Die Anatta-Lehre Buddhas

Die zwölfgliedrige Kette des bedingten Entstehens erklärt, wie es zu der leidhaften Kette der Wiedergeburt kommt und wie sie aufzugeben ist. Die ersten drei Glieder der Kette sehen wie folgt aus:

1. Nichtwissen: Nichtwissen bedeutet hier das Nichtverstehen der Vier Edlen Wahrheiten, das Nichtgewahrsein von der Leidhaftigkeit allen Lebens.

2. Gestaltungen: Diese Gestaltungen werden auch karmische Formationskräfte genannt. Diese können heilsam, nicht heilsam oder neutral sein.

3. Bewusstsein: Das Bewusstsein bildet die Grundlage für ein neues Leben. Dieses Bewusstsein geht in den Mutterschoß ein, wählt die Bedingungen für ein zukünftiges Leben gemäß den karmischen Kräften aus.

Ich meine, diese zwölfgliedrige Kette des bedingten Entstehens kann man in der Pfeife rauchen, zumindest das 2. und 3. Glied. Wenn man das Bewusstsein auf karmische Kräfte zurückführt, dann verlässt man jede sachliche Diskussion. Aber mich wundert gar nicht, dass solche Vorstellungen hier im Esoterikforum so wenig hinterfragt werden. Schaut man sich einmal die Statistiken in einigen Threats an, in denen abgefragt wird, ob man an die Reinkarnationt glaubt, so stellt man fest, dass fast 90 Prozent aller, die an der Abstimmung teilgenommen haben, an die Reinkarnation glauben. Und mit diesem religiös gefärbtem Weltbild fällt es dann natürlich auch nicht schwer, die zwölfgliedrige Kette des bedingten Entstehens zu akzeptieren.

Vor kurzem habe ich allerdings gelesen, dass die zwölfgliedrige Kette des bedingten Entstehens gar nicht auf Buddha zurückzuführen ist, da Buddha selber nur von einer achtgliedrigen Kette des bedingten Entstehens gesprochen haben soll. Aber offensichtlich hatte der Mahayana hier wieder einmal seine Finger im Spiel und hat der achtgliederigen Kette an Anfang und am Ende einige Glieder hinzugefügt. Für mich allerdings ist die Reinkarnation ein Glaubensbekenntnis und ich habe keine Lust, meine Zeit damit zu verschwenden. Mir geht es um die Erleuchtung im Hier und Jetzt und was später ist, wollen wir einmal abwarten. Ich lasse mich nicht auf später vertrösten, sondern möchte das Paradies JETZT!

Die zwölfgliedrige Kette des bedingten Entstehens
 
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Ich möchte noch einmal auf die Anatta-Lehre zu sprechen kommen. Bei wikipedia.org wird folgende Äußerung getan:

"Die Lehre von „Anatta“ versucht die Buddhisten zu ermutigen, sich vom unangebrachten Anklammern an das zu lösen, was als fester Wesenskern betrachtet wird."

Für mich stellt sich die Frage, was will man mit dem Lösen vom Wesenskern, vom Ich, erreichen? Ist das nicht nur eine geistige Turnübung? Für mich jedenfalls ist dieses Ich Realität und ich sehe überhaupt keinen Sinn darin, mich davon zu lösen. Worin ich allerdings einen Sinn sehe, ist das Loslösen von den sinnlichen Verhaftungen. Für mich sind sie der wesentliche Grund für menschliches Leid.

Die 5 Skandhas:

1. Körperlichkeitsgruppe
2. Gefühlsgruppe
3. Wahrnehmungsgruppe
4. Geistformationsgruppe
5. Bewusstseinsgruppe

Und wenn man sich die ganze Diskussion des Buddhismus um die 5 Skandhas, die 5 Daseinsfaktoren betrachtet, so sollte man vielleicht einmal daran denken, dass die ganzen Überlegungen vor etwa 2.500 Jahren gemacht wurden, also zu einer Zeit in der man so gut wie nichts von Medizin, Biologie, Physiologie, von den Vorgängen im Gehirn, von Hormonen, von Synapsen, Botenstoffen, Molekülen und von all den komplizierten chemischen und bioenergetischen Vorgängen im menschlichen Körper wusste.

Man hatte sich im Grunde genommen ein einfaches religiös fundiertes Modell erschaffen und glaubte damit die menschliche Existenz und seine Einbindung in ein höheres universelles Sein beschreiben zu können. Und weil man von dem komplizierten Zusammenspiel der Daseinsgruppen nicht einmal etwas ahnte, suchte man nach überweltlichen Erklärungen, wie z.B. nach der Reinkarnation.
 
Und weil man von dem komplizierten Zusammenspiel der Daseinsgruppen nicht einmal etwas ahnte, suchte man nach überweltlichen Erklärungen, wie z.B. nach der Reinkarnation.

*kopfschüttel* :escape: Alles Gute und schönen Tag noch...
 
Hallo Kinnaree, du kannst ja gerne so oft reinkarnieren, wie du möchtest, und dir das Leid noch tausend- oder millionenfach antun, wenn dir danach ist. Ich verzichte gerne darauf.
 
Hallo Opti
Ich hab jetzt nicht alles aufs kleinste Detail verfolgt und weiß daher nicht ob du Zazen sitzt oder nicht. Aber falls du es noch nicht tust, würde ich dir raten, dass du die hier diskutierten Sachen einfach mal nicht so wichtig nimmst und einfach Zazen sitzt. Und wenn du das diszipliniert durchhälst wirst du vielleicht irgendwann die Warheit erfahren. Und ob das was hier geschrieben wurde stimmt oder nicht wirst du ja dann selbst merken.
Schöne Grüße,
Flo :)
 
Nachstatz für Kinnaree

Und was bitte reinkarniert da eigentlich? Die Seele ist es nach buddhistischem Verständnis jedenfalls nicht:

Die buddhistische Lehre erklärt, dass alles im Leben einer kontinuierlichen Veränderung unterworfen ist und das alles, was existiert, nur in Abhängigkeit von Bedingungen existiert (pratitya-samutpada), welche ebenfalls nicht dauerhaft sind. Aus diesem Grund gilt die Vorstellung als falsch, dass irgendetwas ein dauerhaftes Selbst oder eine Seele hat.

Anatta
 
Flori schrieb:
Hallo Opti
Ich hab jetzt nicht alles aufs kleinste Detail verfolgt und weiß daher nicht ob du Zazen sitzt oder nicht. Aber falls du es noch nicht tust, würde ich dir raten, dass du die hier diskutierten Sachen einfach mal nicht so wichtig nimmst und einfach Zazen sitzt. Und wenn du das diszipliniert durchhälst wirst du vielleicht irgendwann die Warheit erfahren. Und ob das was hier geschrieben wurde stimmt oder nicht wirst du ja dann selbst merken.
Schöne Grüße,
Flo :)

Das versuchte ich bereits weiter oben zu sagen. Nicht die theoretischen Konzepte sind wichtig, sondern die Praxis. Sie kann aus Zazen bestehen, aber auch aus jeder anderen (sinnvollen) Kontemplation. Ich halte sie alle für gleichwertig. Dabei sollte man aber bedenken, dass der fortgeschrittene Zen-Meister sowohl Brahmacharya als auch Zazen betreibt.
 
Buddha machte folgende Aussage:

"Der Buddha lehrte, dass wir durch die Wahrnehmung der Nichtexistenz unseres Ichs unsere weltlichen Begierden transzendieren können, um so über das Leid hinauszuwachsen."

Merkt ihr nicht, dass das nichts anderes als ein Taschenspielertrick ist? Der Meditierende konzentriert sich auf die Nichtexistenz des Ichs. Und was geschieht dabei? Er geht in tiefe Meditation, konzentriert sich dabei intensiv auf die Nichtexistens des Ichs und nimmt dadurch Einfluss auf seine Physiologie. Es geschieht also genau dasselbe, was bei jeder anderen Meditation auch geschieht. Dabei ist es vollkommen egal, worauf sich der Meditierende konzentriert.

In diesem Fall konzentriert er sich eben auf die Nichtexistenz des Ichs. Aber das ist im Grunde genommen sekundär. Das Entscheidende ist, dass er dadurch Einfluß auf seine Physiologie nimmt und einen Heilungsprozess auslöst. Und je intensiver es dem Meditierenden gelingt, sich auf die Nichtexistenz des Ichs zu konzentrieren, um so intensiver ist der Heilungsprozess.

Die Konzentrations auf die Nichtexistenz des Ichs, ist also nichts anderes als ein Hilfsmittel zur Meditation und damit zur Heilung.
 
opti schrieb:
Wenn Ramana Maharshi meint, dass kein Ich auffindbar sei, und das Selbst verwirklicht werden solle, so kann ich das nur religiös interpretieren. Denn dieses Selbst ist für mich nichts anderes als ein Ausdruck für Gott. ... Das ist Glauben, aber kein Wissen.
Maharshi hat (mit sechszehn) das Wegfallen des Ich erlebt. Er beschreibt es als Todeskampf. (Es scheint schwer zu sein, mit so einem Erlebnis allein fertig zu werden, ich vermute, die meisten landen in der Psychiatrie.) Eine zeitgenössische Beschreibung für ein solches Erlebnis ist das Buch ''Kollision mit der Unendlichkeit".
Soweit ich es verstehe entspricht das "Selbst" bei Maharshi eher dem Begriff Geist im Buddhismus.
Der Buddhismus bietet, glaube ich, einige "geschütztere" Wege zu diesen Bewußtseinszuständen.

Ramana Maharshi:
1. Wer bin ich?
Der aus den sieben Elementen (dhatus) bestehende physische Körper bin ich nicht; ich bin auch nicht die fünf Organe der Wahrnehmung, mit denen ich höre, fühle, sehe, schmecke, rieche und Klang, Berührung, Farbe, Geschmack und Geruch wahrnehme; auch bin ich nicht die fünf Organe der Tätigkeiten des Sprechens, der Bewegung, des Greifens, der Ausscheidung und der Zeugung mit ihrer jeweiligen Aktion; ebenso bin ich nicht eine der fünf Formen der Lebensenergie (prana, usw.), die Atmung und Stoffwechsel bewirken. Mein denkender Geist bin ich nicht und auch nicht die meinem Geist unbewußt bleibenden Eindrücke.

Schöne Diskussion :-)

Milon
 
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opti schrieb:
Hallo Kinnaree, du kannst ja gerne so oft reinkarnieren, wie du möchtest, und dir das Leid noch tausend- oder millionenfach antun, wenn dir danach ist. Ich verzichte gerne darauf.

Ich sagte doch, es kommt nicht darauf an, ob du Reinkarnation für möglich hältst oder nicht. Es tut nichts zur Sache. Und ob du sie willst oder nicht. Und auch nicht, ob ich sie für möglich halte oder nicht. Bei Buddhas Anatta-Lehre geht es nicht um Reinkarnation, sondern um das, was eigentlich in den letzten Tagen sehr anschaulich hier von allen Seiten beleuchtet wurde.

Und das
Und was bitte reinkarniert da eigentlich?
ist ja genau die Frage. Genau das habe ich dir ja gesagt - darüber kannst du jetzt jahrhundertelang weiterdiskutieren. :) Oder du kannst es lassen und weitermeditieren.
 
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