@M90: Danke für das "Aufwärmen"
Ich muss Fist zustimmen, wenn er schreibt:
als gelehriger schüler des "Klubs der Toten dichter" kann ich nur sagen: wer ein Gedicht versucht auseinanderzunehmen und zu analysieren, hat es nicht verstanden...
Ich habe schon so viel "auf den Kopf bekommen", als ich versuchte, die Mehrfachbedeutung im Bibeltext zu erörtern und verstehe nun auch, wie schwer es jemand "Fremden" gehen mag, sich in ein erklärtes Gedankengebäude hineinzuversetzen.
Fist: das Analysieren eines Gedichtet ist wie wenn man mit einem Schwert in ein Herz hineinstösst um herauszufinden, warum es schlägt
Der Psalm 23 ist hier schon mehrmals in der Diskussion als ganzer Text erschienen. Ich brauche ihn trotzdem, um ein paar Gedanken den Zusammenhang zu geben, denn ich will das "Herz" ganz lassen und zum Pumpen bringen.
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines namens Willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück, denn DU bist bei mir, DEIN Stecken und Stab trösten mich.
DU bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.
DU salbest mein Haupt mit Öl und schenkst mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang
und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar. Amen
So mag man den Psalm 23:
Ein Hirt schenkt alle Fülle, die Furcht vergeht, der Tisch ist gedeckt, Gutes wird versprochen, ein Heim steht in Aussicht. Das ist wunderschön. Nur hab ich ein Problem mit
"
DEIN Stecken und Stab trösten mich."
...da blutet der Psalm aus. Er hat ein Loch.
Es ist schade, dass ich noch keine Darstellung im Internet gefunden habe, die den Psalm in hebräischer Sprache und mit den Versreimen zeigt, die Frage und Antwort im Psalm optisch darstellen können. Die Verse gehen in der Übersetzung im Fließtext oder nach der Verszählung. Darin sieht man jedoch nicht den Inhalt, nicht wie das "Herz" schlägt und den ganzen Psalm in Bewegung hält.
Die große Überschrift sagt, um was es geht
Ein Psalm Davids. Anders gedacht - es sind
Lehren zu Liebe
David heißt
geliebt.
(Nicht jedes Wort will ich ausführlich bringen, fragt einfach nach).
Die erste Frage geht um das wie es sein soll, ob Freundschaft oder Böses sei.
Darüber hat auch Maria (M290) schon begonnen.
Bei "wie es sein soll" wäre kein Mangel - ist der allererste Vers.
Nur endet der mitten drin.
מזמור לדוד
יהוה רעי לא אחסר׃
בנאות דשא ירביצני
Der Doppelpunkt beendet einen Satz. Doch der Rhythmus des Reims geht weiter.
Man fragt wie das gehen soll, das "wie es sein soll".
"Auf einer grünen Aue..." wird versprochen, da kommen die Träume. Bildlich lassen sie sich mit Ruhe und Futter für die Herde darstellen. Sprachlich und philosophisch sind weitere Ebenen. Grün heißt auch sprießen, Aue wird als lieblich kombiniert. Man weiß, so etwas wäre - wie es sein soll.
Da wäre ein Bleiben, wo Liebliches sprießt.
Doch nicht immer geht das - und so springt der zweite Teil vom Vers 2 zur Frage, wo das alles zur Ruhe käme und wo (dann) die Nahrung herkäme. Irgendwann ist die Weide abgegrast, denkt man bildlich und findet die Fortsetzung im nächsten Abschnitt: "führet mich zum frischen Wasser." Im übertragenen Sinn wird überlegt, in welcher Situation Ruhe wäre und wo ein Sprudeln und ein Wachsen kommt.
על־מי מנחות ינהלני׃ Rest Vers 2
3 נפשי ישובב
Was geht damit jeweils rund?
Das erste Wort lässt an rundgehen denken.
Ganz isoliert steht [jeschovev] und [nefschi] als Frage und auch zum Überlegen. Es wird zum Rest der zweiten Zeile, mit dem Beginn vom dritten Vers:
3 נפשי ישובב
[jeschovev] ist von [schuv]
abwenden, abtrünnig machen; zurückbringen, führen; wiederherstellen und für Seele [nefesch] gibt es weitere Bedeutungen:
Leben, Verlangen, Empfindung, Stimmung, "Seliger" (Toter).
Zu überlegen ist die Bewegung, wie beim Puls. Es wird überlegt, was jeweils weiterfließt. Stellt man das Leben wieder her oder ist da ein Abwenden vom Verlangen, ein abwenden vom Tod, ein Zurückbringen der Stimmung, etc. Es ist die Aufgabe des Lesers, all das in seinem Herzen zu bewegen, zwischen seinen Träumen und wo sie verweilen oder abbrechen, wo sie belebt werden oder gestoppt werden.
Wenn er damit fertig ist, kommt der nächste Abschnitt: Es geht dann um den Weg der Umsetzung, wie die Talsohlen überwunden, mit dem Innersten im Einklang, ohne Furcht und Bangen der rechte Weg gegangen werden kann.
Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass der "DEIN Stecken und Stab trösten mich" wohl ein bisschen anders ausfallen wird. Doch darüber beim Nächsten mal.