Ich arbeite in der stationären Altenpflege, Schwerpunkt Demenz. Die Besuchssperre hat bei vielen Bewohnern eine deutliche Verschlechterung bewirkt. Unruhezustände haben in der Zeit zugenommen. Durch die Besuchssperre waren wir Pflegekräfte die einzigen Bezugspunkte und wir können nicht das leisten, was ein Angehöriger mitbringt.
Wir sind normalerweise sehr nah im Kontakt mit den Bewohnern - sie suchen Nähe, Zuwendung und Körperkontakt. Das Anfassen und Angefasstwerden ist für Menschen mit Demenz ein Stück Orientierung. Sie spüren so ihren Körper und bauen Spannung ab. Pflege im Altenheim ist in erster Linie Beziehungsarbeit. Ich stelle jeden Moment Kontakt her, ich bin Kommunikator. Ich befinde mich in einem fortlaufenden Gespräch, ich beobachte Verhalten und mein Verhalten wird beobachtet. Die Bewohner haben ein sehr feines Gespür.
Seit ich die Maske tragen muß, haben viele der Bewohner Schwierigkeiten, mich zu verstehen. Die Maske läßt meine Stimme dumpf klingen, also muß ich schreien, um gehört zu werden. Ich will nicht schreien, das macht den Leuten Angst, also verstumme ich und rede lieber mit Händen und Füßen. Weil ich nicht mehr spreche, verstummen die Leute auch.
Mein Gesicht ist zur Hälfte bedeckt. Die Leute können mein Gesicht nicht mehr "lesen" und seinen Ausdruck nicht deuten. In der Pflege habe ich mit Intimbereichen zu tun. Ich übertrete fortwährend Grenzen. Ich mache Leute nackig und durch die Maske wird der andere noch nackiger.
Die Maske hindert mich daran, einen guten Job zu machen. Abgesehen davon, daß der Lappen nach spätestens einer Stunde durchgesuppt, durchgeschwitzt, durchgesabbert ist.