Dieser Thread bringt mich aber jetzt echt zum Grübeln.
"Kinder brauchen Grenzen" ist so ein Standardsatz, aber stimmt der auch?
Es gibt schon von Natur aus so viele Grenzen, allein durch die Naturgesetze, die Bedingungen von Körper und Psyche, durch die Umweltbedingungen - muß man da wirklich noch neue erfinden?
Ein Kind erlebt ständig seine Grenzen: es kann nicht fliegen, es sieht nirgends rauf, weil es zu klein ist, es wird müde, obwohl es doch lieber weiterspielen würde, es kann Dinge noch nicht, die andere schon können, es ist Winter, obwohl es ins Freibad möchte,...
Kaltes Wetter ohne Mütze geht nicht, sagst du, East of the sun.
Meine Verwandtschaft hat mich immer damit genervt, daß ich mich nicht auf kalten Steinboden setzen soll, weil ich sonst eine Blasenentzündung kriege.
Sie haben einfach nie kapiert, daß ich sowieso von alleine aufstehe, sobald mir kalt wird. Ich empfand das als mangelndes Vertrauen in mich und meine Fähigkeit, auf meinen Körper zu hören und insofern kränkend. Wo doch in Wahrheit SIE diejenigen waren, die das nicht konnten, auf ihre Körper hören, und mich so auf ihre "Unfähigkeitsstufe" ziehen "wollten".
Im übrigen habe ich in meinem ganzen Leben keine einzige Blasenentzündung gehabt.
Vielleicht suchen Kinder nur deswegen scheinbar Grenzen, weil sie die Liebe ihrer Eltern als begrenzt erfahren? Und dann bemüht sind, die Bedingungen zu lernen, unter denen sie unterbrochen ist?
Wenn es so ist - dann ist das ja kein Grenzen suchen um ihrer selbst willen, sondern was sie eigentlich suchen würden, wäre die Grenzenlosigkeit. Die Grenzenlosigkeit der Liebe zu ihnen.
Wenn ich mich gefühlsmäßig zurück erinnern, wie es mir als Kind ging, dann fühlt sich das etwa so an: Ich wollte wider besseren Wissens die Erfahrung der Grenzenlosigkeit ihrer Akzeptanz machen. Wie ein Stehaufmännchen habe ich es immer und immer wieder versucht.