Gedanken zur Tageslosung

Bereits gestern tauchte die Tochter Zion auf, zu der wir schon etwas betrachten konnten. Zion, das Zeichen. Und auch gestern tauchte schon die Tochter Jerusalems auf, von "jeru-schalem", Gründung des Friedens.

Wir können uns heute vertieft dem "Zion" widmen. Das Wort "Zion" schreibt sich im Hebräischen aus vier Einzelzeichen:
"zade"+"jod"+"waw"+"nun". Jedes dieser Zeichen ist ursprünglich eine Art Hiero-Glyphe, das kommt von "hieros", "heilig, göttlich", und "Glyphe", "Zeichen", das kommt von "glypho" im Griechischen, und bedeutet "einmeißeln, einkerben, eingravieren, einschneiden".

Ursprünglich wurden die Schriftzeichen eben eingemeißelt in Stein oder eingekerbt in Stöcke oder eingeschnitten in weichen Ton und dann gebrannt.

Und jedes Zeichen war bereits in sich ein Ganzes. Jedes Zeichen in sich stellte etwas dar.
"zade" stellte einen Angelhaken dar,
"jod" eine geschlossene Hand,
"waw" einen Haken und
"nun" einen Fisch.

Jedes Zeichen im Sprachsinne ist seit dem Begründer der modernen Linguistik, Ferdinand de Saussure, als eine Einheit von Bezeichnendem (signifiant) und Bezeichnetem (signifie) bekannt. Damit hat er eigentlich nur Alt-bekanntes wiedergefunden.

In der hebräischen Sprache ist das Zeichen "Zeichen" eine Einheit aus Angelhaken und Fisch und jemandem, der das ganze hält. Der Angelhaken be-zieht sich auf das zu Beziehende, den Fisch und hakt sich in ihn ein. Die geschlossene Hand hält einerseits die Angel fest und andererseits drückt sie das "Symbol" aus. "Symbol" kommt von "syn-ballo", zusammen-werfen, zusammenballen. Eben wie die zusammengeballte Hand, die Faust.

Insofern geht das Hebräische hier noch weit über den Saussure'schen Zeichenbegriff hinaus, indem es nicht nur das Zeichen als Zweiheit betrachtet, die miteinander verkoppelt ist, sondern noch die andere Zweiheit miteinbezieht, das Zeichen und den Bezeichnenden, also den das Zeichen Gebrauchenden und damit in seiner Verwendung definierenden "User".

Unser heutige Text fordert Gott auf, Zion "gutes" zu tun. Es gibt ein hebräisches Verb, das "gutestun" bedeutet, und sich von "gut" ableitet. Wörtlich könnte man es als Zeitwort "guten" oder im Englischen als "to good" übersetzen.

"Gute Zion", also "begütige" Zion, "mach es gut in Zion". Ach, wunderschön, mein Herz erfüllt sich bei diesen Worten, ich weiß nicht, wie es euch Lesenden ergeht, aber es ist etwas, das ich nicht erklären kann, eine Anwesenheit von "drüben", so wie "hebräisch" von "ewer", "drüben" sich herleitet. Eine "jen-seitige" Sprache. Nicht das Jenseits der toten, sondern das Jenseits der großen Ewigkeiten. Diese Sprache haucht etwas von dort in diese Welt hinein. Und das stille, andächtige Herz kann ihren Hauch fühlen und ihren Klang hören...

Im Prinzip (im Anfang, "bereschit", "en archei") ist es bei jeder Sprache so. Jede Sprache haucht diesen Hauch aus dem Ewigen ins Herz, wenn das Herz denn offen und ruhig genug ist, ihn zu erfühlen. Trotzdem gibt es Sprachen, bei denen es irgendwie "noch mehr" haucht. Vielleicht geht es nur mir so, vielleicht auch nicht.

Was ist nun das "Gute"? Sollen wir an dieser Stelle wieder vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse naschen? Wollen wir das "Gute" definieren? Hat nicht jeder eine andere Vorstellung von dem, was richtig gut ist?

Jesus verweist einen Fragenden, der ihn als "guter Lehrer" bezeichnet, scharf: "Niemand ist gut außer Gott". Der heutige Psalm bittet Gott darum, Zion "gutes" zu tun. Gott kann dies. Das Naschen vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse brachte zwar tatsächlich die göttliche Fähigkeit, zwischen diesen Dingen unterscheiden zu können. Was die Schlange jedoch verschwieg, war die Tatsache, daß der Mensch danach das Gute zwar erkennen kann, aber nicht mehr imstande sein wird, es zu tun.

Paulus stellt dies ganz kategorisch dar: "Ich weiß, daß in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt." Nun, das müssen wir gerade mal so stehen lassen. Was das "Fleisch" wirklich ist, ist wieder eine lange Geschichte. Es hat jedenfalls nichts mit dem "Körper" zu tun. Sonst wäre es doch sehr seltsam, daß der Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, und gleichzeitig gesagt werden würde, daß in diesem Leib nichts gutes wohnt. Der Leib kann es schon mal nicht sein.

Na, ich fürchte, wir müssen uns doch näher damit beschäftigen. Es gibt einen Ort im Menschen, in jedem Menschen, der sozusagen das "Chaos" ist. Und in diesem Chaos kann nichts Gutes sein. Aus dem Chaos kommen zwar alle Dinge, sie gebären sich daraus, wachsen daraus, aber in sich ist es nicht "gut". Schauen wir doch erstmal nach dem "Guten".

Hebräisch ist das Wort "tov", es schreibt sich "theth+waw+beth", und damit kombiniert es zwei elementare Ideen miteinander, die Idee der Beth, des Hauses, und die Idee der Theth, der Schwangerschaft und verbindet sie mit dem "Haken", der "waw", das ist das Zeichen für "und". Tov ist also "theth und beth". Die Beth ist das Zeichen, in dem Alles entsteht. Es ist die Beth von "bereschit", von dem ersten Wort der Bibel, dem "im Anfang". Diese Beth ist auch das "Haus", und zwar das "Haus Gottes". Gott erschafft die Schöpfung und wohnt in ihr... durch uns...

und da sind wir schon beim Begriff des Guten. Gott möchte in uns wohnen, sich durch uns ausdrücken. Nicht nur so ein bißchen, sondern voll, er möchte voll in uns kommen, voll-kommen. Das Gute entsteht also dadurch, daß wir "schwanger" werden mit Gott...

Und vielleicht wird nun verständlicher, warum "ich" kein "gutes" tun kann. Das Entscheidende nämlich ist doch, daß Gott in mir wohnt. Und das kann "ich" nicht tun, ich kann mich ihm nur öffnen, nur hingeben. Ich kann das Haus sein, und er ist der Sohn, er ist das was mich er-füllt.

In "mir", das ist in meinem "ich", dem kleinen "ego", wohnt nichts gutes. "ich" muß sterben... und kann dann mit IHM leben.

Wie kann man das nun verstehen? "Tue Zion Gutes". Das ist doch seltsam. Welches "Zeichen" ist hier gemeint? "Zion" ist ein Bewußtseinszustand, in dem man sich bewußt ist, daß alles "Zeichen" ist. Also auch "ich". "ich" ist nur eine Bezeichnung, und doch mehr. Doch was ist "ich"? Bereiten wir die Wege der EWIGEN, und schauen nach dem Zeichen "ich", dann kann das "Gute" nämlich kommen...

"ich" ist hebräisch "äni". Und "nichts" ist "een". Das schreibt sich mit denselben Zeichen, nur ist "äni" geschrieben "aleph+nun+jod", und "een" geschrieben "aleph+jod+nun".
Und die Jod, die hinten an dem "äni" hängt, kann man auch als das Possessivpronomen "mein" übersetzen. Dann ist "äni", "ich" im hebräischen auch übersetzbar als "mein nichts".

Tja, so siehts aus. Schlechte Neuigkeiten also, oder? Das "ich" existiert gar nicht. Nichts anderes sagt ja auch der Buddhismus. Es ist nur eine Leerstelle, die ich als Leerstelle bezeichne. Und diese Leerstelle enthält... - genau - nix. Gar nix. Darinnen ist nichts. Also logischerweise auch nichts gutes... - eben gar nichts.

Darüber könnte man wirklich mal tieeeeeeeeeeeeeeeef nachdenken. So tief, daß es schon fast ein Meditieren wäre. Ach, wißt ihr lieben Leute eigentlich, woher "meditieren" kommt? Von "to meditate"... und das bedeutet: "nachsinnen, nachdenken". Also wirklich bedenkenswert, einmal über das nichts im ich nachzudenken...

Das "ego" ist doch leer. Eitelkeit der Eitelkeiten, sagt der Prediger. Ja, genau, wie ein Hauch.

Das "äni", das "mein än", ist also einfach nix. In Zahlen schreibt sich dieses kleine nix übrigens "aleph+nun", also "1+50". Naja, wir sind doch heute im Psalm 51... da müssen wir einfach von diesen Dingen erzählen.

Besonders, wo das kleine "ich" sich doch soooooooo sehr nach dem "etwas" gesehnt hat, daß es gleich gesündigt hat. Es hat sich einfach richtig aufgeplustert. Mal sehn. Also:

"än", das ist das "nix" im "mein nix" schreibt sich: "aleph+nun", "1+50".
Plustern wir das kleine Nichts mal etwas auf. Es möchte doch soooo gerne "etwas" beinhalten.
Dann ist also "aleph" geschrieben als Wort Aleph, in Zeichen "aleph+lamed+phe", in Zahlen wieder "1+30+80".
Und Nun schreibt sich als Wort in Zeichen "nun+waw+nun", in Zahlen "50+6+50".

Das ist jetzt schon kein "än" mehr, das ist mindestens schon "Än". Zweite Stufe der großen Sehnsucht nach "darfs noch etwas mehr" sein.

Die dritte Stufe der Sehnsucht kommt dann, wenn wir jedes Zeichen in den Zeichen wieder als Wort betrachten:

"1+30+80" erweitert sich auf "(1+30+80)+(30+40+4)+(80+5)", das ist die große ALEPH, und hat ein Gesamtgewicht von 270.

"50+6+50" erweitert sich auf "(50+6+50)+(6+10+6)+(50+6+50)", das ist die große NUN, und hat ein Gesamtgewicht von 234.

Nun betrachten wir das Gesamtgewicht von "ÄN", dem Großen Ego sozusagen. Das ist dann 270+234=504.

504 = 4*126

Naja, und da sind wir schon bei Adam und Eva angelangt. Denn die 126 ergibt sich als "beEden", als "in Eden", im Garten Wonne. Hach, dat iss aber auch so klasse, wenn man so ein Riesenego hat. Eine wahre Wonne. Was ICH nicht alles so bin... :D

und die 4, tja, das ist leider die 4 vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse...

So nascht das große EGO (ihr habt natürlich alle keins, nur ICH :D ) ständig, in jeder Sekunde von der Vierheit des Baumes im Garten Eden.

Ja, und es ist nix verkehrtes daran, das wollte ich noch sagen. Denn dann kann es endlich, endlich sterben. In dem Moment, in dem das EGO diese Frucht genießt, stirbt es doch... so hat Gott es gesagt, und so ist es auch.

Genießend die Früchte dieser Welt, bis man satt ist, bis man sich vor ihnen ekelt. Und sich sehnt... im Herzen sehnt, im Herzen diese Leere fühlt, daß alle Dinge dieser Welt nicht befriedigen können... wozu all das hier, wenn man doch sterben muß? Was nützt es? Wenn ich heute sterben müßte, wie wäre es? Könnte ich erfüllt vor mir selbst stehen? Oder bin ich nicht er-füllt, nicht völlig voller Vollkommenheit?

Dann ist das Herz "reif". Das steht in dem Vers vor dem heutigen Vers:

dann zerbricht die 270, die große ALEPH, und die große NUN, die 234. "ich" gebe "mich" auf. Zusammen bleibt alles beim Gleichen, also bei der 504.

Doch die 504 ergibt sich nicht mehr aus der ALEPH und NUN, als 270+234, sondern als 271+233.

271 ist das Gesamtgewicht von "erez", "Erde", und auch von "erez", "ich bewege". Die Wurzel des Wortes ist "raz".
233 ist die 52.ste Primzahl, und 52 ist die Zahl von "ben", vom "Sohn", und die Wurzel des Verbs "bauen", hebräisch "banah".

Und wo führt uns das hin? Nachdem wir mit dem Tod des "ich", mit dem Ersterben der Wünsche und Begierden, die Grundlage gelegt haben, ein zerbrochener Geist und ein zerbrochenes Herz, kann Gott wirklich "gut tun". Wir kommen nämlich dann zu dem restlichen Teil unseres Textes:
"Tue Zion Gutes in deiner Gunst".
Die "Gunst", auch übersetzbar als "Wohlwollen" ist hebräsch "razon", mit dem Stamm "raz", "wollen". Es ist nicht mehr das Ego, das will. Es ist Gott, der durch mich will. Es ist sein Wohlwollen. Nicht "ich" will "gut-tun", sondern "es" tut sich durch mich. "ES" will wohl durch mich tun, durch mich kommen.

Alles was ich "tun" kann, ist mir meiner völligen Leere bewußt zu werden...

Und dann steht da noch: "baue die Mauern Jerusalems". Das "bauen" ist "banah", und das geschieht eben auch nicht aus mir, sondern aus Gott. Baut Gott das Haus nicht, bauen die Bauleute vergebens. "ES" baut in mir. Und was baut es? Mauern? Da sollte man mal schauen was das ist. "chomot" ist Mauern, kommt von "chom" als Stamm, und ist direkt mit "cham" verwandt. Das Symbol "Cham" gehört zum Bereich des Körperlichen, des Leiblichen.

In diesem Wohlwollen Gottes baut sich mein Leib zum Tempel des Heiligen Geistes. Das sind die "chomot", die verschiedenen Leiber des Geistes, die durch das "gut-tun" Gottes in mir erbaut werden.

Und in diesen Leibern, in diesen Mauern, kann Gott selbst wohnen. Er ist dann mein Friede, der Grund für meinen Frieden, eben "Jeru-schalem", die Gründung des Friedens.

Soweit mal für heute. :)

:kuesse:

da das ich nicht existiert, kanns nicht schlecht sein, richtig.
da gott alles ist, erübrigt er sich als begriff.
da muß dann nichts sterben,
da ich gott bin.
so kann denn das chaos doch gut sein und die ordnung schlecht,
weil ordnung definiert, was nicht zu definieren ist, ähnlich dem ich.
so gesehen find ich es nicht ganz schlüssig, nur in sich als system (kabbalah)

abgesehen davon mag ich dieses lied
http://www.youtube.com/watch?v=5lCi5Xlgkj0&feature=fvw

die stadt ist mit die schönste, in welcher ich war (mal so ganz irdisch:D)
 
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gern geschehen, darfs denn "noch etwas mehr" sein? Ein kleiner Nachtisch gefällig?

Die 504 zerbricht also und setzt sich neu zusammen als die 271 und die 233.

233 ist nun nicht nur die 52.ste Primzahl, wodurch die Idee des Sohnes in uns wohnen darf.
233 ist auch das Gesamtgewicht von "ez hachajjim", dem "Baum des Lebens".

Ja, gerade dieser Baum, der uns doch verwehrt wurde, seit dem Essen von dem "ez hadaath tov vera".

Im Sterben des Ego und seiner Tranceformation kommt es zum Vereintwerden mit dem Baum des Lebens, zum "Essen", und es bildet sich eine neue 271, eine neue "Erde". Ein neuer Körper wird erbaut, der Diamantleib oder der Auferstehungsleib genannt.

:kuesse:

Klar, logisch!
Zumal ich Zahlensallat liebe.
 
Montag, den 21. September 2009

Siehe, der HERR lässt es hören bis an die Enden der Erde: Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein Heil kommt!
Jesaja 62,11

Johannes sprach: Ich taufe euch mit Wasser; es kommt aber einer, der ist stärker als ich, und ich bin nicht wert, dass ich ihm die Riemen seiner Schuhe löse; der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.
Lukas 3,16

Für mich war die Botschaft vom Evangelium wie ein Rettungsring den ich gerne annahm, damit ich nicht im ewigen Feuersee untergehe.
 
Die Leute brauchten nicht soviel nachzudenken, was sie tun sollten, sondern was sie seien.
Nicht gedenke Heiligkeit zu gründen auf ein Tun, sondern auf ein Sein, denn die Werke heiligen nicht uns, sondern wir sollten die Werke heiligen.
(Meister Eckhart)
 
Jesaja 62:11 schrieb:
Siehe, die EWIGE hat erschallen lassen nach dem Ende der Erde hin: Sagte der Tochter Zion: Siehe, dein Heil kommt; siehe, sein Lohn ist bei ihm, und seine Vergeltung vor ihm her.
Das ist der ganze Vers 11 aus dem 62.sten Kapitel von Jesaja, von dem die heutige Tageslosung zwei drittel enthält. Doch kann man sich nicht wirklich beschränken hier, weil es eine dreifache Verheißung ist: das Heil, der Lohn und die Vergeltung.
Die Losungen sind (möglicherweise in Schönfärberei von etwas, das nicht schöngefärbt werden müßte, würde man es verstehen) häufig so, daß sie Teile ausblenden, die von "Gericht", "Strafe" oder "Vergeltung" künden.

Das an sich ist ja auch etwas sehr Menschliches. Niemand möchte schließlich gerne bestraft werden, und niemand möchte ein Gericht erleiden oder unter Vergeltungsankündigungen stehen, schon gar nicht von Gott, und schon überhaupt nicht von einem Gott der Liebe.

Deshalb werden diese Dinge gerne ausgeblendet, letztlich aus Angst.
Angst, vielleicht doch nicht "gut genug" in den Augen Gottes zu sein,
Angst, ob es einen nicht vielleicht doch auch trifft.

Die einzigen, die da eine Ausnahme bilden, sind die Selbstgerechten.
Die schon ihrer Erlösung völlig Gewissen, die sich in einer besseren Situation wähnen als die anderen, die Pharisäer.
"Ach Gott, ich danke dir, daß ich nicht so bin wie der Sünder da." und sich an die Brust schlagend.
Sie finden diese Stellen toll, weil da endlich der Zorn Gottes über all die Ungläubigen doch nun mal zum Tragen kommt.
Dabei sollte einen doch schon die Schrift belehren, daß man barmherzig sein sollte. Freue dich nicht über den Niedergang deines Feindes, sagt Salomo.

Lao Tse schreibt ähnlich:
Dao De Jing Kapitel 31 schrieb:
Waffen sind unheilvolle Geräte,
alle Wesen hassen sie wohl.
Darum will der, der den rechten Sinn hat,
nichts von ihnen wissen.
Der Edle in seinem gewöhnlichen Leben
achtet die Linke als Ehrenplatz.
Beim Waffenhandwerk ist die Rechte der Ehrenplatz.
Die Waffen sind unheilvolle Geräte,
nicht Geräte für den Edlen.
Nur wenn er nicht anders kann, gebraucht er sie,
Ruhe und Frieden sind ihm das Höchste.
Er siegt, aber er freut sich nicht daran.
Wer sich daran freuen wollte,
würde sich ja des Menschenmordes freuen.
Wer sich des Menschenmordes freuen wollte,
kann nicht sein Ziel erreichen in der Welt.
Bei Glücksfällen achtet man die Linke als Ehrenplatz.
Bei Unglücksfällen achtet man die Rechte als Ehrenplatz.
Der Unterfeldherr steht zur Linken,
der Oberführer steht zur Rechten.
Das heißt, er nimmt seinen Platz ein
nach dem Brauch der Trauerfeiern.
Menschen töten in großer Zahl,
das soll man beklagen mit Tränen des Mitleids.
Wer im Kampfe gesiegt,
der soll wie bei einer Trauerfeier weilen.
und überhaupt... hier geht es nie um "die anderen", sondern immer um einen selbst...

Allein deshalb ist überhaupt der Jubel verständlich,
allein deshalb kann man berechtigterweise sich freuen,
wenn innere Dämonen besiegt sind,
wenn ihnere Wunden geheilt sind,
wenn innere Festungen zerstört sind.

Wenn die Kinder Babylons am Felsen zerschmettert sind,
dann geht es nicht um einen äußeren Kindermord,
wie gräßlich wäre das,
Babylon bedeutet "Verwirrung". Es ist der innere Zustand der Verwirrung, der vernichtet wird, und die "Kinder" der Verwirrung sind die Folgen der Verwirrung, nämlich Unsicherheit, Zweifel, Einsamkeit, Angst, Leid.
Diese Kinder sind am Felsen der lebendigen Liebe getötet,
die Liebe, die keine Angst mehr kennt, sondern nur noch Vertrauen und Hingabe.

Soviel zur Einleitung, weil wir ja im Kontext der Propheten uns bewegen. Die Propheten, die so viele Worte über die Zerstörung gesagt haben. Und es ist wichtig zu wissen, daß nur zerstört wird, was vergänglich ist, daß nur sterben kann was sterblich ist, und daß die unsterblichen, ewigen Werte ja nie untergehen können.

Spannend ist es natürlich, wenn man die Worte Lao-Tses auch hierauf anwendet. Sollte man nicht auch da ein schweres Herz haben, wenn die Lügen, an denen man so lange gehangen hat, nun zerstört sind?
Es ist der letzte Schmerz, ja. Und er ist ehrenhaft. Man darf auch einer Lüge hinterherweinen. Eine schöne Illusion, die zerplatzte, hatte doch auch eine Liebe, mit der wir sie umfaßten. Es ist wie ein Todesschmerz. Gerade im Anschauen des Sterbenden, des noch Leidenden, in mir, auch dort mich hingebend und diesen Schmerz erlaubend, das ist Menschlichkeit.

Diese Art von Menschlichkeit finden wir bei Jesus, wenn er um Lazarus weint. Es ist keine Show. Er weiß doch, daß er ihn auferweckt. Weshalb weint er dann? Es ist, weil er eins ist mit all denen, die weinen. Auch wenn sie um Illusionen weinen, in diesem Fall die Illusion des Todes eines geliebten Menschen, des Lazarus. ER ist selbst dort bei uns, in uns. ER tröstet uns selbst dort und nimmt uns in sein Herz, in seine Arme.

Wenn man sich nun diesem heutigen Text nähert, so purzeln einem die Wellen von Unverständnis entgegen. Das ist nun so gar nicht psychologisch, was da steht. "Siehe, die EWIGE hat gerufen/erschallen lassen". Also bitte, wie soll man das denn verstehen? Kann man den Ruf sehen? Wieso steht da "siehe" (Lenkung der Aufmerksamkeit auf den visuellen Kanal) und dann "hat erschallen lassen" (akustischer Kanal). Sollte man sich da nicht lieber auf einen Kanal festlegen?

Dieses Wort "Siehe" ist schon ungewöhnlich. Ungewöhnlich sowieso, weil es sonst überall aufs Hören ankommt. "Wer ein Ohr hat der höre!" wird immer wiederholt. Nirgends steht: "Wer ein Auge hat, der sehe!"
Was ist dieses Hinsehen, wo soll man denn da hinschauen, besonders wenn es nur etwas zu hören gibt? Rätselraten.
Und wo das "siehe" uns nun gleich dreifach in unserem Text begegnet, sollte man sich seiner doch mal vertieft annehmen, sich dem mal nähern.

Im Hebräischen ist das "hineh". Und das hat erstmal gar nichts mit einem Sehen der Augen zu tun. Wir sagen ja auch: "Ach guck mal an. Sieh mal einer guck!" - und das in Situationen, wo es gar nichts zu sehen gibt, sondern vielleicht zu hören. "hineh" ist eine Aufmerksamkeitslenkung im Sinne von "Da!!!" "Schau mal, sieh nur!" Aber nur das Sehen, weil es so unmittelbar ist als Metapher nehmend. Das Sehen ist der schnellste Sinneskanal. Man kann sofort alles auf einmal aufnehmen. Die ganze Aufmerksamkeit auf dieses richtend. Das ist "da!" Man könnte auch sagen: "Paß auf!" oder "Achtung!", "Vorsicht!" oder einfach "hey!" oder "Hallooo!!! Hier her!!! Aufgepaßt!!!"

Im buddhistischen Sinne könnte man also eher von einer Aufforderung zur Achtsamkeit sprechen. Achte darauf was hier ist. "hineh" hat auch die Bedeutung von "hierher". "hineh vehineh" ist z.B. "hierhin und dorthin".

Also im Hier und Jetzt sein. Das ist "Hineh!", "Siehe!" Und dann kommt die Aussage: "Die EWIGE hat gerufen!" Das ist parallel zu der Aussage: "Heute, wenn du seine Stimme hörst..." Nicht morgen, nicht gestern, sondern Jetzt. Nun. Hier. Bei den Propheten geht es nicht um Prophezeihungen in der Art von Wahrsagerei. Ein Prophet ist hebräisch ein "nawi", ein "Bringer". Es kommt vom Stamm "ba", kommen/bringen. "ba" ist dabei das Erlösungsmuster mit "beth+aleph", 2->1. Ein Prophet ist jemand, der aus der Zweiheit in die Einheit bringen kann.

Und jeder Prophet tut dies im Jetzt. Deshalb "Hineh!" "Hallo, hier und jetzt, aufgepaßt!"
Dieser winzige Punkt im Fließen der Zeit, der Gegenwart genannt wird. Das Jetzt, das Nun. Nun im Deutschen übrigens aus dem "nyn" im Griechischen, wo es auch "jetzt" bedeutet, und das Griechische hat es wiederum aus dem Hebräischen "nun". Die Nun im Hebräischen ist aber der Fisch und die Zahl 50.

Der Fisch, die 50, die Gegenwart Jetzt, Nun. Und Josua, das große Bild im Alten Testament von dem Bewußtsein, das im Neuen Testament Jesus benannt ist. Dieser Josua heißt: "Josua ben nun". Wörtlich: "Die Ewige ist Hilfe, ein Kind des Fisches". Ein Kind des Augenblicks. Dieser Augenblick. Jetzt. Wann kommt Jesus? JETZT. NUN.

Aus dem Nun entfaltet sich Jesus. Deshalb die Jünger als Fischer. Ein Fischer ist jemand, der den richtigen Augenblick im Auge hat. Lustig, was? Augen-Blick im Auge. Genau. "Siehe!"

Zen-Buddhismus ist sehr stark auf diese Wahrheit ausgerichtet. Achtsamkeit in allen Dingen. Gegenwärtig sein, der Geist ist gesammelt im Nun. Keine Ablenkung. Alles ist Nun und Hier anwesend.

"hineh" schreibt sich "he+nun+he", in Zahlen als "5+50+5". Gesamtgewicht ist 60. 60 ist nun bemerkens-wert als 3*4*5. Vater*Mutter*Kind. Alles in Eins.

In der Struktur des Wortes fällt da natürlich schon die wiederholte 5 auf. Die 5 ist Geist, ist Bewußtsein, ist Hauch, Bewegung. "he" ist der Hauchlaut, der im deutschen Alphabeth zum "e" geworden ist. Wir sagen im Deutschen: "Das ist eh schon klar." Woher kommt dieses "eh"? Es ist die Gewißheit, die aus Bewußtheit strömt. Es ist noch viel mehr. Die Doppelbewußtheit, die Doppel-gewißheit, ist die "Ehe".

Ein Gelöbnis von zwei Seiten. Man könnte auch sagen: Ein Schwur. Ein Eid. In der Mystik der deutschen Sprache ist das "S" ein ins-Sein-rufen, das "i" ist "Licht". Und nun "siehe". "s-i-ehe". Schau hin! Da! Mach "es" dir bewußt. Was ist "es"? Das Sein! Lasse das Sein in dich ein! Eins-sein. Ich lasse mich auf das Eins-Sein ein... und das Eins-sein atmet sich in mich hinein, es er-leuchtet mich.

Das ist "hineh", "siehe". Laß dich er-leuchten vom Sein. Innen. Innen und Außen ist eins.

Meine Güte, ich komm ja gar nicht voran, hihihihi. Aber es gibt ja auch kein Vorankommen im Hier, im Jetzt. Es ist immer Jetzt, ständig Hier. An diesem Punkt könnten wir verweilen, ohne Dauer, ohne Zeit, einfach im Sein sein. Ist noch Atem da? ein-strömend, aus-strömend, im Eins strömend.

Vielleicht noch zum vollen Wert von Hineh. Die "hineh" also als "He+Nun+He" ausschreibend, als "(he+jod) + (nun+waw+nun) + (he+jod)", in Zahlen ausgedrückt "5+10+50+6+50+5+10", Gesamtgewicht 136.

136=8*17. Das ist 8 * die 8. Primzahl. "Acht-ung, Acht-samkeit!" Achte doch mal auf die Achtsamkeit. Achte auf den, der auf alles achtet, der die Idee der Achtsamkeit unterhält. Dann bist du nahe an der "hineh".

Ja, aber worauf soll ich denn nun achten? Das entfaltet sich nun im nächsten Wort: "hineh JHWH". Achte auf die EWIGE. Ja, wie soll das denn gehen? Es ist der Strom des Bewußt-seins, das ewig seiende und ständig werdende in einem. "jod+he+waw+he" ist in Zahlen "10+5+6+5", im Gesamtgewicht 26.

26=2*13. Die 13 ist das Gesamtgewicht von zwei Worten, nämlich "echad", das bedeutet "eins", und "ahawa", das bedeutet "Liebe".

Die "EWIGE" ist näm-lich, dem "Namen" nach, Liebe, und sie ist Eins. Keine isolierte Einheit, in der nur 1 da ist und sonst nichts. Nein, eine 1+12. Die Idee der Einheit kombiniert mit der Vielheit, mit der Hochzeit, der Ver-mählung von 3*4. Oder man könnte auch die 3+4+5 in der 12 sehen, Vater+Mutter+Kind. Dieser Vielheit steht die Einheit gegenüber, und beides zusammen kommt hierher, "hineh". 2*13. Diese unbegreifliche Einheit kommt in die Zweiheit. Sie drückt sich hier aus. Sie ist erlebbar.

Also "hineh JHWH", achte auf diese Einheit, mache dir bewußt, das alles hier in einem und doch in vielem gleichzeitig anwesend ist und ständig strömt, gleich dem Atem.

Wer dies tut, landet unweigerlich in tiefer Meditation. Und dann ertönt in Meditation ein Ton, genauergesagt sieben Töne. Das ist das, was "erschallen" läßt. Die EWIGE läßt diese Töne erklingen. Sie erklingen bis an die Enden der "Erde". Das bedeutet, sie dringen durch den Körper, bis in die letzte Zelle hinein. Der Körper ist eine Glocke. Höre wie sie klingt, wie sie schwingt. Das geht aber nur in der Achtsamkeit, in dem Aufmerken auf diesen Strom von Bewußtheit.

Soweit mal, sonst sitz ich ja morgen noch hier. :D

ja, ich kann ja nur immer ein wenig an der Oberfläche kratzen in solchen Beiträgen. Ein paar Gedanken zur Tageslosung eben. Dabei gibt es so viel in jedem einzelnen Vers der Bibel...

:kuesse:
 
Dienstag, den 22. September 2009

Gott ist mein König von alters her, der alle Hilfe tut, die auf Erden geschieht.
Psalm 74,12

Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.
Philipper 4,13

Was für mich unmöglich ist, z.B. meinen Feinden zu vergeben, das kann ich durch Jesus, der mir seine Liebe schenkt die alles vermag.
 
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Nelson Mandela

Unsere größte Angst besteht nicht in der Befürchtung, dass wir unzulänglich, ungenügend sind oder dass wir versagen.
Unsere größte Angst besteht darin, dass wir stark sind, dass wir eine jedes gewohnte Maß übersteigende Kraft leben.
Es sind unsere lichtvollen Seiten, nicht unsere Schattenseiten, vor denen wir angstvoll zurückschrecken.
Dann sagen wir zu uns: das kann doch nicht wahr sein, dass ich ein strahlendes, prachtvolles, mit wunderbaren Talenten ausgestattetes Wesen bin!
Und doch: wer anders sollte dies verkörpern, wenn nicht Du!
Du bist ein Kind Gottes.
Dein dich Kleinmachen dient der Welt nicht. Dich so zurückzunehmen, damit andere um dich herum sich nicht unsicher fühlen, hat nichts Erleuchtendes, Strahlendes.
Nelson Mandela Antrittsrede 1994 - Inaugural Speech, 1994
Unsere größte Angst besteht nicht in der Befürchtung, dass wir unzulänglich, ungenügend sind oder dass wir versagen.
Unsere größte Angst besteht darin, dass wir stark sind, dass wir eine jedes gewohnte Maß übersteigende Kraft leben.
Es sind unsere lichtvollen Seiten, nicht unsere Schattenseiten, vor denen wir angstvoll zurückschrecken.
Dann sagen wir zu uns: das kann doch nicht wahr sein, dass ich ein strahlendes, prachtvolles, mit wunderbaren Talenten ausgestattetes Wesen bin!
Und doch: wer anders sollte dies verkörpern, wenn nicht Du!
Du bist ein Kind Gottes.
Dein dich Kleinmachen dient der Welt nicht. Dich so zurückzunehmen, damit andere um dich herum sich nicht unsicher fühlen, hat nichts Erleuchtendes, Strahlendes.
 
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