen, wie er ist?

Mir ist schon klar, dass man sich sorgt , wenn bspw. ein Nahestehender zuviel trinkt, raucht, ungesund isst oder Handlungen setzt, die in meinen Augen nicht gut tun können ..aber was ihm gut tut, kann doch nur er selber wissen...selbst wenn es nach meinen Maßstäben nicht richtig ist oder schadet.

Häufig ist dieses "mit dem Anderen gut meinen" eher ein Ausdruck dessen, das es mir selber besser geht, wenn der Andere seine Verhaltensweisen ändert.
Das hat eher was mit Egoismus zu tun als mit Liebe....in allerletzter Konsequenz möchte man den Anderen nicht verlieren.

Nicht zu verwechseln mit einem liebevollen Gespräch oder mit Hilfestellung, wenn jemand von sich aus darum bittet.
Das ist in meinen Augen keine Kritik.
 
Es dreht sich hier im Thread vieles im Kreis:
Seitens des Kritikers gibt es zwei Ansichten: Einer meint, der Kritiker könne deshalb nicht lieben, ein anderer sieht es sehr wohl so.
Die gegenüber liegende Seite ist der Kritisierte: Dieser kann die Kritik ablehnen oder annehmen.

So ergeben sich zwischen dem Kritiker und dem Kritisierten vier Möglichkeiten:
Der Kritiker stößt auch einen ablehnenden Kritisierten oder auf einen annehmenden.
Der Kritisierte stößt auf einen liebenden Kritiker oder auf einen selbstsüchtigen.

Diese vier Möglichkeiten können auf einen Fatalismus st0ßen, wenn z.B. die Ansicht besteht, Kritik sei immer ohne Liebe und der Kritisierte wäre dann das Opfer.

Das Bild kann sich aber noch weiter differenzieren, nämlich die Kritik kann ja auch erwünscht sein. Hierbei kann der Erbetende dann auf einen jener beiden Kritiker stoßen. Dann kann der Erwünschende die Kritik annehmen oder auch nicht.
Es ist mir gar nicht klar, wie viele Möglichkeiten aus diesem Bild sich ergeben lassen können, denn der Kritik Erwünschende kann die Kritik des (scheinbar) nicht liebenden Kritikers vielleicht erst sehr viel später wertschätzen lernen, eine als ihn förderliche erkennen und diesen nun als einen liebenden betrachten.

Damit gäbe es jedenfalls noch mehr Möglichkeiten als nur vier.
Gibt's denn vielleicht noch mehr Möglichkeiten,Verbindungen und Querverbindungen?

Es geht bei diesem Thema vor allem auch um Selbstwahrnehmung vs. Fremdwahrnehmung, wenn die Kritik den Menschen und sein Verhalten trifft. Dabei kommt es bei der Kritik darauf an, ob sie beurteilt (neutrales bis wohlmeinendes Feedback) oder ob sie verurteilt (Tadel, Unmutsäusserung, Schnähkritik usw), was vordergründig entscheidend dafür sein dürfte, ob und wie die Kritk aufgenommen wird vom Kritisierten. Allerdings ist auch sehr wichtig, ob die Kritik überhaupt erbeten oder gewünscht ist vom Adressaten. Das gilt auch für postitives Feedback. All diese Faktoren müssen mitbedacht bzw mitberechnet werden, wodurch quasi ein unendliches Feld der Möglichkeiten entsteht von Verbindungen und Querverbindungen.

Grundsätzlich lässt sich die Eingangsfrage also nicht wirklich beantworten. Ich kann für mich aber feststellen, dass sich Kritik und Liebe nicht grundsätzlich ausschliessen sondern durchaus miteinander einhergehen können. Und wie gesagt, damit - also mit Liebe- ist jetzt hier eine ganz praktische "Alltagsliebe" gemeint, die mit Wohlmeinen, Fürsorge, Authentizität, Verantwortung, Interesse, Aufrichtigkeit usw... einhergeht.
 
@Bukowski

"Was alles sein könnte" ist Meta-Kommunikation.
Verschwimmende Nebelfelder.
Willst Du das?

Nö, das ist nicht Metakommunikation sondern sehr konkret.

Das, was sich für die Alltagssituation, die Loop schilderte bei deiner "Version von Liebe" ergibt, ist schlicht die blosse Behauptung deinerseits, dieses Laissez-Faire, was du als Liebe propagierst, eben einfach Liebe zu nennen. Viel mehr ist nicht passiert. Aus/In deiner geschilderten Reaktion bzw. Nullreaktion ist aber nunmal nicht perse Liebe zu erkennen, im Gegenteil, sie kann bzw. könnte eben Ausdruck für alles Mögliche jenseits von Liebe sein. Schilderte ich ja.
 
Für mich stellt es sich so dar,
dass Kritik und Liebe nebeneinander sein können.
Und gleichzeitig.

Und in der Natur des Menschen liegt,
dass er noch mehr Geisteskräfte und
Eigenschaften gleichzeitig zum Ausdruck
bringen kann.

Die grössere Herausforderung in der
Wirklichkeit ist, das ich immer in Teilen
unbewusst bin und Blockaden und
Ängste habe.

Wenn ich somit etwas tue, wie bewusst
Liebe und Kritik einsetzen, so sind darin
sowohl Angst wie Blockaden ebenso
enthalten.

Das ist wie das babylonische Sprachgewirr,
nur in jedem von uns selbst.

Zudem haben wir ein bevorzugtes
Reiz-Reaktions-Muster.

Und das ist noch lange nicht Alles.

Deshalb sind Einteilungen in 2, 3 oder 4
Möglichkeiten kaum hilfreich, es sei denn
ich bin mir über die bei weitem zu grobe
Etikettierung im Klaren.

Meines Erachtens nimmst du eine sehr enge Form der Etikettierung für die Definition von Liebe vor. Und beanpruchst eine allgemeingültige Wahrheit bzw. Wirklichkeit der Liebe wiederzugeben. Das ist aber nunmal einfach nur deine derzeitige Erkenntnislage, die auch nur für dich Gültigkeit hat, zunächst, wems gefällt, der kanns ja übernehmen. Sie steht nur in keinster Weise über der Erkenntnislage andere zum Thema Liebe. Es gibt schliesslich nicht umsonst keine allgemeingültige Defintion von Liebe.
 
Yep, das „Wunschkind“ ist dann trotzdem auch der Leidtragende – wenn es unter dicker Familienluft aufwachsen muss – Falls dessen Eltern lediglich aus "Liebe" zum gemeinsamen Sprössling überhaupt sammenbleiben.

Ob ein Kind Leidtragend ist oder nicht hängt von sehr sehr vielen Faktoren ab. Finde ich ehrlich gesagt nicht sehr fair, Kindern aus getrennten Haushalten generell ihr "Seelenheil" abzusprechen oder von "verschärften Bedingungen" auszugehen. Das trifft auch Missbrauchskinder usw.... Gestern sagte eine Frau zu mir bzgl. Flüchtlingskindern, dass sie sooo traumatisiert wären, aber trotzdem so unglaublich gut alles scheinbar "wegstecken" und "zufriedene, scheinbar normale Kinder wären- wobei es sehr sehr schade wäre, dass aus ihnen wohl niemals glückliche Erwachsene werden könnten.

:/
 
@Menschen so sein lassen, wie sie sind: Es gibt ja Charaktere, die zum Kritisieren neigen, quasi so gestrickt sind, im Rahmen der Astrologie kann man mittels eines Geburtshoroskops gut nachvollziehen. Es wäre ja dann genauso unfair, denen zu sagen, sie sollen nicht bei jeder Gelegenheit etwas anmerken. Besser also, wenn man so jemanden nahe stehend hat, alles an Kritik durchrauschen zu lassen, weil man weiß, derjenige kann nicht aus seiner Haut? Beziehungsweise nur das von dessen Kritik annehmen, wo man spürt, das kommt bei mir an, das ist es wert, genauer in Betracht gezogen zu werden?
 
Gehässig ist doch noch etwas anderes, darin steckt der Hass, der mir als berechtigte Kritik nicht denkbar erscheinen will, denn sie nimmt zum Anlass, zerstören zu wollen, statt aus dem Fehler etwas zu lernen fördern.

Aber wie wäre es bei der Kritik an einem verbrecherischen Diktator? Ist denn hier gehässige Kritik berechtigt?
Ich bezog mich auch mehr auf das „freundliche“ Hinweisen. „Gehässige“ Standpauken eines Richters kommen aber selbst heute noch in einigen Ländern vor. In Deutschland z.B. gibt es allerdings seit Kriegsende – allenfalls noch mal ne abschließende, das Urteil untermauernde Moralpredigt, insbesondere bei jüngeren Missetätern, glaube ich.
 
Mir ist schon klar, dass man sich sorgt , wenn bspw. ein Nahestehender zuviel trinkt, raucht, ungesund isst oder Handlungen setzt, die in meinen Augen nicht gut tun können ..aber was ihm gut tut, kann doch nur er selber wissen...selbst wenn es nach meinen Maßstäben nicht richtig ist oder schadet.

Es ist kompliziert. Irgendwo ist es nachvollziehbar, wenn christliche Eltern nicht akzeptieren wollen, dass das Kind in die Hölle kommt. Meint, dass sie das eben glauben. In dem Fall würde ich das natürlich auch so sehen wie du.

Aber wenn da jetzt jemand komplett in die Drogensucht (und gefährliche Drogen, kein Cannabis) gerät, dann wäre es irgendwo auch wieder lieblos, wenn die Eltern einfach sagen, dass er das selber wissen muss.

Generell müssten das Dinge sein, die wirklich unbestreitbar negativ sind. Aber weiß, dass das schwer wird mit indoktrinierten Christen, die ganz sicher sind da...

Umgekehrt denke ich, dass es eine gewisse Verantwortung gibt in Bezug auf einen selbst, gerade auch deshalb, weil andere einen lieben. Das vielleicht klarste Beispiel hier ist, wenn Eltern mit Kindern sich umbringen und die Kinder allein lassen. Das war generell immer auch ein Grund da gar nicht weiter zu denken, wenn ich solche negative Gedanken hatte. Es war zwar auch nie der einzige Grund, denn es gab immer etwas, was mir an meinem Leben gefiel (andere Gründe), aber es war auf jeden Fall relevant für mich.
 
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Ich weiß, was Du ausdrücken willst und kann es auch nachvollziehen.

Aber wer legt denn fest, wie ein anderer leben muss, damit es ihm gut geht oder was für ihn ein Unglück ist? Ist derjenige (Erwachsene) ein unmündiger Bürger, dass man ihn bevormunden muss?
Zeugt es nicht eher von Liebe, den anderen sein selbstbestimmtes Leben führen zu lassen und ihn anzunehmen, wie er ist?

Mir ist schon klar, dass man sich sorgt , wenn bspw. ein Nahestehender zuviel trinkt, raucht, ungesund isst oder Handlungen setzt, die in meinen Augen nicht gut tun können ..aber was ihm gut tut, kann doch nur er selber wissen...selbst wenn es nach meinen Maßstäben nicht richtig ist oder schadet.

Häufig ist dieses "mit dem Anderen gut meinen" eher ein Ausdruck dessen, das es mir selber besser geht, wenn der Andere seine Verhaltensweisen ändert.
Das hat eher was mit Egoismus zu tun als mit Liebe....in allerletzter Konsequenz möchte man den Anderen nicht verlieren.

Nicht zu verwechseln mit einem liebevollen Gespräch oder mit Hilfestellung, wenn jemand von sich aus darum bittet.
Das ist in meinen Augen keine Kritik.
Und ich verstehe genau was Du ausdrücken möchtest und gebe Dir recht, wenn ich Deine Sichtweise einnehme.
Niemand hat das Recht ein anderes Leben zu bewerten usw..
Ich sehe es trotzdem so wie ich es schrieb, denn ich würde einen Menschen den ich liebe, nicht in sein Unglück laufen lassen, jedoch nicht aus Egoismus, sondern aus Liebe.
Oftmals bedeutet Liebe zu Handeln, oftmals aber auch nicht zu Handeln, damit die Erfahrung gemacht werden kann.
Diesen Unterschied zu erkennen, ist nicht immer ganz leicht.
 
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