Gefühle in sozialen Interaktionen und Verantwortung für die eigenen Gefühle

Energeia

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12. März 2006
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Milchstraße
Hallo,

ich möchte hier über ein Thema sprechen, das ich in der letzten Zeit in einigen Threads angesprochen habe, weil ich dies immer wieder beobachten konnte – bei anderen, aber auch bei mir.

1. Thema

Ich beobachte immer wieder Situationen, dass sich hier im Forum Schreiber durch die Beiträge anderer Schreiber angegriffen fühlen. Es entwickelt sich dann oft kein sachliches Gespräch und auch kein liebevolles Aufeinanderzugehen, manchmal versöhnen sich die Streitpartner auch, manchmal nehmen sie auch einfach gleich Abstand.
Diese Gefühle und der Umgang mit diesen Gefühlen ist das allgemeine Thema dieses Threads: einerseits das Miteinander, andererseits die Gefühle in einem Menschen in derartigen Situationen.

2. Buchstabenkommunikation, Gesellschaft, soziale Regeln und Verletzlichkeit

Aus meiner Sicht ist es so, dass wir uns hier im Internet lediglich anhand von Buchstaben, Zeichenketten verständigen. Es kann hier niemand einfach mit einer Pistole auf uns zugehen und uns erschießen. Es kann auch niemand einen Hammer nehmen und uns gegen den Bauch schlagen. Beitragschreiber können Beiträge schreiben und die Leser interpretieren diese Beiträge, gehen also mit diesen Worten um.
Der eine Leser lächelt vielleicht über den Beitrag von X, der andere fühlt sich angegriffen, ein dritter fühlt sich gar nicht angesprochen.
Wenn wir uns nun von Beiträgen besonders „angegriffen fühlen“, das ist nun meine These, dann verweisen diese Gefühl auf uns selbst, auf unser eigenes menschliches Sein. Viele Menschen neigen jedoch dazu, im Schreiber des Beitrages den Täter bzw. den Verursacher der eigenen Gefühle zu sehen.
Aus meiner Sicht kommt das „auch“ daher, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der soziale Regeln aufgestellt werden, wie ja z.B. auch in einem Forum. Diese Regeln dienen dazu, das Schreiben zu organisieren und sollen zugleich die Schreiber emotional schützen: Beleidigungen, etc. sind verboten. Diese sozialen Regeln sind natürlich abhängig von einer Gesellschaft: in China darf man dies schreiben, in anderen Ländern jenes und vor 2000 Jahren gab es wiederum andere soziale Regeln.
Einerseits schützen uns diese sozialen Regeln und Organisieren die sozialen Verhältnisse, andererseits suggerieren sie uns auch z.B. hier im Internet eine Monokausalität: der Schreiber X verletzt den Leser Y, so als wäre der Leser Y dem Schreiber X vollkommen ausgeliefert.
Die „Opfer“ erwarten dann eine „Entschuldigung“, „Einsicht“ beim „Täter“ und fühlen sich durch den Täter „verletzt“ - so das soziale Modell der Verursachung.

3. Aufgabe, Freiheit vs. Opfer-Täter

Aus meiner Sicht – wie schon angesprochen – verweisen diese „Schmerzen“ jedoch auf uns selbst zurück. So, wie ein Mensch denkt, wie er den Beitrag interpretiert und wie er emotionale fühlt, so wird ihm der Beitrag erscheinen.
Jedes Mal, wenn wir uns angegriffen fühlen, dann stellt sich eine Aufgabe, wie wir mit diesem Schmerz umgehen.

Ich sehe hier nun zwei Ebenen:
1. Man kann einerseits diesen Schmerz als eine Chance sehen, mit seinen eigenen Gedanken und Gefühlen, mit seinem Selbst umzugehen. Auf diese Weise kann man Verantwortung für seine Gefühle übernehmen und Freiheit und Unabhängigkeit entwickeln. Man kann die Wut dennoch ausdrücken, vielleicht indem man sie aufschreibt oder indem man sich irgendwie abreagiert, aber man ist sich dennoch dessen bewusst, dass dieser Schmerz auf der eigenen Verletzlichkeit beruht. Eventuell kann man auch einfach diesen Schmerz loslassen, wenn man dies erkennt, da es ja ein Schmerz ist, der rein durch Interpretationen eines Textes hervorgerufen wird, nicht durch physisch-mechanische Gewalteinwirkung auf den Körperleib.

2. Man kann andererseits diesen Schmerz als eine Folge der Tat des Täters sehen und sich durch diesen verletzt fühlen. Man kann dann eventuell eine Entschuldigung fordern oder kann ebenfalls aggressiv werden oder man wendet sich vielleicht auch verletzt ab, denkt jedoch, der andere hätte einen verletzt.
Es gibt hier wiederum zwei Fälle:
2.1 Wenn man sich verletzt fühlt, dann kann man die Wut aussprechen und vielleicht entschuldigt sich der andere. In diesem Fall werden die sozialen Normen einer Gesellschaft bestätigt, der soziale Zusammenhalt wird vielleicht sogar gestärkt, eventuell ist es sogar ein schönes Erlebnis, sich wieder zu versöhnen.
2.2 Eventuell fühlt sich der andere ebenfalls verletzt und vielleicht sogar gerade deshalb, weil der andere sich durch seine Worte verletzt fühlt: „Was, ich soll dich verletzt haben? Niemals, das ist ja unerhört!“ Auf diese Weise kann sich ein Gespräch entwickeln, in dem sich beide verhaken und die Beteiligten gegenseitige Vorwürfe erheben und indem sie auch wirklich versuchen, sich gegenseitig mit Worten zu verletzen, weil sie sich selbst auch angegriffen fühlen.

Im Fall 2.1 wirkt die Situation sozial integrativ und beide fühlen sich danach vielleicht sogar gut. Aus meiner Sicht ist es wichtig für die Sozialisation eines Menschen, besonders in der Kindheit, dass er solche Interaktionen erlebt. Dies bewirkt in einem Menschen das Lebensgefühl von Vertrauen in die Welt.
Man kann aber nicht immer davon ausgehen, dass dies auch tatsächlich so ablaufen wird. Gerade in einem Online-Forum ist das nicht immer der Fall.
Ganz unabhängig davon wird im Fall 2.1 die Verantwortung der Gefühle des Verletzten dem anderen zugeschrieben. Derjenige, der die Entschuldigung erwartet, übernimmt also nicht die Verantwortung für seine Gefühle, sondern macht den anderen für seine Gefühle verantwortlich und hat an den anderen eventuell auch Erwartungen.

4. 3 Ebenen des emotionalen Miteinanders

Aus meiner Sicht gibt es nun drei Formen, wie wir miteinander umgehen können.
1. In der Kindheit ist ein Baby vollkommen abhängig von der Emotionsregulation durch die Mutter. All das, was die Mutter tut, hat hier wirklich eine Auswirkung auf die Gefühle und Wunschbefriedigung des Kindes. Der Mensch braucht jedoch sehr lange, um sich von dieser Regulation durch andere sowie durch bestimmte Praktiken und Stoffe zu lösen. Die Menschen haben stets auch Bedürfnisse nach Essen, Trinken, Liebe, etc. . Aber sie können immer mehr lernen, dass sie dies von anderen lösen.

2. Ab einem bestimmten Zeitpunkt entwickelt ein Mensch dann eine solche Selbständigkeit und ein Distanzierungsvermögen, dass er sich nicht mehr von anderen abhängig machen muss. Er verdient z.B. sein eigenes Geld, kann sich dies und das kaufen, ist nicht mehr so eifersüchtig wie früher, lässt seinem Lebenspartner Freiheiten, nimmt sich selbst Freiheiten, er löst sich von sozialen Vorschriften, er kann auch für eine gewisse Zeit einfach alleine sein, etc. . Aus dieser Distanz zu sich und zu anderen kann ein Mensch dann lernen sich zu lieben. Er ist nicht mehr abhängig, sondern kann „offen“ und „liebevoll“ für sich und andere sein. Er muss nichts mehr erwarten, wenn er gibt, sondern er kann das geben, was er möchte. Und wenn er doch etwas erwartet, dann wird er bei einer Enttäuschung sich selbst regulieren können.

3. Wenn ein Mensch es vermag, diese Selbständigkeit und Freiheit durch bestimmte Praktiken zu entwickeln und sich selbst zu lieben, dann wird er mehr und mehr dazu fähig sein, tiefere Nähe mit anderen Menschen einzugehen. Er geht dann nicht nur in Distanz zu anderen, er kann sich nicht nur selbst regulieren, sondern er kann dann in die Nähe mit anderen hinein gehen und in dieser Nähe selbständig und frei agieren, ohne sich verletzt zu fühlen. Dies ist auch der Weg der spirituellen Entwicklung, die über diese Entwicklung noch hinaus führt.

Mich würde hierzu eure Meinung interessieren.

Liebe Grüße,
Energeia
 
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Hallo Energia,

das ist ein sehr interessanter Text, den Du da geschrieben hast, und ich stimme Dir in großen Teilen zu. Hinter viele Punkte möchte ich allerdings ein "Ja, aber... " dahinter setzen. Das mache ich jetzt mal:

Beitragschreiber können Beiträge schreiben und die Leser interpretieren diese Beiträge, gehen also mit diesen Worten um.

Ja, die Gefühle, die der Leser bekommt, entstetehn durch Interpritation, Projektion, Übertragung etc. (im Folgenden werde ich diese Mechanismen nur noch "Projektion" nennen), und haben die Hauptursache im Leser

Der Schreiber darf aber seine Verantwortung für die Gefühle des Lesers nicht ausblenden. Du vergisst, dass der Schreiber beim Schreiben des Beitrages auch Gefühle hat. Und auch, wenn die Gefühle beim Leser durch Projektion hervorgerufen werden, so können die Gefühle, die der Leser auf den Schreiber projiziert, der Realität entsprechen.

Viele Menschen neigen jedoch dazu, im Schreiber des Beitrages den Täter bzw. den Verursacher der eigenen Gefühle zu sehen.

Der Schreiber liefert den Anlass... er ist dadurch Mit-Verursacher. Er darf seine Verantwortung nicht leugnen.

Aus meiner Sicht kommt das „auch“ daher, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der soziale Regeln aufgestellt werden, wie ja z.B. auch in einem Forum.

Verstehe ich Dich richtig: Dadurch dass z.B. Beleidigung geächtet ist und gesellschaftlich als "Verletzung von Außen" betrachtet wird, macht sich Deiner Meinung nach niemand die Mühe, die Ursache der negativen Gefühle in seinem Inneren zu suchen?

Aus meiner Sicht – wie schon angesprochen – verweisen diese „Schmerzen“ jedoch auf uns selbst zurück. So, wie ein Mensch denkt, wie er den Beitrag interpretiert und wie er emotionale fühlt, so wird ihm der Beitrag erscheinen.
Jedes Mal, wenn wir uns angegriffen fühlen, dann stellt sich eine Aufgabe, wie wir mit diesem Schmerz umgehen.

Ja, aber...

Ich will nochmal auf die Verantwortung des Schreibers hinweisen. Worten (auch Buchstaben) haben ebenfalls eine gewisse Macht. Vielleicht nicht unmittelbar auf die Emotionen des Lesers... aber darüber hinaus.

Ein kleines Kind ist davon abhängig von den Eltern und von anderen geliebt zu werden. Es wäre sonst vollkommen hilflos. Kleine Kinder lassen sich deswegen z.B. alleine durch die Worte "Du bist ja blöd" sehr schnell aus der Fassung bringen. Die Hilflosigkeit ist den Kindern natürlich nicht bewusst; dieses Verhalten ist aber ein evolutionärer Vorteil gegenüber hypothetischen Kindern, denen die Liebe der Umwelt egal ist).

Es gehört zum erwachsen-werden dazu, dass einem die Meinung der Umwelt immer egaler wird. Man erträgt es, wenn jemand anderes sagt: "Du bist ja blöd". Sowas kratzt einen u.U. gar nicht, es sei denn, die Person mochte man vorher sehr gerne.

Aber ich halte es für übertrieben zu behaupten, erwachsen sein bedeute, dass einem die Meinungen der Umwelt vollkommen egal ist. Wir Menschen leben nunmal in ständiger Wechselwirkung untereinander. Wir entwickeln Symphatie und Antiphythie. Es gibt Menschen, mit denen wir uns gerne austauschen und welche, die wir meiden. Es gibt Meinungen, die wir teilen und welche, die wir ablehnen.

Wenn die Meinung eines Menschen über mich sich nur in Worten äußern würde, so gebe ich Dir Recht: Das brauch einen nicht viel zu kratzen. Allerdings hat die Meinung eines Menschen durchaus auch andere Einflüsse auf mein Wohlergehen. Die Meinungen anderer Menschen über einen können mit unter über Deinen Lebensweg entscheiden.

Arbeitgeber sind sich dessen bewusst... so schreiben sie dann "Arbeitszeugnisse", die zwar wohlwollend klingen... mit der Zeit hat sich da aber eine Art Code entwickelt, wie man zwischen den Zeilen eines solchen Arbeitszeugnisses zu lesen hat.

Meine Mutter arbeitete in den 1960er Jahren als Lehrerin. Eine Kollegin von ihr in der Referendarzeit bekam bei den Lehrproben grundsätzlich eine schlechte Note. Rate mal warum: Es war die einzige Referendarin, die schon verheiratet war. Die spießigen Direktoren haben die schlechten Noten auch öffentlich damit begründet: "Wenn sie Zeit für eine Liebesbeziehung hat, dann hat sie keine Zeit sich ordentlich vorzubereiten." ... vollkommen unabhängig davon, wie gut sie wirklich war.

Wenn Menschen jetzt aufgrund solcher Dinge be- und verurteilt werden... in solch einer Gesellschaft will ich nicht leben. Und beispielsweise solche Meinungen (auch über mich) sind es, die mich wütend machen. Und ich sehe darin die Ursache nicht nur in mir selbst, sondern auch darin, welche Folgen ich in solchen Meinungen sehe.

1. Man kann einerseits diesen Schmerz als eine Chance sehen, mit seinen eigenen Gedanken und Gefühlen, mit seinem Selbst umzugehen. Auf diese Weise kann man Verantwortung für seine Gefühle übernehmen und Freiheit und Unabhängigkeit entwickeln. Man kann die Wut dennoch ausdrücken, vielleicht indem man sie aufschreibt oder indem man sich irgendwie abreagiert, aber man ist sich dennoch dessen bewusst, dass dieser Schmerz auf der eigenen Verletzlichkeit beruht. Eventuell kann man auch einfach diesen Schmerz loslassen, wenn man dies erkennt, da es ja ein Schmerz ist, der rein durch Interpretationen eines Textes hervorgerufen wird, nicht durch physisch-mechanische Gewalteinwirkung auf den Körperleib.

Der Schmerz beruht darauf, wie gut man "über den Dingen" steht. Ich weiß von mir selbst, dass ich oftmals nicht sonderlich gut über den Dingen stehe. Das hat etwas mit mir zu tun... stimmt. Jetzt kommt aber wieder mein Verweis darauf, dass der Schreiber seine Verantwortung nicht leugnen oder abschieben darf.

2. Man kann andererseits diesen Schmerz als eine Folge der Tat des Täters sehen und sich durch diesen verletzt fühlen. Man kann dann eventuell eine Entschuldigung fordern oder kann ebenfalls aggressiv werden oder man wendet sich vielleicht auch verletzt ab, denkt jedoch, der andere hätte einen verletzt.

Der andere hat einen ja auch verletzt. Ob gewollt oder ungewollt spielt dabei keine Rolle. Der Schreiber hat ja gewisse Gefühle, und der Leser empfängt gewisse Gefühle... und die können durchaus die selben sein. Ob sie nun auf Projektion beruhen oder nicht.

1. In der Kindheit ist ein Baby vollkommen abhängig von der Emotionsregulation durch die Mutter. All das, was die Mutter tut, hat hier wirklich eine Auswirkung auf die Gefühle und Wunschbefriedigung des Kindes. Der Mensch braucht jedoch sehr lange, um sich von dieser Regulation durch andere sowie durch bestimmte Praktiken und Stoffe zu lösen. Die Menschen haben stets auch Bedürfnisse nach Essen, Trinken, Liebe, etc. . Aber sie können immer mehr lernen, dass sie dies von anderen lösen.

Ja, wie ich schon oben schrieb. Aber man darf nicht verwechseln, dass wir Menschen ständig in Wechselwirkung untereinander leben. Ein Mensch kann nicht nicht kommunizieren. Und der Mensch ist ein Gruppentier. Wir ordnen uns in eine Rangordnung ein und gliedern uns einer Herde ein. (Ich frage mich manchmal, wie die Gesellschaft aussähe, würde der Mensch näher verwandt mit einzelgängerischen Tieren wie z.B. die Haukatze sein... bestimmt anders) By the way: Ich liebe Katzen.

Erwachsen werden bedeutet zwar, sich weitestgehen von der Meinung anderer Menschen frei zu machen... aber die ständige Wechselwirkung darf dabei nicht vernachlässigt werden und verhindert eine vollkommene Loslösung.

2. Ab einem bestimmten Zeitpunkt entwickelt ein Mensch dann eine solche Selbständigkeit und ein Distanzierungsvermögen, dass er sich nicht mehr von anderen abhängig machen muss. Er verdient z.B. sein eigenes Geld, kann sich dies und das kaufen, ist nicht mehr so eifersüchtig wie früher, lässt seinem Lebenspartner Freiheiten, nimmt sich selbst Freiheiten, er löst sich von sozialen Vorschriften, er kann auch für eine gewisse Zeit einfach alleine sein, etc. . Aus dieser Distanz zu sich und zu anderen kann ein Mensch dann lernen sich zu lieben. Er ist nicht mehr abhängig, sondern kann „offen“ und „liebevoll“ für sich und andere sein. Er muss nichts mehr erwarten, wenn er gibt, sondern er kann das geben, was er möchte. Und wenn er doch etwas erwartet, dann wird er bei einer Enttäuschung sich selbst regulieren können.

Vollkommen richtig. Aber ich will wieder ein ABER dahinter setzen: Ein Mensch, der rein gar keine Freunde hat, der gar keine liebevolle Wechselwirkung mit anderen Menschen hat, geht emotional ein... egal, wie sehr er sich selbst liebt.

Beleidigungen verlieren im Allgemeinen zwar den Stellenwert, weil sie ja nicht von der ganzen Umwelt kommen (es gibt meistens Menschen, die es anders sehen als der Beleidiger)... aber sie kratzen schon am Gefühl... vollkommen egal, ob sie berechtigt sind oder nicht. Ein Schreiber darf da seine Verantwortung nich leugnen. Und, sofern es in einem gewissen Rahmen bleibt, halte ich persönliche Rückangriffe für gerechtfertigt.

3. Wenn ein Mensch es vermag, diese Selbständigkeit und Freiheit durch bestimmte Praktiken zu entwickeln und sich selbst zu lieben, dann wird er mehr und mehr dazu fähig sein, tiefere Nähe mit anderen Menschen einzugehen. Er geht dann nicht nur in Distanz zu anderen, er kann sich nicht nur selbst regulieren, sondern er kann dann in die Nähe mit anderen hinein gehen und in dieser Nähe selbständig und frei agieren, ohne sich verletzt zu fühlen. Dies ist auch der Weg der spirituellen Entwicklung, die über diese Entwicklung noch hinaus führt.

Ein wünschenswerter Zustand :)

Viele Grüße
Joey
 
Zur praktischen Umsetzumg empfehlen sich deie EFT-Choices-Technik von Pat Carrington und BSFF von Larry P. Nims. Damit lässt sich effektives emotionales Selbstmanagement betreiben.

Es ist allerdings genau so legitim, als bewusster, die eigenen Strukturen durchschauender Mensch mal zu sagen: "Nö, ich wähle jetzt mal ein munteres verbales Gemetzel als Reaktion auf den gefühlten Angriff." Das kann dann amüsantes Verbalsparring werden oder ein Kleinkrieg. Aber bei erstaunlich vielen "Angreifern" kann es auch Bewusstsein für Grenzen bewirken, die ihnen damit aufgezeigt werden, und in der Folge oft auch Respekt für denjenigen, der sich so vehement Grenzverletzungen verbittet.
 
3. Wenn ein Mensch es vermag, diese Selbständigkeit und Freiheit durch bestimmte Praktiken zu entwickeln und sich selbst zu lieben, dann wird er mehr und mehr dazu fähig sein, tiefere Nähe mit anderen Menschen einzugehen. Er geht dann nicht nur in Distanz zu anderen, er kann sich nicht nur selbst regulieren, sondern er kann dann in die Nähe mit anderen hinein gehen und in dieser Nähe selbständig und frei agieren, ohne sich verletzt zu fühlen. Dies ist auch der Weg der spirituellen Entwicklung, die über diese Entwicklung noch hinaus führt.

Mich würde hierzu eure Meinung interessieren.

Liebe Grüße,
Energeia


wenn die sonne in uns zum stern wird und die horizontalen kräfte verbinden sich mit den vertikalen, dann werden wir multidimensional - wir beginnen selbst zu strahlen - so wie die sonne und strahlen liebe aus - diese überwindet alle barrieren der komunikation, denn es besteht ein tiefes mitgefühl und achtsamkeit für das gegenüber:)
 
wenn die sonne in uns zum stern wird und die horizontalen kräfte verbinden sich mit den vertikalen, dann werden wir multidimensional - wir beginnen selbst zu strahlen - so wie die sonne und strahlen liebe aus - diese überwindet alle barrieren der komunikation, denn es besteht ein tiefes mitgefühl und achtsamkeit für das gegenüber:)

strahl weiter liebes sternenkind:umarmen:
 
Hallo Energeia deine Aussagen kann ich nur unterstützen.

schauen wir uns doch mal an, wie es zu solchen Einschätzungen von Verletztheit kommt - Joey hat es kurz angesprochen mit: "Du bist ja blöd" - Du-Botschaften kratzen fast immer an meinem Selbstwertgefühl und wirken deshalb verletzend. Da müsste man sich schon spalten und viele tun das ja auch und können in der anderen Rolle dann etwas verkraften was ihnen in der eigenen nicht gelingt.

Du-Botschaften sprechen mein Ich an, meine Person und warum? - weil ich mit dieser Person identisch bin - nicht diese Person IN der ich agiere wird mit der Du-Botschaft verletzt, sondern Ich. Ich könnte wie Joey es vorschlägt mich von der Person die mein Gegenüber anspricht distanzieren, indem ich sage, das bin nicht ich, der kennt mich gar nicht. Aber der Kern ist die Identifikation, man merkt das bei freunden, wenn die einem mal eine herbe Kritik liefern, da kann man nicht mehr zu der Ausrede greifen "der kennt mich nicht", deshalb treffen kritiken von Freunden am stärksten, aber sie werden auch am ehesten angenommen.

Nun ist die Frage mit was ich mich alles identifiziere, wenn ich mich nun als Christ sehe und irgendjemand zieht über die bösen Christen her, fühle ich mich natürlich persönlich angesprochen und diese identifikation trifft auf ganz viele Bereiche zu sei es wenn ich Mallorka toll finde und andere sehen da nur Mist etc. ganz oft ist auch so eine Identifikation nicht bewusst, ich reagier einfach nur.

LGInti
 
Schlage eine andere Richtung der Erziehung vor. In den letzten 40 Jahren hat man schlagwortartige Antiautoritäre Erziehung, Egozentrismus und schlampertes Chaosprinzip (im Gegensatz zu kreativem Chaosprinzip) gepredigt, drüber eine infantile PositivDenkenDecke gezogen und gschaut, wie das Pflänzchen Mensch draus emotionelle und mentale Stabilität gewinnt.
Begriffe Vernunft und Konstruktiv sind verpönt gewesen.

Als Lektüre empfehle: Janusz Korczak, Wie man ein Kind lieben soll
 
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Hallo,

ich möchte hier über ein Thema sprechen, das ich in der letzten Zeit in einigen Threads angesprochen habe, weil ich dies immer wieder beobachten konnte – bei anderen, aber auch bei mir.

1. Thema

Ich beobachte immer wieder Situationen, dass sich hier im Forum Schreiber durch die Beiträge anderer Schreiber angegriffen fühlen. Es entwickelt sich dann oft kein sachliches Gespräch und auch kein liebevolles Aufeinanderzugehen, manchmal versöhnen sich die Streitpartner auch, manchmal nehmen sie auch einfach gleich Abstand.
Diese Gefühle und der Umgang mit diesen Gefühlen ist das allgemeine Thema dieses Threads: einerseits das Miteinander, andererseits die Gefühle in einem Menschen in derartigen Situationen.

2. Buchstabenkommunikation, Gesellschaft, soziale Regeln und Verletzlichkeit

Aus meiner Sicht ist es so, dass wir uns hier im Internet lediglich anhand von Buchstaben, Zeichenketten verständigen. Es kann hier niemand einfach mit einer Pistole auf uns zugehen und uns erschießen. Es kann auch niemand einen Hammer nehmen und uns gegen den Bauch schlagen. Beitragschreiber können Beiträge schreiben und die Leser interpretieren diese Beiträge, gehen also mit diesen Worten um.
Der eine Leser lächelt vielleicht über den Beitrag von X, der andere fühlt sich angegriffen, ein dritter fühlt sich gar nicht angesprochen.
Wenn wir uns nun von Beiträgen besonders „angegriffen fühlen“, das ist nun meine These, dann verweisen diese Gefühl auf uns selbst, auf unser eigenes menschliches Sein. Viele Menschen neigen jedoch dazu, im Schreiber des Beitrages den Täter bzw. den Verursacher der eigenen Gefühle zu sehen.
Aus meiner Sicht kommt das „auch“ daher, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der soziale Regeln aufgestellt werden, wie ja z.B. auch in einem Forum. Diese Regeln dienen dazu, das Schreiben zu organisieren und sollen zugleich die Schreiber emotional schützen: Beleidigungen, etc. sind verboten. Diese sozialen Regeln sind natürlich abhängig von einer Gesellschaft: in China darf man dies schreiben, in anderen Ländern jenes und vor 2000 Jahren gab es wiederum andere soziale Regeln.
Einerseits schützen uns diese sozialen Regeln und Organisieren die sozialen Verhältnisse, andererseits suggerieren sie uns auch z.B. hier im Internet eine Monokausalität: der Schreiber X verletzt den Leser Y, so als wäre der Leser Y dem Schreiber X vollkommen ausgeliefert.
Die „Opfer“ erwarten dann eine „Entschuldigung“, „Einsicht“ beim „Täter“ und fühlen sich durch den Täter „verletzt“ - so das soziale Modell der Verursachung.

3. Aufgabe, Freiheit vs. Opfer-Täter

Aus meiner Sicht – wie schon angesprochen – verweisen diese „Schmerzen“ jedoch auf uns selbst zurück. So, wie ein Mensch denkt, wie er den Beitrag interpretiert und wie er emotionale fühlt, so wird ihm der Beitrag erscheinen.
Jedes Mal, wenn wir uns angegriffen fühlen, dann stellt sich eine Aufgabe, wie wir mit diesem Schmerz umgehen.

Ich sehe hier nun zwei Ebenen:
1. Man kann einerseits diesen Schmerz als eine Chance sehen, mit seinen eigenen Gedanken und Gefühlen, mit seinem Selbst umzugehen. Auf diese Weise kann man Verantwortung für seine Gefühle übernehmen und Freiheit und Unabhängigkeit entwickeln. Man kann die Wut dennoch ausdrücken, vielleicht indem man sie aufschreibt oder indem man sich irgendwie abreagiert, aber man ist sich dennoch dessen bewusst, dass dieser Schmerz auf der eigenen Verletzlichkeit beruht. Eventuell kann man auch einfach diesen Schmerz loslassen, wenn man dies erkennt, da es ja ein Schmerz ist, der rein durch Interpretationen eines Textes hervorgerufen wird, nicht durch physisch-mechanische Gewalteinwirkung auf den Körperleib.

2. Man kann andererseits diesen Schmerz als eine Folge der Tat des Täters sehen und sich durch diesen verletzt fühlen. Man kann dann eventuell eine Entschuldigung fordern oder kann ebenfalls aggressiv werden oder man wendet sich vielleicht auch verletzt ab, denkt jedoch, der andere hätte einen verletzt.
Es gibt hier wiederum zwei Fälle:
2.1 Wenn man sich verletzt fühlt, dann kann man die Wut aussprechen und vielleicht entschuldigt sich der andere. In diesem Fall werden die sozialen Normen einer Gesellschaft bestätigt, der soziale Zusammenhalt wird vielleicht sogar gestärkt, eventuell ist es sogar ein schönes Erlebnis, sich wieder zu versöhnen.
2.2 Eventuell fühlt sich der andere ebenfalls verletzt und vielleicht sogar gerade deshalb, weil der andere sich durch seine Worte verletzt fühlt: „Was, ich soll dich verletzt haben? Niemals, das ist ja unerhört!“ Auf diese Weise kann sich ein Gespräch entwickeln, in dem sich beide verhaken und die Beteiligten gegenseitige Vorwürfe erheben und indem sie auch wirklich versuchen, sich gegenseitig mit Worten zu verletzen, weil sie sich selbst auch angegriffen fühlen.

Im Fall 2.1 wirkt die Situation sozial integrativ und beide fühlen sich danach vielleicht sogar gut. Aus meiner Sicht ist es wichtig für die Sozialisation eines Menschen, besonders in der Kindheit, dass er solche Interaktionen erlebt. Dies bewirkt in einem Menschen das Lebensgefühl von Vertrauen in die Welt.
Man kann aber nicht immer davon ausgehen, dass dies auch tatsächlich so ablaufen wird. Gerade in einem Online-Forum ist das nicht immer der Fall.
Ganz unabhängig davon wird im Fall 2.1 die Verantwortung der Gefühle des Verletzten dem anderen zugeschrieben. Derjenige, der die Entschuldigung erwartet, übernimmt also nicht die Verantwortung für seine Gefühle, sondern macht den anderen für seine Gefühle verantwortlich und hat an den anderen eventuell auch Erwartungen.

4. 3 Ebenen des emotionalen Miteinanders

Aus meiner Sicht gibt es nun drei Formen, wie wir miteinander umgehen können.
1. In der Kindheit ist ein Baby vollkommen abhängig von der Emotionsregulation durch die Mutter. All das, was die Mutter tut, hat hier wirklich eine Auswirkung auf die Gefühle und Wunschbefriedigung des Kindes. Der Mensch braucht jedoch sehr lange, um sich von dieser Regulation durch andere sowie durch bestimmte Praktiken und Stoffe zu lösen. Die Menschen haben stets auch Bedürfnisse nach Essen, Trinken, Liebe, etc. . Aber sie können immer mehr lernen, dass sie dies von anderen lösen.

2. Ab einem bestimmten Zeitpunkt entwickelt ein Mensch dann eine solche Selbständigkeit und ein Distanzierungsvermögen, dass er sich nicht mehr von anderen abhängig machen muss. Er verdient z.B. sein eigenes Geld, kann sich dies und das kaufen, ist nicht mehr so eifersüchtig wie früher, lässt seinem Lebenspartner Freiheiten, nimmt sich selbst Freiheiten, er löst sich von sozialen Vorschriften, er kann auch für eine gewisse Zeit einfach alleine sein, etc. . Aus dieser Distanz zu sich und zu anderen kann ein Mensch dann lernen sich zu lieben. Er ist nicht mehr abhängig, sondern kann „offen“ und „liebevoll“ für sich und andere sein. Er muss nichts mehr erwarten, wenn er gibt, sondern er kann das geben, was er möchte. Und wenn er doch etwas erwartet, dann wird er bei einer Enttäuschung sich selbst regulieren können.

3. Wenn ein Mensch es vermag, diese Selbständigkeit und Freiheit durch bestimmte Praktiken zu entwickeln und sich selbst zu lieben, dann wird er mehr und mehr dazu fähig sein, tiefere Nähe mit anderen Menschen einzugehen. Er geht dann nicht nur in Distanz zu anderen, er kann sich nicht nur selbst regulieren, sondern er kann dann in die Nähe mit anderen hinein gehen und in dieser Nähe selbständig und frei agieren, ohne sich verletzt zu fühlen. Dies ist auch der Weg der spirituellen Entwicklung, die über diese Entwicklung noch hinaus führt.

Mich würde hierzu eure Meinung interessieren.

Liebe Grüße,
Energeia

Hallo,

ich hab mir das gestern schonmal durchgelesen und bin der Ansicht, dass dies alles sicherlich schön formuliert und gelungen rübergebracht wird, dennoch sich bei mir die Härchen aufstellen, wenn ich so über die Sache mit Dir und Believe sinne.

Dann hab ich Opti und dich verglichen. Opti ist ein sehr extremer Mann, wie mier scheint, er vertritt zumindest extreme Thesen und besteht darauf, dass das, was er sagt, die Wahrheit ist.
Du scheinst wohl ein Mann zu sein, der versucht psychoanalytisch das Forum und seine Schreiber zu beäugen, sie zu studieren und dann in aller Öffentlichkeit blos zu stellen.

Sollte ich einen von euch beiden zum Freunde wählen, dann würde ich mich sofort für Opti entscheiden. Aus dem einfachen Grund:
Opti ist klar in seiner Art und authentisch in seiner ganzen Person. Was er sagt vertritt er und lebt er, soweit ich ihn beurteilen darf und kann ...

Du hingegen, Energeia, bist für mich ein offenes Blatt. Ich kann nicht genau sagen woran es liegt, aber in deiner Art, andere zu Analysieren, ihnen ihre Fehler aufzuzeigen und ihnen Lösungen vorzuschlagen, fühle ich Blosstellung und Besserwisserei - die bei Opti auch vorhanden ist - sich bei dir jedoch mit so vielen süßlichen Worten vermischt.
Zunächst kommst du mit deiner Analyse, dann lullst du den in die Ecke gedrängten wütenden "Auserwählten" in Mitgefühl und Liebefüralle ein, um ihm dann nochmal einen Hieb von Oben drauf zu setzen.
D. h. im Klartext, du verpackst seine Fehler neu und wiedersprichst dich im selben Moment, in dem man meinte, du wärest mit deinen Beurteilungen schon fertig ... Fertig bist du dann, wenn der andere klein bei gibt. Dann fühlst du dich in deiner Psychoanalyse bestätigt und stolzierst von Dannen ...

Aus dem Grunde werde ich über dieses Thema nicht mit dir sprechen. Du bist einer der wenigen hier, denen ich misstraue.
Jedes Wort, jede Auslegung muss man sich bei dir gut überlegen. Dein, in deiner Wahrheit geschärftes Auge ist unerbittlich, auch wenn es sich vielen liebevoll gibt.

Gruß

Tarja
 
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