DruideMerlin
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Wie jeder weiß wurden die damaligen Schriften alle per Hand abgeschrieben. Das bedeutet, dass in den Gemeinden meist nur eine Abschrift vorhanden war, aus der dann bei den gemeinsamen Treffen vorgelesen wurde.Obwohl Rylands 𝔓52 allgemein als die früheste erhaltene Aufzeichnung eines kanonischen neutestamentlichen Textes akzeptiert wird, ist die Datierung des Papyrus keineswegs Gegenstand eines Konsenses unter den Gelehrten. Der ursprüngliche Herausgeber schlug eine Zeitspanne von 100-150 n. Chr. Rechnung vor,[3]
P52 wurde nun zwar aus dem besagt Zeitrahmen in Ägypten gefunden, das bedeutet aber nicht, dass der ursprüngliche Quelltext auch in diesem Zeitrahmen verfasst wurde. Der Quelltext stammt mit großer Wahrscheinlichkeit nicht aus Ägypten, sondern irgendwo in Kleinasien oder Syrien (z. B. Ephesus). Warum in der Region Ägyptens und des Sinais viele Papyri gefunden wurden, liegt einfach an dem günstigen Klima der Konservierung.
Fakt ist, dass in diesem Evangelium die Geschichte von der Ehebrecherin 8[3] – 8[11] eingefügt. Im Codex Sinaiticus (324 n. Chr.) endet das Kapitel also mit dem Vers 7[53], dem sich dann unmittelbar der Vers 8[12] anschließt. Auch in dem noch etwas früheren Papyri 66 (ca. 200) wird diese Geschichte nicht erwähnt. Sie erscheint erst in den Schriften des 5. Jahrhunderts.

http://www.codex-sinaiticus.net/de/
Man weiß nicht, warum diese Geschichte um 100 v. Chr. entnommen oder später angefügt wurde.
These 1: Die Geschichte von der Ehebrecherin war eine reale Begebenheit um Jesus und die liberale Haltung zu diesem Thema stieß auf allgemeine Ablehnung bei der Bevölkerung – die Geschichte wurde entnommen. Obwohl man das nicht glauben möchte, dürfte diese These aus verschiedenen Gründen die wahrscheinlichere sein. So wurde zum Beispiel diese Geschichte bei Lesungen meist übergangen.
These 2: Es war keine reale Geschichte und nicht in dem Evangelium enthalten, sondern wurde wegen der zunehmenden Bußmüdigkeit der Gläubigen angefügt.
Fakt ist jedenfalls, dass diese Passage aus dem Evangelium nach Johannes sehr umstritten war. So gäbe es aus diesem Evangelium noch mehr Verse und Ungereimtheiten, über die man reden könnte. Das bedeutet aber auch, dass es schon zuvor einen Quelltext gegeben haben muss.
Merlin
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