Zu dem Fettgedruckten: ich denke das ist eine typisch menschliche Reaktion. Es liegt mitunter daran, dass wir vor der dunklen Nacht gewohnt waren, dass man ja so Vieles im eigenen Leben steuern kann und dann kann man natürlich schwer mit der neuen Situation umgehen. Es hat sich bei mir aber wirklich so angefühlt wie eine Reise auf einer stürmischen See und das Steuerrad hat man zwar selbst in der Hand aber die Kräfte der Natur sind einfach viel zu stark, so dass man sich nur noch Wind und Wetter ergeben kann und Vertrauen kann, dass man heil ankommt. Dieses Vertrauen war aber - trotz zeitweiliger Verzweiflung, Ängsten und allen möglichen negativen Gefühlen - immer da. Ich würde sogar einen Schritt weiter gehen uns sagen, dass ich die ganze Zeit Zuversicht gespürt habe.
Wie war das bei dir mit den Ängsten? Hattest auch Angstattacken z.B?
Gruß
Sorry, dass ich erst so spät antworte.
Ich finde das rückwirkend immer noch schwierig positiv über diese schweren Jahre zu denken auch wenn mir klar ist wieviel es mir letztendlich gebracht hat.
Eine Reise auf stürmischer See kann ich als Symbol gut nachvollziehen, doch hatte ich oft nicht den Eindruck dass Steuerrad noch in der Hand zu haben.
An den Tiefpunkten überhaupt nicht, da war nur absoluter Fall in die Kontrolllosigkeit und auch kein Vertrauen da.
In den Momenten wo man wieder auftaucht ist auch wieder Hoffnung und Zuversicht da ein ganz neues Leben beginnen zu können.
Mein Symbol war eigentlich "barfuss in die Hölle und zurück".
Im Nachhinein weiss ich dass in dieser Tiefe eine Quelle der Urkraft verborgen ist und dass ich diese bei Bedarf immer wieder benutzen kann.
Das ist es was heutzutage meine innere Stärke und Zuversicht ausmacht.
Egal wie tief ich falle, irgendwann ist da dieses "Sicherheitsnetzt", vielleicht auch übersetzt als Urvertrauen das alles einen Sinn hat, alles im Endeffekt gut wird.
Man wird immer wieder aufgefangen, ob das nun eine Art von Gott ist oder ein anderes Lebensprinzip woran man glaubt.
Die Panikattacken und Ängste waren ganz am Anfang besonders schlimm, weil auch vollkommen ungewohnt.
Ich hatte sehr klare, vernünftige, bodenständige Pläne für mein Leben und es gab für mich keinerlei logisch nachvollziehbare Gründe, warum ich in diesen Plänen scheitern sollte.
Die "höheren" Gründe kann ich erst jetzt nachvollziehen.
Im einen Moment alles unter Kontrolle, im nächsten Moment alles ausser Kontrolle und du kannst es niemandem erklären, weil du es ja selbst nicht verstehst.
Die Leute sagen, ach jetzt reiss dich zusammen, das wird schon wieder, du hast nur zuviel Stress, nimm dir eine Auszeit, nimm Beruhigungsmittel...
Kein Beruhigungsmittel dieser Welt wäre stark gewesen mich von diesen seelischen Qualen zu befreien ohne mich gleichzeitig umzubringen.
Entweder man ist stark genug zu leben oder man ist stark genug zu sterben.
Oder beides ?
Ich habe jedes einzelne menschliche Gefühl in einer ungeahnten Intensität spüren können und auch müssen.
Und dadurch denke ich jetzt manchmal:
Was kann mir denn jetzt noch im Leben passieren, was ich in diesen Momenten nicht schon gespürt habe ?
Wirklich erleuchtet fühl ich mich nicht.
Eine Heilige bin ich sicher auch nicht geworden.
Was ich jetzt habe ist ein unglaublich tiefes Verständnis für Menschen, Lebensvorgänge und alles was so gut und schief gehen kann im Leben.
Wie genau ich diese Erfahrungen zukünftig einsetzen kann weiss ich noch nicht hundertprozentig.
Vielleicht verarbeite ich viele Dinge künstlerisch indem ich Bücher schreibe.
Es wird auf jeden Fall etwas sein was mit Kommunikation und dem Dienen anderer Menschen zu tun hat.