Es wird viel in einen Topf gehauen, Flüchtlinge sind keine normalen Migranten
Aber warum ist das denn so? Weil Deutschland kein Einwanderungsgesetz hat. Die einzige Möglichkeit, hier eine Aufenthaltsgnehmigung zu bekommen, ist neben der Familienzusammenführung nur die über Flüchtlingsschutz oder Asylantrag. Greencard und Spätaussiedler noch, aber das sind nur Randphänomene. Ein solches Einwanderungsgesetz hieße ja nicht "Tore auf für Alle", im Gegenteil. Man könnte könnte Kontingente festlegen, die Einreise an Bedingungen knüpfen, Sprachkenntnisse, Qualifikation, einen Arbeitsvertrag.
Wenn z.B. die Menschen aus den Balkanstaaten, die zur Zeit den größten Anteil der Asylanträge ausmachen, schon in ihren Heimatländern einen entsprechenden Einreise- bzw. Einwanderungsantrag stellen könnten, würden hier Unterbringungskapazitäten frei werden, "echte" Asylverfahren schneller bearbeitet werden und man würde den Schleppern das Handwerk legen.
Und wenn Europa in diesen Ländern dann noch ernstgemeinte Struktur- und Aufbauhilfen leistet, sich klar gegen die Unterdrückung z.B. von Sinti und Roma in Ungarn usw. ausspricht und diese ggf. auch entsprechend sanktioniert, dann kann man sich auch darüber unterhalten, was sichere Herkunftsländer sind, in die ohne unnötig langes Verfahren zurückgeschickt werden kann.
Familien, die es sich zum Beruf gemacht haben, hier einzureisen, abzukassieren, sich zurückschicken zu lassen und dann das nächste Familienmitglied herzuschicken
Die gibt es bestimmt auch, aber was kann man dagegen tun? Jemand, der einen Asylantrag stellt, ob nun berechtigt oder nicht, kann ja erst mal nichts dafür, dass die Bearbeitung so lange dauert. Und der Rechtsanspruch besteht nun mal, an dem lässt sich kaum Rütteln. Wenn du da mehr Geld und Personal forderst, um die Verfahren zu beschleunigen, fände ich das gut, dann müssten auch andere Asylsuchende nicht so lange auf ihren Bescheid warten. Ein Einwanderungsgesetz schaffen (s.o.)? Klar, gerne!
Aber bis zu einem gewissen Punkt muss man es wohl eben einfach auch hinnehmen. Das ist wie bei den auch schon oft diskutierten "Hartz-IV-Betrügern". Klar müssen die bestraft, bzw. muss versucht werden, den Anteil derer, die zu Unrecht Leistungen beziehen, möglichst gering zu halten. Aber irgendwann übersteigt der Aufwand der Kontrolle den Nutzen und die, die sich ehrlich verhalten, werden zu sehr mitbestraft. Oder die Verfassung und das Rechtsprinzip der Unschuldsvermutung verhindern eine weitere Verschärfung von Präventivgesetzen oder der Beschleunigung von Asylverfahren.
oder den vielen jungen aufstrebenden Facharbeitern aus Afrika, denen die Großfamilie die Schlepper bezahlt, damit sie aus dem gelobten Norden dann ordentlich Kohle nach Hause schicken
Ob die Kohle ordentlich ist, die der Senegalese nach Hause schickt, der auf einer spanischen Gemüseplantage malocht und Paprika für ALDI & Co. pflückt, wage ich zu bezweifeln, aber es ist so ziemlich die beste Entwicklungshilfe, die es gibt. Sie kommt ohne Verwaltungskosten und vorbei an Großkonzernen und diktatorischen Machthabern, die bei diversen Großprojekten die Hand aufhalten, direkt bei denen an, die es brauchen. Sind die Schulden beim Schlepper abbezahlt (den es nicht bräuchte, wenn die EU mit ihren immerhin 550 Mio. Einwohnern zumindest für eine begrenzten Anzahl dieser Menschen eine legale Einreisemöglichkeit schaffen würde), kann die Familie in der Heimat mit diesem Geld etwas besser Leben, sich dort vielleicht eine bescheidene Existenz aufbauen.
"Alle" werden sowieso nie kommen, im 19. Jahrhundert sind nach Kartoffelfäule und Hungersnot auch nicht alle Iren nach Amerika ausgewandert. Die allermeisten Menschen wollen ihre Heimat nicht verlassen. Wenn sie es doch tun, haben sie in der Regel sehr gute Gründe dafür, über die man nicht so einfach hinweggehen kann.