Das habe ich auch nicht gesagt. Mir ging es gar nicht unbedingt darum, sondern v.a. um die Frage inwiefern einen kümmern sollte von welcher Seite man Applaus bekommt. Denn in einem wirst Du mir ja zustimmen: Es wird anstrengend wenn einen das kümmert. Denn dann muss man nicht mehr nur die eigene Meinung möglichst präzise formulieren, was sowieso Sinn macht um verstanden zu werden, sondern man muss sich auch nen Kopf darüber machen welche einzelnen Formulierungen oder gar Begriffe bei welcher Seite welche Impulse auslösen könnten. Denn abgesehen davon, dass man Beifall von z.B. rechts kriegen könnte kann es ja auch schnell passieren, dass man von links missverstanden wird. Wenn z.B. von heute auf morgen auf einmal ein Begriff wie "Flüchtling" nicht mehr politisch korrekt ist und man stattdessen Refugee sagen sollte oder was auch immer... das hab ich nicht mal mitbekommen. Bzw. ist es wohl auch noch nicht so weit. Aber bei Wirtschaftsflüchtling ist es das schon
Wenn man gut präzise formuliert, geschieht das ja schon automatisch, weil je präzieser man formuliert, desto weniger Interpretationsspielrauum ist da, den andere Leute (Rechte) für sich ausnutzen, oder der triggert, in die falsche Ecke (von Linken) geschoben zu werden. Dann könnte man auch das Wort "Wirtschaftsflüchtling" benutzen, ohne, dass es die falschen beklatschen, oder andere dran stören, weil in der präzisen Formulierung ja auch klar werden sollte, was man genau damit meint.
Sicher würde ich das klarstellen und mich glasklar von demjenigen und seinen Aussagen distanzieren. Aber ich werde nicht meine Sprache total glätten um Missverständnisse schon von vornherein unmöglich zu machen - was eh nie gelingen wird. Ich hätte genau dann das Gefühl den Falschen zuviel Macht zu geben.
Warum nicht? Es geht ja nicht unbedingt darum, dass du das wort "Wirtschaftsflüchtling" nicht emhr benutzen sollst, sonder eben um die präzise Formulierung, die Du oben schon erwähnt hast.
Nochmal das Szenario:
Ein AfD-Wähler sagt: "Ich will keine Wirtschaftsflüchtlinge durchfüttern."
Und irgendjemand anderes Dir Unbekanntes sagt: "Ich bin ja nicht rechts, aber ich will keine Wirtschaftsflüchtlinge durchfüttern."
Was ist der große Unterschied zwischen den beiden?
Hat die zweite Person ihre Ansicht präzise formuliert?
Das ist aber dasselbe Problem... Du verbindest da Dinge im Kopf die nicht unbedingt verbunden werden müssen. Man kann einer Aussage ja zustimmen... das heißt doch nicht das man allem zustimmt was die Person die diese Aussage machte sonst noch so denkt. (...)
Da hast Du mich falsch verstanden. Je weniger ich eine Person kenne oder einschätzen kann, desto mehr versuche ich den Interpretations-Spielraum auszuloten, ob in der Aussage für mich indiskutable Interpretationen möglich sind, ehe ich der Aussage zustimmenn könnte.
D.h. es macht einen großen Unterschied, ob ein Freund, den ich kenne, oder eine mir weitgehend unbekannte Person Missfallen gegen die Aufnahme von "Wirtschaftsflüchtlingen" äußert. Beim Freund, den ich einschätzen kann, ist der Spielraum, wie er es gemeint haben könnte, kleiner, und, wenn ich der Ansicht bin, der Spielraum ist klein genug, und nahe genug meiner Definition, so könnte es auch durchaus passieren, dass ich dem Satz zustimme, weil ich auch nicht dafür plädiere, jeden Asylantrag automatisch anzunehmen. D.h. ich kann abschätzen, dass bei dieser Person und bei mir ungefähr die gleichen Leute keinen Erfolg beim Asylantrag hätten.
Bei einer Person, die ich nicht einschätzen kann, kommt da ziemlich sicher keine schnelle Zustimmung.
Das tangiert andere Aussagen nicht - erst Recht nicht, wenn sie präzise formuliert sind, oder keinen großen Interpretationsspielraum lassen. Wenn ein Neonazi beispielsweise sagt: "Die Schwerkraft wirkt Anziehend zwischen zwei Massen.", so hat er damit Recht, auch, wenn ich seine politische Gesinnung verabscheue.