wirklich, du weißt es nicht, oder siehst du nicht hin?
also ich weiß mit sicherheit, dass ich einen freien willen habe, denn gewisse entscheidungen oder ähnliches die ich treffe haben nichts mit einer steuerung oder gar mit schicksal zu tun, die treffe ich ganz alleine, einfach so aus dem bauch raus.
und das nenne ich freier wille.
;-) hallo sitanka,
in mir ist die Frage, wer Dir die Momente gibt, in denen Du entscheidest. Hattest Du wirklich die Möglichkeit, die Entscheidung zu treffen oder nicht zu trefffen, oder warst Du nicht vielmehr gezwungen zu entscheiden? Wenn ein Müssen im Spiel ist, kann ja von Freiheit nur noch eingeschränkt die Rede sein.
Wie frei ist die Wahl also wirklich? Es ist ja die Frage, ob ein zivilisatorisch geprägtes Denken und Handeln überhaupt Freiheit ermöglicht. Man kann zwar behaupten, man lebe heute hierzulande in Freiheit, aber man vernachlässigt dabei ja jede Menge Tatsachen in unserem Lebenssystem, die Unfreiheit produzieren.
Da ist ja schon die Frage: reicht mir diese Portion Freiheit und freie Willensbestimmung, die mir hier gegeben ist, empfinde ich das als lebenswert heute, oder finde ich es nicht-lebenswert? Beides wären gesunde Entscheidungen, aber wären sie frei? Wenn man z.B. mal die Krankheitsstatistiken der Bevölkerung anschaut und die wachsende Gewaltquote bei Jugendlichen, dazu noch das Zerfallen kultureller Gewohnheiten durch den multikulturellen Lebensmix, den wir heute leben, die allgemeine fehlende Aufmerksamkeit für die wirklich "freie" Sicht und die wichtigen Dinge im Leben einer Art (Frieden zum Beispiel) etc., dann kann man so oder so denken.
Ja oder Nein kann man dazu sagen, was man hier "in Freiheit" machen kann. Beides- ja oder nein- ist eine "freie Entscheidung", so sagen wir. Aber ist es wirklich frei, zwischen gewohnten Angeboten eine Auswahl zu treffen, vorgezeichnete Lebenspläne quasi konsumierend, wie in einem Warenhaus für Lebensstile? So daß man dann fühlt: "ich habe meinen freien Willen entwickelt"?
Tatsächlich hat man sich aber vielleicht nie einen Blickwinkel
über all dem erlaubt, was der Mensch bisher als Angebot/Form in sich geschaffen hat, zu dem er sich dann "mit Freiem Willen" entscheidet. In dem Moment wo die Abhängigkeit völlig aus dem Leben verschwindet (z.B. auch die Beziehungsabhängigkeit) kann ja Freiheit erst anfangen.
Wenn ich mir dann z.B. anschaue, was die Medien den Kindern für ein Bild über die Beziehung zwischen Mann und Frau anbieten, dann graust es mir. Wenn ich dann auch noch manche Elternhäuser angucke, graust es mir noch mehr, denn da wird noch Schlimmeres vorgelebt als im Fernsehen. In vielen Lebensläufen scheint mir "freier Wille" also nur "angenommen", aber jemals überprüft worden ist er nur bei Wenigen, wenn sie im Alter ankommen. Selten berichtet mal ein Mensch von einem wirklichen Befreiungsakt im Leben- innerlich oder äusserlich. Die meisten leben ein Leben, in dem sie "mitmachen" und halten das dann für den Freien Willen.
Das ist aber weit gefehlt, es sei denn man entscheidet sich wie gesagt aktiv und aus freiem Willen heraus, mit zu machen. Um das Entscheiden zu können, muß man aber ja erst mal mit dem Mitmachen aufhören. Und das ist verdammt schwierig, denn meist ersetzt man nur Blickwinkel oder vielleicht auch Gewohnheiten (selten) durch andere. Man "verschiebt" den Willen, aber ihn befreien tun die Wenigsten. Wie gesagt, Abhängigkeit ist da ein großes Thema. Wie kann man z.B. dem eigenen Lebenspartner den Freien Willen lassen, jederzeit aufzubrechen und sein Leben aus Freiem Willen heraus ganz anders und ohne einen selber zu führen? Wenn man ihn liebt? Das geht doch gar nicht. Meint man. Aber hat man es selber ausprobiert? Ganz oft nicht, weil "freies Entscheiden" weder in den Medien noch in den Elternhäusern vermittelt wird. Man entscheidet in Abhängigkeit von der Gruppe, entwickelt Freien Willen nur eingeschränkt, in einem sehr engen Denk- und Verhaltensrahmen. Meist, wie gesagt.