Seitdem ich mich in Astrologie und Philosophie vertieft habe, habe ich auch angefangen zu schreiben. Wie's der Zufall oder das Schicksal so will, habe ich einen Text zum Thema Schicksal geschrieben, so wie es mir nach meiner Lektüre (vor allem Wolfgang Döbereiners Lehrbücher der Münchner Rhythmenlehre) begreifbar geworden ist.
Schicksal
Um zu verstehen, was Schicksal bedeutet bedarf es zuerst einer Erklärung, was das Wort Schicksal überhaupt bedeutet. Schicksal setzt sich zusammen aus „Schick“ und „sal“.
Es wird also etwas geschickt und zwar viel, reichlich, eine Fülle, so wie in Mühsal (viel Mühe), Trübsal (viel Trübsinn), Labsal (reichlich zu Essen) und Drangsal (starker Drang) etwa. Woher kommt diese Fülle an Geschicktem? Von einem Bereich, der dem Menschen nicht zugänglich ist, den wir allgemein als Gott (oder die Götter) bezeichnen - von oben, vom Himmel. (Dasselbe gilt auch für den Zufall: Was uns zu-fällt, kann auch nur von oben kommen und der Zufall ist Schicksal.
Nun ist es so, dass jeder Mensch sein eigenes, individuelles Schicksal vom Himmel verliehen, zugewiesen bekommen hat und auf der Welt ist, um dieses Schicksal zu erfüllen. Das spricht natürlich dem heutigen Selbstverständnis des Menschen zuwider. Der „moderne“ Mensch gestaltet sein Leben selbst, sieht sich als Herr über das Leben und versucht gegen alle Widerstände seinen Weg zu gehen mit Hilfe der Schlagwörter: Leistung, Durchsetzungsvermögen, Pflichtbewusstsein, Verantwortung, Beweglichkeit (geistiger und körperlicher), meist, um Geltung und Status - Ansehen zu erlangen und „wer zu sein“, etwas „darzustellen“ in der Welt. In den meisten Fällen hat das jedoch überhaupt nichts mit dem eigenen Schicksal zu tun, das man zu erfüllen hat, denn Sätze wie „du kannst alles erreichen, wenn du es nur willst“ oder „jeder ist seines Glückes Schmied“ beziehen sich nur auf die Werte, die eben die gesellschaftlichen Maximen erfüllen, die heutzutage gelten. Sie dienen allein zur Stärkung des Ego und der Subjektivität, einer Handlung oder Sichtweise, die aus der eigenen Notwendigkeit entsteht, bzw. von der man meint, dass sie notwendig ist (um eben die Maximen zu erfüllen). Diese Sichtweise entsteht aus den Umständen und Bedingungen, in denen man sich vorfindet, aus Getriebenheit oder aus dem Bedürfnis, sich gegen die Umwelt absichern zu müssen. Die Maßstäbe und Notwendigkeiten, die über die Zwecke der eigenen (vermeintlichen) Notwendigkeit hinausgehen, spielen dabei keine Rolle, werden nicht wahrgenommen. Es ist das sich einrichten in die eigene Notwendigkeit, um darin seine Selbstbestätigung zu finden, (die auf den Meinungsleitschienen der modernen Gesellschaft aufgebaut ist).
Es entsteht also eine Abweichung vom eigenen Schicksal. Man ist z.B. auf der Welt, um ein Apfelbaum zu sein, mit allen Freiheiten, die das Apfelbaumdasein mit sich bringt. (Rote Äpfel, grüne Äpfel, gelbe Äpfel, wo man als Apfelbaum steht, wie man als solcher wächst, etc.. etc…) Nun wird aber von der normierten Gesellschaft verlangt, dass man ein Kirschbaum zu sein habe, etwa weil Kirschen eine reichere Ernte bringen (und teurer verkauft werden können) und schon ist es unmöglich, sein Schicksal erfüllen zu können, da man ja gegen sein Naturell, seine Eigenart zu leben gezwungen ist. Diesen Zwang erkennt heute kaum einer mehr, weil ja von jedem verlangt wird, das zu sein, was gerade erfordert wird, um die (Verbrauchs-)Gesellschaft funktionsfähig zu erhalten.
Schicksal verkümmert und wenn es einen spürbar trifft, dann wird das nur noch als Schicksalsschlag wahrgenommen, der aus „heiterem Himmel“ kommt. Dabei ist bei diesem Schlag (Unfall, Krankheit aber auch Konkurs z.B.) der Himmel weder „heiter“ gesinnt, noch kommt dieser Schicksalsschlag plötzlich. Dazu bedarf es einer - von Mensch zu Mensch verschieden langen - Zeit, in der man so weit von seinem Schicksal abgewichen ist, das heißt, nicht versucht hat (oder nicht in der Lage sein konnte), nach seinen Anlagen, seiner Eigenart zu leben und diese ins Leben zu bringen in seinem Verhalten.
Der Schicksalsschlag ist die Korrektur des falschen Lebensweges, die Bereinigung dessen, was falsch ist, was nicht stimmt. Das kann natürlich, nach unseren Maßstäben gerechnet, uns grausam und unerbittlich vorkommen. Aber erst, seitdem sich der Mensch selbst als Schöpfer und Beherrscher der Welt sieht, und meint, mittels Technik, Fortschritt und Wissenschaft sich über den Himmel stellen zu können, hat sich diese Meinung dem Schicksal gegenüber durchgesetzt.