Du bestätigst, dass die Bibel nicht das Wort Gottes ist. Das reicht.
Ich möchte es mal so sagen, Jeremias 8,8:
>Wie mögt ihr doch sagen: "Wir wissen, was recht ist, und haben die heilige Schrift vor uns?" Ist's doch
eitel Lüge was die Schriftgelehrten setzen<.
Natürlich ist in den vielen Büchern der Bibel auch das Wort der verschiedenen Götter enthalten, aber eben leider durch Menschen verfälscht. Erst vergleichende Religionswissenschaft hilft, Verfälschtes von Echtem zu unterscheiden.
Das Heidentum ist also besser als das Christentum?!
Von diesem Standpunkt gehe ich gar nicht aus, das ist mir zu "fischezeitalterlich". Ich sehe die Bibel als eine Quelle wie Tacitus, Saxo Grammaticus, den Rigveda oder die Zend-Avesta. Einige der Quellen sind verfälscht (durchaus nicht unbedingt absichtlich, sondern durch Fehler der Überlieferer), einige mehr, einige weniger. So ist die Bibel für mich eine Quelle auch für das Heidentum, zumal es ja zur Zeit des Alten Testamentes noch gar kein Christentum gab. Daß wir eine lateinische und griechische Bibelhandschrift haben, verdanken wir übrigens einem Heiden: König Ptolemaios II. Philadelphos (282-246 v. u. Zt.).
Dazu mal ein Beispiel. Genesis 2, 7:
>Und Jachveh machte den Menschen aus einem
Erdenkloß, und er blies ihm ein den lebendigen
Odem in seine Nase. Und slso ward der Mensch eine lebendige
Seele<.
Ich erkenne hier drei Bestandteile des Menschen, Erde, Odem, Seele. Zwar nennt Kap. 2 der Genesis nur noch Jachveh, während Kap. 1 noch die Götter (Elohim) nennt, aber ich gehe auch im Kap. 2 von drei Elohim aus, denn es sind ja drei Bestandteile.
Und nun nehme ich die Menschenschöpfung aus der Edda, Völuspá 18, wo es über die ersten Menschen Askr und Embla heißt:
>Besaßen nicht
Atem, besaßen nicht
Od,
Nicht
Lohe, nicht Gebärden, noch göttliche Gestalt.
Atem gab Odinn, Od gab Hönir
Lohe gab Lodurr und
göttliche Gestalt.<
Drei Götter beleben auch hier die Menschen, auch wenn in der Zeile zu Lodurr eigentlich mehr Bestandteile genannt werden. Aber sie kommen vom selben Gott und daher ist die "göttliche Gestalt" nur eine Art Untergabe, sozusagen nach dem Komma. Und natürlich ist die göttliche Gestalt der Menschen in der Edda mit Genesis 1, 26 zu verbinden:
>Und Elohim sprach: Laßt
uns Menschen machen, ein Bild,
das uns gleich sei...<
Es geht also nicht um einen Kampf Heidentum-Christentum, sondern um alte heidnische Überlieferungen, leider etwas verfälscht und dann (Jahrhunderte später) vom Christentum adaptiert. Mich interessieren die ursprünglichen heidnischen Kerne darin, etwa die Verbindung der 7 Schöpfungstage der Götter mit den 7 Planeten usw. Das wären aber andere Themen und Material für einen andern Thread.
P.S.: Warum geht hier die Fettschrift nicht?
Lichtgruß
Geza