Armin Risi schreibt in "Machtwechsel auf Erden":
Finde den Ansatz durchaus überlegenswert.
Wenn somit also "Das Gute" der Mittelweg, die Balance, die Null wäre, dann wären sowohl plus als auch minus letzlich "böse", was ja auch im eigenen Bezug verständlich wird: Wo jemand selbst steht, ist es vermeintlich immer gut, wo der andere steht, ist es vermeintlich böse. Und das auch nach einem Seitenwechsel.
Wie bei einer Schaukel, einer Waage, einem Pendel. Rauf, runter, gehen die Balken, nur die Wippe selbst, um die sich alles dreht, bleibt ruhig.
An dem Ansatz ist meines Erachtens ein Aspekt besonders beachtenswert: Der der Einseitigkeit, des Extrems. Der nunmal auch Religion, Spiritualität, Esoterik mitunter sogar paradigmatisch, eigentlich sogar paradogmatisch durchzieht.
Ich erwähnte weiter vorne einen möglichen Zusammenhang, dass ein "zuviel des Guten" kippt. In sein Gegenteil. Was letztlich Risis Aussagen recht nahe kommt.
Wenn man nun "Das Gute" als Null betrachtet, als die Aufhebung der Polaritäten, Neutralisierung der Extreme, bemerkt man ein paar Eigenartigkeiten, Besonderheiten:
Die Null ergibt sich entweder aus einem statischen Stillstand, der allerdings labil ist, sobald eine Gewichtung stärker wird, kippt die Balance auf diese Seite.
Oder sie ergibt sich als Auslöschung, gegenseitige Aufhebung der gegensätzlichen Wertigkeiten. Wie bei oszillierenden Schwingungen. Aber auch dann nur für einen Moment, eben genau dann, wenn beide Gegenkräfte gleich stark sind.
"Das Gute" scheint also schwer aufrecht zu erhalten zu sein. Ist anscheinend sehr labil. Leicht wieder ins "Böse" rückverwandelbar.
Und, es selbst wäre demnach nicht aktiv. Tut nichts. Ist passiv. Es ergibt sich, resultiert aus einer Balance widerstrebender, gegeneinander wirkender "böser" Kräfte.
Das ist ja interessant.
Was ergibt, ergäbe sich in dem Kontext dann, wenn man "Das Gute" mit Gott gleichsetzen würde?
Da wären einige "Lösungen" im Rahmen des Kontexts möglich. Eine davon wäre z.B., dass Gott eigentlich erst als Resultat der Gleichwertigkeit zweier gegensätzlicher "böser" Krafte "entsteht". Dann würde "das Böse" eigentlich, in Auslöschung, Aufhebung seiner selbst Gott erst unter bestimmten Vorraussetzungen "erzeugen". Fühlt sich erstmal nicht so überzeugend an.
Andererseits wäre "das Gute" aber auch die Wippe, der Punkt, um den sich alles dreht. Gott, "das Gute" wäre also demnach überhaupt erst die Ursache, aus der das Pendel ins "Böse" ausschlagen könnte. Erst auf die eine Seite, dann auf die andere. Bis es wieder in der Mitte zum Stillstand kommt. Nicht mehr ausschlägt. Oder eben in dem Momenten, wo es in der Bewegung genau durch die Mitte geht.
Wie also bringt man das Pendel zum Stillstand? Wie wird das "böse" (wieder) gut? Wie wird "Das Gute" stabiler?
Gibt es noch andere Lesarten, Lösungen?
Oder passt das Modell, oder meine Interpretation so eher nicht?