Ich möchte jetzt nicht behaupten, daß es solche Kinder nicht gibt, aber die einfache Behauptung "die Kinder sind heute alle anders als früher" als Beweis für deren Existenz anzusehen, läßt leider viele (Gesellschafts-)politische, medizinische und psychologische Entwicklungen unserer Zeit außer Acht.
Es ist nicht so, daß sich die Kinder plötzlich durch Zauberei verändert haben, sondern die Welt und die Gesellschaft um diese Kinder herum hat sich schlicht in eine sehr extreme Richtung bewegt in der völlige Reizüberflutung herrscht.
Das ist nicht wertend gemeint, aber früher lief in der Erziehung, in der Schule und in der Freizeit der Kinder einfach vieles komplett anders ab.
Ob das gut oder schlecht war, sei dahingestellt. Fakt ist, die Kinder wurden nicht mit Mist aus dem Fernsehen, bescheuerter Musik, überzuckerten Fertiggerichten und sonstigem Scheiß zugemüllt.
Überall gibts nur noch Neid und Leistung ist in unserer Gesellschaft inzw. zu etwas Schlechtem verkommen. Wer in der Schule gut ist, wird i.d.R. verprügelt und gehänselt.
Mißverstandene Sprüche wie "alle Menschen sind gleich und es gibt überhaupt keine Unterschiede" sorgen sowieso schon für Orientierungslosigkeit. Männer und Frauen sind keine Männer oder Frauen mehr, sondern metrosexuelle Wesen, weil geschlechtliche Unterschiede ja was unglaublich Schlimmes sind.
Alles was irgendwelche Regeln vorgibt ist angeblich faschistisch, sexistisch, von den Nazis und nur Ballast der einzig und allein die Aufgabe hat, unsere persönliche Entwicklung zu hemmen.
Wie soll denn da ein Kind normal aufwachsen? Es hat ja, außer goldkettenbehängten Gangsterrappern ausm Ghetto und Popstars die jeden Tag wo anders rumvögeln absolut gar nichts, woran es sich orientieren kann.
Wenn ich jetzt sehe, wie 12jährige Kinder ihre eigenen Hardcorepornos drehen, im TV um 14h Nachmittags Filme laufen, die zu meiner Zeit ab 16 waren und in Spätabendprogramm liefen, kaum noch Bücher gelesen werden und Kommunikation über 150Zeichen SMS stattfindet, dann wundert mich nix mehr.
Die Eltern kommen übermüdet und gestreßt von der Arbeit und haben oft keinen Bock mehr, sich auch noch ihre Kinder anzutun.
Ich will keine Frauen an den Herd zurückschicken, aber in Zeiten wo Mütter noch den ganzen Tag für ihre Kinder da waren, bei den Hausübungen geholfen haben, einfach Interesse zeigten, notfalls auch konsequent Grenzen gezogen haben und die Kinder im Haushalt etc. mitgeholfen haben, war vieles nicht so krank wie heute. Es werden schlicht keine Werte mehr vermittelt.
Dann übernehmen die Medien die Kontrolle und da gehts, Konsum- und Spaßgesellschaft sei Dank, rund um die Uhr nur noch um Kohle, Sex und Berühmtsein.
Die wenigen Kinder, bei denen zuhause alles ok ist, treffen in der Schule mit einer großen Mitschülerzahl zusammen, bei denen verdammt viel schief läuft und auf Dauer kann man sich disen Folgen nicht entziehen.
Dann gibts noch Leute die genug Geld haben um ihre Kinder in Privatschulen zu schicken. Dort ist der schädliche Einfluß noch (!) nicht ganz so groß, was allerdings zur Folge hat, daß in den öffentlichen Bereichen noch weniger "normale" Kinder sind, an die sich die verbliebenen klammern können.
Mir kommt dieser Kult ein bissl wie eine Rechtfertigung für das eigene Versagen in der Erziehung, und das nicht wahrhaben wollen, daß in unserer Welt vieles falsch läuft, vor.
Oder wie meine Schwiegermutter mal so schön gesagt hat: "Früher hatten die Menschen einfach keine Zeit, depressiv und bescheuert zu sein."