Das streite ich nicht ab. Aber ich kenne Menschen die nicht sehr gebildet und trotzdem weit entfernt von "-ismus" sind. Und ich kenne Menschen die nicht besonders gebildet sind und nicht unbedingt weit von -ismus entfernt sind, trotzdem durchaus sehr leistungsbereit und teilweise auch in ihren Bereichen sehr fleißig sind und viel geleistet haben. Und es gibt auch nicht so wenige Rassisten die nicht total dumm sind. Nimm etwa den früheren RAF-Anwalt Horst Mahler, der später nach total rechts wechselte... Der ist ja nicht dumm und er hat auch nicht so wenig geleistet und er weiß auch viel. Trotzdem ist er ein totaler Fanatiker, ich würde sogar sagen der Typ ist ein Psychopath.
Ich denke, die wirklichen Ursachen liegen weit tiefer, und zwar in Demütigungen. Wie reagieren Menschen auf Demütigungen? Sie suchen nach einer Form des Ausgleichs. Die Suche nach Ausgleichen ist keine Suche nach Lösungen, sondern hat eher sowas wie schmerzlindernde Funktion. Drogen können so einen Zweck erfüllen oder auch extremer Ehrgeiz, im Sinne von "Ich zeigs Euch allen weil ich der beste ..diesunddas.. (und reich und berühmt) werde". Viele, vielleicht sogar alle selbstzerstörerische/autoaggressive Verhaltensweisen haben ihren Ursprung in erlittenen Demütigungen.
Die Gemeinsamkeit ist: Demütigungen führen zu Aggression. Diese Aggression wird wie gesagt nicht von allen nach außen gerichtet, schon gar nicht von allen direkt gegen andere Menschen und manche schaffen es sogar ziemlich produktiv damit umzugehen, weil sie daraus eine große Energie gewinnen und die wiederum ehrgeizig einsetzen. Aber fast immer wird diese aggressive Energie auf destruktive Art eingesetzt, wenn es um die Gesellschaft als Ganzes geht, oder sogar diese Erde als Ganzes. Leid macht egozentrisch. Das meine ich nicht wertend, aber es ist m.A.n. ein allgemeingültiges Prinzip. Das ist nicht zwingend an Taten erkennbar, denn Egozentrik kann im Zweifel sogar wie Selbstlosigkeit wirken. Es ist eher an Kommunikation erkennbar, da es zuerst mal ein psychologisches Prinzip ist. Und wir leben in einer hochgradig egozentrischen Gesellschaft. Das meine ich nicht synonym für "böse"... eher synonym für tendenziell psychisch krank. Und ein Symptom dessen ist Ignoranz.
Ich habe mal einen sehr interessanten Artikel darüber gelesen, dass wenn man die Wirtschaft als Geschöpf psychisch analysieren würde, dass dieses "Geschöpf" dann ein Psychopath wäre. Und das war nicht polemisch gemeint, nicht übertrieben. Es war glasklar argumentiert und haargenau so gemeint.
Worauf ich damit hinaus will ist: Das haben wir eigentlich alle gemeinsam. Die einen haben mehr Demütigungen erlitten die anderen weniger. Und die einen gehen auf andere Art damit um als andere. Aber wenn man sich das mal genau anschaut, bei anderen und sich selbst, dann wird man hinter so gut wie jedem destruktiven Verhalten genau das finden... die Suche nach Ausgleich für erlittene Demütigungen. Und wie gesagt, die Suche nach Ausgleich ist noch keine Suche nach Lösung. Die kommt erst wenn man das Problem wirklich erkannt hat, für sich selbst (und ich will nicht behaupten das ich so weit bin, auch wenn ich die Theorie ganz gut durchschaue). Der Punkt ist: Da gibts unterm Strich eigentlich kaum Gut und Böse oder richtig und falsch. Die gesamte Gesellschaft tickt psychisch krank, vielleicht sogar der größte Teil der Menschheit... wir fast alle.
Und was das aktuelle Thema betrifft: Meiner Ansicht nach ist der extreme Fokus auf die lauten Ausländerhasser selbst ein Symptom. Ich will damit auf keinen Fall sagen, man sollte die ignorieren und auch nicht das man sie in Decken wickeln sollte und lieb zu ihnen sein. Aber was ist das bitte für eine Gesellschaft die sich besonders klug fühlt wenn sie diese Verrückten "dumm" etc. nennt (verrückt ist auch nicht besonders präzise aber irgendwie zutreffender denke ich

), gleichzeitig aber den Irrsinn nicht hinterfragt das die eigenen Politiker und Konzerne im Weltgeschehen doch auf eine Art mitmischen die zu weit mehr brennenden Häusern und Toten und Gefolterten führt - und zu Flüchtlingsströmen? Ist das nicht auch ne verdammt kranke Ignoranz? Das ist der Punkt der mich echt aufregt... Und wenn man darauf verweist, kann man schnell in die Falle gehen das andere glauben man wolle Rechtsextremismus relativieren. Dabei behaupte ich nur: Rechtsextreme sind zwar komplett ignorant. Aber wenn weder die Ursachen die zu Rechtsextremismus führen mal wirklich tief hinterfragt werden, noch die eigene Regierung dafür abgestraft wird, dass sie mithilft, dass Menschen ihre Heimat oder sogar ihr Leben verlieren...
Das ist ne ignorante Gesellschaft. Und gerade diese Promi-Sülze geht mir langsam auf den Keks, denn da gäbe es gewaltige Chancen. Würde mal jemand der erstens möglichst prominent ist und zweitens wirklich viel weiß und fähig ist das in Worte zu packen seine Stimme erheben... das könnte alle mal zum Nachdenken bringen. Aber die bringen alle nur oberflächliches Gequatsche das eben zu Beifall auf der einen Seite und zu Wut auf der anderen führt. Flüchtlingen ist damit aber GAR NICHT geholfen, m.A.n. sogar im Gegenteil.