Ich kenne auch andere Reaktionen von Müttern. Meine Mutter beispielsweise, die erst kürzlich sagte (naja vor 1 Jahr), die Zeit mit uns Kindern (wir sind mehrere) war ihre schönste Zeit ihres Lebens. Ja, das sagte sie und selbst ich war darüber erstaunt, denn leicht war es gleichzeitig sicher auch nicht.
Und sie hatte einen Beruf davor teilweise während dessen und nachdem sie uns betreut hat. Sie hat sich während sie uns betreute weiter gebildet und ist hernach viel höher eingestiegen. Und das Leben bereitete ihr auch danach noch viel schönes. Deshalb wunderte mich ihre Aussage.
Aber ich sagte es auch schon öfter, auch von anderen Müttern bekam ich bisher schon sehr schönes Feedback.
Oh, dass Mütter ihre Kinder lieben und die Zeit mit ihnen sehr genießen, bestreite ich nicht. Ich schrieb z.B. schon von der mir bekannten Familie, wo der Mann Hausmann ist. Die Frau sagte dazu einmal, dass es ihr schon ein wenig weh tue, wenn die Kinder dann auch nur noch vom Vater ins Bett gebracht werden wollen, und dass sie ihren Mann für die Nähe zu den Kindern beneidet.
Eine andere Mutter, die ich kenne, die berufstätig sein muss, weil es sonst finanziel nicht reicht, meinte auch: "Ich sehe mein Kind kaum; wozu habe ich es überhaupt bekommen?"
Auf der anderen Seite habe ich auch schon eine Kollegin auf einer Tagung erlebt, die mal bei Mittagessen in die Runde fragte: "Bin ich eine schlechte Mutter, wenn ich meine Kinder gerade nicht vermisse?"
Ja, richtig, es gibt Mütter, die sind heute schon mit einem Kind überfordert, aber von ihnen auf alle zu schließen und danach die Politik zu richten, ist Mist!
Als wenn diese Mütter die einzigen "Ausnahmen" wären, auf die Du hier angesprochen wirst.
Und ich sagte niemals, die Mutter müsse jetzt jahrelang nur noch Kinder hüten. Ich sagte, die ersten Monate, wenn möglich 3 Jahre (wie Lamia es fordert), solle vor allem die Mutter die erste Bezugsperson sein, wenn es ideal ist.
Und das ist mit heutigen Regelungen ja schon zu einem Großteil gewährleistet. Sehr oft kann dieses Ideal aber nicht erreicht werden. Sei es, dass es dem beruflichen Werdegang der Mutter (und NUR der Mutter) schadet, sei es, dass der finanzielle Nachteil zu groß wird oder sei es, dass Frauen für Arbeitgeber dadurch sehr unattraktiv werden. Klar, die finanzielle Unabhängigkeit von Müttern kann/könnte man leicht gewährleisten und gesetzlich regeln. Die anderen beiden Punkte nicht. Da kämen wir wieder sehr schnell zu Überlegungen über Frauenquoten.
Und ich wehrte mich dagegen, dass man sogleich nach der Geburt dies austauschen kann, ob Vater, Großmutter, Kinderkrippe etc., als ob es sich nicht um ein lebendiges, hochsensibles menschliches Wesen handeln würde, das schon neun Monate vor der Geburt ihre tiefe Bindung zu Mutter hergestellt hat.
Und das, obwohl ich, im Gegensatz zu Joey es mir leicht vorstellen könnte, für Kinder da zu sein. Denn mir macht der Umgang mit ihnen Freude.
Mir macht der Umgang mit Kindern - meinem Neffen und meiner Nichte sowie Kinder von Freunden - auch soviel Freude, dass ich es nicht ausschließen will, selbst Kinder zu kriegen. Mir haben auch schon ettliche Leute, die mich mit Kindern beobachtet haben - auch schon ganz früher im Zivildienst mit Kindern mit Behinderungen - dass ich ein guter Vater werden würde. Das ist nicht das Problem. Ich mag Kinder - sehr sogar. Ich habe aber in anderen Gebieten einen großen Ehrgeiz - nenn es von mir aus "Ego" - und, wenn meine eigenen Kinder dazu führen würden, dass ich diesem Ehrgeiz
dauerhaft nicht mehr nachgehen kann, so wäre ich nicht sonderlich glücklich darüber. Bei mir als Mann ist die Gefahr dieses worst-case-Szenarios gering; bei Frauen ist diese Gefahr größer. Und DAS ist eben ungerecht.
Und mich schockiert geradezu seit längerem dieser sehr lieblose Umgang mit diesem Thema. Das Thema wird seit Jahren wie eine Finanz- oder Energiefrage behandelt und die Sicht des Kindes, auch die Untersuchungen darüber, meist ignoriert, als ob es keine Rolle spielen würde.
Die Sicht des Kindes wird nicht ignoriert. Aber die Sicht der Eltern darf auch nicht ignoriert werden. Wenn gewährleistet werden kann, dass
- Die Mütter finanziel unabhängig vom Vater bleiben können
- Die Mütter ihre Karriere gut fortsetzen können (wenn sie wollen)
- Frauen nicht arg unattraktiv für Arbeitgeber werden - und das OHNE Einführung von Frauenquoten oder ähnlichem (die wieder Männer - mitunter auch qualifiziertere Mitbewerber - benachteiligen würden)
würde ich voll mit in Dein Horn - sogar in Lamias - blasen. Ich sehe aber kein Weg, wie das gut gewährleistet werden könnte.
Was die Studienlage angeht: Es gibt auch andere Untersuchungen mit anderen Ergebnissen. Die wurden Dir auch schon gezeigt. Klar ist die Studienlage da jedenfalls soweit ich weiß nicht.