in der Welt funktionieren vs. authentisch sein

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Naja, die Chance durchs Auto fahren verletzt oder ums Leben zu kommen ist vermutlich höher als das dir etwas lebensbedrohliches passiert wenn du deinen Gefühlen Ausdruck verleihst. Oder? ;)
Finde ich spannend, den Satz. Für mich ist es tatsächlich so. Also "lebensgefährlich", wenn ich meinen Gefühlen Ausdruck verleihe. Das hat mit meiner Geschichte und den unvorhergesehen Wutausbrüchen meiner Mutter zu tun. Da war es in gewisser Weise tatsächlich lebensgefährlich, wenn ich meine Gefühle ausgedrückt habe. Deswegen habe ich auch irgendwann damit aufgehört. Und darf es jetzt mühsam wieder lernen.
Und ich persönlich halte es für gefährlicher seine Gefühle zu verdrängen als ihnen Ausdruck zu verleihen. Also alles nur vermeintliche Kontrolle oder nicht? ;)
Ja, Gefühle zu verdrängen ist gefährlich. Aber sie unter unkontrollierbaren Bedingungen auszudrücken ebenso. Das Gegenteil von unkontrollierbaren Bedingungen ist für mich eine Atmosphäre des Vertrauens. Wenn die nicht gegeben ist, zeige ich mich nicht. Das ist mir zu gefährlich.
 
Ich empfinde einen wild herumschreienden Mann nicht als durchsetzungsfähig:ROFLMAO:
Aber vielleicht interpretiert das jeder anders...
Nun, der macht einem aber eher Angst, als das er lächerlich wirkt, so wie das bei schreienden Frauen häufig der Fall ist. Aber das musst du ja nicht so sehen.
 
Für mich ist es tatsächlich so. Also "lebensgefährlich", wenn ich meinen Gefühlen Ausdruck verleihe. Das hat mit meiner Geschichte und den unvorhergesehen Wutausbrüchen meiner Mutter zu tun. Da war es in gewisser Weise tatsächlich lebensgefährlich, wenn ich meine Gefühle ausgedrückt habe. Deswegen habe ich auch irgendwann damit aufgehört. Und darf es jetzt mühsam wieder lernen.
Ja, nachvollziehbar das du als Kind diesen Weg gewählt hast! Du warst abhängig von deiner Mutter und hast einen damals klugen Weg gefunden weiter möglichst beschützt zu sein.
Nun bist du aber Erwachsen :) du kannst einen neuen Weg wählen! Der alte Weg führt dich nicht mehr zum erwünschten Ziel.

Ja, Gefühle zu verdrängen ist gefährlich. Aber sie unter unkontrollierbaren Bedingungen auszudrücken ebenso. Das Gegenteil von unkontrollierbaren Bedingungen ist für mich eine Atmosphäre des Vertrauens. Wenn die nicht gegeben ist, zeige ich mich nicht. Das ist mir zu gefährlich.
Ja, ich verstehe. Vermutlich suggeriert dir dein Unterbewusstsein jede Menge gefährlicher Dinge, die eintreten wenn du die Kontrolle abgibst.
Du schreibst, das Gegenteil von unkontrollierbaren Bedingungen ist eine Atmosphäre des Vertrauens. Und genau davon hatte ich vorhin mal gesprochen, als ich vom beten schrieb. Habe Vertrauen, es gibt etwas höheres als dich und mich. Vielleicht überschätzen wir uns selbst wenn wir meinen ohne unsere Kontrolle geht alles den Bach runter;)
Schaff diese Atmosphäre des Vertrauens in dir selbst!

Mein Eindruck (muss nicht stimmen) ist auch, daß du Angst hast deine Wut könnte so unkontrolliert wie bei deiner Mutter damals aus dir ausbrechen, wenn du die Kontrolle loslässt. Kann das sein?
Ich glaube solche extremen Ausbrüche kommen nicht daher weil man sich "nicht genug unter Kontrolle hat", sondern daher, weil man die Wut verdrängt, sie nicht anschaut(was hat deine mutter als kind erlebt? Vielleicht durfte sie ihre Wut auch nicht ausleben). Dann kommt sie gezwungenermaßen irgendwann hervor. Oder sie drückt sich in einer Krankheit aus, als Wut gegen sich selber, Depressionen, oder anderes...
 
Ich leide schon mein Leben lang an Depressionen. In letzter Zeit denke ich immer mehr zu verstehen, woran das liegt. Nämlich daran, dass ich glaube, der Welt eine Version von mir zeigen zu müssen, von der ich denke, dass sie erwünscht und sozial verträglich ist. Ganz viele Gefühle halte ich für unverträglich, weshalb ich sie vor anderen, ja sogar vor mir selbst verberge, mir in vielen Fällen nicht mal erlaube, sie zu fühlen.

Derzeit bin ich mal wieder auf innerlicher Entdeckungsreise und finde da enorm viel Zorn, Wut, ja teilweise sogar Hass, gegenüber Menschen, die mir Unrecht getan haben. Aber auch Umstände und Situationen, in denen ich mich hilflos fühle, verursachen in mir solche Gefühle. Und da ich nicht gelernt habe, mit diesen umzugehen, diese adäquat auszudrücken, oder weil manche Situationen gar nicht dafür geeignet scheinen, sich Luft zu machen, weil die Gefühle auch oft irrational erscheinen, fresse ich alles in mich rein, so lange, bis ich einfach nur mehr depressiv bin und nicht mehr spüre, was da eigentlich in mir vorgeht.

Ich denke, es würde mir viel besser gehen, wenn ich meine Emotionen ausdrücken könnte - am besten gegenüber jenen, die sie in mir auslösen. Das kann ich nicht und das trau ich mich nicht. Vor allem aggressive Gefühle gegenüber anderen auszudrücken, war in meiner Kindheit sehr gefährlich, dafür hat es drakonische Strafen gesetzt. Dementsprechend kann ich das nicht - es macht mir bis heute Angst, ganz ich selbst zu sein. Ich merke aber, dass es für mein Seelenheil wichtig wäre, diese Anteile in mir endlich zu leben.

Vor allem im beruflichen Kontext finde ich es schwierig. Gerade dort gibt es eine Rolle, die ich ausfüllen muss, und die oft diametral dem entgegensteht, was ich in Wahrheit empfinde. Manchmal wünsche ich mir, einen Beruf zu haben, wo ich so richtig das Arschloch raushängen lassen kann, das ich manchmal gern wäre. Aber genau den habe ich nicht, sondern einen, wo es eben Konsens ist, dass man "gut" ist. Dieser Umstand macht mir wirklich zu schaffen und drückt mich nieder.

Wie geht es euch mit diesem Zwiespalt - sich sozial erwünscht zu verhalten, wenn man doch gleichzeitig sozial unerwünscht fühlt? Wie geht ihr damit um? Wie lebt ihr euch trotzdem aus, damit ihr nicht krank werdet?
Die Kunst ist, sich nicht von außen bewerten zu lassen. Nun sind wir alle unser Leben lang geprägt worden und das lässt sich selten mit einem Schlag abstellen. Man hat einen jahrelangen Prozess, sich davon zu lösen. Bei einer Depression geht der Zorn nach innen und macht einen krank. Nach und nach sollte man versuchen, der Außenwelt mitzuteilen, womit man nicht konform geht. Ich bin eher der extrovertierte Typ und habe früher sehr deutlich beruflich geäußert, was mir nicht passt, da ich einen Gerechtigkeitssinn besaß. Ich war recht überzeugend in meiner Ausdrucksweise und verbal talentiert. Ich war die andere Seite der Medaille, die Du mit Deinem nach innen gerichteten Zorn verwendest. Beides ist gleichermaßen schlecht. Die Lösung ist, der Extrovertierte muss lernen, nach innen zu schauen und der Introvertierte sollte ein wenig aus sich herausgekommen. Stufe 2 ist es zu erkennen, das jeder Mensch seine Prägungen hat und diese zu durchschauen. So merkt man,dass Menschen nicht anders können. Es gibt letztlich nie einen Grund etwas persönlich zu nehmen, ebenso wie es keinen Grund gibt, sich selbst ernst zu nehmen. Das ist die Lösung und löst auch den Zorn. Außer im allerengsten Kreis -da ist man oft noch zu verhaftet- besitzt man, wenn man nicht mehr von Emotionen getrieben wird viel mehr Spielraum. Ich bin nun zornig oder lieb, wenn es praktisch erscheint, ohne tatsächlich innerlich beteiligt zu sein. Zudem ist mir klar, das es aufgrund jeweils persönlicher Verhaftungen auch keine Gerechtigkeit gibt. Die Welt wird sich nicht bessern, aber man muss ihr Spiel nicht mehr persönlich mitspielen, man stellt ihr nur etwas zur Verfügung, was man nicht wirklich ist und hat dann seine Ruhe.
 
Ja, ich verstehe. Vermutlich suggeriert dir dein Unterbewusstsein jede Menge gefährlicher Dinge, die eintreten wenn du die Kontrolle abgibst.

also wenn jemand in jungen Jahren Gewalt erfahren hat zB, weil er zb sich gezeigt hat, was durch Gewalthandlungen behindert wurde,
dann hat derjenige nicht nur dieses unterbewusstsein der gefährlichen Dinge, sondern spürt es ebenso körperlich, heißt: Körper reagiert .

Und kommt derjenige in eine ähnlich schwingende situation wie damals, dann reagiert zu allererst der Körper .
Und dagegen anzukommen ist schwer und bedarf einer langwierigen Annäherung .
Selbst wenn das unterbewußtsein durch heraufnahme ins Bewußtsein teils aufgelöst werden kann,
ist die körperebene immer noch auf Angst geschaltet und reagiert.
 
Liebe @WildSau,
wenn ich mit meinen Sachen nicht weiterkomme und ich ständig an allem gehindert werde, meins durchzusetzen, kommt irgendwann auch ein schlechtes Gefühl hoch. Es fühlt sich so an wie, ich kann mein Leben nicht leben und lebe das Leben von anderen Menschen. Ich werde fremdgesteuert und komme mir wie eine Marionette vor, weil ich an den Fäden hin und her gezogen werde. Setze ich hierzu dann noch meine Maske auf und zeige mein Gute-Laune-Gesicht, bin ich dabei, dann bin ich mit im Rennen. Aber nur dann, wenn ich mit der Masse mitlaufe. Grenze ich mich dagegen ab, weil ich anders bin, werde ich gemieden. Und da rede ich nur von mir, weil ich bunt, wild und chaotisch bin und das wird in der Gesellschaft (meine Erfahrungen) nicht gern gesehen und deshalb ist man angepasst. Gefühle stumpfen ab, man ist innerlich leer, oft sieht man keinen Sinn mehr, in dem was man tut und dann wird es depressiv im Leben. Lebensfreude schwindet und es folgt das Leben wie im Hamsterrad.

Wut, Zorn, Hass habe ich in den letzten Jahren mehr als genug herausgelassen und irgendwann war ich frei von dem ganzen Dreck und dann stellte ich mir die Frage: Wozu das Ganze, mir hört doch sowieso keiner zu. In Situationen, wo ich mich hilflos fühle, das kam bei mir vor, erlebe ich diese Gefühle, aber es hört auf. Jedem Gedanke folgt ein Gefühl und so bin ich drauf bedacht, was anderes zu denken. Mir hat da Sport geholfen oder in einen meditativen Zustand zu kommen.

Vor allem weiß ich ja, dass ich nicht ganz normal bin und das Schöne daran ist, dass es mir schon manchmal egal geworden ist, wie ich bin und das ist gut so. Es darf mich im Großen und Ganzen überhaupt nicht mehr jucken, was andere von mir denken. Mir macht das heute auch manchmal Angst, ich selber zu sein, weil da kommt ganz viel zum Vorschein. Dies lasse ich heraus, indem ich den kreativen Prozess in Gang bringe, ich streiche meine Wohnung, fange an zu malen und bin kreativ und das bringt mir unwahrscheinlich viel Erfüllung. Stück für Stück komme ich so aus mir heraus.

Man kann weiterhin seine Maske tragen und sich privat einen Ausgleich schaffen. Wenn es ein guter Job ist, habe ich es getan und mein Gefühlsleben auf Arbeit abgestellt. Oft war ich mutig und habe Arbeitsstellen und auch auf verschiedene Berufe gewechselt. Manchmal tut es gut ein Arschloch zu sein und es macht Spaß, dann mache ich das auch. Aber hier ein Tipp, es gibt ein Buch: Am Arsch vorbei geht auch ein Weg … von Alexandra Reinwarth

Der Weg half mir, lieber Gruß und alles erdenklich Gute...
 
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also wenn jemand in jungen Jahren Gewalt erfahren hat zB, weil er zb sich gezeigt hat, was durch Gewalthandlungen behindert wurde,
dann hat derjenige nicht nur dieses unterbewusstsein der gefährlichen Dinge, sondern spürt es ebenso körperlich, heißt: Körper reagiert .

Und kommt derjenige in eine ähnlich schwingende situation wie damals, dann reagiert zu allererst der Körper .
Und dagegen anzukommen ist schwer und bedarf einer langwierigen Annäherung .
Selbst wenn das unterbewußtsein durch heraufnahme ins Bewußtsein teils aufgelöst werden kann,
ist die körperebene immer noch auf Angst geschaltet und reagiert.
Ja, verstehe schon.
Wenn man vor etwas Angst hat spürt man es ja auch körperlich. Egal ob der Grund der Angst gerade tatsächlich real ist(aktuell körperlich gefährliche Situation) oder eben das Unterbewusstsein gerade vergangene Erfahrungen abruft und deswegen mit Angst reagiert...
 
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