Depressionen - Was hilft wirklich?

Hi Ahorn

Wenn Du sagst, Du muss durch die Dunkelheit durch, dann kommt es bei mir so an, als ob Du keine Möglichkeit hast, aus dieser Dunkelheit auszusteigen. Eben das glaube ich nicht.

Von Schuld habe ich gesprochen. Es besteht immer auch ein Anteil Eigenverschulden im Sinne von fehlender Erkenntnis der eigenen Schwachpunkte, an denen man arbeiten muss: Ich entscheide, ob ich in dieser Dunkelheit bleiben will oder etwas dagegen unternehme. Ohne Erkenntnis der Eigenschuld kann man auch nichts ändern, deshalb ist es gut, die eigene Schuld an der Sache zu erkennen. Es befreit. Das bezieht sich aber jetzt auf jeden Menschen, denn niemand ist gefeit gegen Depris. Nur das Ausmaß ist verschieden. Und natürlich bedeutet Eigenschuld nicht immer, dass man immer an allem selbst schuld ist. Sie könnte auch darin bestehen, sich anderen Ansprüchen und Schuldzuweisungen nicht entziehen zu können.
 
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Liebe Sunnygirl,

Wenn Du sagst, Du muss durch die Dunkelheit durch, dann kommt es bei mir so an, als ob Du keine Möglichkeit hast, aus dieser Dunkelheit auszusteigen. Eben das glaube ich nicht.
Ich komme aus der Dunkelheit, indem ich durch sie durchgehe. Dagegen ankämpfen kostet nur Kraft und bringt nichts. Ich glaube, wir beide verwenden eine unterschiedliche Sprache!

Von Schuld habe ich gesprochen. Es besteht immer auch ein Anteil Eigenverschulden im Sinne von fehlender Erkenntnis der eigenen Schwachpunkte, an denen man arbeiten muss:
Ich glaube nicht mehr an Schuld - Verantwortung ja, Schuld nein! Das Wort Schuld lähmt, das Wort Verantwortung stärkt. Klar habe ich die Verantwortung über meinen Zustand. Ich habe ein paar Baustellen zulange ignoriert - dann kommt die Dunkelheit... Meine Verantwortung! Aber schuldig fühle ich mich nicht!

Ohne Erkenntnis der Eigenschuld kann man auch nichts ändern, deshalb ist es gut, die eigene Schuld an der Sache zu erkennen. Es befreit.
Schuld lähmt! Zumindest mich, deswegen lehne ich sie ab... Auch für andere.

LG
Ahorn
 
Hi Ahorn

OK, Du lehnst das Wort Schuld ab, doch bist Du sicher, dass Dein Unbewusstes ebenso zwischen Schuld und Verantwortung differenziert? Vielleicht fühlst Du Dich schlecht, weil Du Deinen eigenen Anforderungen, welche Du an Dich gestellt hast, nicht gerecht geworden bist und Dich nun unbewusst verurteilst. Das wäre altmodisch ausgedrückt eine Schuld.

Ich selbst fühle mich schlecht, wenn ich meine Pflichten nicht erfülle. Man könnte es auch Versagen nennen. Verantwortung ist ja auch ein sehr anspruchsvolles Wort, es verlangt etwas. Wirst Du ihr gerecht? Wenn nicht, ist es dann "verantwortungslos"? Das Wort "verantwortungslos" empfinde ich als brutaler als das Wort Eigenverschulden.

Eigenverantwortung verlangt, Eigenverschulden wäre das Versagen darauf.

Aber wäre gut, wenn Du jetzt nicht nur auf meine Begriffe eingehst, sondern auf das, was sie aussagen. Du hast ja gefragt, was gegen Depressionen hilft.
 
hm, gut, bei dem Einen mag es so sein, daß er Schuld in sich selbr erkennen muß, beim Anderen mag es so sein, daß er Schuld aus sich herausdividieren muß, um eine Depression zu überwinden. Ich glaube nicht, daß man an Schuld vorbeikommt, aber sie bedeutet vermutlich für jeden etwas ganz Anderes und ich vermute, daß sie dadurch auch für die Heilung für jeden eine andere Rolle spielt. Wenn für Dich, Sunnygirl, das Überwinden der Schuld das Thema war (Du gewichtest ja Verantwortung höher- warum eigentlich?-), dann ist das für andere eben nicht unbedingt auch so, meinst Du nicht? Gefühle sind doch individuell! Andere drehen sich vom Kern ihrer Depression her um andere Dinge, würde ich daher vermuten.

:liebe1:
 
Liebe Sunnygirl,

gut, wir verwenden eine andere Sprache - hoffentlich verstehen wir uns dennoch. Ich erläutere noch kurz mein Problem mit dem Wort Schuld:
Dieses Wort wird häufig abwertend verwendet: "Du hast doch selbst schuld!" (z.B.) Die Schuld zeigt aber keinen Weg aus dem Dilemma, sie zeigt nur, was man falsch gemacht hat, aber nicht, was man besser tun kann.
Dann wird Schuld auch häufig von einem zum anderen geschoben, ohne dass irgendjemand die Verantwortung übernimmt - dadurch ändert sich nichts - und dieselben Fehler passieren wieder und wieder. Ich glaube, mein Unbewusstes macht den Unterschied genauso, denn es besteht ein sehr großer Unterschied zwischen diesen beiden Worten. Oder wer lähmt mich, wenn ich das Wort Schuld höre, wenn es nicht mein Unterbewusstes ist?

OK, Du lehnst das Wort Schuld ab, doch bist Du sicher, dass Dein Unbewusstes ebenso zwischen Schuld und Verantwortung differenziert? Vielleicht fühlst Du Dich schlecht, weil Du Deinen eigenen Anforderungen, welche Du an Dich gestellt hast, nicht gerecht geworden bist und Dich nun unbewusst verurteilst. Das wäre altmodisch ausgedrückt eine Schuld.
Kurz vorweg: momentan geht es mir schon etwas besser. Ich fühlte mich schlecht, weil ich im letzten Jahr sehr viele Veränderungen erlebt habe (auch durch eigenes Handeln, die einerseits gut sind, andererseits brachten sie auch viele Umbrüche mit sich - ich war gelähmt, weil ich mich in meiner neuen Lebenswelt (noch) nicht zurechtfand und es deswegen nicht schaffte, meine Grundbedürfnisse zu befriedigen. Ich habe zulange gewartet, um daran zu arbeiten, ging aber nicht anders. Ich habe nicht das Gefühl versagt zu haben, denn schliesslich habe ich einiges geschafft (nämlich mein Leben grundlegend zu verändern). Darauf bin ich sogar stolz. Vielleicht hätte ich meine Entwicklung und meine äusseren Veränderungen nicht ganz so schnell vorantreiben sollen, dass ich mich leichter daran gewöhnen kann. Doch liegt es in meinem Naturell, die Dinge, die mir in den Sinn kommen, möglichst sofort zu tun - hat nichts mit Schuld zu tun, dennoch trage ich die Verantwortung dafür und muss mit den Folgen zurechtkommen.

Ich selbst fühle mich schlecht, wenn ich meine Pflichten nicht erfülle. Man könnte es auch Versagen nennen.
Das ist schade, da ist es vielleicht sinnvoll, die eigenen Erwartungen ein wenig herunterzuschrauben.

Verantwortung ist ja auch ein sehr anspruchsvolles Wort, es verlangt etwas. Wirst Du ihr gerecht?
Ich übernehme nur Verantwortung für mich und das, was ich tue (Arbeit z.B.) - alles andere liegt ausserhalb meines Verantwortungsbereichs.

Wenn nicht, ist es dann "verantwortungslos"? Das Wort "verantwortungslos" empfinde ich als brutaler als das Wort Eigenverschulden.
Dieses Wort existiert in meinem aktiven Sprachschatz nicht. Entweder ich übernehme Verantwortung oder ich lasse es.

Eigenverantwortung verlangt, Eigenverschulden wäre das Versagen darauf.
Danke für die Erläuterung, wie Du das verstehst. Doch liegt es auch in meiner Eigenverantwortung, mal fünfe gerade sein und mir alles den Buckel runterrutschen zu lassen. Die Eigenverantwortung liegt darin, genau in sich reinzuspüren, was einem gut tut. Und wenn ich das mal unterlassen habe, dann habe ich eine neue Chance dieses zu tun. Jeden Tag! Niemand zwingt mich, irgendetwas zu machen. Das einzige, was folgt, sind die Konsequenzen aus meinem Tun oder Nicht-Tun. Dafür übernehme ich die Verantwortung, egal wofür ich mich entschieden habe.

Ich hoffe, Du kommst mit meinen Begrifflichkeiten zurecht und kannst nachvollziehen, was ich sagen möchte.

LG
Ahorn
 
hi,

das passt vielleicht nicht im moment dazu wollte es aber schreiben, ich habe "depressionen" auch einmal weggewischt, und es ging dann fast sofort um ein vielfaches besser !

ich werde mich dazu und wie das geht NICHT hier und jetzt ausführlich schreiben da ich denke schon genung meinungsverschiedenen heiten mit meinen beiträgen gemacht zu haben.

wer das ausprobieren sei herzlich willkommen und schreibet mir .

ende der durchsage - buba :)
 
Hi zusammen
Liebe Ahorn (die anderen sind aber auch lieb.gg)

Schuld lähmt. Ja, das stimmt. Aber gerade das ist doch eine Depression, eine Lähmung. Man ist blockiert in seinem Handeln. Es fällt schwer, seinen Verantwortlichkeiten nachzugehen. Wie man es auch nennt oder was damit auch assoziert werden mag, man kommt nicht richtig weiter. Da ist ein Riesen-Stop-Schild, eine Baustelle, wie Du erwähnt hast.

Solche Baustellen hab ich auch viele und wie Du sehe ich meine Erfolge trotz den immer noch bestehenden Baustellen. Es gibt noch eine Menge zu tun und dieser Panorama-Blick und die bestehenden noch ungelösten Probleme können doch auch sehr frustrierend sein.

Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder suche ich nach der Lösung, ohne mich herunterzuziehen, oder ich verharre in der Blockade und versinke in eine Depression. Es ist meine Wahl. Was ist sinnvoller? Die Depression wird mich nur aufhalten und mir Kraft nehmen. Also entscheide ich mich gegen die Depression und für das Angehen des Problems. Ich werde alles tun, um meine Blockade anzugehen, mich wie ein Käfer auf dem Rücken winden, bis ich wieder auf meine Füsse kippe.

So wie Du es beschreibst, Ahorn, klingt es nicht so, also ob Du nicht kämpfst. Klar kämpfst Du gegen die Depression, indem Du Dir professionelle Hilfe holst. Und das ist gut. Genau das meine ich. Die Depressiven meiner Familie jedoch hätten nie von sich aus die Kraft dazu. Dazu muss ich sie zuerst anstoßen, sonst bleiben sie im Tief stecken. Und eine Therapie würden sie nie im Leben machen. Also muss ich mittherapieren, geht nicht anders, ständige Nothilfe, um das Schlimmste zu verhindern, den Suizid abzuwenden. Und das jahrelang.
 
Liebe Sunnygirl,

ich versuche nicht gegen die Depression anzukämpfen. Ich versuche, durchzugehen, da haben viele Menschen nicht den Mut dazu. Doch kämpfe mal gegen einen Sog an...
Ich glaube, ich bin auch einfach ein wenig erschöpft, von dem, was ich geleistet habe - und wenn ich dann weiter Action mache, kommt die Dunkelheit auch und unterstützt mich in meinem Ruhebedürfnis. Fühlt sich zwar nicht unbedingt wie Wellness an, aber wenn die Batterie leer ist, gibt es höchstens noch einen stotternden Motor. Da heisst es, runterfahren und Akku wieder aufladen. Seit ich zur Therapeutin gehe, habe ich wieder Hoffnung - schon allein dadurch geht es mir besser. Ich glaube noch nicht daran, dass ich das Tal ganz durchschritten habe, doch die Glücksmomente nehmen wieder zu. Heute ist Wintersonnenwende - demnächst wird es wieder heller. Und ich habe Unterstützung beim Aufräumen und zum Lebenskarte malen. Ich denke, auf diesem Weg kann ich es schaffen.

Es gibt ja verschiedene Möglichkeiten mit der Dunkelheit umzugehen. Entweder man kämpft dagegen an, versucht sich hochzuputschen, verpulvert dabei vielleicht unnötige Energien und viele scheitern dabei. Oder man leidet still vor sich hin (kostet auf die Dauer auch Kraft). Oder man setzt dem Leid ein Ende (die wahrscheinlich blödeste Variante). Oder man schaut hin, was die Depression einem zu sagen hat, dafür sollte man allerdings mit seinem ganzen Sein hindurchgehen. Ich hoffe, dass ich dieses mal wieder den letzteren Weg beschreiten kann. Die Erkenntnisse vom letzten Mal waren sehr bereichernd.

LG
Ahorn
 
Hi Ahorn

Das klingt gut. Die Depression als Lektion, so hab ich es auch gemeint. Es soll ja nicht einfach weggedrückt werden. Wenn Du das meinst, reden wir so ziemlich vom Gleichen.

Allerdings ist es bei mir so, dass ich mir tatsächlich keine Depression leisten kann, wäre vielleicht gut, einmal bewusst und derart kontemplativ da durchzugehen, aber ich bin ein großer breiter Baum (bzw. soll es sein), an dem sich alle anderen festhalten in meiner Familie, weil sie zu wenig Stand haben. Es ist sogar so, dass ich auch so noch zu wenig stämmig bin, meine Äste sind dürr, ich kann meine Lieben nicht vollends beschützen.

Ich dürfte nie sterben wollen, ich dürfte nie weggehen, ich habe eine Familie, obwohl ich kinderlos und alleinstehend bin. So bin ich. Meine Familie geht mir über alles. Ich habe keine Wahl, nicht nach meiner Definition von Verantwortung. Deshalb ist dieses Wort für mich wirklich viel höher und weitaus weniger gut zu erfüllen.
 
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Hi Ahorn

Das klingt gut. Die Depression als Lektion, so hab ich es auch gemeint. Es soll ja nicht einfach weggedrückt werden. Wenn Du das meinst, reden wir so ziemlich vom Gleichen.

Allerdings ist es bei mir so, dass ich mir tatsächlich keine Depression leisten kann, wäre vielleicht gut, einmal bewusst und derart kontemplativ da durchzugehen, aber ich bin ein großer breiter Baum (bzw. soll es sein), an dem sich alle anderen festhalten in meiner Familie, weil sie zu wenig Stand haben. Es ist sogar so, dass ich auch so noch zu wenig stämmig bin, meine Äste sind dürr, ich kann meine Lieben nicht vollends beschützen.

Ich dürfte nie sterben wollen, ich dürfte nie weggehen, ich habe eine Familie, obwohl ich kinderlos und alleinstehend bin. So bin ich. Meine Familie geht mir über alles. Ich habe keine Wahl, nicht nach meiner Definition von Verantwortung. Deshalb ist dieses Wort für mich wirklich viel höher und weitaus weniger gut zu erfüllen.

was mir so ganz spontan beim lesen kam,
kennst du die geschichte von martha und maria, den beiden schwestern..
die martha sorgt sich ständig, um alles und alle..
eines tages kam jesus in das haus der schwestern..
maria setzte sich zu den männern, und lauschte was jesus zu sagen hatte,
während martha sich darüber beklagte, dass sie für alles da sein musste..
und jesus antwortete ihr, ach martha, martha, glaube mir, deine
schwester hat den besseren teil gewählt...

eine depression kann man nicht intellektuel oder mit vernunft erfassen...
und schon gar nicht hat sie was mit schuld zu tun, sondern mit einer
sensibelheit den naturgewalten zu begegnen, völlig offen, das wahrnehmen
des eigenen schattens, ist in wahrheit ein segen.
was einem die depression auch lehrt, ist, sich selbst nicht zu überschätzen!!!
Alice
 
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