Für mich hat Demut etwas mit Ehrfurcht zu tun. Ich finde mich als Teil eines größeren Zusammenhangs, der für mich unbegreifbar ist, in dessen Dienst ich stehe. Wenn ich mich in der freien Natur befinde, die nicht von Menschen kultiviert wurde, wenn ich den Sternenhimmel betrachte, das Immer-wieder-Neu-Werden des Lebens, von der Evolution bis zur Entwicklung eines Kindes, dann empfinde ich Ehrfucht vor ihrer Größe und Schönheit, auch vor ihrer Gewalt.
Das Pendend ist Demut und führt mich zu der grundsätzlichen Haltung der Dankbarkeit diesem Großen, Überwältigenden, Umgreifenden gegenüber, von dem ich nur lernen kann und dem ich dienen möchte. Ihm verdanke ich meine Existenz, mein Wohlergehen, den Anblick seiner Schönheit.
Demut drückt auch der sokratische Satz aus, "Ich weiß, dass ich nichts weiß".
Ehrfurcht, Demut, Dankbarkeit und in der Konsequenz: dienen wollen gehören zusammen und bedingen einander.