Wenn sich Emotionen entladen, ist eigentlich schon der Punkt der Kontrolle überschritten. Grundsätzlich ist es nicht so, dass wir Gefühle nicht wirklich kontrollieren können, weil sie von unserem Wesen bestimmt werden. Etwas, das uns schon mit der Menschwerdung in die Wiege gelegt wird. Bei den Emotionen spielen diese Wesenszüge zwar auch eine große Rolle, nur sind sie mit einem suggestiven Auslöser verbunden.
Das Problem dabei ist selbst zu erkennen, welche Emotionen unserem Seelenheil schaden und welche zu diesem Heil beitragen können. Gerade bei negativen Emotionen sind wir gerne bereit das Ganze zu beschönigen oder zu verdrängen („... es kann nicht sein, was nicht sein darf“).
In unseren Träumen werden diese negativen Aspekte der Persönlichkeit als die Schatten bezeichnet. Diese andere Seite der Persönlichkeit erscheint, dann gerne in unbekannten oder diffusen Gestalten, die man gerne im Keller eines Hauses versteckt oder vermutet. Anderseits gibt es aber auch die Schatten der eigenen Persönlichkeit, wie man von anderen oder aber auch von sich selbst gerne gesehen werden möchte, aber nicht ist.
Gerade diese Protagonisten verraten uns in unseren Träumen also ungeschminkt, wo diese negativen Schatten in unserer Persönlichkeit liegen. Sicherlich nicht einfach, denn das ist die Ratio, die ständig davon faselt, dass dies nicht sein kann. Aber keine Sorge, gerade in den entspannten Zuständen des Schlafes oder in Meditationen öffnet sich für uns das Tor zur Seelenwelt. Gerade der Dämmerzustand an der Grenze zum Tagesbewusstsein bietet die Chance, um subtile Botschaften (suggestive Formeln) in der Seele zu verankern.
Zum besseren Verständnis zum Tor der Seelenwelt:
(Merlin, deshalb gemeinfrei)
Wichtig ist es also, dem Gehirn die Möglichkeit zu geben sich ihrer eigentlichen Arbeit zuzuwenden – dem Ordnen der Gedanken, die Suche nach Lösungen und Regeneration des neuronalen Netzes. Damit haben wir dann auch schon bei den Zeitdieben die ersten Gesellen gefunden, die uns daran hindern glücklich zu sein.
Wir sollten also nicht nur per Handy für andere erreichbar zu sein, sondern auch in der Zeit des scheinbaren Müßiggangs für unsere Seele. Nur so hat die Seele eine Chance ihre Bedürfnisse und Befindlichkeiten an die Frau oder an den Mann zu bringen. Es ist dann wie ein Wunder, wenn sich da wie aus dem scheinbaren Nichts, all die Keime über den Rand des Bewusstseins gespült werden, die uns am Glücklichsein hindern.
Da tauchen dann als solche Keime die Erwartungen und des Zweifels auf, mit denen wir unser eigenes Seelenheil vergiften. Aber da sind noch die Keime der Habgier, Missgunst, Selbstgefälligkeit, Perfektionismus und Bosheit nach denen gesucht werden muss. Es darf aber anderseits nicht der Schatten des Guten und Reinen in unserer Seele vergessen werden, denn sonst wird unser Selbstwertgefühl im Negativen ertränkt.
Wir sollten uns auch immer wieder daran erinnern, dass von uns nur das Ausgehen kann, von dem wir auch erfüllt sind. Also gehört auch das auf den schonungslosen Prüfstand gestellt, weil wir gerade an diesem Punkt eine Chance haben Strategien entwickeln können, mit denen wir auf subtile Weise lernen können, mit den negativen Seiten unserer Persönlichkeit besser umzugehen. Aber gleich vorweg, die Sorge um das Seelenheil ist nicht eine vorübergehende Aufgabe des Menschen, sondern eine lebenslange.
So bekommt auch das Gleichnis von Jesus mit dem Schlag auf die rechte und linke Wange ihren Sinn. In Jesus Zeiten galt noch das Gesetz Moses vom Auge um Auge, das aber letztlich nur zu einer Spirale immer neuer Zwistigkeiten führte, deshalb:
Mattäus 5 [37] Eure Rede soll sein: ja, ja; nein nein. Was darüber ist von Übel. [38] Ihr habt aber gehört, dass da (vor dem Richter) gesagt wird: „Auge um Auge, Zahn um Zahn.*“ [39] Ich sage aber euch, dass ihr nicht wiederholen sollt dieses Übel, sondern so dir jemand einen Streich gibt auf deine rechte Wange, dem biete auch die andere dar.
(
* 2. Mose 21[24]; 3. Moses 24[30]).
Es ist damit also gemeint, dass man auch einmal schweigen sollte und nicht unbedingt das letzte Wort haben muss oder auf Biegen und Brechen eine Gerechtigkeit einfordern soll. Ein Gedanke, der sicherlich auch heute noch seine Gültigkeit hat – oder?
Wenn wir an uns also etwas ändern möchte, dann sollten wir uns Grenzlinien ziehen, die von uns keinesfalls überschritten werden dürfen. Ein Wort zu viel oder ein Schritt, mit dem wir das Tun zulassen, verleiht der Situation eine Eigendynamik – die unumkehrbar ist.
Jeder der versucht den rechten Umgang mit seinen Emotionen zu finden, wird den Rückfall in alte Verhaltensmuster erfahren müssen. Es darf aber nicht dazu führen, dass man sich mit dem Gedanken betäubt, dass man nun einmal so ist und deshalb auch sein darf. Noch schlimmer wäre es, wenn man sich in seinen Untugenden dann auch noch sonnt. „Wir ... sind halt so“, hat ein jeder sicherlich schon in den Familien gehört, mit dem alle Untugenden sanktioniert werden.
Merlin