Hallo!
Ich habe ein wenig in diesem Thread gestöbert und mir kommt es echt hoch! Auch wenn das jetzt nicht gerade nett ist, möchte ich dazu etwas schreiben und vielleicht findet der eine oder andere auch einen Hinweis darauf was bei Depressionen hilft.
Erstmal vorweg - Fakt ist:
Depression ist eine Krankheit, da sie sich aber nicht direkt körperlich zeigt, sondern sich meist in langandauerdem Emotionalem Tief bis hin zur psychischen und emotionalen Selbstzerstörung zeigt, wird es häufig nicht einmal vom Betroffenen als solches anerkannt. Leider führt die Liste der Dinge die durch eine Depression passieren können bis hin zur physischen Selbstzerstörung. Übrigens mit anerkennen, dass es eine Krankheit ist, meine ich nicht sich darin suhlen, sondern erst dadurch wird eine Behandlung bzw. Heilung möglich.
Und damit möchte ich mich nun zu einem Beitrag äußern, der mir dabei sehr ins Auge gestochen ist.
@ sunnygirl
Hi Alice
Meine Erfahrung mit Depressiven zeigt eher, dass das Verpflichtungsgefühl zu den Kindern Depressive vor sich selbst rettet. Meine Schwester durfte nicht Suizid begehen, sie ärgerte sich oft darüber, dass wir sie nicht "gehen lassen" wollten. Depressiv sein zu dürfen klingt befreiend, führt aber u.U. in den Tod.
Auch das Geldverdienenmüssen kann Depressive immer wieder bei der Stange halten, damit sie nicht ganz abstürzen, so müssen sie morgens raus, müssen sich bewegen und die Depression spätesten in den letzten Stunden vor Arbeitsbeginn beenden, damit man wenigstens noch 2 Stunden Schlaf kriegt. Und wenn ein Depressiver ausrastet und sich beleidigt zurückzieht, wird er spätestens dann wieder vernünftig, wenn er "funktionieren muss" oder die Hilfe von anderen braucht.
Bei Frauen wirken teilweise auch Eitelkeiten. Wenn sie äußerlich bemäkelt werden, weil ihre Augen verweint aussehen und das Weiße bedenklich rot geworden ist, werden sie aufhören, um ihre Schönheit zu bewahren.Das klingt jetzt hart, aber so sieht die ungeschönte Realität eines Depressiven aus.
"Da durchgehen", klingt so romantisch, kenn ich alles, Todessehnsucht etc. Für die Angehörigen ist es die Hölle. Ich könnte das nie meinem Neffen antun, auch wenn ich ebenso viele Gründe hätte und ich auch am Rande einer Depression stände, gerade durch diese Umstände, aber ich verkneife es mir. Mein Neffe will mittlerweile nichts mehr hören von seiner Mutter. Er kann es nicht mehr hören, dieses ewige Klagelied.
Das was du hier tust empfinde schäbig! Allein deine Wortwahl: Klagelied. Depressionen sind nicht mal Gefühle die sich durch Verpflichtungsgefühl wegdrücken oder verstauen lassen!
Genau diese Verpflichtungsgefühle können es sein die den heftigsten Wellengang einer Depression entstehen lassen und diese Erkrankung (und das ist es) vertiefen bis hin zur chronischen bzw. manischen Depression.
Es geht nicht darum einen Menschen der Depressionen hat von allen Verpflichtungen zu befreien, sondern ihn dabei zu unterstützen diese Verpflichtungen in dem Rahmen seiner derzeitigen Möglichkeiten zu wahrzunehmen und ihm auch zuzugestehen, dass er es auch mal nicht schafft. Und glaube mir, wenn ein Depressiver Mensch sagt er kann es nicht, dann ist das nicht aus einer Laune heraus. Wenn er aus dem Gefühl der Verpflichtung etwas tut und es aber nicht schafft was glaubst du dann was mit dem Depressiven dann passiert?
Du verurteilst deine Schwester für ihren Zustand und bist dadurch drauf und dran diese Krankheit zu unterstützen und nicht die Heilung. Die Schuldgefühle und Wut-auf-sich-selbst und das Gefühl der Nutzlosigkeit und Hilflosigkeit ziehen dabei eine Spirale zum Tiefpunkt.
Mir wäre es sogar sehr recht, wenn ich nicht mehr nötig wäre und meine eigenen Lebenspläne verwirklichen könnte. Und ich tue alles Mögliche, damit wenigstens mein Neffe eigenständig wird. Auch meiner Schwester nehme ich nichts unnötig ab, denn ich bin keineswegs stark, aber ich muss schauen, dass die Kinder nicht Opfer ihrer Depression werden.
Den Kindern kannst du am besten helfen wenn du ihr hilfst, anstatt ihnen zu zeigen, dass sie auf ihre Mutter nicht mehr zählen können.
Bei deinen Aussagen kommt einem doch echt der Verdacht, dass du nur "hilfst" um als besserer Mensch dazustehen. Aber ich kenne dich und auch deine Gründe dafür nicht. Mir ist klar, dass man selbst durch die Hölle geht, wenn man einem Menschen der Depressionen hat nahesteht, aber es gibt auch noch andere Wege um deiner Schwester zu helfen.
Wenn dir das alles zuviel ist, dann kümmer dich noch darum, dass jemand da ist, der deiner Schwester eine Stütze sein kann und schau dann auch wieder mehr auf dich.
Wenn ein Depressiver etwas genau spürt, dann ist es das, dass er jemandem zur Last fällt.
@ all
Diesen Beitrag habe ich mit Sicherheit aus sehr persönlichen Gründen verfasst, aber ich denke es wären die Worte gewesen, die ich in der schlimmsten Phase meiner Depression zu den Menschen um mich sagen hätte wollen und dazu nicht in der Lage war. Zum Glück gab es Menschen, die es für mich getan haben und somit eine große Stütze in meinem Heilungsprozess waren. Die Gründe für und den Weg aus der Depression musste ich selbst finden, aber dazu hatte ich erst die Kraft als ich verstanden hab, dass es ok ist wütend zu sein, traurig zu sein und vorallem auch Fehler zu machen oder eben einmal eine Pause zu brauchen, weil man gerade nicht kann.
Man ist doch schließlich Mensch und keine Maschine!
Ganz liebe Grüße von Herzen
Bittersweet