@ Serenia:
O Gott, nein, ich bin kein Experte. Ich habe einiges zu dem Thema gelesen, weil ich demnächst in 'nem Seminar einen Vortrag halten werde, aber Neurobiologe bin ich selbst nicht.
also: die ersten 3 absätze die du schreibst decken sich mit dem, was ich in diesem artikel gelesen habe...und das klingt für mich durchaus wahrscheinlich.
aber zwischen 3. und 4. absatz klafft da für mich eine lücke.
wie kann ich denn da noch auf etwas hinarbeiten wenn ich ja eigentlich eh nur am reagieren bin wie ein dressiertes tierchen? *am schlauch steh*
Du hast recht, der Gedankengang in sich hat einen Logikfehler (schäm). Passierte mir wahrscheinlich, weil ich zwei Gedankengänge in einem Aufwasch abgehandelt habe.
Der eine ist, daß wir in unserem Willen und Wollen viel stärker als bisher angenommen vom Unterbewußten (der Summe aller dort bisher gespeicherten Informationen und Erfahrungen) beeinflußt werden. (Also: das limbische System wird aktiv, deutlich bevor es das Großhirn wird.) Das Unterbewußte trifft unsere Entscheidungen immer mit. D.h. es entscheidet auch, ob wir eine Änderung wollen oder nicht.
Der andere ist: wenn wir in unseren Denk-, Verhaltens-, Entscheidungsmustern eine Änderung wollen, dann geht das nicht über ein paar Affirmatiönchen. Ein Depressiver kann nicht über das Wollen positiv denken - sein unterbewußtes "denkt" dagegen. Tiefgreifende Änderungen stellen sich erst nach tiefgreifenden Erfahrungen ein, die oft genug mit dramatischen Krisen einhergehen. Und ich werde ja auch dann erst motiviert, etwas zu ändern, wenn ich mit meiner vorherigen Situation hinreichend unzufrieden bin. Wie ich dann auf eine solche Krise reagiere, ob und wie ich die Veränderung herbeiführe, welche Entscheidungen ich diesbezüglich treffe, das hängt von meiner geprägten Denkstruktur, von meinen bisherigen Lebenserfahrungen ab. D. h. aber nicht, daß ich die Hände in den Schoß lege und gar nichts tue. Ob ich auf etwas hinarbeiten kann?
Ein Beispiel: Ich bin vom Typ her Perfektionist und Workaholic, gemäß dem Lebensgrundsatz: "Ich leiste, also bin ich." Entscheidungen treffe ich (ohne daß es mir bewußt ist) nach dem Grundsatz: Wie kann ich noch mehr leisten/ noch mehr herausholen. Irgendwann komme ich meinen eigenen Anforderungen nicht mehr hinterher, kriege einen Zusammenbruch. Und DANN fange ich mein Muster an zu überdenken, und vielleicht gelingt es mir, im Laufe der folgenden Jahre mit viel Hilfe und Mühe, ein anderes Denken und Verhalten zu erlernen, andere Erfahrungen zu suchen und zu machen, die mein limbisches System hoffentlich einmal integrieren wird.
Aber selbst diese Entscheidung, "jetzt etwas ändern zu wollen", fällt auch erst bei entsprechendem Leidensdruck und ist erst dann wirksam, wenn sie vom Unterbewußten mitgetragen wird.
was du in den ersten absätzen schreibst klingt für mich nach "wer hat dem wird gegeben..." also auch: wenn ich nicht habe gibts auch nix. /QUOTE] Ich fürchte, das ist leider allzu wahr. Menschen mit einer angeschlagenen Psyche, weil sie aus katastrophalen familiären Verhältnissen kommen, die ihr Leben lang verinnerlicht haben "ich bin nichts wert", haben oft auch ein Leben lang Schlagseite - der gesamten modernen Psychotherapie zum Trotz.
Trotzdem werde ich - solange ich mein Leben nicht aufgebe - mich bemühen, das Beste daraus zu machen. Positive Erfahrungen suchen, Dinge tun, die mir Freude bereiten, mir den Rücken stärken. Auch wenn diese Entscheidung vermutlich von meinem Unterbewußten getragen wurde
So, jetzt habe ich mich selbst und Dich wahrscheinlich noch mehr verwirrt.
Grüße, Astarte.