Also, simi, irgendwie scheinen wir auf zwei verschiedenen Planeten zu leben ...
Das scheint nicht nur so- das ist so, scardanelli.
scardanelli schrieb:
ohne Lust kann Liebe nicht sein, würd ich mal sagen (ich meine die geschlechtliche Liebe - Bruderliebe, Mutterliebe, allgemeine Menschenliebe sind doch was anderes) - aber Liebe macht immer abhängig vom geliebten Objekt, wo ist da der Unterschied zur Lust?
Ja eben, das sag' ich doch: für dich gibt's da keinen Unterschied, für dich ist Lust = Liebe. Eros.
Ich spreche nicht von Eros, ich spreche von Agape.
Die treffendste Beschreibung ist: Agape ist die uneigennützig schenkende Liebe.
Agape ist uneigennützige Liebe, ohne den anderen für seine Zwecke missbrauchen zu wollen. Agape ist die hingebende Liebe dessen, der ausschließlich das Wohl des anderen sucht; das Wort Eros hingegen meint die Liebe dessen, den ein Mangel bedrückt und der nach der Vereinigung mit dem Ersehnten verlangt. Die Liebe, mit der Gott uns umgibt, entspricht der Agape.
aus:
http://de.wikipedia.org/wiki/Agape
Männer neigen dem Eros zu, Frauen Agape- daher die Schwierigkeiten zwischen beiden, wenn es um Liebe geht.
Frauen haben an sich nichts gegen Eros, sie wissen, wie wichtig Männern das ist und es macht ja auch Freude. Aber Frauen erwarten, dass Männer sich im Gegenzug auch Agape zuwenden- das tun Männer aber nicht. Deshalb verlieren Frauen das Interesse an Eros- und an dem betreffenden Mann. Dann suchen sie sich einen anderen, nur- der will auch nix von Agape wissen. Der nächste auch nicht. Und der nächste auch nicht.
Wenn die Frau an den Punkt kommt, an dem ihr Mann sich Agape nicht zuwendet und sie deshalb das Interesse an Eros verliert, verliert der Mann das Interesse an ihr. Weil Eros nicht mehr stattfindet. Was tut er? Er sucht sich eine neue Frau- für Eros.
Bei den meisten sogenannten "glücklichen" Partnerschaften ist es so, dass beide keins von beiden mehr leben- weder Eros noch Agape. Sie sind als Paar zusammen, haben sich aneinander gewöhnt, aber weder Erotik noch Hingabe finden statt. Dass sich Eros verändert mit der Zeit, haste ja selbst schon bemerkt.
scardanelli schrieb:
Wenn du meinst, ich kenne die Liebe nicht, dann kann ich wieder nur über deine gnadenlose Arroganz lachen und mein Mitleid schwindet ...
*schmunzel*
Liebe durchläuft Entwicklungsstufen und wandelt sich dabei zu immer höheren Formen- bis sie allumfassend ist. Du kennst nur Eros, diese Liebe bezieht sich auf ein begehrtes Objekt, dem man sie angedeihen lässt. Das ist die 3. Entwicklungs
stufe oder die 2. Entwicklungs
ebene, die Wasserebene. Ich hab' die 4 Ebenen der Liebe gemäss den 4 Elementen hier schon mal erklärt, aber ich mach's gerne noch mal.
Ein Mensch, der auf der Erdebene lebt, dessen Liebe bezieht sich nur auf den Körper und seine Sinne. Bei Männern ist das F***en, bei Frauen versorgt sein.
Einem Menschen, der auf der Wasserebene lebt, ist das nicht genug, er will zu den rein materiell/körperlichen Aspekten auch Gefühle der Liebe spüren. Die Seele, die Romantik, die Erotik kommt ins Spiel, also genau das, was du hier langatmig beschrieben hast. Blicke, zarte Berührungen, erste Küsse, Schmetterlinge im Bauch, Kribbeln und Knistern, sich beim anderen geborgen und geliebt fühlen usw.
Einem Menschen, der die Luftebene der Liebe erreicht, dem genügt das nicht- er will den anderen zusätzlich auch verstehen, er will erfassen, wer der andere wirklich ist, als Mensch. Und sich selbst auch- das ist der Punkt. Diese Ebene betritt man nicht, wenn man nicht ernsthaftes Interesse an Selbsterkenntnis hat.
Ein Mensch, der die Feuerebene der Liebe erreicht, der weiss, wer er ist- und er weiss, dass Liebe Selbstliebe ist. Er liebt sich selbst, dh er stellt keine Erwartung mehr an einen Partner. Er setzt den anderen nicht mehr unter Druck mit irgendwelchen Vorstellungen und Begehrlichkeiten, wie Liebe sein sollte- vor allem sich selbst nicht. Diese Liebe kennt keine Feindschaft mehr.
Jenseits der Feuerebene beginnt Liebe göttlich zu werden, da sie sich hier nicht mehr auf eine Person bezieht, nicht mal auf die eigene. Zuerst nimmt sie die Form der Glückseligkeit an im Gewahrsein der Einheit. Später nimmt sie die Form tiefster Dankbarkeit an, bevor sie ihre endgültige Form erreicht als Mitgefühl- dann ist sie allumfassend.
scardanelli schrieb:
Wie läuft das eigentlich bei dir in einer Partnerschaft ohne Erotik, ohne Begehren - denn wenn du jetzt ne Nonne wärst, würd ich das alles akzeptieren und davon ausgehen, dass du ausschließlich die Gottesliebe meinst, und dann wäre alles was du geschrieben hast, o.k.
Ich habe meinen Partner vor über acht Jahren kennengelernt, da war ich auf der Feuerebene der Liebe, er auf der Wasserebene. Wenn man auf der Feuerebene lebt, ist man unabhängig davon, Liebe von aussen zu empfangen, weil man sie ja bereits in sich trägt- ich hab' also keinen Partner gesucht. Er war allerdings sehr interessiert an spirituellen Dingen und hat sehr schnell die Luftebene betreten. Mittlerweile sind wir seit sechs Jahren zusammen und leben beide jenseits der Feuerebene. Was uns verbindet ist nicht Eros und war es auch nie- es ist Gott. Gott hat eine Tiefe, die ist mit Eros nicht zu erreichen- niemals. Und- Gott ist unvergänglich.
Also erzähl' hier nicht, ich würde sagen, Eros sein sinnlos. Nein- wer Agape kennt, dem ist Eros
wertlos. Gott ist nämlich weiblich, musste wissen- Agape, die weibliche Form der Liebe, ist die göttliche.
scardanelli schrieb:
- aber du hast was von Partnerschaft und Familie geschrieben, also eine Partnerschaft mit Kinder zeugen OHNE Erotik und Begehren ... mmmhhh ... also, du lebst dann völlig abstrakt und kalt mit einem Mann zusammen, und alle zwei Jahre habt ihr dann kalten, gefühllosen Sex, nur mit dem Zweck, Kinder zu zeugen???
Ja, entschuldige bitte, das ist immer ein bisschen durcheinander, je nach dem, mit wem ich spreche. Auf der Luftebene gibt es Partnerschaft und Familie, nur steht nicht mehr Eros und die Gefühle im Vordergrund, sondern das gegenseitige Verstehenwollen, wer der andere wirklich ist. Das ist die Basis für ein Miteinander, heisse Blicke, körperliche Anziehung und ähnliches haben ihren Reiz verloren.
scardanelli schrieb:
Und du meintest auch, du könntest das Vergängliche "genießen" - und warum kannst du dann Erotik nicht genießen?
Weil Erotik auf Begehren beruht. Begehren kann man nicht geniessen, es ist eine Qual. Sonnenschein ist auch vergänglich, den begehre ich aber nicht, den kann ich geniessen- dasselbe ist es mit einem guten Essen oder einem Konzert. Man kann alles Vergängliche geniessen, solange man ihm nicht anhängt und sich Glück davon verspricht.
scardanelli schrieb:
Außerdem hast du das mit dem Gedicht falsch verstanden, es ging darum, dass ein vergänglicher Eindruck 20 Jahre später zu einem unvergänglichen Gedicht geführt hat ... und selbst der Dichter, der das Pferd mythologisch überhöht hat, hätte sich nicht angemaßt, zu behaupten, dass der göttliche Sagenkreis in IHM geschlossen ist ... er hat es auf das Pferd projeziert .... dass du die Traute hast, das VON DIR SELBST zu behaupten - alle Achtung vor diesem Akt der Selbstvergötterung ...
*schmunzel*
scardanelli! Geh' doch einfach mal davon aus, dass ich verstanden habe, was du sagen wolltest. Das hab' ich nämlich- du wolltest mit dem Gedicht zum Ausdruck bringen, dass Vergänglichkeit so vergänglich ja gar nicht sein kann, wenn jemand noch 20 Jahre später ein solches Gedicht über ein so flüchtiges Erlebnis wie die Betrachtung eines Pferdes schreiben kann. Das habe ich verstanden- und verworfen. Dann habe ich mich dem Gedicht und seinem Inhalt zugewandt- und erkannt, dass Rilke Gott in diesem Pferd gesehen hat. Das zeugt von Rilkes Entwicklungsstand- denn er projiziert Gott in das Pferd, dh er traut sich nicht zu sagen, was er wirklich sah, als er Gott erkannte.
Ging mir auch so, damals, als ich Gott erkannte. Ich erkannte den Kreis so: der Mensch steht im Mittelpunkt, er schaut nach oben, ins Kosmische und sieht die Sonne, dann das Sonnensystem, viele davon bilden eine Galaxis, von denen gibt es viele, sie bilden... was? Der Mensch weiss es nicht, aber er stellt sich vor, dass diese Linie weiterführt- bis ins Unendliche. Andererseits schaut der Mensch aber auch nach unten, ins Atomare. Er sieht Moleküle, die teilt er in Atome, dann in Quarks und Strings und immer so weiter- bis ins Unendliche.
Das erscheint wie eine Gerade, die vom Atomaren ins Kosmische reicht, weder Anfang noch Ende sind bekannt. Diese Gerade bog sich vor meinem inneren Auge zum Kreis- in mir. Und ich wusste: das ist Gott.
Du sprichst vom göttlichen Sagenkreis, erzähl' mir was von dir in diesem Zusammenhang.
scardanelli schrieb:
Nun denn ... ich werde weiter leben, lieben, irren - was du machst, ist mir nicht so ganz klar ...
Ist es etwas klarer geworden jetzt?
Übrigens- einen Betrag in Teilen zitieren geht so:
Du klickst in dem Beitrag unten rechts auf "zitieren", dann geht das Antwortfenster auf, da steht der Text schon drin- aber der ganze.
Den Textblock, den du haben willst, den markierst du- er wird blau. Dann gehst du oben über dem Antwortfenster auf das 3. Symbol von rechts. Der Button hat so'ne Sprechblase, da klickst du drauf.
Dann steht vor deinem vorher markierten Text das hier: [ QUOTE], und am Ende das hier: [/QUOTE ], das sind die Zitatklammern.
Ganz am Anfang und ganz am Ende vom Text ist dann jeweils eine zuviel, die musste von Hand löschen. Guck' dir am besten die Vorschau an vor'm Abschicken.
