Trixi Maus
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jou, wenn man die Leerheit nicht kennt und an sie denkt, empfindet man vielleicht Angst. Oder aber man hat vielleicht sogar eine Sehnsucht nach ihr - das wird unterschiedlich sein.
ich verbinde, wenn ich an leere denke, oder an leer-sein, leerheit
ehrlich gesagt kein positives gefühl.
Was ist gemeint mit der Leerheit? Für mich ist es eine Frage der Identifizierung. Mit was identifiziere ich mich? Die Buddhisten beschreiben widerstreitende Gefühle und um die Vergangenheit oder um die Zukunft kreisende Gedanken als einen Teil von samsara, der Verirrung der Welt. Der Geist verirrt sich in der Vergangenheit und Zukunft, entwickelt darüber Gefühle. Dann ist, oberflächlich betrachtet, Fülle. Und wir in unserer westlichen Zivilisation sind auf Fülle geeicht, wollen Glück, Erfolg, Liebe, Leben, und von all dem möglichst viel. So etwas wie eine Leere scheint uns nicht erstrebenswert. Im Zweifel kommt im Westen die wahre Fülle durch Gott. Auch Gott führt zur Fülle in Dir.
Der buddhistische Weg ist da anders, der nimmt das Gegenteil: nicht die Sonne, sondern den Mond, nicht Yang, sondern Yin. Er erkennt in den Bestrebungen nach Fülle die Ablenkung vom Kern des Geistes: der Leerheit. Die ursprüngliche Natur des Geistes wird als Leerheit beschrieben, was soviel bedeutet wie eine stille Wasseroberfläche, auf der sich nichts regt, aber alles spiegelt: das, was über dem Wasser ist (Himmel, Welt) und das was unter dem Wasser ist (Unterbewusstsein).
Der Buddhist erkennt dabei Beides als spiegelverkehrt zueinander: was aus dem Aussen in uns hineinscheint, wird im Innen abgebildet. Unser Unterbewusstsein bildet also die Reflektion des äusseren Lebensgeschehens ab. Beides erkennt er, da das körperliche Leben ja endlich ist, als eine passagere, erlebbare Einspielung in den Geist und nennt das (schlecht übersetzt) "Illusion".
Hinter all den so entstandenen Bildern des Geistes und der dadurch aufkommenden Gedanken und Gefühle erkennt der Buddhist die wahre Natur seiner selbst: die Leerheit. Er ist nicht die Welt, er ist nicht der Körper, er ist auch nicht in seiner Existenz an das Leben gebunden, ebensowenig wie der Christ. Denn er denkt bzw. glaubt, daß die wahre Natur des Geistes - die Leerheit eben - das körperliche Leben überdauert. Das geht natürlich nur im Zustand der sogenannten Leerheit, denn er denkt natürlich, daß man nichts über den Tod hinaus mitnehmen kann. Ähnlich wie wir hier im Westen.
Das Erfahren der wahren Natur des Geistes, der Leerheit, während des Lebens, dient dem Buddhisten also als Vorbereitung auf den Tod und als wesentliche Erkenntnis darüber, was Leben ist, gleichermaßen. Das Leben ist eine Folge von Schritten, genannt Karma. Und das logische Ziel des Lebens ist der Tod, und also auch das Ende der Folge von Schritten und das Ende von Karma. All dies gelingt nur, wenn der Geist vollkommen leer ist.
lg