Vor allem im beruflichen Kontext finde ich es schwierig. Gerade dort gibt es eine Rolle, die ich ausfüllen muss, und die oft diametral dem entgegensteht, was ich in Wahrheit empfinde.
Ich hatte mein ganzes Leben das Gefühl eine Rolle spielen zu müssen, dass es auch nur halbwegs funktioniert. Naja, hat es am Ende nicht, insofern kann ich keine gute Antwort geben. Natürlich denke ich, dass es umso schwieriger ist, je unauthentischer die Rolle ist.
Zum Beispiel hatte ich als Jugendlicher zeitweise Freunde, und ich mochte die auch, und ich spielte gerne am PC und Fußball usw. Ich versuchte natürlich, und einige Zeit erfolgreich, "cooler", sozialer und allgemein normaler zu sein. Funktionierte aber irgendwann auch nicht mehr als die dann lieber trinken gegangen sind, Freundinnen hatten usw. Die Rolle konnte (und wollte zum Teil) ich dann nicht mehr spielen. Natürlich handelte es sich aber auch bei meinem Verhalten in der Schule um eine Rolle, obwohl ich da fast immer als kompletter Einzelgänger rüber kam. 9 Jahre Mobbing bekam man dann auch danach nicht wirklich raus. Die Realität wäre da eher etwas dazwischen gewesen, aber siehe ganz unten.
Später habe ich versucht zu studieren, aber selbst wenn ich zumindest im Philosophiestudium vom Stoff her mitkam, konnte ich wegen Depressionen einfach nicht mehr dahingehen irgendwann. Es machte nie klick, generell nie. Ich fand nichts wo ich authentisch funktionierte, und Rollen konnte ich irgendwann auch keine mehr spielen. Generell werde ich jeweils verklemmter und negativ kontrollierter, wenn Druck auf mir ist, was in Studium, oder Job leider der Fall war/ist. Bin wohl nicht grundlos arbeitslos. Jetzt ist die Entfremdung so maximal, dass es fast keinen Unterscheid machen würde, wenn ich zu den Marsianern umziehen würde

, und der Glaube daran, dass es funktioniert ist nicht mehr vorhanden.
Ich selber habe Wut teilweise mit Kampfsport zuhause rausgelassen, und indem ich Leuten einfach manchmal trotzdem die Meinung gesagt habe. Obwohl ich schüchtern bin kann ich das sogar. Aber generell halte ich schon mehr davon, dass man die Aufmerksamkeit auf für einen positive Dinge lenkt. Man kann sich auch in was reinsteigern, und das ist nicht wirklich gut. Du bist dort wo deine Aufmerksamkeit ist. Nichtsdestotrotz, wenn mich das Arbeitsamt oder wer auch immer zum freundlichen Verkäufer verdonnern würde, gäbe es irgendwann Scherben auf dem Boden, wenn da jemand wie meine Mutter zum Beispiel auftaucht. Obwohl ich, wie man hier im Forum sehen kann, eine ruhige Person bin. Aber das würde meine sozialen Fähigkeiten derartig strapazieren.
Letztlich weiß ich aber selber nicht wirklich wer ich authentisch bin. In der Telepathie bin ich zum Beispiel auch anders wieder, und zwar jeweils anders als in allen "Rollen", die ich je gespielt habe, als auch letztlich anders wie ich vermeintlich authentisch bin. Und ich bin schon echt bei der Telepathie. Hier im Forum ist es jedenfalls so authentisch wie ich es selber hinbekomme.
Ja, vermutlich bin ich autistisch (Asperger), und es liegt wohl daran in meinem Fall. Aber hast mein Mitgefühl auf jeden Fall...