Bereits gestern tauchte die Tochter Zion auf, zu der wir schon etwas betrachten konnten. Zion, das Zeichen. Und auch gestern tauchte schon die Tochter Jerusalems auf, von "jeru-schalem", Gründung des Friedens.
Wir können uns heute vertieft dem "Zion" widmen. Das Wort "Zion" schreibt sich im Hebräischen aus vier Einzelzeichen:
"zade"+"jod"+"waw"+"nun". Jedes dieser Zeichen ist ursprünglich eine Art Hiero-Glyphe, das kommt von "hieros", "heilig, göttlich", und "Glyphe", "Zeichen", das kommt von "glypho" im Griechischen, und bedeutet "einmeißeln, einkerben, eingravieren, einschneiden".
Ursprünglich wurden die Schriftzeichen eben eingemeißelt in Stein oder eingekerbt in Stöcke oder eingeschnitten in weichen Ton und dann gebrannt.
Und jedes Zeichen war bereits in sich ein Ganzes. Jedes Zeichen in sich stellte etwas dar.
"zade" stellte einen Angelhaken dar,
"jod" eine geschlossene Hand,
"waw" einen Haken und
"nun" einen Fisch.
Jedes Zeichen im Sprachsinne ist seit dem Begründer der modernen Linguistik, Ferdinand de Saussure, als eine Einheit von Bezeichnendem (signifiant) und Bezeichnetem (signifie) bekannt. Damit hat er eigentlich nur Alt-bekanntes wiedergefunden.
In der hebräischen Sprache ist das Zeichen "Zeichen" eine Einheit aus Angelhaken und Fisch und jemandem, der das ganze hält. Der Angelhaken be-zieht sich auf das zu Beziehende, den Fisch und hakt sich in ihn ein. Die geschlossene Hand hält einerseits die Angel fest und andererseits drückt sie das "Symbol" aus. "Symbol" kommt von "syn-ballo", zusammen-werfen, zusammenballen. Eben wie die zusammengeballte Hand, die Faust.
Insofern geht das Hebräische hier noch weit über den Saussure'schen Zeichenbegriff hinaus, indem es nicht nur das Zeichen als Zweiheit betrachtet, die miteinander verkoppelt ist, sondern noch die andere Zweiheit miteinbezieht, das Zeichen und den Bezeichnenden, also den das Zeichen Gebrauchenden und damit in seiner Verwendung definierenden "User".
Unser heutige Text fordert Gott auf, Zion "gutes" zu tun. Es gibt ein hebräisches Verb, das "gutestun" bedeutet, und sich von "gut" ableitet. Wörtlich könnte man es als Zeitwort "guten" oder im Englischen als "to good" übersetzen.
"Gute Zion", also "begütige" Zion, "mach es gut in Zion". Ach, wunderschön, mein Herz erfüllt sich bei diesen Worten, ich weiß nicht, wie es euch Lesenden ergeht, aber es ist etwas, das ich nicht erklären kann, eine Anwesenheit von "drüben", so wie "hebräisch" von "ewer", "drüben" sich herleitet. Eine "jen-seitige" Sprache. Nicht das Jenseits der toten, sondern das Jenseits der großen Ewigkeiten. Diese Sprache haucht etwas von dort in diese Welt hinein. Und das stille, andächtige Herz kann ihren Hauch fühlen und ihren Klang hören...
Im Prinzip (im Anfang, "bereschit", "en archei") ist es bei jeder Sprache so. Jede Sprache haucht diesen Hauch aus dem Ewigen ins Herz, wenn das Herz denn offen und ruhig genug ist, ihn zu erfühlen. Trotzdem gibt es Sprachen, bei denen es irgendwie "noch mehr" haucht. Vielleicht geht es nur mir so, vielleicht auch nicht.
Was ist nun das "Gute"? Sollen wir an dieser Stelle wieder vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse naschen? Wollen wir das "Gute" definieren? Hat nicht jeder eine andere Vorstellung von dem, was richtig gut ist?
Jesus verweist einen Fragenden, der ihn als "guter Lehrer" bezeichnet, scharf: "Niemand ist gut außer Gott". Der heutige Psalm bittet Gott darum, Zion "gutes" zu tun. Gott kann dies. Das Naschen vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse brachte zwar tatsächlich die göttliche Fähigkeit, zwischen diesen Dingen unterscheiden zu können. Was die Schlange jedoch verschwieg, war die Tatsache, daß der Mensch danach das Gute zwar erkennen kann, aber nicht mehr imstande sein wird, es zu tun.
Paulus stellt dies ganz kategorisch dar: "Ich weiß, daß in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt." Nun, das müssen wir gerade mal so stehen lassen. Was das "Fleisch" wirklich ist, ist wieder eine lange Geschichte. Es hat jedenfalls nichts mit dem "Körper" zu tun. Sonst wäre es doch sehr seltsam, daß der Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, und gleichzeitig gesagt werden würde, daß in diesem Leib nichts gutes wohnt. Der Leib kann es schon mal nicht sein.
Na, ich fürchte, wir müssen uns doch näher damit beschäftigen. Es gibt einen Ort im Menschen, in jedem Menschen, der sozusagen das "Chaos" ist. Und in diesem Chaos kann nichts Gutes sein. Aus dem Chaos kommen zwar alle Dinge, sie gebären sich daraus, wachsen daraus, aber in sich ist es nicht "gut". Schauen wir doch erstmal nach dem "Guten".
Hebräisch ist das Wort "tov", es schreibt sich "theth+waw+beth", und damit kombiniert es zwei elementare Ideen miteinander, die Idee der Beth, des Hauses, und die Idee der Theth, der Schwangerschaft und verbindet sie mit dem "Haken", der "waw", das ist das Zeichen für "und". Tov ist also "theth und beth". Die Beth ist das Zeichen, in dem Alles entsteht. Es ist die Beth von "bereschit", von dem ersten Wort der Bibel, dem "im Anfang". Diese Beth ist auch das "Haus", und zwar das "Haus Gottes". Gott erschafft die Schöpfung und wohnt in ihr... durch uns...
und da sind wir schon beim Begriff des Guten. Gott möchte in uns wohnen, sich durch uns ausdrücken. Nicht nur so ein bißchen, sondern voll, er möchte voll in uns kommen, voll-kommen. Das Gute entsteht also dadurch, daß wir "schwanger" werden mit Gott...
Und vielleicht wird nun verständlicher, warum "ich" kein "gutes" tun kann. Das Entscheidende nämlich ist doch, daß Gott in mir wohnt. Und das kann "ich" nicht tun, ich kann mich ihm nur öffnen, nur hingeben. Ich kann das Haus sein, und er ist der Sohn, er ist das was mich er-füllt.
In "mir", das ist in meinem "ich", dem kleinen "ego", wohnt nichts gutes. "ich" muß sterben... und kann dann mit IHM leben.
Wie kann man das nun verstehen? "Tue Zion Gutes". Das ist doch seltsam. Welches "Zeichen" ist hier gemeint? "Zion" ist ein Bewußtseinszustand, in dem man sich bewußt ist, daß alles "Zeichen" ist. Also auch "ich". "ich" ist nur eine Bezeichnung, und doch mehr. Doch was ist "ich"? Bereiten wir die Wege der EWIGEN, und schauen nach dem Zeichen "ich", dann kann das "Gute" nämlich kommen...
"ich" ist hebräisch "äni". Und "nichts" ist "een". Das schreibt sich mit denselben Zeichen, nur ist "äni" geschrieben "aleph+nun+jod", und "een" geschrieben "aleph+jod+nun".
Und die Jod, die hinten an dem "äni" hängt, kann man auch als das Possessivpronomen "mein" übersetzen. Dann ist "äni", "ich" im hebräischen auch übersetzbar als "mein nichts".
Tja, so siehts aus. Schlechte Neuigkeiten also, oder? Das "ich" existiert gar nicht. Nichts anderes sagt ja auch der Buddhismus. Es ist nur eine Leerstelle, die ich als Leerstelle bezeichne. Und diese Leerstelle enthält... - genau - nix. Gar nix. Darinnen ist nichts. Also logischerweise auch nichts gutes... - eben gar nichts.
Darüber könnte man wirklich mal tieeeeeeeeeeeeeeeef nachdenken. So tief, daß es schon fast ein Meditieren wäre. Ach, wißt ihr lieben Leute eigentlich, woher "meditieren" kommt? Von "to meditate"... und das bedeutet: "nachsinnen, nachdenken". Also wirklich bedenkenswert, einmal über das nichts im ich nachzudenken...
Das "ego" ist doch leer. Eitelkeit der Eitelkeiten, sagt der Prediger. Ja, genau, wie ein Hauch.
Das "äni", das "mein än", ist also einfach nix. In Zahlen schreibt sich dieses kleine nix übrigens "aleph+nun", also "1+50". Naja, wir sind doch heute im Psalm 51... da müssen wir einfach von diesen Dingen erzählen.
Besonders, wo das kleine "ich" sich doch soooooooo sehr nach dem "etwas" gesehnt hat, daß es gleich gesündigt hat. Es hat sich einfach richtig aufgeplustert. Mal sehn. Also:
"än", das ist das "nix" im "mein nix" schreibt sich: "aleph+nun", "1+50".
Plustern wir das kleine Nichts mal etwas auf. Es möchte doch soooo gerne "etwas" beinhalten.
Dann ist also "aleph" geschrieben als Wort Aleph, in Zeichen "aleph+lamed+phe", in Zahlen wieder "1+30+80".
Und Nun schreibt sich als Wort in Zeichen "nun+waw+nun", in Zahlen "50+6+50".
Das ist jetzt schon kein "än" mehr, das ist mindestens schon "Än". Zweite Stufe der großen Sehnsucht nach "darfs noch
etwas mehr" sein.
Die dritte Stufe der Sehnsucht kommt dann, wenn wir jedes Zeichen in den Zeichen wieder als Wort betrachten:
"1+30+80" erweitert sich auf "(1+30+80)+(30+40+4)+(80+5)", das ist die große ALEPH, und hat ein Gesamtgewicht von 270.
"50+6+50" erweitert sich auf "(50+6+50)+(6+10+6)+(50+6+50)", das ist die große NUN, und hat ein Gesamtgewicht von 234.
Nun betrachten wir das Gesamtgewicht von "ÄN", dem Großen Ego sozusagen. Das ist dann 270+234=504.
504 = 4*126
Naja, und da sind wir schon bei Adam und Eva angelangt. Denn die 126 ergibt sich als "beEden", als "in Eden", im Garten Wonne. Hach, dat iss aber auch so klasse, wenn man so ein Riesenego hat. Eine wahre Wonne. Was ICH nicht alles so bin...
und die 4, tja, das ist leider die 4 vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse...
So nascht das große EGO (ihr habt natürlich alle keins, nur ICH

) ständig, in jeder Sekunde von der Vierheit des Baumes im Garten Eden.
Ja, und es ist nix verkehrtes daran, das wollte ich noch sagen. Denn dann kann es endlich, endlich sterben. In dem Moment, in dem das EGO diese Frucht genießt, stirbt es doch... so hat Gott es gesagt, und so ist es auch.
Genießend die Früchte dieser Welt, bis man satt ist, bis man sich vor ihnen ekelt. Und sich sehnt... im Herzen sehnt, im Herzen diese Leere fühlt, daß alle Dinge dieser Welt nicht befriedigen können... wozu all das hier, wenn man doch sterben muß? Was nützt es? Wenn ich heute sterben müßte, wie wäre es? Könnte ich erfüllt vor mir selbst stehen? Oder bin ich nicht er-füllt, nicht völlig voller Vollkommenheit?
Dann ist das Herz "reif". Das steht in dem Vers vor dem heutigen Vers:
dann zerbricht die 270, die große ALEPH, und die große NUN, die 234. "ich" gebe "mich" auf. Zusammen bleibt alles beim Gleichen, also bei der 504.
Doch die 504 ergibt sich nicht mehr aus der ALEPH und NUN, als 270+234, sondern als 271+233.
271 ist das Gesamtgewicht von "erez", "Erde", und auch von "erez", "ich bewege". Die Wurzel des Wortes ist "raz".
233 ist die 52.ste Primzahl, und 52 ist die Zahl von "ben", vom "Sohn", und die Wurzel des Verbs "bauen", hebräisch "banah".
Und wo führt uns das hin? Nachdem wir mit dem Tod des "ich", mit dem Ersterben der Wünsche und Begierden, die Grundlage gelegt haben, ein zerbrochener Geist und ein zerbrochenes Herz, kann Gott wirklich "gut tun". Wir kommen nämlich dann zu dem restlichen Teil unseres Textes:
"Tue Zion Gutes
in deiner Gunst".
Die "Gunst", auch übersetzbar als "Wohlwollen" ist hebräsch "razon", mit dem Stamm "raz", "wollen". Es ist nicht mehr das Ego, das will. Es ist Gott, der durch mich will. Es ist sein Wohlwollen. Nicht "ich" will "gut-tun", sondern "es" tut sich durch mich. "ES" will wohl durch mich tun, durch mich kommen.
Alles was ich "tun" kann, ist mir meiner völligen Leere bewußt zu werden...
Und dann steht da noch: "baue die Mauern Jerusalems". Das "bauen" ist "banah", und das geschieht eben auch nicht aus mir, sondern aus Gott. Baut Gott das Haus nicht, bauen die Bauleute vergebens. "ES" baut in mir. Und was baut es? Mauern? Da sollte man mal schauen was das ist. "chomot" ist Mauern, kommt von "chom" als Stamm, und ist direkt mit "cham" verwandt. Das Symbol "Cham" gehört zum Bereich des Körperlichen, des Leiblichen.
In diesem Wohlwollen Gottes baut sich mein Leib zum Tempel des Heiligen Geistes. Das sind die "chomot", die verschiedenen Leiber des Geistes, die durch das "gut-tun" Gottes in mir erbaut werden.
Und in diesen Leibern, in diesen Mauern, kann Gott selbst wohnen. Er ist dann mein Friede, der Grund für meinen Frieden, eben "Jeru-schalem", die Gründung des Friedens.
Soweit mal für heute.