in der Welt funktionieren vs. authentisch sein

Ich leide schon mein Leben lang an Depressionen. In letzter Zeit denke ich immer mehr zu verstehen, woran das liegt. Nämlich daran, dass ich glaube, der Welt eine Version von mir zeigen zu müssen, von der ich denke, dass sie erwünscht und sozial verträglich ist. Ganz viele Gefühle halte ich für unverträglich, weshalb ich sie vor anderen, ja sogar vor mir selbst verberge, mir in vielen Fällen nicht mal erlaube, sie zu fühlen.
Liebe WildSau,
ich glaube das Problem sind nicht die anderen:) jetzt wirst du vielleicht wütend, aber glaube mir, du hast es selbst in der Hand.
DU traust dir nicht, zu sein wie du bist, vermutlich aus Angst? Abgelehnt zu werden? Oder wg. Anderen negativen Erfahrungen vielleicht aus deiner Kindheit? Es gibt viele Gründe.
DU findest selbst manche deiner Gefühle unverträglich und hältst sie deshalb vorsichtshalber zurück? Damit stellst du die Gefühle auf ein Podest;) du hast Angst sie könnten wieder kommen. Du könntest vielleicht die Kontrolle über sie verlieren. Natürlich kommen sie wieder! Leg dich mal hin und fühl sie. Fühl wie sich z. B. die Wut anfühlt, versuch sie nicht wegzuschieben! Jeder Mensch kennt dieses Gefühl! Du bist ein guter Mensch mit ALLEN Gefühlen, genau richtig!
Entspann dich und fühle die Wut einfach nur, ohne über den Auslöser o. Ä. Nachzudenken, das ist nicht wichtig! Nimm sie an, in Liebe. Nimm dich an!
Die Wut oder andere unangenehme Gefühle sind nicht deine Feinde! Sie möchten von dir gefühlt werden, akzeptiert werden, gesehen werden, wie ein Kind...

Du hast jeden Tag die Wahl - die zu sein die du sein möchtest... Oder weiterhin dem Bild zu entsprechen das andere dir auferlegt haben! Und du bereitwillig angenommen hast! Aber sei deswegen nicht sauer auf dich oder die anderen! Verzeihe Ihnen und verzeihe dir selbst!

Auch wenn wir glauben sie werde durch andere ausgelöst, ist es doch eine Antwort auf unsere eigene Vorannahme und die Konditionierung die in der Vergangenheit stattgefunden hat.

Ja, das sehe ich genauso. Und liebe WildSau, es geht dabei nicht darum dir oder irgendjemand die "Schuld" zuzuschieben. Natürlich verhalten sich andere manchmal unmöglich ;) so wie wir uns in ihren Augen auch oft unmöglich verhalten! Aber wenn ein Verhalten Wut oder Hass oder anderes unangenehmes in uns auslöst, dann hat das mit UNS zu tun.
Es zeigt das etwas in uns gesehen werden will!

Ich möchte dir ein Beispiel geben:
Vor ein paar Monaten hat eine Kollegin vor dem ganzen Team angesprochen das ich da übrigens einen Fehler gemacht habe und sie das ausbaden musste. Sie hat es nicht wirklich böse gesagt, aber es hatte mich getroffen das sie das vor versammelter Mannschaft sagt und nicht zu mir persönlich, weil es nichts war das für die anderen wichtig gewesen wäre. Auch wenn ich gemerkt habe das die anderen die Ansprache eher merkwürdig und unnötig fanden, hat es mich zu dem Zeitpunkt getroffen.
Nun wäre eine Möglichkeit, Wut gegen die Kollegin zu verspüren(einfachste Möglichkeit) weil sie den Fehler so öffentlich ausgeführt hat. Aber würde man es selbst nicht schlimm finden Fehler zu machen gäbe es ja keinen Grund wütend zu sein oder? Und das ist der Schlüssel, die Wut überdeckt das eigentliche Gefühl in uns. Wir wollen es auch gar nicht so gerne sehen. Oft (unbewusste) Ängste oder Glaubensmuster. Solange das unbewusst abläuft entsteht Wut gegen den dir diese Ängste o. ä. ausgelöst hat, da würde dann wieder die "böse" Kollegin zur Verfügung stehen ;)

Ich bin meinen Gefühlen auf den Grund gegangen, weil ich weiß das sie nur mit mir zu tun haben. Ich bin der Kollegin dankbar das sie mir (unbewusst) aufgezeigt hat was ich vor mir selber gerne verstecke. Dabei bin ich mir wieder ein Stück näher gekommen und ich konnte Frieden mit der Situation schließen.
Außerdem konnte ich dadurch auch zu dem Schluss kommen das diese Kollegin es gar nicht böse meinte. Sie wollte nicht meinen Fehler zur Schau stellen, sondern vielmehr Anerkennung dafür das sie den Fehler ausgebügelt hat.
Natürlich hat sie das dadurch nicht bekommen, und sie könnte ihrerseits wütend sein, weil ihr niemand die erwünschte Anerkennung zukommen ließ. Oder sie reflektiert sich selber :)

Ich hoffe es wird einigermaßen klar auf was ich hinaus will.
Es geht nicht darum das "Recht zu haben" wütend zu sein und diese auszudrücken. Es geht vielmehr darum was die Wut dir eigentlich zeigen will. Sie kann dich näher zu dir führen. Zu den Anteilen in dir die du so gar nicht haben magst, verdrängst, vor dir selber versteckst, weil es unangenehm ist sich damit zu beschäftigen...

Und Depressionen können auch ein Ausdruck dessen sein. Das du DICH nicht so lebst wie deine Seele es will.
Hab keine Angst davor die zu sein die du sein willst!
 
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Liebe Mima,
danke, für deinen Beitrag! Der ist auf jeden Fall sehr lieb gemeint, das ist für mich eindeutig zu spüren. Nur holt er mich nicht da ab, wo ich stehe. Es ist ein wenig so, als würdest du einem Oberstufenschüler das kleine Eimaleins erklären. ;)
ich glaube das Problem sind nicht die anderen:) jetzt wirst du vielleicht wütend, aber glaube mir, du hast es selbst in der Hand.
DU traust dir nicht, zu sein wie du bist, vermutlich aus Angst? Abgelehnt zu werden? Oder wg. Anderen negativen Erfahrungen vielleicht aus deiner Kindheit? Es gibt viele Gründe.
Genau das hab ich ja geschrieben:
WildSau schrieb:
Ganz viele Gefühle halte ich für unverträglich, weshalb ich sie vor anderen, ja sogar vor mir selbst verberge, mir in vielen Fällen nicht mal erlaube, sie zu fühlen.
Du musst wissen, ich habe viele Jahre hinter mir, in denen ich gelernt habe, mit meinen Gefühlen umzugehen. Sie zu fühlen, dasein zu lassen, sie anzunehmen - und sie wieder gehen zu lassen. Ich bin damit im Reinen, dass sie da sind. Ich bin auch in der Lage, mich selbst zu hinterfragen, anstatt reflexartig meinem Gegenüber die "Schuld" zu geben. Sogar zu sehr, denn ich habe bisher immer den "Fehler" bei mir gesucht. Was du schreibst, ist mir nur allzu bekannt. Jetzt geht es bei mir um etwas anderes.
Nämlich zu lernen, zu meinen Gefühlen zu stehen, vor anderen, und mich eben nicht mehr zurückzunehmen, wie ich es mein Leben lang getan habe. Auszudrücken, was in mir vorgeht, um in der Welt als ganzheitliches Wesen präsent zu sein. DAS durfte ich nämlich nie, und das ist meine Lernaufgabe.
Dein Beispiel
Vor ein paar Monaten hat eine Kollegin vor dem ganzen Team angesprochen das ich da übrigens einen Fehler gemacht habe und sie das ausbaden musste. Sie hat es nicht wirklich böse gesagt, aber es hatte mich getroffen das sie das vor versammelter Mannschaft sagt und nicht zu mir persönlich, weil es nichts war das für die anderen wichtig gewesen wäre. Auch wenn ich gemerkt habe das die anderen die Ansprache eher merkwürdig und unnötig fanden, hat es mich zu dem Zeitpunkt getroffen.
Nun wäre eine Möglichkeit, Wut gegen die Kollegin zu verspüren(einfachste Möglichkeit) weil sie den Fehler so öffentlich ausgeführt hat. Aber würde man es selbst nicht schlimm finden Fehler zu machen gäbe es ja keinen Grund wütend zu sein oder?
ist perfekt für das Problem, das ich in diesem Faden adressierte.
Bisher hätte ich es nämlich genauso gehandhabt, wie du es beschrieben hast. Nämlich, statt den Fehler bei der Kollegin zu suchen, mich selbst zu erkunden, und zu erforschen, was das in mir auslöst und mit mir zu tun hat. Mittlerweile bin ich aber an einem Punkt angelangt, wo ich nicht mehr gewillt bin, unfaires Verhalten mir gegenüber einfach hinzunehmen. Es war, um dein Beispiel heranzuziehen, nicht ok, dass deine Kollegin dich vorgeführt hat, auch wenn sie es nicht vorsätzlich getan hat. Das hast du vollkommen richtig gespürt, und offenbar haben es auch deine Kollegen gespürt. Und ich sehe es mittlerweile als Selbstwertproblematik an, wenn man sich nicht traut, diese Gefühle des Ärgers dann auch auszudrücken. Denn auch du hast ein Recht auf deinen Ärger, der durch sie ausgelöst wurde, und du hast ein Recht, ihn zu zeigen. Das ist eine Frage des Selbstrespekts, ja der Selbstliebe. Denn dir wurde tatsächlich Unrecht getan. Woher der Ärger genau kommt, und was dahinter steckt, das kannst du ja trotzdem analysieren und erspüren - für dich, daheim im stillen Kämmerlein. Aber wenn du ihn nicht ausdrückst, dann bist du nicht als ganzer Mensch präsent. Du verbirgst einen wichtigen Teil von dir vor der Welt. Und das ist nicht gesund. Noch dazu hat auch deine Kollegin dann keine Chance etwas zu lernen.

Um den Beitrag abzurunden, lass ich dir ein Zitat da, dass ganz gut ausdrückt, was ich meine:
Selbstwert bedeutet, in jedem Moment unseres Lebens zu unseren Gefühlen zu stehen.
Das ist es, was ich lernen muss. Du vielleicht auch ein wenig? ;)
LG!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich leide schon mein Leben lang an Depressionen. In letzter Zeit denke ich immer mehr zu verstehen, woran das liegt. Nämlich daran, dass ich glaube, der Welt eine Version von mir zeigen zu müssen, von der ich denke, dass sie erwünscht und sozial verträglich ist. Ganz viele Gefühle halte ich für unverträglich, weshalb ich sie vor anderen, ja sogar vor mir selbst verberge, mir in vielen Fällen nicht mal erlaube, sie zu fühlen.

Derzeit bin ich mal wieder auf innerlicher Entdeckungsreise und finde da enorm viel Zorn, Wut, ja teilweise sogar Hass, gegenüber Menschen, die mir Unrecht getan haben. Aber auch Umstände und Situationen, in denen ich mich hilflos fühle, verursachen in mir solche Gefühle. Und da ich nicht gelernt habe, mit diesen umzugehen, diese adäquat auszudrücken, oder weil manche Situationen gar nicht dafür geeignet scheinen, sich Luft zu machen, weil die Gefühle auch oft irrational erscheinen, fresse ich alles in mich rein, so lange, bis ich einfach nur mehr depressiv bin und nicht mehr spüre, was da eigentlich in mir vorgeht.

Ich denke, es würde mir viel besser gehen, wenn ich meine Emotionen ausdrücken könnte - am besten gegenüber jenen, die sie in mir auslösen. Das kann ich nicht und das trau ich mich nicht. Vor allem aggressive Gefühle gegenüber anderen auszudrücken, war in meiner Kindheit sehr gefährlich, dafür hat es drakonische Strafen gesetzt. Dementsprechend kann ich das nicht - es macht mir bis heute Angst, ganz ich selbst zu sein. Ich merke aber, dass es für mein Seelenheil wichtig wäre, diese Anteile in mir endlich zu leben.

Vor allem im beruflichen Kontext finde ich es schwierig. Gerade dort gibt es eine Rolle, die ich ausfüllen muss, und die oft diametral dem entgegensteht, was ich in Wahrheit empfinde. Manchmal wünsche ich mir, einen Beruf zu haben, wo ich so richtig das Arschloch raushängen lassen kann, das ich manchmal gern wäre. Aber genau den habe ich nicht, sondern einen, wo es eben Konsens ist, dass man "gut" ist. Dieser Umstand macht mir wirklich zu schaffen und drückt mich nieder.

Wie geht es euch mit diesem Zwiespalt - sich sozial erwünscht zu verhalten, wenn man doch gleichzeitig sozial unerwünscht fühlt? Wie geht ihr damit um? Wie lebt ihr euch trotzdem aus, damit ihr nicht krank werdet?


:trost: Ich kann dich verstehn..
Hast du den keine Möglichkeit deine Gefühle irgendwie rauszulassen ...
In sich hineinfressen ist garnicht gut oh jaa in diese System wo wir Leben ist eimfach nur Krank.

Kannst du den garnicht mit diesen Leuten reden wo dir sachen angetan haben ? Ich glaube das würde dich ein stück befreien
 
Nämlich zu lernen, zu meinen Gefühlen zu stehen, vor anderen, und mich eben nicht mehr zurückzunehmen, wie ich es mein Leben lang getan habe. Auszudrücken, was in mir vorgeht, um in der Welt als ganzheitliches Wesen präsent zu sein. DAS durfte ich nämlich nie, und das ist meine Lernaufgabe.
Du hast deine Lernaufgabe ja schon klar formuliert. Die Frage ist, WARUM drückst du deine Gefühle nicht aus? Das liegt nicht an den anderen, sondern an dir. Es hält dich, vermutlich eine Angst, zurück. Das gilt es zu ergründen!
Stelle dich deinen Ängsten und du bist frei:)

Mittlerweile bin ich aber an einem Punkt angelangt, wo ich nicht mehr gewillt bin, unfaires Verhalten mir gegenüber einfach hinzunehmen. Es war, um dein Beispiel heranzuziehen, nicht ok, dass deine Kollegin dich vorgeführt hat, auch wenn sie es nicht vorsätzlich getan hat. Das hast du vollkommen richtig gespürt, und offenbar haben es auch deine Kollegen gespürt. Und ich sehe es mittlerweile als Selbstwertproblematik an, wenn man sich nicht traut, diese Gefühle des Ärgers dann auch auszudrücken. Denn auch du hast ein Recht auf deinen Ärger, der durch sie ausgelöst wurde, und du hast ein Recht, ihn zu zeigen. Das ist eine Frage des Selbstrespekts, ja der Selbstliebe. Denn dir wurde tatsächlich Unrecht getan. Woher der Ärger genau kommt, und was dahinter steckt, das kannst du ja trotzdem analysieren und erspüren - für dich, daheim im stillen Kämmerlein. Aber wenn du ihn nicht ausdrückst, dann bist du nicht als ganzer Mensch präsent. Du verbirgst einen wichtigen Teil von dir vor der Welt. Und das ist nicht gesund. Noch dazu hat auch deine Kollegin dann keine Chance etwas zu lernen.
Ehrlich gesagt war mein erster Gedanke das ich es ihr nachher in einem persönlichen Gespräch sagen werde.
Nachdem ich mich und meine Gefühle reflektiert hatte(es war in meinem Fall weniger Ärger, eher eine alte Angst die ich meinte schon lange überwunden zu haben) war es aber tatsächlich einfach nicht mehr wichtig für mich. Vor allem weil ich merkte das sie mir ohnehin nichts böses wollte. Ich hege keinen Groll gegen sie. Ich fühle mich auch nicht von ihr vorgeführt, es ist menschlich und normal Fehler zu machen, das mindert meinen Wert nicht, daher kann sie das offen ansprechen wenn sie das möchte. So sehe ich das.

Aber vermutlich haben gleiche Situationen auch für jeden eine andere Lernaufgabe. So wäre es bei dir in der gleichen Situation vielleicht wichtig gewesen mit der Kollegin zu sprechen!
 
Ich leide schon mein Leben lang an Depressionen. In letzter Zeit denke ich immer mehr zu verstehen, woran das liegt. Nämlich daran, dass ich glaube, der Welt eine Version von mir zeigen zu müssen, von der ich denke, dass sie erwünscht und sozial verträglich ist. Ganz viele Gefühle halte ich für unverträglich, weshalb ich sie vor anderen, ja sogar vor mir selbst verberge, mir in vielen Fällen nicht mal erlaube, sie zu fühlen.

Derzeit bin ich mal wieder auf innerlicher Entdeckungsreise und finde da enorm viel Zorn, Wut, ja teilweise sogar Hass, gegenüber Menschen, die mir Unrecht getan haben. Aber auch Umstände und Situationen, in denen ich mich hilflos fühle, verursachen in mir solche Gefühle. Und da ich nicht gelernt habe, mit diesen umzugehen, diese adäquat auszudrücken, oder weil manche Situationen gar nicht dafür geeignet scheinen, sich Luft zu machen, weil die Gefühle auch oft irrational erscheinen, fresse ich alles in mich rein, so lange, bis ich einfach nur mehr depressiv bin und nicht mehr spüre, was da eigentlich in mir vorgeht.

Ich denke, es würde mir viel besser gehen, wenn ich meine Emotionen ausdrücken könnte - am besten gegenüber jenen, die sie in mir auslösen. Das kann ich nicht und das trau ich mich nicht. Vor allem aggressive Gefühle gegenüber anderen auszudrücken, war in meiner Kindheit sehr gefährlich, dafür hat es drakonische Strafen gesetzt. Dementsprechend kann ich das nicht - es macht mir bis heute Angst, ganz ich selbst zu sein. Ich merke aber, dass es für mein Seelenheil wichtig wäre, diese Anteile in mir endlich zu leben.

Vor allem im beruflichen Kontext finde ich es schwierig. Gerade dort gibt es eine Rolle, die ich ausfüllen muss, und die oft diametral dem entgegensteht, was ich in Wahrheit empfinde. Manchmal wünsche ich mir, einen Beruf zu haben, wo ich so richtig das Arschloch raushängen lassen kann, das ich manchmal gern wäre. Aber genau den habe ich nicht, sondern einen, wo es eben Konsens ist, dass man "gut" ist. Dieser Umstand macht mir wirklich zu schaffen und drückt mich nieder.

Wie geht es euch mit diesem Zwiespalt - sich sozial erwünscht zu verhalten, wenn man doch gleichzeitig sozial unerwünscht fühlt? Wie geht ihr damit um? Wie lebt ihr euch trotzdem aus, damit ihr nicht krank werdet?

Ich fühle es, drücke es aber nicht unmittelbar aus (in der Arbeit zb) aber "verschiebe" meine Wut und Trauer auf daheim, dort weine ich dann oder boxe in meinen Polster, fluche, usw...

Wenn ich zb wo auf Besuch bin, und ich will aufbrechen, komm aber nicht gleich weg, weil mein Partner noch 20 min smalltalk führt oder andere, passe ich mich an (unterdrücke negative Emotionen) aber versuche es dann trotzdem später raus zu lassen. Vor allem sage ich mir, dass es vielen und öfters so geht. So verurteile ich mich nicht für mangelnde Authentizität.
Anpassung, höfliche und gesellschaftliche Konventionen gehören halt bis zu einem gewissen Grad zum Leben dazu. Sonst würde die Gesellschaft nicht funktionieren, wenn jeder alles ohne mass und Ziel raus lässt

Wenn mir jmd Unrecht getan hat, und das hoch kommt, lasse ich die Gefühle zu, fühle sie einfach, oder schreibe einen Brief den ich noch nicht abschicke sondern verbrenne.
Wenn ich damit durch bin, dann reflektiere ich, was ich mitnehme aus dieser Erfahrung und zukünftig anders machen würde
 
Du hast deine Lernaufgabe ja schon klar formuliert. Die Frage ist, WARUM drückst du deine Gefühle nicht aus? Das liegt nicht an den anderen, sondern an dir. Es hält dich, vermutlich eine Angst, zurück. Das gilt es zu ergründen!
Stelle dich deinen Ängsten und du bist frei:)
Natürlich weil ich Angst davor habe. Vor den Konsequenzen, die ich nicht kontrollieren kann. Einerseits vor der Reaktion des Gegenübers, andererseits auch vor den Ängsten, die in mir selbst davor entstehen. Ergründet habe ich das schon, und tu es immer wieder, wenn eine solche Situation auftritt. "Erkenne, und du bist frei" - so leicht ist nicht, wenn man die Welt mit einbezieht. Die ist oft sehr unberechenbar, und ich bin leider ziemlich sensibel. Wenn jemand harsch mit mir umgeht, dann kann ich das nicht gut nehmen. Deswegen ist es natürlich ganz viel Übungssache. Und es geht auch darum, mir eine dickere Haus zuzulegen.
Aber vermutlich haben gleiche Situationen auch für jeden eine andere Lernaufgabe. So wäre es bei dir in der gleichen Situation vielleicht wichtig gewesen mit der Kollegin zu sprechen!
So ist es.
 
Und es gibt ganz klar Situationen bei denen man mit den Betroffenen sprechen sollte! Aber ich denke um wirklich zu erkennen woher der Ärger kommt schadet es nicht erstmal in sich zu gehen und zu ergründen woher der Ärger kommt. Meiner Erfahrung nach ist man dann nämlich erst wirklich in der Lage seinen Standpunkt klar zu vertreten. Wenn man dann noch die Beweggründe des anderen mit einbezieht, kann das dann auch ganz ohne Anschuldigungen gehen, weil der Ärger schon in dem Moment nachlässt in dem man den Grund erkennt und erkennt das man selbst kein Opfer ist. Man ist dann in der Lage mit den Betroffenen in Ruhe zu sprechen, ohne Groll. Im Miteinander statt Gegeneinander.
 
So verurteile ich mich nicht für mangelnde Authentizität.
Verurteilen tu ich mich auch nicht. Mir fällt nur auf, dass es mir meine Lebenskraft raubt, wenn ich sie dazu verwende, meine Gefühle "auf später zu verschieben", anstatt sie dem Verursacher zu zeigen. Daher kommen die Depressionen.
Anpassung, höfliche und gesellschaftliche Konventionen gehören halt bis zu einem gewissen Grad zum Leben dazu. Sonst würde die Gesellschaft nicht funktionieren, wenn jeder alles ohne mass und Ziel raus lässt
Zwischen alles schlucken und alles ohne Maß und Ziel rauslassen, gibt es aber schon noch einige Graustufen....
 
Verurteilen tu ich mich auch nicht. Mir fällt nur auf, dass es mir meine Lebenskraft raubt, wenn ich sie dazu verwende, meine Gefühle "auf später zu verschieben", anstatt sie dem Verursacher zu zeigen. Daher kommen die Depressionen.

Zwischen alles schlucken und alles ohne Maß und Ziel rauslassen, gibt es aber schon noch einige Graustufen....

Dann sag was mit dir ist, in dem Moment. Und am besten du "übst" privat mal, und kannst dann beruflich auch authentisch sein.
So lange du nicht gewisse Regeln oder ethischen Grundsätze brichst, kannst du auch in der Arbeit authentisch sein. Du verlierst maximal die Anerkennung anderer. Ohne Anerkennung überlebt man trotzdem
 
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kann das dann auch ganz ohne Anschuldigungen gehen, weil der Ärger schon in dem Moment nachlässt in dem man den Grund erkennt
Es geht nicht um Anschuldigungen und Ärger. Es geht einfach darum, dass mein Standpunkt auch seinen Platz haben darf. Und den kann man auch ausdrücken, ohne in Emotionen aufzugehen. Ich denke, es ist eine Frauenkrankheit, sich immer zurücknehmen zu wollen. Merkt man in diesem Faden wieder. Dabei braucht es jeder, gesehen zu werden. Viele negieren das, und verstecken es unter dem Deckmäntelchen der Spiritualität. Das hat aber damit nichts zu tun, sondern eben mit geringem Selbstwert.
Was ich über mich gelernt habe: für mich persönlich ist es sehr wichtig, fair behandelt zu werden, sonst fühle ich mich nicht wertgeschätzt. Und das darf auch so sein. Das muss ich nicht hinterfragen.
 
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